Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
(bisher 19.298x aufgerufen)
Der Vorname
von Dieter_Rotmund
Wieso sollte ich in ein deutsches Remake gehen, obwohl das französische Original gerade mal fünf Jahre alt ist und erst letztes Jahr den Weg in die deutschen Kinos fand?
Die Antwort lautet, ebenso banal wie menschlich: Eine Frau ist der Grund. Wie könnte ich widerstehen, wenn die Dame meines Herzens den Wunsch äußert, genau diesen Film, nämlich Der Vorname, zu sehen?
Ein weiterer, ungleich kleinerer Pluspunkt war, dass wir den Film in der Hemsbacher Brennessel sahen, einen schönen alten Dorfkino, wie sie es kaum noch gibt. Wer noch nie etwas von Hembsbach gehört hat: Macht nichts, nix verpasst, außer eben die Brennessel. Die Alternative dazu an diesem Abend wäre 25 km/h im benachbarten Weinheim gewesen. Dieser Film läuft auch in einigen Multiplex-Blockbusterkinos, was a priori natürlich Punktabzug bedeutet.
Nun, nachdem das geklärt ist, zu Der Vorname (Deutschland 2018). Es geht um ein ganz typisches gemeinsames Abendessen zweier Pärchen im Heim des einen (Bonn, piefig) und zu Besuch ist das andere (jünger, Frau schwanger). Und es geht um das banalste und bleiernste Thema, nämlich wie der Vorname der Nachkommenschaft heissen soll. Ein extrem anspruchsloses Thema, zu dem aber wirklich absolut jeder eine Meinung zu haben glaubt., die er mitteilen möchte. Glücklicherweise ist das nicht das einzige Thema des Abends und im Rahmen der Möglichkeiten solch eines dämlichen Themas hat man aus das Maximum herausgeholt: Die Dialoge sind flott und witzig und das Timing stimmt.
Caroline Peters (bekannt aus dem Überraschungshit Mord mit Aussicht überzeugt als zuerst latent, dann offen frustrierte Hausfrau. Die richtige Super-Überraschung ist jedoch Justus Dohnanyi als bel ami in dieser Runde. Er, der sonst sein Talent offenbar in 08/15-Vorabendserien verschleudern muss, ist das Highlight in Der Vorname. Christoph Maria Herbst spielt eine akademische Stromberg-Variation. Florian David Fitz bleibt blass, was angesichts seiner Filmografie, die ihn nie forderte, auch nicht weiter überrasscht.
Der Vorteil von Der Vorname ist zugeleich sein Nachteil: Es ist per se ein Theaterstück, straff sortiert und mit unterhaltsamen Entwicklungen. Aber es wird halt keine Geschichte erzählt, es ist eher eine aktuelle Millieustudie, wie es heutztage in deutschen Wohn- und Esszimmern zugeht. Der Mainstream-Regisseur Sönke Wortmann ist sich dann leider zum Schluss auch nicht zu schade, uns ein aufdringlich versöhnliches Happy-End präsentieren zu müssen, natürlich, wie sollte es anders sein, vor dem Kreißaal, geradezu ikonografisch. Womit wir wieder beim bleieren-banalen deutschen Familienalltag sind.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(08.11.18)
Im Grunde möchte ich auch keine Empfehlungen oder das Gegenteil dessen aussprechen, eine gute Filmrezension ist mehr, so mein Anspruch, dieser fast immer unerreicht.
(08.11.18)
Frauen neigen dann dazu, seitenlang über ihre Gefühle zu schwadronieren, Männer neigen zur näselnder Besserwisserei.
Ich empfehle zu diesem Thema Little Children (USA 2006) mit Kate Winslet. Die Kindernennung im Titel steht hier eher für ein trennendes Element.
Ich habe eine Expertin von österreichischen Youtube-Serien dazu befragt, sie kannte Fauner Consulting nicht. Sie empfahl mir Anton Horvath.