Wie ich es nicht schaffte, ein Brot zu kaufen

Tagebuch zum Thema Stärke/Schwäche

von  Inlines

Wie immer schaute ich, als ich über den Kreisverkehr heranfuhr, bei welcher Bäckerei am wenigsten los ist, und entschied mich für das Geschäft beim Edeka, da dort weniger Fahrzeuge zu sehen waren. Ich fuhr auf den zugehörigen Kunden-Parkplatz, und parkte am Ende einer Reihe, wo es ein große Lücke gab. Nach ein paar tiefen Atemzügen stieg ich aus und ging in das Foyer des Ladens hinein, wo sich die Theke der Bäckerei befindet. Überraschend viele Menschen waren dort, darunter zwei ältere Seniorinnen, die sich darüber ausließen, dass man sich bei der Arbeit doch ruhig Zeit lassen sollte. Sie untermauerten dies mit schlauen Sprüchen und mehrfachen zeitaufwendigen Wiederholungen. Die Aussage der Verkäuferin, dass man das Zuhause sicher so handhaben könne, es im Laden aber anders wäre, ignorierten sie gekonnt. Während sie sprachen stand ich im Hintergrund, bei der Pinnwand mit den Privatanzeigen, und tat so, als wäre ich nur wegen diesen hier, und hoffte auf einen günstigen Moment, um irgendwann alleine dran zu kommen. Da ich jedoch so weit abseits verharrte, erkannte niemand, dass ich eigentlich der Nächste wäre, und es kam auch nicht dazu, dass ich als letzter verbliebener Kunde meine Wünsche hätte äußern können. Denn ständig kamen weitere Leute mit ihren scheppernden Einkaufswägen nach und verschoben meinen "Auftritt" immer weiter, so dass ich mich schließlich zu gehen entschied, und ziemlich deprimiert das Gebäude wieder verließ.

Innerlich fluchend schwang ich in meinen Wagen. Einerseits war ich nun ziemlich angesäuert, andererseits mit dem vorhandenen Stresslevel (60%) noch fahrtüchtig. Es lag also an mir, ob ich direkt aufgeben und für die nächste Zeit auf das wohlschmeckende Butterbrot verzichten wollte. Ich tat es nicht - denn ich erinnerte mich an die Bäckerei in der Nähe der Bank, wo um diese Zeit - es war noch eine Weile bis zur Mittagspause - nicht wirklich viel los sein sollte.

Gesagt, getan. Ich verließ das Edeka-Areal, und befuhr 5 Minuten später, einige Meter von der Mack-Filiale entfernt, den letzten dort verfügbaren Parkplatz, vor dem riesige Blumenkübel thronten. Wieder stieg ich aus, um die Nahrungs-Problematik zu beseitigen, ging zügigen Schrittes zu der Filiale hinüber, während ich mich tadelte, dass es doch nicht sein konnte, dass jemand zu dumm zum Brotkaufen ist. Aufmerksam schaute ich, dort angekommen, durch die Glaswand hindurch, ich den großflächigen Verkaufsraum hinein, und befand es als denkbar, die Gegenwart der anderen Kunden auszuhalten. Es waren bloß drei ruhig stehende Personen darin. Nun musste es doch klappen! Mit vorsichtigem Optimismus betrat ich das Geschäft.

Ich machte sofort einen geeigneten, abschüssigen Stehplatz aus, setzte zum Schritt an - dann kam es, wie es kommen musste: Die Türe flog auf - schlagartig auf - weil ein weiterer Kunde hereinkam, und dies erschreckte mich so, dass ich fluchtartig, und ohne es richtig wahrzunehmen, die Bäckerei wieder verließ. Meine Füße liefen wie von alleine und ich stolperte auf der Schwelle, konnte aber gerade noch einen Sturz verhindern, eilte, während ein lärmendes Rettungsfahrzeug vorbeifuhr, das meinen Stresslevel auf ein Niveau hob, bei dem ich zu Gehunfähigkeit neige, zu meinem Gott-sei-Dank in der Nähe befindlichen Auto zurück.

Drinnen brauchte ich erst einmal ein paar Minuten zum Verschnaufen. Es war nun klar, dass es heute Vormittag nichts mehr mit dem frischen Weissbrot werden würde. Ich hatte versagt. Alles was ich noch tun konnte, war Skills anzuwenden und auf Beruhigung zu warten.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 unangepasste (12.05.18)
Kommt mir sehr bekannt vor. In Wuppertal gibt es eine Bäckerei, die Anzugmenschen zuerst bedient, Männer vor Frauen, groß vor klein ... Vielleicht wärst du dort drangekommen (Ich als kleine, unwichtig aussehende Frau in Alltagskleidung habe es dort schon aufgegeben.)

 Inlines meinte dazu am 12.05.18:
Danke für den Tip, aber das wäre ein ziemlich lange Reise. LG

 princess (12.05.18)
Hier kommt meine persönliche Skill-Erwerb-Empfehlung: www.lieferando.de.

...

Ach nee, lass es besser bleiben. Sonst entgehen mir solch amüsante Tagebucheinträge wie dieser hier.

Liebe Grüße
p.

 princess antwortete darauf am 12.05.18:
P.S. Positiv betrachtet: Wie ich es schaffte, kein Brot zu kaufen.

 Inlines schrieb daraufhin am 12.05.18:
Da gibt s auch kein Brot...

Freut mich, dass du das amüsant findest! So fällt s auch mir leichter das ganze mit Humor zu nehmen.

LG

Edit: Danke für den Komma-Tip!

Antwort geändert am 12.05.2018 um 16:53 Uhr
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram