Ein Tag im Leben von Frau Langschläfer erfolgreich-Kaffeejunkie. Ein Bericht
Bericht zum Thema Allzu Menschliches
von pArAdoX
Nach vier Stunden Schlaf wachte sie auf. „Langschläfer!“, sagten ihre Eltern immer. Daran denkt sie jeden Morgen im Bett ihres drei-Zimmer-Appartements. Wie jeden Tag ging sie zur Arbeit. Stand um sechs Uhr in der Früh’ auf, duschte, trank Kaffee und rauchte eine Zigarette. Zog sich dann ihre Bluse, ihre Anzughose und einen Blazer an; schminkte sich; machte sich die Haare. So wie jeden Tag. Um acht verließ sie das Haus; um zehn fing die Arbeit an. So, wie jeden Tag. Auf dem Weg ins Büro einen Kaffee bei Dunkin Donuts, ein Euro für den Mann mit Hut, der so wunderbar Gitarre spielt, Zeitung lesen.
Im Büro angekommen sah sie seit langem ihre Kollegen wieder. Sie lachten zusammen. Jeder mochte sie. Erstmal einen Kaffee und über den letzten großen Deal reden. Meeting mit den Kunden um vierzehn Uhr. Alles lief glatt. Alles super. „Erfolgreich“ war ihr zweiter Name. Triumphierend holte sie sich ihren neuen Kaffee und ein Glas Wasser. Von allen wurde sie „Kaffeejunkie“ genannt. Um sechzehn Uhr nahm sie ihre Tabletten.
So wie jeden Tag.
Zwei Stunden später hat sie Schluss. Fröhlich verabschiedete sie sich von ihren Kollegen, bis morgen, Küsschen hier, Küsschen da. Kaum einen Fuß aus dem Bürogebäude gesetzt, faszinierte sie, wie jeden Abend, der Anblick des Brandenburger Tors. Nun, heute war es anders.
Wie gebannt lief sie apathisch darauf zu und blieb mitten auf dem Platz stehen. „Schatz, ich will zu dir, verdammt!“, schrie sie. Sie keuchte. Bekam kaum noch Luft. Die Sehnsucht verschlang sie. Die Stadt verschlang sie. So stand sie mitten auf dem Pariser Platz. Überall Stimmen, Autos, Musiker. Doch sie verstand nichts. Stand nur da und alles lief in Zeitlupe ab; um sie herum; alles in Zeitlupe. So laut – doch lautlos für sie.
Sie schrie, kreischte, brüllte. Fiel auf die Knie.
„So komm doch endlich zu mir!“, brachte sie nur noch flüsternd heraus und fing an zu weinen. Es regnete, es war dunkel, doch die Menschen blieben stehen. Blieben mitten im Regen stehen, um sie zu bewundern. Sie weiß nicht, wie lange sie dort kniete und weinte.
Die Sehnsucht verschlang sie.
Als sie endlich wieder aufblickte, sah sie all die Gesichter, all die Menschen. Sie blickten zurück. Blickten sie mit bewunderndem Lächeln an. Sie suchte. Vielleicht stand sie ja dabei. Vielleicht hat sie gesehen, wie ernst es wirklich ist. Vielleicht.
Plötzlich sprang sie auf, lief in die Masse, hektisch suchte sie jedes Gesicht.
Ihre Augen würde sie nie vergessen.
Vielleicht stand sie ja dabei.
Sie blickte in hunderte Gesichter. Die Menschen versuchten zu beruhigen, auf sie einzureden. Lächelnd.
Doch sie sucht nur nach ihr. Stundenlang. Hörte den Gesichtern nicht zu. Sie stand nicht dabei.
So lief sie weiter durch die Stadt, immer schneller und schneller. Sie brauchte ihre Beine nicht mehr bewegen. Sie bewegten sich von selbst. Immer schneller. Endlich kam sie da an, wo sie früher immer zusammen waren. Vielleicht ist sie ja hier und wartet. Jeden Millimeter suchte sie in der Dunkelheit nach ihr[/b] ab. Diese Bank, nass vom Regen. Hier hatten sie die schönsten Stunden gemeinsam verbracht.
Niemand da.
Sie trat gegen die Bank. „Warum muss so etwas immer mir passieren?“, fragte sie die Stille der Nacht. Trat gegen die leere Bierflasche, boxte gegen den Mülleimer, schrie auf: „Komm jetzt zu mir, oder…“. Mehr sagte sie nicht. Blickte nur noch apathisch in den Himmel. Die vielen Sterne, der Mond. Wunderschön. Das ist wunderschön.
Sie fing an zu lachen. Sie lachte aus vollem Leibe, herzhaftes Lachen. Scheinbar endlos. Sie lachte so lange bis sie davon weinen musste; keine Luft mehr bekam.
„Was soll ich jetzt tun, Baby? Sag’ mir, verdammte scheiße noch mal, was zur Hölle ich jetzt machen soll! Einfach so weitermachen? Soll ich etwa einfach so weitermachen? Das kann ich nicht! Nicht ohne dich. Ich kann nichts ohne dich. Verstehst du? Nichts! Nicht essen, nicht atmen, nicht fühlen, nicht trinken, nicht weinen, nicht lachen… und so weiter. Ich kann nicht ohne dich leben.“
Zwei Uhr.
