Pubertät im Wandel der Jahre

Gedanke zum Thema Betrachtung

von  Laluna

Schon mit 14 hatte ich sehr genaue Vorstellungen von dem Freund, den ich gerne haben wollte. Das war zu Beginn der wilden Sixties. Ein Muss waren lange Haare, möglichst glatt und dunkelhaarig. Groß und rappeldürr sollte er sein. Mit blonden Jungs hatte ich keine Verträge – bis auf einen. Da gefiel mir einiges mehr, als nur der ungewollte Blondschopf. Dieser Knabe sollte jedoch meine unerfüllte Jugendliebe bleiben.

In unserer Parallelklasse auf dem Gymnasium waren nur Jungen (33) und darunter - bis auf drei - keiner, der mir gefallen hätte. Wenn ich sie heute alle Revue passieren lasse muss ich schmunzeln. Zwei von denen, die mir gefielen, zähle ich noch heute zu meinem Freundeskreis. Der Dritte im Bunde ist leider schon verstorben.
Die Jungs aus meiner Klasse waren für mich uninteressant … damals. Heute sehe ich das ganz anders. Jeder ging seinen Weg und alle sind etwas geworden. Auch die Spätzünder unter ihnen. Das gilt mittlerweile auch für die Parallelklasse und mein Rückblick ist nachzulesen.

1962 kam ein neuer Schüler namens Konrad in die Parallelklasse und diesen konnte ich absolut nicht leiden. Er war mir zu schmächtig, zu blond, zu gelockt und obendrein ein Klugscheißer. Wir nannten ihn die laufende Parkuhr, weil er so klein war. Seine politische Entourage gefiel mir überhaupt nicht. Als 1963 unsere Schülerzeitung gegründet wurde, war ich dabei und voller Tatendrang. Doch Konrad & Co. verleideten mir die weitere Mitarbeit sehr schnell, sodass ich mir etwas Anderes suchte. Ich wurde Sprecherin beim neu aus der Taufe gehobenen Krankenhausfunk. Hier las ich Geschichten vor, erzählte Dönekes aus Schülerkreisen und sorgte für fetzige Musik für Jung und Alt. Das war eine passable Alternative. Meine Freundin Renate übernahm später diesen Job, weil ich 1967 dem Gymnasium den Rücken kehrte, um eine Privatschule zu besuchen.

1969 verließ ich meine Heimatstadt in Richtung Austria und sollte viele Jahre Globetrotterin bleiben. Die Kontakte zu ehemaligen Mitschülern hielt ich aufrecht. Brieflich, telefonisch und privat. Ich war stets bestens informiert, Anlaufstelle für alles Mögliche und das wandelnde Gedächtnis (und Gewissen) – bis heute.

Im Mai 2018 suchte ich nach Mitschreibern für unser gemeinsames Buchprojekt und diese fanden sich nach gut einem halben Leben wieder zusammen. So auch Konrad & Co. und etliche andere, mit denen ich heute wunderbar harmoniere auf vielen Ebenen. Früher waren wir jung und unausgegoren, heute sind wir „gemeinsam“ alt geworden und die meisten haben sich ihre Jugendlichkeit und Power bewahrt. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

Sagen wir mal so: es fand zusammen, was zusammengehört. Und genau das habe ich bereits 1986 in meinen privaten Memoiren niedergeschrieben. Schon erstaunlich, was im Leben alles passieren kann, wenn der eine oder andere die Strippen in der Hand behält.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (11.03.20)
Ist das Fiktion oder autobiographisch?
Sätzer (77)
(11.03.20)
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