Übers Kotzen

Text zum Thema Ekel

von  Xenia

Erst war es ganz schwer, aber nach und nach lernte er, wie es einfacher ging. In genau dieser Reihenfolge fraß er gewöhnlich folgende Lebensmittel in sich hinein, wenn ihn der alles verzehrende Hunger packte:
1. Eis, Pudding und sonstige flüssigen oder halbflüssigen Milchprodukte sowie sehr viel zuckerhaltige Getränke
2. Kuchen, Kekse und so weiter
3. Schokolade

Die Reihenfolge war wichtig. Die Milchprodukte und die Flüssigkeit bildeten sozusagen eine Grundlage, die das Kotzen erleichterte, und die Schokolade musste er deswegen als Letztes verschlingen, weil sie schneller verdaut wird als festere Lebensmittel. Salziges reizte ihn nicht besonders. Erstens mochte er Süßigkeiten schon immer lieber und zweitens tat Salziges beim Kotzen viel mehr weh im Hals. Dann schob er sich den Finger in den Hals, manchmal auch die Zahnbürste. Als das nichts mehr half, verlegte er sich darauf, so lange Salzwasser zu trinken, bis er sich automatisch erbrechen musste. Es war widerlich und anstrengend, aber er musste unbedingt alles wieder loswerden. Es widerte ihn an, dass er sich einfach nicht unter Kontrolle halten konnte. Außerdem hatte er panische Angst davor, zuzunehmen. Nach dem Kotzen war er oft so müde, dass er einfach mit dem Kopf auf oder neben der Toilettenschüssel einschlief, mit dem sauren Gestank seines Mageninhalts in der Nase. Manchmal war der Gestank so abartig, das er davon aufwachte, noch einmal ganz von alleine kotzen musste und wieder einschlief. Er war so müde.

Einmal war es ihm nicht gelungen, das Salzwasser wieder loszuwerden. Er lag die ganze Nacht mit Krämpfen neben der Toilette und weinte aus Angst, zu sterben. Es tat so weh. Es gelang ihm weder, das Salzwasser loszuwerden, noch einzuschlafen. Aus Angst vor Dehydrierung trank er sehr viel Wasser, was dazu führte, dass er einen unheimlich aufgeblähten Bauch bekam. Am frühen Morgen kam dann endlich die Erlösung in Form von erschreckend übel stinkenden Durchfall.

Heute morgen ist ihm ein Zahn ausgefallen. Seine Mundhöhle ist wund von der Magensäure. Er redet nicht viel. Vor Fremden isst er niemals.

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