Fremde in Zemgale

Lied zum Thema Anpassung

von  Ksenija

Nirgends ist der Himmel so groß wie hier,
der Wind küsst mich kalt und die Wege sind leer.
Meine Gedanken sind grau und die Felder auch,
so viel Raum, den ich nicht zu füllen gebrauch.
Menschenseelen sah ich schon lange nicht mehr,
und die Sonne hat nur im August gewärmt.

Die Stille und Weite schüchtert mich ein,
werd ich hier wohl jemals zu Hause sein?
Die Sonne hat nur im August gewärmt,
und anfangs hab ich noch von Freiheit geschwärmt.

Ich bin eine Fremde in Zemgale, ich bin eine Fremde in Zemgale.
Es esmu svešiniece Zemgalē, es esmu svešiniece Zemgalē.

Im Zug herrscht Schweigen, man hört nur die Schienen,
mit Reden wird sich nicht die Zeit vertrieben.
Nach draußen richten sie ihre Mienen starr,
was sie bewegt, wird mir wohl nie gewahr.
In die Vergangenheit, der ich nie hab angehört,
Schauen faltige Augen verträumt.

Die Stille und Weite schüchtert mich ein,
werd ich hier wohl jemals zu Hause sein?
Faltende Augen schauen verträumt,
anfangs hab ich noch von Freiheit geschwärmt.

Ich bin eine Fremde in Zemgale, ich bin eine Fremde in Zemgale.
Es esmu svešiniece Zemgalē, es esmu svešiniece Zemgalē.

Vielleicht wenn ich lern, eure Sprache zu verstehn,
Vielleicht kann euch dann endlich besser sehn.
Öffnet eure Herzen, bitte lasst mich hinein,
Ich will nicht länger Fremde in Zemgale sein.

Freiheit ist schön, solang man sie teilt,
doch noch scheint mir hier niemand zum Teilen bereit.
Ich bin eine Fremde in Zemgale, es esmu svešiniece Zemgalē.


Anmerkung von Ksenija:

Lied in E-Moll. Inspiriert von meinen Erfahrungen als in Lettland lebende Deutsche mit nur Basiskenntnissen der Landessprache. Geschrieben nach einer 20km Wanderung durch die einsamen Weiten der flachsten Region Lettlands, Zemgale.

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Kommentare zu diesem Text

aliceandthebutterfly (36)
(23.12.19)
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 Lluviagata (23.12.19)
Herzlich willkommen, liebe Ksenija!

Gefällt mir sehr, dein Text. Nur die "faltenden Augen" verstehe ich nicht. Heißt es eventuell "faltige"?

Liebe Grüße
Llu ♥︎

 Dieter_Rotmund (23.12.19)
Sehr interessantes Thema, aber 'ne Reportage wäre mir persönlich lieber gewesen. Das Lied ist mir etwas zu rührselig, geht aber noch als pubertär durch, ist auch Geschmackssache.
Sätzer (77)
(23.12.19)
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 EkkehartMittelberg (23.12.19)
Hallo Ksenija,
die Weite und Stille der Landschaft verstärken das Gefühl, fremd zu sein. Noch einer, dem dein Lied gefällt.
Kleine Korrektur für den 4, Vers: so viel Raum, den ich nicht zu füllen brauch.
LG
Ekki

 Artname (24.12.19)
Der Text kommt mir etwas chaotisch geschrieben vor. Damit meine ich weniger den Inhalt. Eher, dass die die Strophen in verschiedenen Erkenntnisstadien geschrieben erscheinen.

Letztlich ist doch logisch, dass ein neuer Ort Zeit der Eingewöhnung braucht, um kleiner, überschaubarer zu wirken. Dazu zählt u.a. auch die allmähliche Beherrschung der Sprache.

Nun könnte man einen Text über die Fremde schreiben. Die man irgendwann wieder verlassen muss, ohne sie näher kennen gelernt zu haben. Eine interessante Erfahrung, die man sein ganzes Leben verwerten kann. Keine Angst vor der Fremde: Manchmal bringt die dringend benötigten Abstand! Aber jede Fremde weicht nach einiger Zeit eine zunehmende n Vertrautheit!

Fazit: Würde ich lange bleiben wollen, würde ich einerseits Fremdheit betonen, aber letztlich auch meine Zuversicht, dass alles vertrauter werden wird.

Würde ich mir kurze Zeit bleiben, würde ich eher beginnen, meine Sorgen in der fernen Heimat anders zu bewerten....

Klar kann ein Musiktext sprunghaft sein. So sprunghaft wie die Gefühle. Aber oft lohnt es sich, den Text zu überarbeiten, dass unser Gehirn eben doch am liebsten bestimmen Algorithmen folgt!
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