Ein weiteres Beispiel

Lebensweisheit zum Thema Sprache/ Sprachen

von  LotharAtzert

„Ein typisches Beispiel, das auch in der Sprache verankert ist, ist das „Naturgesetz“. Der Begriff „Naturgesetz“ bringt die Natur in die Nähe der sozialen Regelungen, weil ein „Naturgesetz“ kann es nicht geben. Ein Gesetz geht immer von Regelungen aus, die von einem Subjekt festgelegt werden. Das Subjekt hat aber die Regelungen des Gesetzes über die Natur nicht zu treffen und kann sie auch nicht treffen. Also ist der Begriff „Naturgesetz“ eine Sprachlüge, die ganz deutlich macht, daß man selbst als Gesetz sich zu Gott erhebt im Sinne des Gesetzes über die Natur, um diese in seiner eigenen Macht verbrauchen, oder bestimmen zu können. Denn eigentlich müßte es nicht „Naturgesetz“, sondern „Naturbestimmung“ heißen.“

W. D. Das Urteil des Empfindens.

 

Der Grund, warum ich das zitiere, ist nicht etwa die Hoffnung, (-man unterstellt mir lauhals „Sendungsbewußtsein“) daß einer die Tiefe des Gesagten auslotet, sondern, wie ich beim hehner schon andeutete, daß es sich bei solchen Gedanken um Samen handelt, die, irgendwann-irgendwo, einmal aufgehen – oder auch nicht. Auch in der Natur gehen ja die meisten Samen verloren, während nur die Wenigsten und Gesündesten ihren Frühling erleben. Alle (Irr-)Fahrt beinhaltet die Gefahr des Scheiterns, aber auch die Erfahrung am Ende der Fahrt, die über die Subjektivität hinausgeht und folglich für alle Wesen einen Segen beinhaltet, während die Daheimgebliebenen, die über alles informiert sind, tief in den Abgründen der Sprachlügen sich nur in den Kollektiven über Wasser halten können.

 

Döbereiner nennt viele weitere Sprachlügen, so auch den Unterschied zwischen Gefühl und Empfindung. Wo sich das Gefühl (= tasten in den Umraum) immer mehr durchsetzt, wird das Empfinden (als ein subjektives „in mir zu findendes“) zurückgedrängt, bzw. falsch benutzt und zwar kollektiv. Durch die vier verschiedenen Gründe klärt sich schon vieles vonselbst. Zum Beispiel ist der Begriff „Naturgesetz“ in der Causa materialis angesetzt, während die Naturbestimmung im finalen Grund … gründet. Und zwar prinzipiell urgründig.



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (04.11.24, 16:47)
Wenn man "Gesetz" so definiert, dann ergibt sich das Problem bei Naturgesetzen. Aber nur dann.
Allerdings muß man dann erklären, wieso Bestimmungen nicht von einem Subjekt festgelegt werden. Das eine als subjekt-gemacht zu bezeichnen, das andere aber nicht, hat etwas Willkürliches.

Definitionen sind menschengemacht; aber sie sollten konsequent festgelegt werden.

Außerdem hat man es bei Naturwissenschaften nicht mit einem speziell deutschen Phänomen zu tun, weshalb also nachgeschaut werden müßte, wie andere Sprachen das handhaben.
Mein geliebtes Griechisch, dem unser abendländisches Denken ja entstammt, kennt νόμος allgemein als Gesetz, θεσμός als göttliches Gesetz und ἀνάγκη als Naturgesetz.
Nicht daß die Griechen sich in ihrem Sprachgebrauch immer brav an diese Unterscheidung gehalten hätten - denn einen Duden gab es noch nicht.

 Graeculus meinte dazu am 04.11.24 um 16:49:
Ferner bleibt Kants Frage, ob nicht auch die Naturgesetze vom erkennenden Subjekt abhängen, während uns die Natur an sich, erkenntnisunabhängig, überhaupt nicht zugänglich ist.

 Graeculus antwortete darauf am 04.11.24 um 17:01:
Man muß den ganzen Döbereinerianismus erstmal als Prämisse übernehmen, dann wirkt alles weitere einleuchtend.
Doch das heißt ja nichts anderes, als in die Schule, das Kollektiv eines Gurus einzutreten und gläubig zu werden.
Das sei mir fern.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 04.11.24 um 20:07:
Danke erstmal für die Dreifachpost. Ich werde mich dem morgen mit frischen Kräften widmen, sofern mir noch ein morgen vom Schicksal zugestanden wird.

