Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Dienstag, 30. Juli 2024, 11:04
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Außerdem im Open Air Kino gesehen - Folge 16: Eine Frau, die Probleme mit ihrer Sexualität hat

von  Dieter_Rotmund


Creatura (ESP 2023) heißt der Film, in dem es im Wesentlichem die Handlung bestimmt, dass die Haupfigur, eine Frau, Problem mit ihrer Sexualität hat. Das eigentliche Problem ist aber, dass dies nicht den Film trägt. Dass es nicht ausreichend Gewicht hat. Denn die Probleme sind nicht gravierend und jeder Film, jede Geschichte braucht ein Konflikt, ein Dilemma, dass ihn trägt. Ihn vorträgt vor den Augen des geneigten Zuschauers, der wissen will, der wissen wollen sollte: Wie geht es weiter? Creatura ist geteilt in drei Zeitabschnitte: Milla, die Hauptfigur. als Kind, Jugendliche und Erwachsene. Irgendwo in der Nähe von Barcelona. Im Film wird übrigens fast ausschließlich Katalanisch gesprochen (wir hatten Untertitel), dies nur am Rande. Es gibt eine halbwegs spannende Vater-Tochter-Beziehung mit viel Unausgesprochenem, aber auch hier: Nichts Gravierendes. So plätschert der Film, der sehr schön fotografiert ist, an manchen Stellen so vor sich hin. Es gibt zwei, drei leicht gruselige Traumszenen. Ich hätte mir gewünscht, der Film hätte mehr davon und wäre etwas weniger konventionell gemacht. Nun, ja.
Demgegenüber muss ich den Ort der Open Air-Vorführung stellen: Der Garten eines Völkerkundemuseums, direkt am Ufer des Neckars! Alte Bäume, alte Gebäude, verschlungene Wege. Der Filmprojektor, der sein Licht knapp über die Blumen wirft. Wein und Bier im rückwärtigen Bereich. Wie schön ist das denn? Die meisten Vorstellungen (mit verschiedenen Filmen) waren ausverkauft. Welche ein Gegensatz zum sterilen. klimatisierten Multiplex-Bunker. 

In Kinos im Saal gesehen: 

Love Lies Bleeding (USA/UK 2024). Die Ernsthaftigkeit des Films kippt, als er im letzten Viertel in so einen Tarantino-Style umschlägt. Aber beides geht nicht. Dennoch gerne gesehen. Diese schwitzige Jahrzehnt, die 1980er!

To live and die in L.A. (USA 1985). Ein handwerklich nicht gut gemachter Film, der so 80er-Jahre-like ist, dass es beinahe fast schmerzt. Der Schnitt zuweilen holprig, die Kamera bei der viel zu langen Verfolgungsjagd mitunter zu verwackelt. Die Schauspieler: Naja, Willem Dafoe wieder super, aber der Rest`? Das Licht fast immer dasselbe, langweiliges Mittagslicht von oben. Wobei, es gibt eine kurze, gut gemachte Sonnenuntergangsszene, die Regisseur Friedkin zwei Mal verwendet. Es formt das Bild der Stadt mit, wie es folgende, bessere Filme zeigen werden (z.B. Crash von 2004): Heiß, staubig, voller Ganoven und eigentlich nur ein riesiges, verwahrlostes Gewerbegebiet, würde man es in Deutschland nennen, in dem Menschen zu überleben suchen.


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