Ich traf gerade das Elektron eines Wasserstoffatoms auf nem Spaziergang, kilometerweit von zu Hause. Gerade, als ich mit vorgestreckter Hand zum Gruße einen Schritt in seine Richtung tat, schlug doch glatt der Blitz krachend hinter mir ein.
"Puhh, da hab ich ja noch mal Schwein gehabt, an so nem schönen Tag. Wie geht es ihnen, alles klar auf der Bahn?"
Erschrocken zuckte das Kleine und flitzte mit brechender Geschwindigkeit dem Horizont entgegen.
Vermutlich hatte es Ausgangssperre und war besorgt, weil ich es doch gesehen hab.
"Machen sie sich keine Sorgen, ich werd ihrem Kern schon nicht´s sagen!", rief ich ihm noch schnell hinterher, aber da war es bereits sonstwo.
Ich drehte mich gelassen, um wieder meine alte Position einzunehmen. Gerade war die Katze damit beschäftigt gewesen, eine Maus aus dem Fluss zu fischen, die sich zu weit vom Beckenrand entfernt hatte. Behutsam und vorsichtig ging sie dabei zu Tage.
"Seltsam," dachte ich "Mäuse sind doch gute Schwimmer."
"Man kann´s auch übertreiben mit der Fürsorge!" schallte meine Stimme hinunter an´s Ufer. Die Katze sah mich nur wütend an und trocknete das kleine graue Fellbündel mit ihrem buschigen Schwanz. Noch ein Klaps auf den Hintern, dann durfte es wieder zu den Anderen in den Freischwimmerbereich für Kühe.
Ich hatte genug von der Szene und wandte mich zum gehen.
Auf dem Weg nach Hause kam ich am Pferd des Apothekers vorbei. Es empfahl mir ein neues Brechmittel, dessen Namen ich natürlich auf der Stelle notierte, jeder weiß doch, dass Pferde von sowas eine Ahnung haben. Und so würde mir nach der nächsten Zeche nicht wieder schrecklich übel.
Die Stelle flux im Rucksack verpackt machte ich weiter auf den Weg, nicht ohne noch einmal meinen herzlichen Dank kund zu tun. Informationen können ja so wertvoll sein!
Als ich die Gartentür öffnete, ohne das geringste Geräusch, sah ich wie mein Hund Hasso friedlich schnarchend in seiner Pfanne lag und mit dem Schwanz die Geranien pflügte.
"So ist es recht." Mein Herz erfüllte sich mit Wohlgefallen, als es diesen Anblick, leicht verzögert versteht sich, registrierte.
"Bello mein Guter, komm her!"
Müde öffnete sich ein Auge und ein ganzer Hund sprang freudig mir entgegen.
"Ja, mein Guter, bist ja fein. Ja."
Beruhigend streichelte ich sein langes Haupthaar und wir schritten in Richtung Tür.
Dort angelangt fiel mir ein:
"Mensch, jetzt hast du doch glatt den Schlüssel vergessen!"
Zum Glück schloss ich nie ab, also konnten wir eintreten und den Geruch von frisch gebrühtem Kakao geniessen.
Ächzend fiel ich in die Couch und war für den Moment bereit. Hasso hatte sich schon eine Tasse Kaffee eingeschenkt und schlürfte genüsslich. Eins seiner vielen Laster. Nicht das es mich gestört hätte, nutzte ich sie doch selbst des öfteren um Ballast zu befördern.
"Jetzt ein gutes Buch," dachte ich und schaltete den Fernseher ein.
Als ich in meinen Taschen kramte, musste ich leider feststellen, dass mir das Süßholz ausgegangen war und so schlug ich das Programm zu, das Gerät erlag seinem bedienungsbedingten Schicksal. Ich nahm Hasso beiseite und flüsterte ihm auf dem Weg in Richtung Klo lauthals zu, er möge sich doch schon einmal stadtfein machen.
Als ich schließlich an der Tür anlangte, hatte er bereits schwanzwedelnd und nur unter Protest seine Leine angelegt und den Kaffee mit Haut und Haaren hinuntergestürzt.
Der Aufschlag war hart. Die Realität einer glitzernden Juwelierauslage brannte sich tief in meine farbgewohnte Seele, als ich mit Hasso durch die Innenstadt flanierte. Ich hatte ihm klargemacht, dass wir uns jetzt in der Wirklichkeit einer anderen Gesellschaft bewegen würden und er sich wieder an sein Hundedasein erinnern sollte. Daher blickte er sich triefäugig um und roch den vorbeistreunenden Hunden und Hündinnen an Hinterteil und Intimbereich.
Ich erfüllte meinen Soll genauso gut und grüßte vornerum freundlich, um mir hinterher meinen Teil still zu denken und hin und wieder ein abfälliges Wort zu verlieren. Das war nicht weiter tragisch, so oft wurde diese Kiste nicht nicht von mir geöffnet, jede Menge da für den Verlust. Ich bewunderte die reichlich ausgestatteten und orpulent angerichteten Festtafeln des Konsums und tat des Öfteren so, als wäre ich äusserst geneigt den Laden direkt zu erstürmen und mit meinem Erarbeiteten zu erlangen. Jeder macht halt was er kann, um einen aufrechten Gang zu vermitteln, ist dieser doch der Beginn unserer glorreichen Evolution.