 Graeculus äußerte darauf am 04.11.24 um 20:36:
Hoffen wir es. Ich selbst werde allerdings in der bevorstehenden Woche aus externen Gründen zurückhaltend sein (was nichts mit kV zu tun hat).

 ran (04.11.24, 18:30)
Der Begriff „Naturgesetz“ bringt die Natur in die Nähe der sozialen Regelungen

Das kann man auch umgekehrt sehen. Der Begriff bringt die sozialen Regelungen in die Nähe der Natur.
Die Natuegesetze gelten für alle gleich, ohne Ansehen der Person. Die Natur ist wahrlich unbestechlich. Niemand kann sich über Naturgesetze hinwegsetzen, andernfalls sind sie keine.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 04.11.24 um 20:03:
Du hast den Rest wol nicht mehr zuende gelesen, denn da kommt ja die Begründung:
Das Subjekt hat aber die Regelungen des Gesetzes über die Natur nicht zu treffen und kann sie auch nicht treffen. Also ist der Begriff „Naturgesetz“ eine Sprachlüge, die ganz deutlich macht, daß man selbst als Gesetz sich zu Gott erhebt im Sinne des Gesetzes über die Natur, um diese in seiner eigenen Macht verbrauchen, oder bestimmen zu können. Denn eigentlich müßte es nicht „Naturgesetz“, sondern „Naturbestimmung“ heißen.“

 ran meinte dazu am 04.11.24 um 20:28:
eine Sprachlüge, die ganz deutlich macht, daß man selbst als Gesetz sich zu Gott erhebt im Sinne des Gesetzes über die Natur

Naturgesetze sind keine Gesetze über die Natur, es sind Gesetze der Natur. Auch der Mensch muss ihnen gehorchen, er kann sie nicht verändern. Sie sind ein Rahmen, den er nicht sprengen kann.

Antwort geändert am 04.11.2024 um 20:29 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 04.11.24 um 20:34:
Naturgesetze werden entdeckt (wie Amerika), nicht erfunden und auch nicht per Abstimmung festgelegt.

 LotharAtzert meinte dazu am 04.11.24 um 20:45:
Nat-Ur heißt "nicht ursprünglich" Wie sollte das, was keinen Ursprung aus sich selbst hat, Gesetze aus sich selbst erschaffen? Denk bitte darüber nach, oder lass es bleiben, aber wiederhole nicht den sattsam bekannten Stand-Punkt, der als Sprachlüge der Anmaßenden hier gerade entlarvt wird.
Ich weiß, es ist schwer, gegen alle Kollektive zu artikulieren, aber es hilft ja nix, immer so weiter zu machen.

 LotharAtzert meinte dazu am 04.11.24 um 20:47:
Das hat sich überschnitten.
Ich bin wirklich zu müde zum Diskutieren ... und dann noch gegen die zahlenmäßige Übermacht.

 ran meinte dazu am 04.11.24 um 20:49:
Naturgesetze werden entdeckt
... so ist es, sie existieren unabhängig vom Menschen.
Die Idee, dass der Mensch die Natur beherrschen könnte, ist eine Illusion. Er kann nur die Materie (einschl. Energie) mehr oder weniger ungeschickt verändern, nicht die Naturgesetze.

Antwort geändert am 04.11.2024 um 20:50 Uhr

 ran meinte dazu am 04.11.24 um 20:52:
und dann noch gegen die zahlenmäßige Übermacht.
Sry. das war nicht beabsichtigt.
Ich glaube, es gibt keine Verständigung, weil Begriffe unterschiedlich interpretiert werden, zb. Natur. 

Über den Ursprung der Naturgesetze ist m.w. wenig bekannt. Das ändert nichts an deren aktueller Existenz.

Antwort geändert am 04.11.2024 um 20:56 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 04.11.24 um 21:01:
So ist es eben nur in euren Köpfen. Naturgesetz ist ein vom Mensch gemachter Funktionsbegriff (ergo: Causa materialis), um die Natur für sich zu nutzen, bzw auszubeuten. Die "Naturbestimmung" findet nicht dort statt, sondern da, wo das Unbestimmte zur Bestimmung kommt, das ist unsere finale Causa. Wollt ihr mal die Güte haben, das im Denken kurz zuzulassen?? Danke!

Der Urgrund beißt auch nicht - also das wäre mir neu.

 ran meinte dazu am 04.11.24 um 21:11:
um die Natur für sich zu nutzen, bzw auszubeuten.
Wie kommst du darauf?

Die Natur wurde lange vor der Entdeckung von Naturgesetzen genutzt, intuitiv, durch ausprobieren.
Andererseits wurden  Naturgesetze entdeckt, die gar nicht nutzbar gemacht werden können.

 LotharAtzert meinte dazu am 04.11.24 um 22:04:
Naturgesetze werden entdeckt (wie Amerika), nicht erfunden und auch nicht per Abstimmung festgelegt.
Was Naturgesetze werden, ist nicht mehr die Frage, sobald der Begriff als falsch erkannt ist. Naturgesetze gibt es nicht wirklich - wegen den oben genannten Gründen.

 Teichhüpfer (04.11.24, 21:55)
Das Leben, Lothar, als Subjekt, das ist sehr Neu aus der Forschung, Deutschland Funk, da gibt so Beiträge.
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