Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Aschermittwoch war ein Feiertag
von Dieter_Rotmund
Immer mehr Menschen in Deutschland empfinden das sogenannte „närrische Treiben“, das im Süden „Fasching“ und im Rheinland „Karneval“ genannt wird, als unangenehm. Das hat jüngst eine bundesweit durchgeführte Umfrage des Deutschen Instituts für Demoskopie in Mühlheim-Kärlich ergeben. Dabei war der Anteil derer, die „Weiss ich nicht“ antworteten, recht klein, die einfache Mehrheit lehnt die Umtriebe, die um den Rosenmontag herum ihren Höhepunkt finden, inzwischen ab.
Als größte Belästigung wird dabei der Lärm empfunden, den vor allem die Umzüge hervorrufen, die auf öffentlichen Straßen stattfinden. Dabei ist es unerheblich, ob es „echte“ Karnevalslieder von den „Bläck Föös“, „BAP“, Hans Süper oder aktuelle Popmusik-Schlager sind. Ausschlaggebend ist die reine Lautstärke. Die immer leistungsstärker und größer werdenden Anlagen auf den Umzugswagen sprechen ihre eigene Sprache, gegen die mundgeblasene Kapellenmusik nicht ankommt. Angeschaltet werden die Dezibelbomber übrigens nicht nur während des Umzuges, bei den Betreibern ist es inzwischen Unsitte geworden, die dröhnenden Lautsprecher auch während Hin- und Rückfahrt im Betreib zu haben.
„Das ist Love-Parade durch die Hintertür“ sagte unlängst Duisburgs Stadtdezernent für Jugendarbeit, Peter Zeisig. Die Unterschied zwischen Karneval und Pop-Parade war noch nie sehr groß: Auch bei den herkömmlichen Umzügen kommt es immer wieder zu Unfällen, bei denen Teilnehmer überrollt werden. „In unserer Stadt wollen wir weder jetzt noch zukünftig so etwas haben“, meinte Zeisig.
Natürlich spielt auch der Alkohlkonsum der verharmlosend „Jecken“ genannten Faschingsfeierer ein Rolle. Der alte Kalauer „Ich bin auch ohne Alkohol lustig“ gilt schon lange nicht mehr. Das Komasaufen ist an den „tollen Tagen“ nicht nur beim jugendlichen Publikum sehr beliebt. Als Allheilmittel gegen kritische Stimmen beruft man sich auf Traditionen, als würde nur deswegen etwas erhaltenswerter sein, nur weil es schon lange so gemacht wird. Kritische Stimmen sind bislang allerdings noch Mangelware, die obengenannte Umfrage des Instituts wurde anonym erhoben. Wer gegen Karneval ist, gilt schnell als Spaßbremse und Miesepeter. Wenn nicht sogar als schlechter Mensch: „Wo gesungen wird / da lass‘ Dich nieder / denn schlechte Menschen kennen keine Lieder“. Nirgendwo anders ist das so falsch wie auf Faschingsveranstaltungen, dem Kulminationspunkt des unlustigsten Humors biederer Bürger, die einmal im Jahr „über die Stränge schlagen wollen“. Kein Wunder, daß öffentliches Bekunden einer Anti-Karneval-Meinung selten ist. Falls doch, wird derjenige kurzerhand niedergebrüllt.
Schützenhilfe bekommt die zunehmende ablehnende Haltung von den Krankenkassen. Die denken laut darüber nach, die Leistungen um den Rosenmontag herum dem Beitragszahler zu berechnen. Natürlich nur Behandlungen, die in unmittelbaren Zusammenhang mit den Faschingsexzessen stehen. „Da kommen schnell mehrere Millionen Euro zusammen, die wir lieber anderswo und sinnvoller investieren würden“ so Alfred Metzger, dem Vorsitzendes Bundes Deutscher Krankenkassen, „lieber spenden wir einem Krankenhaus für krebskranke Kinder, als Therapien zur Alkoholentgiftung zu finanzieren“, sagte Metzger.
Apropos Kinder: Diese hielt und hält man wegen des Verkleidungszwanges für die größten Fans, nicht umsonst ist "Kinderfasching" fast ein geflügeltes Wort. Der Kinderschutzbund Nordrhein-Westfalen wies zuletzt auf seiner Internetseite daraufhin, daß es im Zusammenhang mit der sogenannten „fünften Jahreszeit“ zu immer mehr traumatischen Erlebnissen der „Pänz“ komme. Ein paar „Karmelle“ genannte Süßigkeiten an den Kopf geworfen zu bekommen sei damit nicht gemeint, sondern die drangvolle Enge, die schnell zu Überforderung und Panikattacken führen könne. Von Hörschäden ganz zu schweigen.
Wirklich beliebt bleibt Karneval und Fasching nur im Fernsehen; ARD und ZDF berichten von stabilen Quoten. Vielleicht ist das die Zukunft der Veranstaltung, immerhin gibt es keine unerwünschte Lärmbelästigung und die körperlichen Schäden halten sich (mutmaßlich) in Grenzen.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
Ich habe mir mal die literarische Freiheit genommen, um einen Artikel in typischen 08/15-Artikeljargon zu schreiben. Einen Artikel, den ich so gerne tatsächlich irgendwo lesen wollen würde. Vermutlich und hoffentlich steckt jedoch mehr Wahrheit darin, als man auf die Schnelle denken würde...