Story about Miss Bunny.

Volksstück zum Thema Allzu Menschliches

von  Elén

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Ich habe M von Frau Hase erzählt. M hat gelächelt. Für gewöhnlich habe ich begriffen, die Menschen sein zu lassen wo man sie in tausend Jahren nicht ändern kann. Ich will, was mich und meine Umwelt betrifft, niemanden mehr ändern. Kann man nicht. Ich bin erwachsen geworden. Ich habe M von Frau Hase erzählt. M hat gelächelt und ich bin noch zorniger geworden, als das für mich gewöhnlich ist. Ich habe meinen Zorn auf viele Seiten geschrieben. Mein Zorn liegt jetzt schwarz auf weiss fein säuberlich Kante an Kante in drei Regalen und wartet darauf, irgendwann mal entsorgt zu werden. So ganz kann ich mich noch nicht trennen von meiner Wut. Würde ich meine Wut in den Altpapiercontainer werfen, wüsste ich erstens nicht wo man sie hinbrächte, zweitens wüsste ich nicht, was ich anstatt dessen in die Regale stellen sollte. Hinzu kann man das Papier noch auf der Rückseite beschreiben. Frau Hase ist ein Muh, ein richtiges Muh, sage ich zu M. Frau Hase ist Pensionistin und seit sie ihr Lehramt niedergelegt hat, hat sie auch sich selbst niedergelegt und beschlossen ab jetzt nichts mehr zu lehren und sich auch nicht mehr belehren zu lassen und, gelernt hat sie für ihr Leben ohnehin genug. Frau Hase sitzt nun im Sofa mit übergeschlagenen Beinen und Hirschtalg auf den Fersen und hat ihre Meinung an der sie so lang und so hart gearbeitet hat in der Küche unter dem Hergottswinkel aufgebaut. Daran wird nun nicht mehr herumgepfuscht, die Einrichtung ist schließlich ein Lebenswerk und unter Tränen und viel Schweiß entstanden und somit das teuerste in der Hasewelt. Ich bin anderer Meinung, habe ich zur Hase gesagt. Frau Hase hat sich Stöpsel in die Ohren geschraubt und laut gesungen. Für Frau Hase gibt es keine andere Meinung, alles was sich auch nur minimalst anders anhört als ihre eigene Meinung kann nur eine falsche Auffassung der Welt sein. Mit Frau Hase kann man nicht diskutieren. Hase mag es gern harmonisch und alles was ihre Welt durcheinanderzubringen droht, wird grundsätzlich umgangen. Frau Hase ist eine sehr höfliche alte Dame. Immer freundlich, immer lächelnd on route, keine Laufmasche in den Strümpfen, einen sauberen Hut auf dem Kopf und ein Gesicht wie ein Zuckerl. Wenn Frau Hase sich ärgert, sagt sie in freundlichem Ton: Oh, wäre es denn möglich. Wenn der kleine Paul der Frau Hase vom siebten Stock aus dem Fenster heraus auf den Kopf spuckt, wird sie rot vor Zorn, rückt sich das Gesicht zurecht blickt hoch: o Jungchen, und lächelt grünstichig. Frau Hase ist ein Muh, sage ich zu M und er lächelt und ich zische ihn an. Ich hasse die dreckige Hase. Bornierte Schlampe. Von Leuten wie der Hase fühle ich mich provoziert. Immer freundlich, die Schlange, aber verlogen. Dumm wie ein Holzfuß, ohne es selber zu merken. M hat gelächelt. Gefaucht habe ich. Ich habe M angefaucht: Mir sind die Menschen egal, sie tangieren mich nicht mehr. Ich schweige, schweige zu fast jeder Ungeheuerlichkeit auf dieser Welt. Nur manchmal, manchmal leiste ich mir noch den Luxus, Frau Hase ins Gesicht zu sagen, wie entsetzlich mich ihre Art ankotzt und, dass sie stinkt zwischen den Beinen. Der kleine Paul vom siebten Stock hasst die alte Hase auch.



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Anmerkung von Elén:

Vertonung: Dialekt, meiner :)

*


Dialekt, gesprochen von locido (Peter Dietze),  

*Also, irgendwie im Hin- und hergespräch ist die Idee eines Dialekt-Projekts entstanden. Es wär sehr fein und interessant!, wenn mehrere Dialektvertonungen entstehen würden. Eigenen Text schreiben und seinen Dialekt, der in seiner Region gesprochen wird vorstellen. Wer keine Lust hat, extra einen Text zu schreiben, kann auch gern diesen jenen hier hernehmen. Ich bestehe auf kein Urheberrecht, der Text kann frei verwurschtet werden.

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Kommentare zu diesem Text


 Reliwette (12.01.08)
Ich hooop den wieääääner Dialeekt viel lääender in Erinnerung - domaaals in Greeeeenziiing, wo es den Wäään gob, der ääänem die Spucke oas den Schlääämhäääten zog.
Woos däs grüner Veltliner?

Ich kann es mir vorstellen, wenn dieser Text tatsächlich in diesem aufreizenden Leiern gesprochen würde, kämer er noch frecher rüber. Ich habe im Autobus die Reiseführerin damt verrückt gemacht, als sie fragte, wer von den Gästen ein Wiener Spezialgericht aus "Innerään" (Innereien) kennt.
Nach 1 Liter grünem Veltliner fiel mir spontan "Kääängeruhääääer" ein in Analog zu: "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!"
Ansonsten muss ich dem kleinen Bengel großen Respekt zollen, weil er aus dem siebenten Stock der "Muh" genau auf den Kopf traf.
Klasse!
Der alte Kunstmeister

 warmeseele01 (13.01.08)
Es hat was vom großem Melken...und sehr viel von dem Verblühen...als sollte es jetzt doch tatsächlich, endlich...
(Wenn auch Ungestüm)
irgendeines Menschen Einfalt nochmals -
durch das ganze Dunkeln
zu dem Lichten... aller Tage Anfang ziehen.
Ach! Wie leicht das Ist.

Lg,der tom.
LudwigJanssen (54)
(16.01.08)
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 Theseusel meinte dazu am 05.02.08:
@Ludwig ... Rechtsklick (auf `Hörtext downloaden`), speichern unter, öffnen mit Media-Player;)
LudwigJanssen (54) antwortete darauf am 05.02.08:
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jovanjovanovic (61)
(16.07.08)
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