Äusserlich gelassen schlenderte ich demnach auch in das Geschäft, in dem ich meinen Saft des Holzes erhoffte, um inneres Feuer zu finden. Zum Glück war es zum Zeitpunkt meiner Geburt legalisiert worden und so erlangte ich Erfüllung an der Theke, die bereitwillig meine Finanzen veränderte. Früher wurde gesagt, es würde die Libido senken und somit einen wettbewerbsmäßigen Vorteil verschaffen, aber da dies nur zeitweilige Wirkung hatte, musste es wieder verkauft werden. Schöne heile Welt.
Gedankenverloren eilten meine Beine in gemächlichem Tempo zurück, Hasso blieb noch ein wenig. Er hatte Anschluß gefunden und wie das so ist mit dem Tier, einmal geweckt, lässt es sich nicht mehr aufhalten, nur noch einschläfern.
Also frisch an´s Werk, der Rasen wartet auf seine neue Frisur und Frauen sollte man nicht warten lassen.
Sogleich hakte sich Mutter Erde auch bei mir ein und wir legten eine heiße Sohle auf´s grüne Parkett. Dort lag sie und schlief den Schlaf der Gerechteten. Natürlich unterbrach ich meine Beschäftigung auf der Stelle. Die Ruhe ist eine heilige Sache und die Stelle war eh nicht zum arbeiten gemacht, war noch ganz vollgekritzelt vom Pferderezept.
Ich schlich mich barfuss aus dem Garten, die Sohlen hatten ja etwas anderes zu tun, und sonnte mich mit einem Rum. Der Rum war gut, nur dieser Eine war mir fremd. Er versuchte krampfhaft die Groß- und Kleinschreibung in meinen Kopf zu kriegen, doch war es mehr mein Grundstück, das mir Sorgen bereitete. Ein Haus am Meer hat schließlich nicht jeder, da muss man schon achtsam sein.
Ein dezenter Hinweis auf Eigentümlichkeiten genügte, um ihn mundtot zu machen. Sogleich tat es mir leid, das hatte ich schließlich nicht gewollt.
„Ob man dafür bestraft wird? Man muss es wohl“, so schoss es mir durch den Kopf.
Beruhigt lehnte ich mich wieder zurück in meinen Stuhl, hatte ich ja nun auch mein Fett abgekriegt. Das Einzige was mir nach dieser Kugel noch den Kopf zerbrach, war die Erkenntnis, dass es nicht gerade meine beste Entscheidung gewesen war auf den Gang zur Toilette zu verzichten.
Was da so alles aus dem Hirne quillt, das glaubt man nicht.
Ein ganzer Fisch! Den musste das Schwein hereingetragen haben, blau und vollgesoffen war es in den Garten getrippelt und hatte ihn auf den Rasen gebrochen, wodurch die Sohle, mittlerweile erkaltet, aus dem Schlafe schreckte. Jetzt lag er also da in tausend Scherben und zappelte zwischen den Netzsstrümpfen, die sich das Ferkel zugelegt hatte.
„Ein Fisch mit Nuttenstiefeln, was soll das denn auch? So ein Unsinn, da hat er´s wohl nicht besser verdient.“ dachte ich zu mir, als mein Blick auf das schnappende Maul fiel, dass sich hier in meinen Händen zu vergraben suchte. Mit einem Platsch warf ich es über den Zaun, sein Glück, dass es die Seite meines Anwesens mit der Steilklippe war, und nahm mir das Schwein vor. Blaues Fleisch schmeckt auch nicht viel anders als Mensch.
Das Letzte Mal, als sich einer dieser gefärbten Paarhufer in meinen Garten verirrt hatte war ich nämlich gerade als einzelnes Eichhorn unterwegs gewesen und hatte wahrhaft lange daran zu knabbern. Aber auch der Daumen jetzt war nicht wirklich hilfreich, lediglich das Feuer anzuzünden fiel mir leichter, wobei ich, gänzlich unegoistisch, meiner Tasche dankte. Sie war ja schließlich die Herberge für benötigte Werkzeuge. Mit einer umständlichen Handbewegung zwang ich die zwei Stöcker wieder zurück in die Hose und besah mir die Geschichte.
Bauch voll, Schwein weg. War auch besser für mich, ich hätte es nur sehr ungerne tatsächlich gemordet und sein Blut von meinen Fingern schlecken müssen.
Der Fisch lag noch immer auf dem Boden, jetzt aber ganz ruhig, schließlich ruhte sein Maul nun auf dem Grunde des Meers, da hat es genug Wasser. Mit großen Augen blickte es auf mein Werk und versuchte zu sprechen, ich konnte das Blubbern hinter dem Zaun hören, aber kein Wort verstehen.
„Was nun? Ob es ihn stört, tät ich ihn braten?“
Der Fisch schien doch einen Weg gefunden zu haben mir seine Gedanken zu spenden, denn das hatte ich ja wohl eindeutig gehört. Er wollte mich braten und ob mich das stört?
Hmmm, sein Maul ist im Wasser, da wär´s wohl nur Recht wenn ich meine Hand jetzt für ihn in´s Feuer lege.
Ganz gar war sie zwar noch nicht, aber dem Fisch schien es gleich und so warf ich ihm meine Faust zum Fraße hin, hinter die Klippen hinein in das Meer. Voller Verzweiflung blinzelte er mir da viel zu schnell zu, man esse doch auch mit den Augen, also flog er gleich hinterher. Seine Flügel hatte ich gar nicht bemerkt.