Mit diesen Worten legte sich Frau Langschläfer erfolgreich-Kaffeejunkie zu ihr und wartete darauf, dass der schönste Stern, den sie je gesehen hatte, kommt und sie abholt.
Hoffentlich dauert es nicht zu lange. Sie musste doch in vier Stunden wieder aufstehen.
So,
wie jeden Tag.
Im Büro angekommen sah sie seit langem ihre Kollegen wieder. Sie lachten zusammen. Jeder mochte sie. Erstmal einen Kaffee und über den letzten großen Deal reden. Meeting mit den Kunden um vierzehn Uhr. Alles lief glatt. Alles super. „Erfolgreich“ war ihr zweiter Name. Triumphierend holte sie sich ihren neuen Kaffee und ein Glas Wasser. Von allen wurde sie „Kaffeejunkie“ genannt. Um sechzehn Uhr nahm sie ihre Tabletten.
So wie jeden Tag.
Zwei Stunden später hat sie Schluss. Fröhlich verabschiedete sie sich von ihren Kollegen, bis morgen, Küsschen hier, Küsschen da. Kaum einen Fuß aus dem Bürogebäude gesetzt, faszinierte sie, wie jeden Abend, der Anblick des Brandenburger Tors. Nun, heute war es anders.
Wie gebannt lief sie apathisch darauf zu und blieb mitten auf dem Platz stehen. „Schatz, ich will zu dir, verdammt!“, schrie sie. Sie keuchte. Bekam kaum noch Luft. Die Sehnsucht verschlang sie. Die Stadt verschlang sie. So stand sie mitten auf dem Pariser Platz. Überall Stimmen, Autos, Musiker. Doch sie verstand nichts. Stand nur da und alles lief in Zeitlupe ab; um sie herum; alles in Zeitlupe. So laut – doch lautlos für sie.
Sie schrie, kreischte, brüllte. Fiel auf die Knie.
„So komm doch endlich zu mir!“, brachte sie nur noch flüsternd heraus und fing an zu weinen. Es regnete, es war dunkel, doch die Menschen blieben stehen. Blieben mitten im Regen stehen, um sie zu bewundern. Sie weiß nicht, wie lange sie dort kniete und weinte.
Die Sehnsucht verschlang sie.
Als sie endlich wieder aufblickte, sah sie all die Gesichter, all die Menschen. Sie blickten zurück. Blickten sie mit bewunderndem Lächeln an. Sie suchte. Vielleicht stand sie ja dabei. Vielleicht hat sie gesehen, wie ernst es wirklich ist. Vielleicht.
Plötzlich sprang sie auf, lief in die Masse, hektisch suchte sie jedes Gesicht.
Ihre Augen würde sie nie vergessen.
Vielleicht stand sie ja dabei.
Sie blickte in hunderte Gesichter. Die Menschen versuchten zu beruhigen, auf sie einzureden. Lächelnd.
Doch sie sucht nur nach ihr. Stundenlang. Hörte den Gesichtern nicht zu. Sie stand nicht dabei.
So lief sie weiter durch die Stadt, immer schneller und schneller. Sie brauchte ihre Beine nicht mehr bewegen. Sie bewegten sich von selbst. Immer schneller. Endlich kam sie da an, wo sie früher immer zusammen waren. Vielleicht ist sie ja hier und wartet. Jeden Millimeter suchte sie in der Dunkelheit nach ihr[/b] ab. Diese Bank, nass vom Regen. Hier hatten sie die schönsten Stunden gemeinsam verbracht.
Niemand da.
Sie trat gegen die Bank. „Warum muss so etwas immer mir passieren?“, fragte sie die Stille der Nacht. Trat gegen die leere Bierflasche, boxte gegen den Mülleimer, schrie auf: „Komm jetzt zu mir, oder…“. Mehr sagte sie nicht. Blickte nur noch apathisch in den Himmel. Die vielen Sterne, der Mond. Wunderschön. Das ist wunderschön.
Sie fing an zu lachen. Sie lachte aus vollem Leibe, herzhaftes Lachen. Scheinbar endlos. Sie lachte so lange bis sie davon weinen musste; keine Luft mehr bekam.
„Was soll ich jetzt tun, Baby? Sag’ mir, verdammte scheiße noch mal, was zur Hölle ich jetzt machen soll! Einfach so weitermachen? Soll ich etwa einfach so weitermachen? Das kann ich nicht! Nicht ohne dich. Ich kann nichts ohne dich. Verstehst du? Nichts! Nicht essen, nicht atmen, nicht fühlen, nicht trinken, nicht weinen, nicht lachen… und so weiter. Ich kann nicht ohne dich leben.“
Zwei Uhr.
Mit diesen Worten legte sich Frau Langschläfer erfolgreich-Kaffeejunkie zu ihr und wartete darauf, dass der schönste Stern, den sie je gesehen hatte, kommt und sie abholt.
Hoffentlich dauert es nicht zu lange. Sie musste doch in vier Stunden wieder aufstehen.
So,
wie jeden Tag.
Anmerkung von pArAdoX:
entstanden: Januar 2007