Ein Strauß bunter Farben

Expressionistisches Gedicht zum Thema Abendstimmung

von  autoralexanderschwarz

Ein bunter Strauß Farben,

Achtlos, auf das Pflaster geschleudert,

Knirscht unter hastigen Schritten,

Und ein jeder

Schaut beizeiten auf seine Uhr.


Wie Blinde stützen sich die Menschen,

Auf ihre schwarzen Stöcke,

reiben sich die Augen

Humpeln und drängen,

Vorwärts und zurück,

Weil niemand den Abgrund sieht,

Der ihrer aller Ziel ist.


Reibungslos und kalt

Immer schneller werden die Ströme,

Formen und bündeln sich,

Fahnen gibt es keine mehr

Und so winken sie einander mit weißen Tüchern

Während sie vorbeiziehen

Neben riesigen Türmen,

Die behäbig an den Wolken kratzen.


Hunde suchen Knochen,

Hände suchen Wärme

Überall ist es kalt

Hässliche Löcher in der Friedhofserde,

Lehmige Brocken

Nach hinten geschleudert,

Es sind alte Instinkte,

Doch kein Blick gilt dem Gestern.


Ein bunter Totenzug,

Doch die Menschen lachen,

Gemeinsam singen sie neue Lieder,

Und weil es so voll ist,

Kann man sich bequem

Rechts und links aneinander lehnen


Vorwärts in den Untergang

Schneller als der Nebenmann.


Die Weisen haben,

Ihre Särge ein wenig beiseite geschoben,

Platz geschaffen

Und ihre Grabsteine mit Blut übermalt.

Sie wollen nur noch vergessen werden,

vergessen

Und ein wenig schlafen.


Die Dämmerung bricht herein,

Noch blinzeln die Häuseraugen,

Abgründe fressen Mensch um Mensch,

Die Hunde hören auf zu graben,

Und werden für einen Moment

Besinnlich.


Niemand sieht das Grün,

Das sich von unten,

Durch das Pflaster bohrt.

Bald wird es hier still sein,

Bald wird es Frühling.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(29.01.15)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram