Vergangen

Geschichte zum Thema Vergangenheit und Zukunft

von  KopfEB

Tim saß gerade beim Mittagessen, als es klingelte. Er schob sich die volle Gabel Pasta in den Mund und zeitgleich seinen Stuhl zurück, um sich vom Tisch zu erheben und das Telefon aus der Ladestation zu holen. Sein Blick fiel dabei auf die geöffnete Post und er erinnerte sich, dass unbedingt heute noch die Stromrechnung beglichen werden musste, das war schon beinahe eine Woche überfällig. So viel zu tun und so wenig Zeit, wie immer.
"Ja, hier bei Meyer."
Eine ihm unbekannte Stimme antwortete, um ihm mitzuteilen, dass er sich bitte setzen möge.
"Sind Sie alleine zu Hause?" "Ja, mein Sohn ist mit Freunden unterwegs und meine Frau bei der Arbeit. Warum, was gibt es denn?" Ich habe eine schwere Nachricht für Sie und würde es Ihnen gerne anders sagen, aber die Zeit drängt, daher... Es geht um ihre Frau. Sie hatte einen Unfall und liegt hier bei uns im Krankenhaus auf der Intensivstation. Ich muss Ihnen mitteilen, dass wir nichts mehr für Sie tun können. Sie ist bei Bewusstsein, aber niemand kann sagen, für wie lange noch. Es ist aber eher eine Frage von Minuten als von Stunden."

"Was ist passiert"

"Ein Unfall auf der Arbeitsstelle, sie hat schwerste innere Verletzungen davongetragen. Wir haben ihr Schmerzmittel gegeben, um ihre letzten Momente so wenig qualvoll wie möglich zu machen, aber sie hat sich strikt geweigert in ein künstliches Koma versetzt zu werden. Wenn Sie mich fragen ist es ein Wunder, dass sie nicht schon von selbst in Ohnmacht gefallen ist, aber ihre Frau hat einen unglaublichen Willen. Sie gab uns zu verstehen, dass sie Ihnen unbedingt noch etwas sagen muss, von Angesicht zu Angesicht. Sie mögen bitte so schnell wie möglich zu ihr kommen."

Wo ist meine Jacke, wo habe ich den Autoschlüssel hingelegt, warum sind meine Schuhbänder noch zugeknotet, verdammt! Tim fliegt aus der Tür und in sein Auto. Mit quietschenden Reifen biegt er aus der Auffahrt auf die enge Straße der Siedlung und tritt das Gaspedal voll durch. Alle Ampeln scheinen auf Rot zu springen, wenn er ankommt, jedes Auto hält sich an diese beschissenen Geschwindigkeitsbegrenzungen! Ja ist ihnen denn nicht klar, worum es hier geht?!

Er bog um die letzte Kurve mit viel zu hohem Tempo und konnte gerade noch die Gestalt erkennen, die da vor ihm über die Straße huscht, da krachte es auch schon und mit schlitternden Reifen kam sein Wagen zum Stehen.
Tim saß wie versteinert am Lenkrad. In Zeitlupe drehte er den Zündschlüssel, stieg aus. Der Geruch von verschmortem Gummi lag in der Luft und da war noch etwas anderes darunter, etwas leicht metallisches, dass er nicht so recht zuordnen konnte, bis er die karmesinrote Lache sah, die sich zähflüssig unter seinem Fahrzeug ausbreitete.
Langsam schritt er um die Motorhaube und sah auf eine Person, vieleicht 13 oder 14 Jahre alt. Sie lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt und regte sich nicht, gar nicht. Keine Atmung, nichts. Tim ergriff den leblosen Körper an der Schulter, drehte ihn mühevoll um und sah in ein Gesicht, das er kannte, in dem immer noch das Baby zu sehen war, das er einst gewesen war, das Gesicht seines Sohnes.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(17.11.17)
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 18.11.17:
Irgendwie nicht stimmig. Wieso meldet sich der Protagonist mit "bei Meyer", obwohl er doch ganz offenbar dort zuhause ist? Name und Verhalten deuten zunächst eher auf einen Jugendlichen hin. Das mit den unbezahlten Rechnung passt auch irgendwie nicht, finde ich.
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