Einmal habe ich geträumt, wir hätten uns in ein und demselben Gedanken verloren. Dieser Gedanke war wie ein verheddertes Wollknäuel und wir fanden das Ende des Fadens nicht. Das machte uns aber keine Angst, im Gegenteil: Es war wie ein Spiel, dessen Regeln wir noch nicht kannten. Doch wir hatten genug Vertrauen zueinander, um uns ausprobieren zu können. Try and Error Prinzip. Ich zog an dem einen Ende des Fadens, doch uns wurde schnell klar, dass der Faden reißen würde, wenn ich nur ein kleines bisschen fester daran zöge. Ich blieb still stehen und dachte nach. " Was siehst du?", fragte ich dich. " Ein verknotetes Knäuel Wolle", antwortete ich. " Nein, was siehst du außerdem?" Die in ruhelose Falten gelegte Stirn veriet mir mit jeder Bewegung, in die sie versetzt wurde, dass du angestrengt nachdachtest. " Dich." "Ja. Was erkennst du in mir?" " Eine junge Frau, Ende zwanzig, wunderschönes Lächeln. Ich liebe dich." " Geh tiefer" " Wie meinst du das?" " Was bleibt von mir übrig, wenn meine Haut verblasst?" Da schwiegst du und mich überfiel schon die Gänsehaut von hinten. Sie kroch erbarmungslos in ihrer Langsamkeit über meinen Rücken und machte mir Angst. Schließlich sagtest du doch noch etwas. Es war wie leises Murmeln, ich konnte dich nicht verstehen. Deshalb bat ich dich, es zu wiederholen. "Nur Liebe", waren deine Worte, " Und alles, was deine Seele in sich trägt." Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich hatte es lieblos versucht. Aus diesem Grund war es mir nicht möglich gewesen, das Knäuel zu entwirren. Außerdem konnte ich das nicht allein. Instinktiv versuchte ich seit frühester Kindheit, alles allein zu machen. Das kann passieren, wenn ein Mensch zu lange einsam ist.