Edith

Erzählung zum Thema Krankheit/ Heilung

von  rela

Nun habe ich schon lange nicht mehr an Dich gedacht. In unserer Schulzeit
haben wir so gerne Poesiealben beschrieben und hübsche bunte Bilder eingeklebt.

Heute ist mir beim Aufräumen mein Poesiealbum aus dem Regal gefallen und blieb
geöffnet am Boden liegen. Die Seite auf der Du reingeschrieben hast war aufgeschlagen.
Wieder einmal lese ich die Zeilen, die da in krackeliger Kinderschrift geschrieben sind.

Geh´ nicht nur die glatten Wege,
geh´ Wege, die noch niemand ging,
damit Du Spuren hinterläßt
und nicht nur Staub

in immerwährender Freundschaft Deine Edith

Dir blieb nur wenig Zeit solche Wege zu gehen. Die Kinderlähmung hatte schon sehr früh
Deinen Kinderkörper verformt. Du mußtest Spezialschuhe tragen, so schlimm deformiert
waren Deine Füsse. Doch immer hast Du gelacht, warst immer lustig und  freundlich.
Wir waren damals alle sehr traurig als uns die Lehrerin erzählte, daß wir Dich nie mehr
wiedersehen würden.

Ich habe vergessen wie Dein Lachen klang, sogar Dein Gesicht sehe ich nur noch in
Erinnerungsblitzen. Doch Deine schwarzen Schuhe, in denen Du mühsam aber immer
lächelnd gingst, die werde ich niemals vergessen.
Sie haben ihre Spuren im meinem Herzen hinterlassen.

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Kommentare zu diesem Text

AbeggRichard (44)
(10.08.06)
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 rela meinte dazu am 10.08.06:
Erinnerungen kann man nicht verdrängen. Oft hervorgerufen durch einen Zufall, einen Gedankenblitz. Dann sind sie da für eine Weile.
Schlimm nur, wenn der Mensch an den man sich erinnert nicht mehr
am Leben ist. Dann wiegen Erinnerungen doppelt schwer. Liebe Grüße,
Rela

 apocalyptica (10.08.06)
Die Erinnerung ist doch etwas Wunderschönes... und die Kraft und der Mut deiner Freundin sind noch nachträglich bewundernswert!
Erst in solchen Momenten weiß man wohl wirklich, wie sehr wir alle am Leben hängen und wie sehr wir es genießen sollten, solange wir gesund sind und die Möglichkeit dazu haben!
Gefällt mir sehr gut, deine Geschichte, auch wenn sie sehr traurig ist...
Ich wünsch dir eine gute Nacht,
die -bea

 rela antwortete darauf am 10.08.06:
Sie war ein besonders tapferes kleines Mädchen und wurde nur zwölf Jahre alt. Es ist schön sich an besondere Menschen zu erinnern denen
man im Leben begegnet ist. Gesundheit ist das höchste Gut im Leben,
es reicht zum zufrieden sein. Sie war es, trotz Krankheit und ich finde das heute noch bemerkenswert. Freue mich, daß Dir meine Geschichte über Edith gefällt, obwohl ein wenig Traurigkeit mitschwingt.
Liebe Grüße, Rela
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