Missbrauch

Ballade

von  Bellis

Er hat sich extra einen Hund geklaut,
so einen weißen, kuscheligen, kleinen,
der bellt nur selten und dann auch nicht laut,
nur in den ersten Nächten hörte er ihn weinen.

Mit diesem Hund streicht er nun durch den Park;
der Hund pariert, er weiß, sonst gibt´s kein Fressen,
und ist das Dosenfutter noch so karg,
das Tier ist dankbar für das bisschen Essen.

Der Mann weiß um des Hundes Niedlichkeit
und auch, dass hier im Park ein Schulweg mündet,
schon lange hat er sich darauf gefreut,
dass heut sein Traum Realisierung findet.

Der Mann geht ruhig an einem Kind vorbei
und redet auf den Hund ein, lieb und munter,
das Kind fragt prompt, ob das Tier bissig sei,
als er verneint, beugt es sich zu ihm runter.

Das Mädchen streichelt sanft das weiße Fell,
das Röckchen rutscht hinauf, als es sich kauert,
ein Blick aus Hundeaugen dankt ihm hell -
es sieht nicht, wie der Mann es geil belauert.

Der Mann schlägt vor, ein Stück vereint zu geh´n,
das Mädchen darf dabei die Leine greifen,
dass die nicht fest ist, kann das Kind nicht seh´n,
der Hund haut ab – er reagiert auf Pfeifen.

Der Mann scheint sauer, er befiehlt dem Kind
den Hund zu suchen, drüben bei den Büschen,
die Kleine folgt erschrocken und geschwind,
denn sie ahnt nichts vom planvollen Entwischen.

Im Busch ruft sie verängstigt nach dem Hund,
da spürt sie feuchte, heiße Luft im Nacken,
und eine Hand legt sich auf ihren Mund,
die andre will durch ihre Beine packen –

Da zuckt sie weg, und es ertönt ein Schrei,
der Hund hat sich im Arm des Herrn verbissen,
dem Tier ist Futter plötzlich einerlei,
als hätte es ein menschliches Gewissen.

Das Mädchen flieht, entsetzt und atemlos,
es stolpert weinend hin zu zwei Passanten,
vergeblich suchen sie nach einem Mann, im Moos
sie nur die kleine Hundeleiche fanden.

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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(26.04.07)
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 Bellis meinte dazu am 27.04.07:
Lieben Dank für Deine Zeilen, Anne, und für Deine Empfehlung!
orsoy (44)
(27.04.07)
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 Bellis antwortete darauf am 29.04.07:
Vielen Dank, Konni, auch für die Empfehlung.

 Secretgardener (01.05.07)
Also die Umsetzung gefällt mir persönlich nicht sooo gut, ich bin aber auch generell nicht sehr für´s Reimen.
Aber die Idee, also Handlung, finde ich dafür umso besser.
Würde es nur wirklich solch Hunde geben, mit kräftigen Kiefern. Ich hoffe, daß tapfere Tierchen biß ihm kräftig dahin, wo´s wehtut; auf daß der Verbrecher nur noch Schmerzen hat, wie soviele Opfer auch.
Würde es doch nur mehr solcher tapferer Gesellen geben, aber zu oft bekommt es auch niemand mit.
Kinder sind zum Liephaben und Unsinn beibringen da. Basta!
Liebe Grüße und danke für den Text,
Angelo.

 Bellis schrieb daraufhin am 01.05.07:
Hey Angelo, ich bin selbst nicht wirklich zufrieden mit der Umsetzung. Das Reimen nimmt dem Thema die Dramatik, mildert sie m.E. in eine eher melodramatische Tragödie ab. In eine Ballade eben. Vermutlich konnte ich so besser mit der Thematik umgehen. Danke Dir für´s Lesen und Kommentieren!
Kinghorst (62)
(06.05.07)
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 Bellis äußerte darauf am 07.05.07:
Danke Dir. Mein Fan. :o)
A.Nina.Mattiz (37)
(01.06.07)
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 Bellis ergänzte dazu am 01.06.07:
Das Kind zu Schaden kommen zu lassen (selbst hier traue ich mich nicht an stärkere Formulierungen heran), hätte ich nicht gekonnt. Deshalb der kleine Hund, "stellvertretend" für das Kind, auf das die Gewalt ja eigentlich gerichtet war. Danke für Deine Auseinandersetzung mit dem Gedicht - und für die Klicks!
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