Die Kronenapotheke

Gedicht zum Thema Abschied

von  millefiori

Die Kronenapotheke


Das gold'ne Apothekenschild glänzt stolz.
Vom Bordstein führen ein paar flache Stufen
hinauf zur Eingangstür aus dunklem Holz.
Beim Eintreten hört man die Glocke rufen.

Steht man in diesem altehrwürd'gen Raum,
sieht staunend man all die antiken Schätze.
Man fühlt sich wie in einem schönen Traum;
die Zeit steht still, vorbei ist jede Hetze.

Dunkle Regale, hölzern, bergen hier
wohl an die hundert Flaschen, die beschriftet.
In Schreibschrift liest man, welches Elixier
sich dort in jeder einzelnen befindet.

Ganz stilvoll die Bezeichnung in Latein.
Der Charme, der Stil nimmt einen gleich gefangen.
Ich wusste gleich: hier will ich Kunde sein,
wenn Plagen einmal Linderung verlangen.

Das erste Mal als ich mein Leid geklagt,
stand hier ein Herr mit weißem Haar und grüßte
mich freundlich, er war damals schon betagt,
doch voller Güte, die mir Mut einflößte.

Immer verständnisvoll und mit Respekt
hat er, schon als ich jung war, mich beraten
und in die Medizinen was gesteckt,
glaub' ich, dass sie nochmal so gut mir taten.

Die Apotheke war in unsrer Stadt
mit keiner and'ren jemals zu vergleichen
und als der Sohn sie übernommen hat,
da konnt` auch ihm das Wasser niemand reichen.

Auch er ein feiner Mensch mit viel Gefühl,
der seine Kundschaft liebevoll betreute.
Der Kunden Wohlsein war sein stetes Ziel,
sein Personal nur kompetente Leute.

Er war sehr freundlich, hilfsbereit, bemüht.
Es gibt sie nur noch selten, solche Menschen.
Und liest man dann, dass in der Zeitung steht:
"...bedauern wir zutiefst den Tod, den raschen" ...

So kommt es, dass im Kern der alten Stadt
man ein Stück Wärme, manchen guten Rat
und einen lieben Menschen mehr verloren hat.


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Kommentare zu diesem Text


 niemand (10.03.20)
Ein Gedicht, das heutzutage nicht mehr viel Beachtung findet in seiner beschreibenden Art und doch sehr passend ist zur Thematik, welche heutzutage ebenso links liegen gelassen wird.
Eine Einheit also. Schade, denn sie ist voller Wärme und Empfindung, wahrscheinlich auch Dinge die heutzutage nicht mehr gefragt sind. Mit lieben Grüßen, Irene

 millefiori meinte dazu am 10.03.20:
Danke, liebe Irene, es ist genauso wie Du es beschreibst.
Umso mehr freut es mich, dass es Menschen gibt, denen meine Art zu schreiben gefällt und die ähnliche Werte hoch halten, wie ich.

Danke sehr für die Wärme Deines Kommentars und die Empfehlung.

Liebe Grüße
millefiori
una (56)
(10.03.20)
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 millefiori antwortete darauf am 10.03.20:
Meine liebe Seelenfreundin,
das hast Du so schön gesagt, bzw. geschrieben, wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, dass diese Werte ein Comeback erleben.

Der Apotheker war lange mein liebster Anlaufpunkt, es ist sehr schade, dass er von dieser Welt ging.
Müsste schon wieder 5 Jahre her sein.
Leider hat er das Alter seines Vaters nicht erreicht.

Aber die Mitarbeiter der Apotheke tragen seine Philosophie weiter.

Fühl Dich gedrückt. Danke für die Empfehlung
millefiori
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