Dort wo ich „Groß“ geworden bin gibt es etwas, das mir erst im Lauf der Jahre, als etwas Besonderes bewusst geworden ist. Man läuft auf der Straße, oder mit unserem Dialekt, „man laafd uff de Schdrooß“. Den Gehweg, bei uns „das Trottior“, da meine Heimat in der Nähe der französischen Grenze liegt und immer mal wieder besetzt war, wird nur in Ausnahmefällen benutzt. Selbst Hauptstraßen werden, eingehakt mit anderen, in der vollen Straßenbreite benutzt. Aus dem Weg geht man nur wenn der Verkehr zu groß ist oder mal ein dicker Brummer von LKW den Weg kreuzt. Autofahrer wissen das und es wird auch kein „Geschiss“ darum gemacht. Es wird vorsichtiger gefahren oder was auch immer, passiert ist bisher nichts das mir bekannt geworden ist. Warum ich diese Sitte inzwischen als besonders betrachte hat folgenden Grund. Dieses kleine Aufbegehren gegen Gebote hat etwas Aufrüherisches dass selten geworden ist in der heutigen Welt. Überall begegnet einem, die typisch gewordene, „Political Correctness“ und eine neue Art von Biedermeiertum. Selbst in den Städten, früher das Sinnbild der Freiheit, „Stadtluft“ soll ja bekanntlich frei machen, sind inzwischen Menschen von ständigen Gängelungen und Regeln umgeben. Man denke nur an die Anzahl von Verkehrsschildern auf einem Kilometer. In den Städten kann man eben nicht „uff de Schdrooß“ laufen. Man läuft inzwischen viel zu selten „uff de Schdrooß“ sondern geht selbst bei völlig leerer Straße auf dem Gehweg. So machen es die Erwachsenen und wehe das Kind handelt dagegen. Bei uns würde kein Erwachsener auf die Idee kommen das Kind zu ermahnen. Es sind oft die kleinen Freiheiten die Leben lebenswert machen. Als Rat geb ich darum mit auf den Weg: Laaft öfder uff de Schdrooß und wartet ab was Es mit euch macht.
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