Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Commodore C64
von Dieter_Rotmund
Eine Gastkolumne von Oskar
Irgendwann, sagen wir mal vor circa 30 Jahren, schleppte mein Vater das titelgebende Gerät in den elterlichen Wohnkäfig. Nur geliehen, sagte er. Er wolle erst rausfinden, ob ich schon mit einem Rechner umgehen könne. Das Ding stamme von einem Kollegen und könne jederzeit zurückgeben werden, sei ich nicht bereit, für dieses elektronische Wunderwerk mit Floppy-Disk und Datasette.
Ein halbes Jahr verging und nachdem Winter Games und Stunt Car Racer mich langweilten, brachte ich eine Kopie von Commando Lybia mit nach Hause. Ein Spiel mit einem einfachen Prinzip. Soldaten laufen auf einen zu und diese knallt man mit einem stationären Maschinengewehr ab. Gefiel meinem Vater nicht. Ganz und gar nicht, denn der Commodore verließ unser trautes Heim. Mich warf es um Jahrzehnte zurück und ich musste mich wieder mit Büchern vergnügen. Seltsame Geschichte. Jahre später hielt er mir vor, keinen Wehrdienst geleistet zu haben. Das war um die Zeit von 9/11.
Nach einer Scheidung, dem rechnerfeindlichen Haushalt entflohen, folgte ein Amiga 500, später ein 386er. Die Spiele wurden besser und Hinter dir! Ein dreiköpfiger Affe! zum Lebensmotto. Aber es fehlte etwas. Die Spiele waren zu eindimensional. Man spielte entweder einen Shooter, ein Adventure oder was weiß ich. Verschiedene Spielprinzipien kombiniert kamen nur in der Fantasie vor, die Grafiken waren nicht die besten, also blieb mir nichts anderes übrig, als hin und wieder ein Buch zu lesen.
Ganz anders heute. Red Dead Redemption. Wieder ein Maschinengewehr; neben Revolvern, Dynamit und zahllosen Handlungssträngen, Aufgaben und, wie es sich für einen Western gehört, Sonnenuntergänge und Pferde, Whiskey und Bardamen. Es dauert nicht lange und man wird zu John Marston, dem Protagonisten. Man ballert sich von Auftrag zu Auftrag, führt und hört interessante Gespräche oder kopuliert, so man denn will oder pflückt Blumen. Die braucht ein alter Mann, den man irgendwann in der Prärie trifft, für seine Ehefrau, die die gemeinsame Hütte nicht mehr verlassen kann. Herzzerreißend. Aber ein langweiliger Nebenplot. Spielte ihn nicht zu Ende, aber das Spiel. Ein Showdown, der jedem von mir bekannten Western, egal ob Buch oder Film, in nichts nachsteht. Sehr bewegend.
Ein gutes Buch, ein guter Film streift in den meisten Fällen nur die Grenzen zum Körperlichen. Ein gutes Zock nimmt erst den Körper und gebiert dann einen Neuen. Mit Schwierigkeitsstufe Leicht. Leider. Zu viele Bücher zwischen Commodore und Amiga.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(16.03.17)
(14.07.17)