Eene, meene, meck

Kurzgeschichte

von  Isaban

Sie sang, sang, sang im Kopf, sang, auf dem ganzen Heimweg. Wir treffen heute unsre Freundin Biene Maja, diese kleine, freche Biene Maja, Maja zeigt uns ihre Welt. Den Blick hatte sie auf die Linien zwischen den Bordsteinplatten und auf ihre Schuhspitzen gerichtet. Aufgeschrappte, verbeulte, abgestoßene Lederschuhspitzen, alt, alt, alt, rot, rot, rot.
Fünfzehn Hüpfer ohne auf den Strich zu kommen und es wird ein guter Tag. Vorausgesetzt, die Bedingungen waren schwer genug: nur auf dem kippeligen linken Bein oder nur auf den Fersen auftuppen, Vogelvaufüsse plus vollgepackter Tornister, der beim Hüpfen hin und her rumst.
Heute waren es nur acht, weil der Dackel dazwischen kam. Acht, Mist. Mist, Mist, Mist. Man ruft nur: Flipper! Flipper ist unser bester Freund, lustig wird's immer, wenn er erscheint!
Der silberne BMW stand vor der Haustür und Mutter hinter der Gardine. Zu spät, sich zu verstecken. Zwei mal drei macht fünf, widewide, wer will’s von mir lernen, ich mach mir die Welt, widewide, wie sie mir gefällt. Hey, Pippi Langstrumpf, falleri, fallera, fallerhoppsassa, hey, Pippi Langstrumpf, die macht, was ihr gefällt.
„Beeil dich, Schatz, Onkel Werner ist da. Er wird dich nachher baden und ins Bettchen bringen.“ Ihre Mutter hatte hektische Engelaugen, das Ausgehkleid und das hohe, fröhliche Lachen angelegt. Auf der Kommode lag eine Schachtel Pralinen, auf dem Tisch ein neuer Knopfimohrbär. Die Wohnküche roch nach Mamorkuchen und plüschrotem Nichts. Hey, hey, Wickie, hey, Wickie hey, zieh fest das Segel an.

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Kommentare zu diesem Text

Joe (52)
(16.12.08)
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 Isaban meinte dazu am 16.12.08:
Es freut mich sehr, dass meine Kurzgeschichte es schafft, derartige Emotionen hervorzulocken. Das zeigt doch, dass ich beim Schreiben etwas richtig gemacht haben muss, dass die Übertragung funktioniert. Danke für die Rückmeldung, Joe.

Liebe Grüße,
Sabine
janna (60)
(16.12.08)
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 Isaban antwortete darauf am 16.12.08:
Wegschauen ist so viel einfacher, der leichtere Weg, ist das, was noch am wenigsten Probleme macht, ist anscheinend bei allem, was einen nicht selbst betrifft die Patentlösung. Blind, taub und dumm spielen, weil "nicht sein kann, was nicht sein darf". Vielen Dank, Janna, für deine intensive Auseinandersetzung mit Text und Thema.

Liebe Grüße,
Sabine

 Mutter (16.12.08)
Am Anfang war ich etwas befremdet, musste mich einlassen. Das passt.
Der mittlere Teil ist wunderschön, so absolut lebendig und bildhaft. Hat mich an das Lichtschalter-Anlecken von Sedaris erinnert, so ganz entfernt.
Besonders die Stelle ist Klasse: Fünfzehn Hüpfer ohne auf den Strich zu kommen und es wird ein guter Tag. Vorausgesetzt, die Bedingungen waren schwer genug: nur auf dem kippeligen linken Bein oder nur auf den Fersen auftuppen, Vogelvaufüsse plus vollgepackter Tornister, der beim Hüpfen hin und her rumst.

Aber das Ende ist mir zu ...
Mmmh, weiß nicht genau, wie ich das sagen soll. Völlig klar, dass da ein Hammer kommen soll, insofern klingt 'unsubtil' irgendwie falsch. Weil 'unsubtil' wird's eh, soll's ja.
Aber es ist auch ... ungelenk? Einfach nicht so kunstfertig eingewoben wie der Rest. Ich würde mir wünschen, dass das Fallbeil da mehr eingebunden ist. Weniger als eine 'Behauptung' daher kommt.

Bin nicht sicher, ob ich wirklich zum Ausdruck gebracht bekomme, was ich meine - ich lass' das erstmal so stehen, vielleicht kannste ja was mit anfangen ... :)

