Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Im Angesicht des Verbrechens
von Lala
Im Angesicht des Verbrechens.
Gerne wird ja neuerdings von Serien berichtet. Spätestens mit "24" erfuhr das deutsche ÖR Lamm, dass es im Peter Pan Land Serien gebe, die alles und auch jeden Kinofilm in den Schatten stellen würden. Aus James Bond wurde Jack Bauer.
Gut, wer halbwegs wach geblieben war, erinnerte sich schon lange vor "24" an Serienerlebnisse, die ihm einmal zur Nacht und so selten wie der Halleysche Komet, als Bonbon oder Mintplättchen dargeboten worden sind, als da wären "The Singing Detective" oder "Lipstick on Your Collar" (Beides Beispiele wie unterträglich gebührenfinanzierte Intendanten-Gollums auf ihren Schätzen hocken).
Zwar kann und sollte man "24" und The Singing Detective nicht wirklich miteinander vergleichen, aber dies war nur als Hinweis gedacht, dass es schon immer in Machart und Story herausragende Serien gegeben hat. Und: Man muss nicht immer im Ausland nach zeitlosen und beeindruckenden Serien Ausschau halten, man kann diese seltenen Perlen auch im deutschen Fernsehen entdecken.
Ein Regisseur, den man auf dieser Suche - zumal im Krimi Segment - dabei entdecken kann, ist Dominik Graf. Sein außergewöhnliches Talent zeigte er schon in seinen Regie-Arbeiten für die Fahnder Reihe - eine ebenso für damalige deutsche Fernseh-Verhältnisse außergwöhnlichen Serie. Eine intime Kameraführung, schnelle und intelligente Schnitte und eine pointierte Story waren schon damals die exquisiten Ingredenzien.
Gespannt war ich damals auf den ersten großen Kinofilm Grafs "Die Katze" und wurde nicht enttäuscht. Eine intelligente Story und ein unverbrauchter Heinz Hönig sowie Götz George als Mastermind in formidabler Spiellaune.
Wer "Die Katze" und z. B. den letzten Tatort mit dem fleißigen Schweiger als Kommisar Nick Tschiller gesehen hat, der weiß, dass gutes Handwerk gepaart mit viel Geld eine schlechte oder durchsichtige Story nicht retten kann. Wobei der Regisseur dieses ersten Schweiger Tatorts seine Klasse im letzten Kieler-Borowski Tatort grandios unter Beweis gestellt hat. Nebenbei: Der Tatort "Willkommen in Hamburg" war handwerklich gut, für die Reihe zum Teil außergwöhnlich gut, aber die Story und die Erzählung dieser Story, der Spannungsbogen, konnte mit den actionreich in Szene gesetzten Handlungsfetzen nicht mithalten.
Anders und auch an Hollywood oder die großen amerikanischen Vorbilder orientiert ohne dabei sprachlos zu werden, waren Dominiks Graf Filme "Die Katze" und auch "Die Sieger" obzwar letzterer nicht empfehlenswert ist, weil er auch zu viel gewollt hat. Aber als Serien- oder Wiederholungstäter hat Graf 2010 mit "Im Angesicht des Verbrechens" die für mich herausragendste deutsche Krimi Serie ever, noch ganz weit vor dem Kriminal Dauer Dienst oder Anderen Reihen, herausgebracht. Man muß nicht nach "The Wire" oder ähnlichem in Übersee oder sonstwo suchen. "Im Angesicht des Verbrechens" ist straff erzählt, gönnt seinen Figuren Tiefe und hat mich filmisch an den Eiern gepackt.
Dicht, straff, stringent und spannend erzählt. Wer sich mit Wehmut an die besten Fahnder Faber Folgen erinnert, wer beim Anblick von "Die Katze" und selbst auch "Die Sieger" sehnsüchtig auf die Vollendung Grafs im Genre des Thrillers, Krimi oder des Suspense Films gehofft hat, der muss sich "Im Angesicht des Verbrechens" anschauen - sofern er es wirklich noch nicht kennen sollte.
Die Serie [/exturl] kann es in Machart und Story leicht mit den vielgerühmten Globe Preisträgern aufnehmen. Den Grimme Preis hat sie bekommen - der ist aber mittlerweile auch entwertet - aber nie die Prime Time.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Grundsätzlich sollte m.E. TV-Serien nicht mit Kinofilmen vergleichen, da beide Formate im Grunde völlig verschiedene Schuhe sind, die beide ihre Stärken und Schwächen haben. Wie so oft, hat man beim "ÖR" (ich nehme an, Lala meint den öffentlichen-rechtlichen Rundfunk) den Eindruck, sie senden die guten Sachen eher aus Versehen und zur sog. Primetime kommt Mist oder Fußball, für das sie zig Millionen gezahlt haben.
Dominik Graf schreibt übrigens auch regelmäßig für die FAZ und das nicht schlecht. Bei seinen Werken geht es mir, soweit ich gesehen habe, ähnlich wie Lala: Viele Perlen und zwischendurch Mäßiges. "Der Fahnder" habe ich schon regelmäßig gesehen, als er noch neu war (ja, so steinalt bin ich), ohne das ich mir den Namen Graf gemerkt hätte...
Mir gefällt aus seinem Oeuvre (viele seiner Werke habe ich zugegebenermaßen allerdings nie gesehen) am besten "Der Felsen" (2002) und sein "Dreileben"-Teil "Komm mir nicht nach" (2011), den ich auf dem Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen gesehen habe.
Bei "24" war mir zuviel Splitscreen, da wurde mir schwindelig...
In "Im Angesicht des Verbrechens" habe ich nur kurz reingeschaut, es erinnerte mich an den "KDD -Kriminaldauerdienst" (ab 2007), was ja die nicht schlechteste Serie ist, war sie RTL doch so gut, das diese sie recht schnell loswerden wollten...
Ansonsten möchte ich in diesem Zusammenhang noch auf "Unter Verdacht" hinweisen, mit einer großartigen Senta Berger und weitab irgendeines klebrigen Happyend-Zwangs.
"unterträglich"? Gibts das wirklich? Falls ja, was soll es bedeuten?