Der Seltsame Mord der Anette K

Tagebuch zum Thema Ideologie

von  nadir

„KELLER TEXTILE“ war ein erfolgreiches Unternehmen, das sich anschickte, unter der Hand Alfred Kellers, Sohn des Heinrich Kellers, der das Unternehmen 20 Jahre zuvor gegründet hatte, zu expandieren.


Alfred Keller war ein überzeugter Kapitalist, der die meiste Zeit des Tages in seiner Firma verbrachte und kaum Zeit fand, sich um seine Frau Anette Keller und seinen Sohn Johannes Keller zu kümmern.

 
Anette Keller aber, die ein leicht zu bewegendes und zu Überschwang neigendes Herz hatte, war in der Zeit, die ihr als Hausfrau blieb, zu einer begeisterten Leserin sozialistischer Literatur geworden, bis sie selber zur überzeugten Sozialistin wurde und in Konflikte mit ihrem Mann geriet.

 
Nun beginnt die Geschichte an einem Frühwintertag des Jahres 1969, als Anette Keller ihrem Sohn Johannes, nachdem sie zusammen zu Abend gegessen haben, in den Schlaftee, den er einzunehmen pflegte, heimlich eine Überdosis ihrer eigenen Herzmedikamente mischte.

 
Johannes Keller verstarb, wie sie es erhofft hatte, in seinem Bett und sie, Anette Keller, fälschte im Namen ihres Sohnes einen ausführlichen Abschiedsbrief, in dem sie ihrem Ehegatten, mit allerlei Anschuldigungen für den angeblichen Suizid ihres Sohnes verantwortlich machte.


Sie legte den Brief auf das kleine Nachtboard im Zimmer ihres Sohnes, rief dann rasch die Polizei und übte sich in Tränen und in gespielter Verzweiflung.

 
Da „KELLER TEXTILE“  Ein Unternehmen war, das allseits bekannt und geschätzt wurde, sickerte, wie es zu erwarten war, rasch durch, dass der Sohn in seinem Abschiedsbrief den Vater Keller mit fürchterlichen Anschuldigungen versah.

 
Alfred Keller, der trotz seiner seltenen Anwesenheit im Familienkreis seinen Sohn geliebt hatte, verlor Rang und Namen, sodass er sich das Leben nahm, was die, die Alfred Keller kannten, nicht verwundern konnte, denn er war ein Mensch, der nur Extreme gelten lassen konnten.


„KELLER TEXTILE“, das nun ohne Leitung war, trat, wie Alfred Keller es vor vielen Jahren gewünscht hatte, als er und seine Frau noch einer Meinung zu sein pflegten, an Anette Keller heran und fragte, ob sie nicht bereit wäre, die Leitung des Unternehmens zu übernehmen. Anette Keller willigte rasch ein und verwarf, aus ihrer Überzeugung heraus, alle Pläne des Wachstums, die Alfred Keller für das Unternehmen geplant hatte. Außerdem erhöhte sie den Lohn der Arbeiter um ein dreifaches. Nach etwa 7 Monaten ihrer Führung, hatte sie das Unternehmen „KELLER TEXTILE.“ in den Ruin gewirtschaftet.


Im Winter des Jahres 70 fand man die Leiche Anette Kellers, mit einer Schusswunde im Hinterkopf, in einer Seitenstraße in der Nähe ihrer Wohnung. Der Täter, Bernhardt Große, war ein ehemaliger Arbeiter bei „KELLER TEXTILE.“ und versicherte, dass der Mord an Anette Keller eine lange und von Rache getriebene Planung einiger ehemaliger Arbeiter der Fabrik gewesen sei.

 
Der Fall ging einige Tage durch die Presse, man sprach und urteilte in die eine und die andere Richtung, dann verlor der Vorfall an Wichtigkeit und man nahm es nur unbeteiligt zur Kenntnis, dass die ehemaligen Fabrikgebäude aufgekauft und durch ein neues Textilunternehmen ersetzt wurden, dass durch raschen Wachstum das Unternehmen „KELLER TEXTILE“ bald übertreffen sollte.


Als man zuletzt die alten, eisernen Fabrikgebäude einer gründlichen Sanierung und Erneuerung unterzog, verschwand das letzte , sichtbare Denkmal, dass an die Tragödie der Familie Keller erinnern konnte im nie endendem Wettbewerb der Betriebe.


















Anmerkung von nadir:

schubidubiduuuuu

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Kommentare zu diesem Text


 Tula (03.12.21, 22:09)
Hallo nadir
Warum nicht, klingt plausibel, ein wenig nach Agatha Christie und auch meine Heimatstadt, die einst berühmt (?) für Textilien und Hüte war. Dort wurde im 19. Jahrhundert sogar der Pappteller erfunden (kein Witz).

Mit einiger Sicherheit allerdings gibt es auch die Nachfolge-Firma nicht mehr, es sei denn als Ableger im Vietnam oder sonstwo.

Friede allen Kellern ...

LG
Tula

 FrankReich (03.12.21, 22:46)
Genau, sind wir nicht alle in unserem Inneren Kellerkinder?  ;)

Ciao, Frank
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