 Isaban schrieb daraufhin am 16.12.08:
Ah, ok, ich weiß, was du meinst. Ich habe alles offen gelassen, hatte es absichtlich offen gelassen, weil ich das Ganze völlig konsequent aus Kindersicht schreiben und weil ich die Kinderempfindungen nicht werten wollte.
Es sollte offen sein, ob das Kind sich trotz des Versorgtseins und der Geschenke "einfach nur" von der Mutter abgeschoben, vernachlässigt, zu wenig beachtet fühlt oder ob Misshandlungen passieren (schließlich scheint die Mutter sonst keine Engelsaugen zu haben), bzw Missbrauch durch nahe Verwandte stattfindet. Ich wollte dabei zwar die Möglichkeit andeuten, aber nicht zwingend und um jeden Preis das "böse Onkel-Klischee" bedienen, wollte nur den Bruch in der Kinderwelt zeigen, nicht ins Detail gehen.
Der Rest sollte der Leserfantasie überlassen sein - in der Hoffnung, dass die Story gut genug geschrieben ist, so dass man sie automatisch für sich selbst weiterspinnt. Vielleicht ist es ja wirklich zu wenig, vielleicht fehlt ja wirklich noch "ein Hammer", das Konkrete. Ich werde noch einmal in Ruhe darüber nachdenken. Hab vielen Dank für deine reflektierende Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine

 Mutter äußerte darauf am 16.12.08:
Mmmh, wenn ich mir die anderen Kommentare so anschaue, scheint mir eher, es wäre ZU konkret. Offenbar hat ja keiner den Onkel NICHT im Verdacht. Das sagt natürlich vor allem eine Menge über uns aus ... ;)

Aber wenn Du es wirklich offen halten wolltest, scheint der Verdachtsmoment gegen den Onkel zu konkret, schon zu manifest. Die Mistforken halten wir jedenfalls alle schon in den Fäusten, scheint's ... :D

Könnte mir aber vorstellen, dass unkonkret in diesem Fall sehr, sehr schwierig wird. Weil wenn's ZU unkonkret wird, mekrt's wieder keiner.
Ist gerade bei der Kürze des Textes nicht ganz einfach ...

 Isaban ergänzte dazu am 16.12.08:
Du, lies den Text noch mal durch, ich habe es eben noch mal gründlich und forschend getan - da wird keine Wertung vorgegeben, da wird nicht mit dem Zeigefinger auf den Onkel gezeigt, schau mal, da wird nicht mal der negativ belegte silberne Wagen wirklich konkret dem Manne zugeordnet - vielleicht ist das Klischee vom bösen Onkel nur einfach schon zu tief in den Leuten vorgezeichnet.

 Mutter meinte dazu am 16.12.08:
Vermutlich ist das so - dann muss der Text dem natürlich aber trotzdem Rechnung tragen. Weil wenn er Hinweise gibt, die die meisten Leser falsch verstehen, ist er quasi am Missverständnis genauso Schuld als hätte er selbst mit dem Finger gezeigt.

Und in diesem Falle ist das potentiell besonders problematisch, weil der Text ansonsten so wenig wertend ist - da bekommt das alles gleich ein ganz anderes Gewicht.

Ist ja für einen Autor auch total spannend zu sehen, wie ein Text konsumiert wird - unabhängig von allen ursprünglichen Intentionen. Und das hier scheint ja ein Bilderbuchbeispiel dafür zu sein ... :D

Auf jeden Fall interessant ...

 Isaban meinte dazu am 16.12.08:
Kannst du mir mal sagen, wie der Text dem Rechnung tragen soll? Er trägt ja gar keinen diesbezüglichen Hinweis. Klar, der Onkel könnte es gewesen sein - und etwas in der Art ist auch vage im Text angelegt. Die Mutter könnte ebenfalls wenig engelsgleich sein. Und vielleicht ist auch gar nichts gewesen. Genau darum geht es ja. Das bleibt den Leserköpfen überlassen. Skurril wäre, wenn man, obwohl gar kein Tathergang geschildert wird und nicht mal sicher ist, ob überhaupt irgendeiner tätert rein prophylaktisch schreiben würde: Der Onkel war's nicht. Es gäbe nämlich kaum etwas, was den Onkel verdächtiger machte. Eigentlich Stoff für eine neue, ganz eigene Story.
(Antwort korrigiert am 16.12.2008)

 AZU20 (16.12.08)
Ein aktuelles Thema, verdammt gut geschrieben. LG

 Isaban meinte dazu am 16.12.08:
Ein immer aktuelles Thema, lieber Armin.
Ich danke dir herzlich für deine lobenden Worte.

Liebe Grüße,
Sabine
Wildhüter (51)
(16.12.08)
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KeinB (29) meinte dazu am 16.12.08:
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 Isaban meinte dazu am 16.12.08:
Kann man jemals einen Menschen so gut kennen?
Ich danke euch beiden sehr für die Auseinandersetzung mit meinem Text.

Liebe Grüße,
Sabine
Wildhüter (51) meinte dazu am 16.12.08:
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janna (60) meinte dazu am 16.12.08:
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Wildhüter (51) meinte dazu am 17.12.08:
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Elvarryn (36)
(17.03.09)
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 Isaban meinte dazu am 17.03.09:
Da, wo die Realität verwischt oder ausgeknipst wird, hm?
War eigentlich auch genau so gedacht.
Elvarryn (36) meinte dazu am 17.03.09:
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 Isaban meinte dazu am 17.03.09:
Ich guck mir mal meine Arbeitsfasssung mit Anführungszeichen an und lasse es wirken, mal sehen.
KoKa (43)
(10.12.11)
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