Abschied

Text zum Thema Abschied

von  Sanchina

ABSCHIED

Ich liege im Grase und warte.
Ich warte, Geliebter, auf dich,
obwohl ich doch weiß, daß du fort bist
liege ich hier und warte auf dich.

Ein Samenkorn mit gefiedertem Schirme
schwebt lautlos und langsam vorbei.
Es tröstet mich, denn ich denke
dies ist ein Gruß des Geliebten an mich.

Laß dich hier nieder im Grase,
Samenkorn. Dring tief in die Erde ein
damit aus dir nächstes Jahr werde
ein gelbblühender Löwenzahn.

Hoch oben am Himmel hängt eine
Lerche und trällert kraftvoll und fröhlich
ihr Lied. Ich höre ihr zu und denke
an nichts und doch nur an dich.

Der Fluß fließt leise vorüber.
Ab und zu springt ein Fisch,
und während ich still verweile,
streicht zart eine Libelle um mich.

Sommer, du heißester Sommer,
nie warst du so schön und so ruhig.
Und ich sitze im Grase und warte,
ich warte, Geliebter, auf dich.

Ein Boot treibt vorüber. Zwei Männer
rudern und winken mir zu.
Seit wieviel hundert Jahren
befahren Boote den Fluß?

Wie alt ist die Pappel am Ufer?
Wie lange wächst hier schon das Gras?
In der Natur ist alles so ewig -
so ewig wie ein Moment Liebesglück.

Die Abendsonne entfaltet
ihr dunkles, rötliches Licht
und aus den Auen erhebt sich
ein würzig-berauschender Duft.

Kühl weht der Wind und vom Grase
her steigt nun die Feuchtigkeit auf.
Ich kann nicht länger warten. Geliebter -
wann kehrst du zu mir zurück?

Ich geh jetzt nach Hause. Dort schreibe
ich für dich ein Liebesgedicht.
Das wird nur ganz kurz. Es lautet:
Heimat ist mir, wo du bist.

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Kommentare zu diesem Text

WinstonSmith (51)
(23.06.10)
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LilofeeFlowerbirdMoonwind (61)
(04.08.10)
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