Die WM - Gladiatoren auf der Strasse

Kritik zum Thema Sport

von  Melodia

Normalerweise interessiere ich mich nicht so für Fußball. Doch es ist eine Weltmeisterschaft. Die gibt es nur alle vier Jahre. Und sie findet in dem Land statt in dem ich lebe. Die Euphorie war die letzten Tage und Wochen einfach unglaublich. Dabei wohne ich bei Leibe nicht in einer Großstadt. Es gab und gibt eigentlich kein anderes Gesprächsthema in den Straßen, Cafes oder bei der Arbeit. Man fühlt sich zurückversetzt in das alte Rom mit den riesigen Festen rund um ihre Gladiatorenkämpfe im Kolosseum. Nicht um sonst nennt man Sportler heutzutage die Gladiatoren der Moderne. Auch sie „kämpfen“ um Ruhm und Ehre.
Dennoch scheinen einige Mitmenschen dies vergessen zu haben, dass es nur Sport ist. Hooligans haben bei dieser WM zum Glück nur sehr wenig zu den Machtkämpfen außerhalb der Arenen beigetragen. Doch selbst der friedlichste und schlichteste Zuschauer mutiert zu einer wahren verbalen Bestie.
Ich bin halb Italiener und halb Deutscher. Demnach war ich ohnehin schon mit den Nerven, am Ende als es hieß: Halbfinale Deutschland – Italien. So saß ich am Dienstag Abend in unserer italienischen Eisdiele zusammen mit Freunden. Italiener und Deutsche friedlich zusammen. Es war vielleicht das beste und spannenstet Spiel der Weltmeisterschaft. Bei jeder Torchance, egal für wen bin ich schier geplatzt vor Anspannung. Und natürlich hab ich auch gejubelt als Italien die Tore schoss. Danach hab ich mich auf dem Heimweg gemacht.
Mir ist fast das Herz zerbrochen als ich die ersten Reaktionen gesehen und gehört habe: Italiener die Deutschen den Mittelfinger zeigten; Deutsche die laut „scheiß Itaker“ riefen; Autokorsos die angehalten wurden um die Insassen zu beschimpfen, und noch mehr Demütigungen im laufe des nächsten Morgens, als ich auf dem Weg in die Uni war. Ich muss ehrlich sagen, dass ich fühle mich von beiden Seiten beleidigt fühle und zugleich schäme ich mich für beide Seiten.
Sinn des Sportes ist es nicht die „Kämpfe“ außerhalb der Arenen zu verlegen und schon gar nicht den Wettkampf vom Publikum austragen zu lassen. Anscheinend sind nicht alle dieser Meinung. Ich frag mich nur warum? Das es Emotionen, Enttäuschungen und Freude gibt ist selbstverständlich. Aber hat jemand von euch schon mal erlebt das bei Olympischen Spielen Menschen beleidigt wurden weil ihr Sprinter schneller war?
Man muss einigen Menschen klar machen das es nur Sport ist und kein verdammter Krieg. Ich musste einige aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis schon darauf aufmerksam machen, die zuvor lauthals gegen die „feindliche“ Mannschaft gekeift hatten. So ein Verhalten finde ich einfach nur traurig und vor allem unsportlich.
Es ist egal, ob die Mannschaften die im Finale stehen bisher keinen schönen Fußball gespielt haben, oder hätte vor vier Jahren jemand der deutschen Nationalmannschaft zugetraut, dass sie bis ins Finale kommen? Es ist auch nicht schlimm das Deutschland diese Mal „nur“ dritter werden kann. Es ist nur Sport. Das Leben geht weiter und in vier Jahren gibt es wieder eine WM. Dann sieht vielleicht wieder alles ganz anders aus. Nur bitte dann ohne blöde Kommentare, Demütigungen und Beschimpfungen, sondern verbal so friedlich wie es bei dieser Weltmeisterschaft bisher war. Lasst die Spiele beginnen.


Anmerkung von Melodia:

Der Text ging mir heute Morgen durch den Kopf, weil ich noch immer enttäuscht von so manchen war bzw. bin. Ist etwas schnell zusammengeschrieben. Ich entschuldige mich schon mal für etweige Tippfehler.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (16.07.19)
"bei Leibe"? Nein, das ist keine zulässige Schreibweise für "beleibe".
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