Schreiend befreit

Erzählung zum Thema Abschied

von  makaba

Ich schreie dich an. Du sitzt vor mir und sagst nichts. Du kannst auch gar nichts sagen, denn ich lasse es nicht zu in meinem Rausch. Das Blut kreischt förmlich in meinen Ohren während ich mich immer weiter rein steiger. Du verziehst nicht eine Miene, du guckst mich nur an. Schweigend. Das macht mich noch wütender.  Du kommst nicht auf mich zu und presst deine Lippen auf meine, so wie du es sonst tust, wenn ich wütend bin. Du weißt, dass ich mich anfangs wehren würde, jedoch deinen Lippen und deinen Küssen sehr schnell erliege und mich beruhigen würde.  Doch du bliebst sitzen. Du tust nichts! Ich werfe dir Dinge an den Kopf, die schon eine Ewigkeit her sind. Ich weiß nicht, was aus unserem Schwur geworden ist, unbequeme Dinge sofort auszusprechen und daran zu arbeiten. Ich habe es wohl verdrängt, vergessen, einige Kleinigkeiten für unwichtig gehalten.

Ich würde gern etwas zerbrechen, doch mein Kopf ist noch klar genug, um nicht in dieses Zerschmetter-einen-Teller-an-der-Wand-Klischee zu verfallen. Ich habe einen Stift in meiner Hand. Einen Kugelschreiber. Ich breche voller Absicht das beschissene Hinterklemmding ab und ärgere mich in der nächsten Sekunde, denn es war mein Lieblingskulli, der sich hiermit als ein solcher disqualifiziert hat. Ich bemerke, dass ich noch immer schreie. Und du noch immer nichts tust. Mittlerweile fliegen Speichelfetzen durch die Gegend, obwohl ich das Gefühl habe, dass mein Mund staubtrocken ist. Tränen strömen über mein Gesicht. Aus Wut sage ich Dinge, die ich nicht meine. Ich weiß sogar, dass ich das nicht so meine, ich will dich nur zu einer Reaktion bringen. Mich macht es wütend, dass ich dir sowas sage, denn ich will es eigendlich gar nicht, habe aber das Gefühl, es tun zu müssen. Ich bin in einem Wutanfall nicht in der Lage mich zu regulieren, das weißt du auch. Doch du guckst mich nur an. Ab und zu zucken deine Augen, dann weiß ich, dass ich dich verletzen kann und mache weiter. Bis nichts mehr zuckt.
SAG DOCH IRGENDWAS! BEACHTE MICH!

Du tust nichts dergleichen.


„Geh weg.“,  sage ich. „Hau doch endlich ab. Und lass mich in Ruhe. Du willst doch gar nicht hier sein!“ Noch immer wortlos stehst du auf. In deinen Augen sehe ich keine Tränen, obwohl ich mir gerne einbilden würde, dass ich ein Schimmern sehe. Dein Mund öffnet sich, schließt sich doch sofort wieder. Kein Ton kommt über deine Lippen. Meine sind jetzt auch verschlossen. Mit einem Ruck drehst du dich noch einmal um. Du wirfst einen, nein: MEINEN Schlüssel auf das Bett. Das ist das Zeichen. Ich brauchte 3 Wochen um ihn dir zu geben. Es war DAS Zeichen meines Vertrauens. Niemandem habe ich je einen Schlüssel zu mir, meiner Wohnung, meinem Herzen gewährt. Niemanden. Ich starre den Schlüssel an. Und bin starr vor Schreck. Tränen laufen über meine Wangen. Doch jetzt sind es Tränen der Verzweiflung. Ich kann nichts mehr sagen, aber nicht aus Wut, sondern weil ich so geschockt bin.

Du weißt, dass ich es nicht über mich bringen könnte, ihn dir noch einmal zu geben. Zu groß ist mein dämlicher Stolz. Du verschließt eine Tür und sprengst dann mit Dynamit noch große Felsbrocken davor. Du gehst. Die Tür fällt ins Schloss. Ich renn dir hinterher, doch nur in Gedanken. Ich werfe mich flehend und weinend vor dich hin, um Verzeihung bettelnd, schreiend vor Verzweiflung. Laut schreiend. Doch nur in meiner So-solltest-du-jetzt-reagieren-wenn-du-es-retten-willst-Fantasie.
Ich tue nichts. Ich weine und mein Herz splittert laut in tausend Teile. Ich höre jedes einzelne Teil auf den Boden fallen. Trotz des Tosens in meinen Ohren. Vorbei. Schreiend habe ich das Ende herbeigeführt.


Nach einer halben Stunde setz ich mich auf den Boden. Das Bett ist kontaminiert von dem Schlüssel. Es klingelt. Dreimal. Mein Herz springt schnell in meiner Brust. Doch zu groß die Angst, es könnte ein Nachbar sein, die GEZ, der Briefträger. Zu groß die Angst, du kommst, weil du deine Jacke vergessen hast und dich der Regen, der draußen krachend gegen das Fenster schlägt, stört. Ich bleibe liegen und bemerke dann erst, dass aus dem Sitzen überhaupt ein Liegen geworden ist.



Es klingelt wieder.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa2110 (42)
(31.05.10)
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 makaba meinte dazu am 31.05.10:
wow koka, was für ein kompliment.
danke schön!
lg. makaba
(Antwort korrigiert am 31.05.2010)
pfützenpiratin (36)
(31.05.10)
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 makaba antwortete darauf am 31.05.10:
vielen dank chrisi.
nett von dir.
lg makaba
steyk (57)
(31.05.10)
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 makaba schrieb daraufhin am 31.05.10:
vielen dank stefan für deine rückmeldung!
lg makaba
Alegra (41)
(31.05.10)
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 makaba äußerte darauf am 31.05.10:
Danke Alegra.

lg makaba

 princess (01.06.10)
Ich scrolle und scrolle weiter nach unten...
getrieben von der Frage:
Wer klingelt da?
Makaba, wer klingelt da??
Spannender Text!
Liebe Grüße, Ira

 makaba ergänzte dazu am 01.06.10:
danke princess!
ja, wer ists? ich weiß nicht mal, ob das LI das weiß oder rausfinden will. ich dank dir für dein kommentar.
lg makaba
I.am.the.sin (27) meinte dazu am 20.07.10:
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SueL. (32)
(01.06.10)
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 makaba meinte dazu am 01.06.10:
beides suel. beides.

ich dank dir für dein liebes kommentar süße. wirklich! vielen dank!
lg makaba
SueL. (32) meinte dazu am 01.06.10:
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 makaba meinte dazu am 01.06.10:
hehe, das tut sie ja suel, das tut sie ja, wie kann sie auch anders? ;)
hab kein motorrad...:(
aber die grüße flüster ich dir zurück!
EliasRafael (50)
(08.07.10)
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Oriona (33)
(20.07.10)
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my.sister.whispers (31)
(21.07.10)
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 ViktorVanHynthersin (21.07.10)
Supertoll mit klaren Worten geschrieben, schnörkellos, nachvollziehbar, authentisch, gefühlvoll - einfach klasse!!
LG
Viktor
Lonly (27)
(15.10.10)
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Dieter Wal (58)
(13.03.11)
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 Dieter_Rotmund (28.01.20)
Ein Lobhudelarmageddon für einen bestenfalls passabel zu nennenden Text, der kaum egozentrischer sein kann: Es geht nur um "Ich", "ich" und "Ich!!!". Handlung? Keine. Spannungsbgen? Null. Innere Konflikte? Nein, eher ein Gejammer.

Kommentar geändert am 28.01.2020 um 11:16 Uhr
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