404

Alltagsgedicht

von  Redux

es war ein scheißsommer
die hitze quoll schon morgens um acht
von außen in die dunklen räume
die bettlaken waren nass vom nachtschweiß
wir hatten kein geld um zu flüchten
hatten pläne für einen großen juli:
den keller und den dachboden entrümpeln
aber tagelang lagen wir nahezu nackt auf dem sofa
und schauten drittklassige serien
es war zu heiß um irgendetwas zu machen
die tage glitten in ein graues glutnest
aus eistee und sommersalaten
unsere treuen begleiter waren kleine obstfliegen
sie saßen auf dreckigen tellern
an weingläsern und messern mit honigresten
in den obstschalen mit reifen bananen
und in unseren herzen und hirnen
sie ließen nicht ab von uns und
sie zündelten an uns bis wir selbst brannten
und uns anschrien und beleidigten
bis wir das ende dieser tage ersehnten
eines abends gegen sieben rissen wir das herz der fliegen
entzwei: ein saftender jutebeutel mit faulenden
biobirnen/ eine vergessene millionenstadt aus
bleistiftpunktgroßen fliegenden bestien
bei der entsorgung tropfte die ganze suppe durchs haus
wir hatten irgendwie keine chance mehr
schon vorher nicht mehr
lange vorher nicht mehr
die kleinen flieger zerstachen uns die herzen
bis sie dann mit den ersten grauen wolken
davonflogen und unsere räume nach und nach verließen
wir machten es ihnen gleich
und waren der vergänglichkeiten ebenbild



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Daniel (50)
(11.02.23, 01:04)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Redux meinte dazu am 11.02.23 um 17:49:
Das war nicht wenig...smile...freut mich nochmals,
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram