Ich gebe mir die Drogen des Alltags, ich gebe sie mir alle. Auf einmal. Immer rein damit, da ist noch Platz, da passt noch was. Mehr, mehr, mehr. Das ist gut. Mach mich voll damit, lass mich überlaufen, lass mich aus allen Nähten platzen, lass mich erst träge aufgehen wie ein Hefeklumpen und dann in Sekundenbruchteilen zerbersten wie ein fetter, reifer Pickel. Explodieren will ich, damit ich nicht mehr bin. Damit ich mich selbst flüchten kann, damit ich endlich Ruhe habe vor diesem ewigen Geschwätz, das ich dir gerne zuschreibe. Aber eigentlich kommt es von mir – das ist das bitterste daran. Ich gebe dir immer die Schuld an allem aber letztendlich bin ich es immer selbst. Es ist für den Moment einfach nur so verdammt einfach, es auf dir abzuladen. Du bist eben immer da. Und in derselben Sekunde fühle ich auch eine unleugbare Befriedigung, da ich genau weiss, dass ich dir damit den Abend versaue. Einfach nur, weil es mir auch beschissen geht. Die reine Egozentrik. In ihrer absoluten Essenz. Ich hoffe echt nicht, dass du irgendwelche hochgestochenen Intentionen hinter meinen Handlungen vermutest, denn du wärst ziemlich enttäuscht. Überhaupt: die Aufmerksamkeit, die du mir entgegenbringst. ICH ERSTICKE. Verfickt, ich ERSTICKE. Und du verstehst rein gar nichts. Immer glotzt du nur, mit deinen treudummen Augen. Das tötet mich jedes Mal. Ich muss dann lachen, weil ich nicht losheulen kann. Obwohl mir danach zumute wäre. Aber so ist es oft – ich fühle das starke Bedürfnis, etwas zu tun, zu schreien, zu tanzen oder einfach nur zu einem bestimmten Zeitpunkt ohne bestimmten Grund in einem von mir selbst bestimmten Tempo irgendwohin zu gehen, und ich kann es nicht. Weil du da bist. Nicht, dass du mich daran hindern würdest, wenn du von meinem Vorhaben wüsstest, würdest du mich wahrscheinlich sogar unterstützen. Aber allein deine Anwesenheit reicht aus, mir Fesseln anzulegen. Ich kann es einfach nicht mehr, ich bin nicht ich selbst, ich entscheide nicht mehr für mich. Ich bin ein Wir geworden, ein immer aufs Neue Geborgenheit versprechendes Wir, das sich immer wieder aufs Neue als Falle herausstellt. Ich flüchte mich, indem ich dich flüchte, und es ist ein Rennen ohne Bewegung. Ich trete auf der sprichwörtlichen Stelle, also bleibt mir nur Betäubung. Auf dass ich bald so dumpf bin, dass es mir auch egal ist, ob die letzten Reste meines früheren Selbst auf dem Scheiterhaufen unserer Beziehung verbrennen oder langsam verrotten. Tot sind sie sowieso schon lange.
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Kommentare zu diesem Text
Asvika (23)
(16.05.09)
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