Kommando Selbstliebe

Text

von  nautilus

verlasse die
autoimmunerkrankte
Kreisbahn um mich selbst
auf der Suche nach
psychotischem Excess

hasse den Hass
liebe die Liebe
weil radikal nicht
radikal genug ist

pflücke die Blüte
des Vulgären
gleich neben den
Kreideumrissen
meines totgesagten
Selbstwerts

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Kommentare zu diesem Text


 minze (09.09.21)
Ich finde die Konstruktion ganz interessant, das Verlassen der eigenen missgünstigen Spirale, die zweite Strophe beschreibt das intensiv und positiv redundant. Auch das Ende als Bild, was blüht und aufzupflücken ist neben den Kreideumrissen des Totgesagte Selbtswertes, das Bild ist superstark.

Nur bleibe ich stockend, hm, irritiert bei "pflücke die Blüte des Vulgären" - also das Vulgäre erschließt sich mir nicht so im Gedicht - was bedeutet es genau, was steckt dahinter und dabei...einen leichten Widerhall empfinde ich in der benannten "Radikalität" -

aber vielleicht bräuchte ich noch mehr Selbstbild, eine Situation, eine Handlung, ein Bild, damit ich vor mir sehe, inwiefern etwas "Vulgäres", was zugleich Blüte (eher sanft) und eben Leben, etwas dem Totgesagten/Depressiven entgegen stehendem...davon Auflebenden ...bedeutet .
An sich gefällt mir dieser Begriff, nur wie gesagt, wird er mir noch nicht so wirksam

Spannender Text.

lG

Kommentar geändert am 09.09.2021 um 07:07 Uhr

 nautilus meinte dazu am 09.09.21:
Liebe Minze,

danke für deine Auseinandersetzung mit dem Text. Ich finde auch, dass der Text an der besagten Stelle ein wenig hakt, nicht zuletzt rhythmisch irgendwie. Dennoch war es mir wichtig aus etwas Derbem, Abstoßendem wie der Selbstzerstörung an sich, etwas erblühen zu lassen. Vielleicht ist vulgär hier tatsächlich falsch gewählt, wenn auch die Autoaggression an sich die feigste, gewöhnlichste, plumpste, weil naheliegndste Form der Aggression ist. Dieser Prozess der entstehen kann, wenn man es schafft aus missgünstigen Umständen etwas zu erschaffen, um den ging es mir. Ich sage hier bestimmt nichts Neues.

LG nautilus

 minze antwortete darauf am 12.09.21:
okay, dass vulgär/Blüte einen Kontext von Selbstzerstörung/Autoaggression be/umschreibt, das ist jetzt ein neuer Aspekt - daran dachte ich nicht. da wäre für mich eine verletzende, zerstörende Begrifflichkeit verständlicher, aber als Bild passt es natürlich hinein in die Szene und ist mir sehr verständlich: also wie du meinst, dass ein Prozess, eine Lebendigkeit entsteht, wenn man aus missgünstigen Umständen etwas erschafft.

 nadir (12.09.21)
um ehrlich zu sein, empfinde ich gerade die zeilen;

"pflücke die blüte
des vulgären"

am meisten. sie sind originell, schön, nicht zu abstrakt.
auch vom klang sehr schön!
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