Mosaik

Text zum Thema Identität

von  nautilus

mit zittrigen Händen 

verfuge ich 

die Grenzlinien

entlang meiner

Biografie 


ziehe mir 

die Silikonreste 

von meinen 

Fingerkuppen 


streiche über 

die unregelmäßige 

Oberfläche 


bleibe dort 

und da hängen 


verliere mich 

für einen Moment

in sentimentalen Farben 


greife zum Vorschlaghammer








 


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Kommentare zu diesem Text


 MagunSimurgh (02.03.22, 20:07)
Irgendwie stelle ich mir dazu eine Szene vor, wenn ich das lese: Wir sind in einer Art Kunst- oder Ergotherapie vielleicht. Ich stelle mir vor, wie jemand an etwas baut, eine Art Skulptur vielleicht, ein seltsames undeutbares Gebilde, aber für diese Person bedeutet es etwas, das ist ganz klar an der Art, wie sie mit der Hand über das Gebilde streicht. Es besteht aus sehr vielen Einzelteilen mit großen Lücken dazwischen, die wie Risse aussehen. Man sieht die Person nicht so direkt, die Kamera zeigt nie das Gesicht, sie zeigt nur die Hände und Arme vielleicht – dreckig, voller Gips oder Ähnlichem. 

Dann passiert, was im Text steht und Person verfugt die "Risse" im Gebilde. Strophe 2, dann Strophe 3/4, wieder berührt die Person ihr Werk mit einer seltsamen Innigkeit, denn es ist von Außen nicht schön, nicht ästhetisch. Es ist, was es ist. Vielleicht mag mancher eine Fratze hinein deuten. Und dann die plötzliche Wende. Die Person lässt das Werk los, geht eilig zum anderen Ende des Raums, sie holt den Vorschlaghammer, rennt auf das Gebilde zu, und zerstört es, zerschlägt es, voller Wut/Ärger/Verzweiflung in tausend Scherben.

Kopfkino Ende. 

So lese ich den Text. :)

 nautilus meinte dazu am 02.03.22 um 20:22:
Danke. Ich fand die Metaphorik eines Mosaiks im Bezug auf die eigene Identität spannend. Dein Kopfkino verrät mir, dass der Text funktionieren könnte.  :)

LG nautilus

 monalisa antwortete darauf am 02.03.22 um 20:43:
Hallo,
ich bin ein bisschen spät, da du ja schon ein bisschen "aufgelöst" hast. Genau wie du beschreibst, nautilus, habe ich dein "Mosaik" gelesen. Die eigene Persönlichkeit, die eigene Identität (die ja auch äußere Merkmale einbezieht) mit all ihrer Begrenztheit, den Brüchen und Rissen, Erfahrungen, den Unregelmäßigkeiten und der Farbenvielfalt ...
Und irgendwann stellt man fest, dass alle "Kittversuche" die Zerrissenheit nicht ganz überbrücken können. Dann endets mit dem Hammereffekt.
Sei ein bisschen geduldiger und nachsichtiger mit dir!", möchte man dem LI zurufen, "und schau, wie schön du trotz allem und in allem geworden bist.

Also, ich denke, für mich ist da einiges aufgegangen, von dem, was du angelagt hast. Hoffe ich!

Liebe Grüße
mona

 nautilus schrieb daraufhin am 07.03.22 um 09:45:
Liebe monalisa,

danke für deinen schafsinnigen Kommentar. Dem habe ich nichts hinzuzufügen. 

Beste Grüße nautilus
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