Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 19. Januar 2022, 19:03
(bisher 133x aufgerufen)

Drive my car (OmU), Japan 2021

von  Dieter_Rotmund


Wie ich jetzt erst bemerkt habe, wurde die Film&Fußballkolumne letztes Jahr 10 Jahre alt. 
10 Jahre! Das müssen andere erstmal nachmachen. Noch erfolgreicher ist nur Bergmann.

Doch medias in res:

Drive my car (OmU), Japan 2021. Verlust und Trauer sind die beiden Themen dieses Films. Das klingt zunächst nicht sehr aufregend, ist aber sehr spannend in Szene gesetzt: Schauspieler, die Schauspieler spielen, ein Theaterprojekt, im Hiroshima der Gegenwart. Sicher. der Film braucht seine Zeit. Zeit, in der sich die Figuren entwickeln können. Und dann ist da noch der heimliche Star des Films, der rote Saab. Etwas überraschend war das Auftauchen europäischer Theaterstoffe (Beckett, Tschechow). Übrigens spielt Mehrsprachigkeit eine wichtige Rolle - eine deutsche Synchronfassung zu sehen wäre also totaler Unsinn. Drive my car - Ein großartiges Werk.

Les vétos (OmU, Frankreich 2019, blöder deutscher Verleihtitel "Plötzlich aufs Land"). Ein Mensch, der gegen seinen Willen aus der großen Stadt heraus aufs Land ziehen muss, dort auf vielfältige Widerstande, innere wie äußere, stößt, dann aber doch mit der neuen Umgebung glücklich wird und die Umgebung mit ihm. Das ist ein altes Thema, vielleicht in der jüngeren Vergangenheit am bekanntesten umgesetzt in Bienvenu chez les Ch'tis (F/Bel 2008). Das Grundthema in Les vétos also grundsätzlich nichts Neues, aber durchaus charmant gemacht von den Schauspielern. Wobei die junge Noémie Schmidt der schauspielerischen Herausforderung nicht ganz so gut gewachsen scheint wie Co-Star Clovis Cornillac, der allerdings auch einiges an Erfahrung mehr mitbringt. Die Nebenrollen sind hervorragend besetzt, allerdings ist der Film stellenweise etwas eklig, weil es um Tierärzte geht. Also nicht wegen der Tierärzte an sich, sondern wegen der vielen Hunde (als gäbe es keine anderen Tiere), die ihre Schnauze überall hineinstecken und dann usw. usf, ich will das nicht ausführen müssen.  Fazit des Films: Etwas zu harmlos, aber charmant.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Graeculus (20.01.22, 16:52)
Gut, daß es mal ein japanischer Film in die deutschen Kinos schafft.

Wenn die Leute interessieren, die das Spielen spielen, empfehle ich Dir "Phnom Penh: Theater der Erinnerungen" (Kambodscha). Da spielen ehemalige Schergen der Roten Khmer sich selbst. Ich war tief beeindruckt.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 24.01.22 um 13:03:
Frankreich 2004. Kam der mal auf arte? Habe ich verpasst.

 Graeculus antwortete darauf am 24.01.22 um 15:09:
Ja. - Ja.

 Graeculus schrieb daraufhin am 24.01.22 um 15:15:
Sie spielen übrigens ihre alte Rolle als Wärter, Folterer usw. in Konfrontation mit ehemaligen Häftlingen. Formal geht man höflich miteinander um, und nur in wenigen Szenen brechen Gefühle aus. Weniger Haß als Schmerz.
Ein faszinierender Film.

 Graeculus äußerte darauf am 24.01.22 um 15:17:
Ich muß an mich halten, sonst fange ich an, von diesem Film zu schwärmen.
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