Eine der meinungsbildenden zeitgeistigen ideologischen Deutungen von gesellschaftlicher Vergangenheit wie Zukunft ist das Mantra, dass sich das Dasein in einer autokratischen Männergesellschaft abspiele. Hier soll nicht uferlos erörtert werden, ob bzw. inwieweit es stimmt; die Wirkkraft eines solchen Arguments scheint interessanter: Diejenigen, welche es wiederbeten, wissen, dass es nicht mehr fallengelassen werden kann, bietet es doch eine geeignete Möglichkeit zur beständigen Aufwertung der eigenen Seite, wohingegen die andere konstant abqualifiziert werden kann, denn erzielt eine Frau keinen Erfolg, liegt es selbstredend daran, dass besagte maskuline Gesellschaft als Kollektivsubjekt sie - weswegen sie für ihre Bemühung zu loben ist - in dieser Hinsicht unüberwindbar behindert hat; erreicht sie jedoch etwas, sollte man sie eine Heldin heißen, da sie sich somit gegen den omnipotenten männlichen Verbund, der ihr sicherlich geschlossen entgegengetreten war, durchgesetzt hat - reüssiert dagegen ein Mann, ist das nichts Besonderes, ist er als Repräsentant des Männerbundes doch wohl merklich begünstigt worden; scheitert er aber, muss er unweigerlich als der Geringste schlechthin gelten, denn wie kann es sein, dass in einer derart maskulin geprägten Sozialstruktur ein Mann versagt?