Turbo Großstadt

Kurzgeschichte zum Thema Abendstimmung

von  qwert

Schwarze Funkelaugen schauen in den Damentoilettenspiegel.Das Wasser plätschert aus dem rostigen Hahn und sie hält ihre Hände kurz darunter.
Am Spiegel steht: "Alex ich liebe dich" und sie liebt ihn nicht,weil sie ihn nicht kennt.Oder sie.Alex kann ja auch ein Mädchen sein. Der harte Bass dröhnt auch hier und lässt die dunkelroten Wände schwingen.Andere Mädchen stehen vor den vollgekritzelten Toilettentüren und rauchen,trinken,reden.Sie trocknet die Hände an ihrer Jeans ab und bahnt sich den Weg zur Tür,stolpert über rosarote Vans und öffnet das Tor zur Spaßgesellschaft.
Rauchig und laut fällt ihr die Welt entgegen und sie bleibt einen Moment stehen.Verschwitze Körper taumeln zur Musik durch den Raum und strecken ihre Hände in die Höhe,zum bunten Licht und zur defekten Diskokugel.Macht ja nichts,weil es gar nicht auffällt,daß sie sich nicht dreht.
Das Lied ist zu Ende und für kurze Zeit entsteht eine eigenartige Pause.Die Tänzer wissen nicht,was sie mit ihren Beinen und Händen machen sollen,nehmen noch einen Schluck Bier oder kratzen sich an der Nase.Zum Glück setzt eine neue Musik ein und mit dem ersten Beat fangen sie auch wieder an ihre Körper im Takt zu wiegen.
Sie drängt sich durch ein paar Körper zur Bar."Ein Heineken",bestellt sie und der Typ schaut sie verständnislos an.Sie wiederholt ihre Bestellung und er beugt sich vor.Sie riecht sein schweissiges Parfüm und spürt die feuchte Hitze."Ein Heineken",bellt sie ihm ins Gesicht und er grinst.Zehn Minuten später steht sie wieder in ihrer Stammecke und trinkt Schluck für Schluck das prickelnde Gesöff,das ihr eigentlich nicht schmeckt,aber billiger als Caipirinha ist.Es drängen sich fremde Menschen ganz dicht an ihr vorbei,manche schauen sie kurz an,manche auch länger.Ein langhaariger Mann,den sie auf ungefähr 36 Jahre schätzt,grabscht ihr an den Arsch.Ausversehen schlägt sie ihm die Flasche über den Kopf.Macht ja nichts.War ja nichts mehr drin.In der Flasche.Im Kopf.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

haifischmaedchen (24)
(18.05.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 mr.d (28.05.07)
Eine tolle darstellung eines nahezu für viele Menschen alltäglichen Abends..

Wieso kann man nicht einfach gemütlich irgendwo sitzen, sich unterhalten? Eine Frage die in mir aufkommt..

Aber nunja.. Wer weiß schon die Antwort...

Sehr schöner text

 Dieter_Rotmund (29.08.19)
Auf Satzzeichen folgt immer ein Leerzeichen, schon der besseren Lesbarkeit wegen.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram