Rausch

Gedicht

von  minze

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die in mir wütet, in mir will
ihr wünschen aus der kehle treibt
sie ringt mit diesen bildern
ist durstig noch im rausch

malt alles voll, malts innen auf die haut
ich spürs noch pochen, leg den finger drauf
und will besinnungslos, will einmal noch erlauben
und mich dann später ruhiger glauben

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (22.05.20)
Kraftvoll durch die Mitte - gefällt mir.
Herzliche Grüße für ein entspanntes Wochenende
Viktor

 minze meinte dazu am 22.05.20:
kraftvoll & besinnungslos..oder so :) danke

 monalisa (22.05.20)
Huiii, minze, das steckt ja eine höchst eruptive, ja explosive Kraft in diesen Zeilen, aber auch ein Sog, der die Leser*in in einer Art Gegenbewegung hineinzieht unter die Haut, die, von innen vollgemalt, zum Zerreißen gespannt, doch alles irgendwie noch zusammen- und zurückhält. Mir kommt unter anderem auch der Vergleich mit einem Vulkan in den Sinn, oder mit einem Druckkochtopf, in dessen Inneren es brodelt.
Worum es genau geht, erfahren wir nicht, so bleibt viel Spielraum, um mit eigenem zu füllen, was diesem Rauschzustand zugrunde liegt. Von Wüten, Wollen, Wünschen … von Bildern und Dürsten, das selbst im Rausch unvermindert anhält, erfahren wir. Da scheint ein überwältigender innerer Mangel zu herrschen, Bedürfnisse, die unbedingt befriedigt werden wollen. Man kann hier natürlich an jede Art von Sucht denken, Triebhaftigkeit oder einfach Lebenshunger … Als Leserin werde ich an Freuds Strukturmodell erinnert und meine einem intensiven Kampf zwischen ES, ICH und ÜBERICH beizuwohnen. ICH gewinnt nur scheinbar die Oberhand in Zugeständnissen und ein wenig Selbsttäuschung. Zu schön, um wahr zu sein, läuft es sogar in einem Reim (erlauben – glauben) aus!
Prima gestaltet, rhythmisch vorantreibend und klanglich durch Alliterationen, Assonanzen und Reim unbedingt hörenswert (laut lesen!). Gut finde ich auch, dass du mit relativ kurzen Versen (vier- und dreihebig in der ersten Strophe) beginnst, in der zweiten zu Fünf- und Sechsheber (erlauben!) steigerst und schließlich zurückfallen lässt auf vier Hebungen im letzten Vers.
Ich frag mich gerade, ob die Inversion im letzten Vers sein muss und welche Funktion sie ausfüllt, ohne recht fündig zu werden.

Insgesamt sehr beeindruckt und jetzt ein bisschen atemlos!
Liebe Grüße
mona

 minze antwortete darauf am 22.05.20:
Du meinst "mich dann später ruhiger glauben" einfacher? Antworte nachher nochmal auf deinen schönen Kommentar.

 minze schrieb daraufhin am 22.05.20:
Liebe Mona, ich freue mich, dass du sowohl inhaltlich, als auch vom Tempo und Klang angetan bist.
Ich finde auch Aspekte von diesem Freudschema wieder, allerdings tue ich mich mit seinem Modell immer auch etwas schwer. Ich denke, es gibt die verschiedenen Bedürfnisse, Begehren, Wünsche, die gelebt werden wollen - ja - und auch die Rahmen gebenden festen Rollen, die da bezähmen, aber das genaue Trennen von Trieb und Vernunft als Gegenspieler finde ich zu hart. Ich denke, in verschiedenen Parts in uns mit all ihren Wünschen sind immer auch schon Anteile von Sicherheit, Ruhe, Vernunft vielleicht auch Angst enthalten - die Lust ist untrennbar in Angst oder Aufgabe und umgekehrt gebettet, ist von ihr gewebt, wie auch immer..... Irgendwie merke ich gerade, ich will mich mit deinen Gedanken auseinandersetzen, aber bin gleichzeitig schon wieder zu unkonzentriert und müde..aber ich lass dir trotzdem ein paar Gedankenfetzen da.

 monalisa äußerte darauf am 23.05.20:
Ja, die Änderung im letzten Vers finde ich besser, weils dem normalen Sprachgebrauch entspricht!

Freuds Modell mit der Trennung in ES - ICH - ÜBERICH ist auch für mich nicht ganz nachzvollziehen. Ich tu mir mit so rigorosen Einteilungen meistens schwer, weils halt im Leben eher etwas durcheinandergeht, was ich auch schön und bereichernd finde, bunt und in vielen Nuancen, statt schwarz-weiß! Denn ich meine auch, dass es sehr viel mehr unterschiedlich Bestrebungen innerhalb einer Person gibt, die manchmal in Widerstreit zueinender stehen, abgewogen werden müssen und je nach dem in unterschiedlichem Ausmaß das Verhalten beeinflussen.

Liebe Grüße
mona
PowR.TocH. (58)
(22.05.20)
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 minze ergänzte dazu am 22.05.20:
Danke.ich hatte erst "innen in die Haut malen" aber das klingt sprachlich doof.und so..wirkt es auch.

Antwort geändert am 22.05.2020 um 17:06 Uhr

 AchterZwerg (23.05.20)
Sich in der eigenen Vielfalt wahrzunehmen, gelingt nicht jedem.
Sein wildes, wütendes Wünschen nicht nur zuzulassen, sondern kreativ zu kanalisieren, nur wenigen - Es gibt das schöne Wort "Besinnungslosigkeit", das" Sinn" birgt, der viellicht erst entstehen kann, wenn man ihn einmal losgeworden ist ...

Wer niemals einen Rausch gehabt
der ist kein braver Mann, juche!
wer seinen Durst mit Achteln labt
fang lieber gar nicht an, juche!
Da dreht sich alles um und um
in unserm Capitolium
...

weiß schon ein alter Studentenlied.
Die Substanz hierfür ist austauschbar und kann durchaus auch iim Nicht-Stoffgebundenen liegen.

LG, der8.

 minze meinte dazu am 23.05.20:
>>Sein wildes, wütendes Wünschen nicht nur zuzulassen, sondern kreativ zu kanalisieren, nur wenigen - Es gibt das schöne Wort "Besinnungslosigkeit", das" Sinn" birgt, der viellicht erst entstehen kann, wenn man ihn einmal losgeworden ist ...

interessantes Spiegeln oder Weiterführen der Gedanken! Ja, es ist immer eine Frage des Gestaltens, Kanalisierens...das wie und wo und wann..es gefällt mir ganz gut, das aus dieser Warte zu betrachten. Es gibt nicht nur das rohe Rausbrichbedürfnis.. und ich kann auch viel mit deinem Gedanken anfangen, den du um den Begriff der Besinnungslosigkeit knüpfst. Danke für die Gedanken, die du da gelassen hast :)
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