Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Dienstag, 27. August 2019, 09:48
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Es war einmal in Hollywood

von  Dieter_Rotmund


Gastkolumne von max.sternbauer

Kennen Sie das, wenn ihnen ein guter Witz permanent zu Ohren kommt, bis ihnen das zuhören schwerfällt? Sie kennen die Pointe ja schon.
Quentin Tarantino ist mit seinem neuesten Film, „Once upon a time in Hollywood,“ zu einem ähnlichen Phänomen geworden. Etwas faszinierendes, das man aber einfach einmal zu oft gesehen oder gehört hat.

Wofür ist Tarantino bekannt? Für die Kunst des Zitierens, oder anders gesagt, er ist ein Meister des Recycling und das soll auch nichts schlechtes sein. Seit Anfang der Neunziger, bastelt sich Tarantino aus Referenzen der Film und Musikgeschichte seine Filme und erschafft damit Neues.
Once upon a time, ist da keine Ausnahme. Der Gegenstand, der diesmal zum Ziel seiner Rezitationswut auserkoren hat, ist Hollywood Ende der Sechziger Jahre.

Die Zeiten haben sich geändert für Rick Dalton, gespielt von Leonardo di Caprio.
War er noch vor wenigen Jahren ein mehr oder weniger erfolgreicher Darsteller einer Westernserie, sieht er sich schon zum Ende seiner Karriere in den Sonnenuntergang reiten.
Eines Tages zieht nebenan der junge Regisseur Roman Polanski und seine Frau Sharon Tate ein, die beide das neue Hollywood repräsentieren. Auf der anderen Seite des Gartenzauns lebt mit di Caprio das alte Hollywood.
Dieser Zeitenwechsel ist Tarantinos Metapher und das Herzstück des Filmes. Über Bildschirme schimmernd, aus Radios tönend, überall ist die Nostalgie anzutreffen, für Dinge die die meisten Menschen schon vergessen haben. Tarantino hat nicht vergessen.

In seinem ersten Film, Reservoir Dogs, handelte die Geschichte von einem Überfall, der grandios scheitert. Keiner der Banditen wusste, wen man noch vertrauen konnte. Reservoir Dogs ist auch reich an Anspielungen, hier lief andauernd das Radio mit Hits aus den Sechzigern und Siebzigern. In Reservoir Dogs wurde aber noch eine Story erzählt, die diese ganzen Referenzen auf ihrem Rücken trug. Das war bisher bei allen Werken von Tarantino der Fall. In Once upon a Time in Hollywood, wirkt es aber dagegen so, als wären diese ganzen Gags der einzige Daseinsgrund für den Film.
Leonardo di Caprios kurze Reise durch eine Ära Hollywoods, ist ein Essay der Nirgendwo hinführt.
Ja, Tarantino zeigt uns das alles, aber die Frage bleibt wozu?

Ein Beispiel dafür warum das erzählen einer eigenen Geschichte hier nicht soviel Raum einnimmt, ist die Darstellung der Manson Family. Deren Mitglieder waren für die Morde an Sharon Tate und ihre Bekannten verantwortlich.
Es wird zu wenig erklärt, überhaupt taucht Charles Manson nur am Rande auf. Was soll man mit den ganzen Gags anfangen, wenn man keine Hintergrundinformationen bekommt? So haben sich Mitglieder der Family, vor allem junge Mädchen, gerne per Anhalter durch L.A bewegt. Man sieht in einer Szene, wie Brad Pitt eine dieser Damen zu sich in das Auto lässt. So haben sie auch Kontakte zu den Prominenten der Stadt aufbauen können.
Der Autor dieser Zeilen hat das aber auch nur kapiert, weil zufällig eine Dokumentation über Charles Manson auf Arte übertragen worden war.

Im Grunde bleibt nichts außer ein Haufen Querverweise, über die Entwicklung des Italowesterns und die Musik der Sixties. Der ganze Film wirkt so, als hätte Quentin Tarantino einfach keine Lust mehr gehabt. Schade.

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