Die Ameise, die Grille und der Fuchs

Fabel zum Thema Dank/(Un-)dankbarkeit

von  süßerMacho

Auf einer Wiese lebten einst eine Ameise und eine Grille.
Die Ameise arbeitete sehr hart und legte Vorräte für den Winter an, woran sie ihre liebe Müh und Not hatte. Sie wollte sich oft in den Schatten legen und faulenzen, aber sie gönnte sich keine Pause. Man könnte meinen die Ameise hätte ein recht hartes, langweiliges Leben. Aber es gab ja noch die Grille.
Die Grille musizierte recht manierlich auf der Geige, erfreute dadurch sich selbst und die Ameise. Sie war fröhlich, spielte mal dies mal das und schien in den Tag hinein zu leben.
Man könnte meinen die Grille hätte ein recht leichtes, schönes Leben. Aber sie übte ständig um ihr Spiel zu verbessern und tüftelte an neuen Melodien, was nicht leicht war. Wenn sie mal wieder eine neue Melodie gefunden hatte, spielte sie sie unermüdlich, was auch der Ameise gefiel. So kam sie immer umsonst in den Genuss der Grillenmusik, lebten sie ja auf der gleichen Wiese.
So ging es den ganzen Sommer, doch dann kam der Winter. Die Ameise  verkroch sich in ihren Unterschlupf samt Vorräten, um zu überwintern. Die Grille hatte den ganzen Sommer nur gespielt und deshalb auch keine Vorräte, weshalb sie nun Hunger leiden musste und bitterlich fror. In ihrer Not wandte sie sich an die Ameise. Zitternd stand die Grille vor der Ameise und bat und Obdach und Nahrung. „Liebste Ameise, bitte lass mich bei dir den Winter verbringen und gib mir etwas zum Essen. Als Dank werde ich die schönsten Lieder für dich spielen.“
Die Ameise antwortete: „ Warum sollte ich dir helfen? Was hast du jemals für mich getan? 
Die Grille versuchte sich zu verteidigen: „ Wenn ich was zum Essen hätte würde ich dich ja nicht bitten. Und was ich für dich getan habe? Gespielt habe ich, den  ganzen Sommer lang. Gib´s zu dir hat es gefallen. Wie oft hast mit gepfiffen?“ –„Freilich hat es mir gefallen. Aber im Sommer war’s umsonst. Und jetzt soll ich für die Musik zahlen? Vergiss es!“ –„ Aber du hast doch mehr als genug zum Essen!“ protestierte die Grille. „Wenn du sparsam bist reicht sicher für zwei.“ – „Ja, es ist mehr als genug. Aber ich will nicht sparsam sein. So, hör jetzt auf zu betteln! Hättest du im Sommer gearbeitet müsstest du nicht frieren!“ –„ Aber ich habe gearbeitet! Glaubst du Geigespielen ist ein Zuckerschlecken?“, fragte die Grille und hielt der Ameise ihre Geige hin. „Da, nimm meine Fiedel und übe solange bist du eine schöne Melodie spielen kannst! Du wirst sehen, es ist harte Arbeit.“ – „Behalte dein Ding und verschwinde!“ das waren ihre letzten Worte bevor die Ameise  in ihren  Unterschlupf verschwand.
Die Grille schrie ihr noch hinterher: „Ich erfriere vielleicht, aber du wirst vor Langeweile sterben!“ und machte sich auf die Suche nach einem anderen Versteck.
Nach langer suche Wanderung kam die Grille schließlich zum Fuchs. „Bitte liebster Fuchs lass mich den Winter bei dir verbringen und gib mir etwas Essen. Als dank werde ich dir die schönsten Lieder spielen die ich kenne.“, bat sie ihn. „ Gerne nehme ich dich in meinen Bau auf und gebe dir zu essen. Denn ich bin schlau und schätze gute Musik. Außerdem können die langen Winterabende schnell langweilig werden, da bin ich über jede Unterhaltung froh.“ So verlebten der Fuchs und die Grille zufrieden den Winter.
Die Ameise hingegen saß allein in ihrer Höhle. Sie hatte genug zu essen, aber nichts zu tun. So wurde ihr schnell langweilig und musste oft an die Lieder der Grille denken. „Wie schön wäre es jetzt, wenn ich sie hören könnte.“ Schließlich hielt sie die Stille irgendwann nicht mehr aus, sie musste die Grille mit ihrer Geige einfach hören. Als der Winter am kältesten war begab die Ameise sich auf die Suche und erfror, ein Lied der Grille auf den Lippen.


Anmerkung von süßerMacho:

Ich hab mich in der "klassischen" Fabel immer über die gemeine Ameise geärgert. Das ist meine Rache.

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Kommentare zu diesem Text

muräne (41)
(09.07.08)
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 süßerMacho meinte dazu am 10.07.08:
Schön, dass es dir gefällt und danke für den Hinweis.
Schöne Grüße
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