Kleiner Trost

Text

von  katzemithut

Und wieder vergreifen sie sich an dir.
Jene vom gleichen Schlag
wie jene damals.
Verschlagen, ja, das sind sie.
Meister im Verstelln.
Und nun benutzen sie dich
für genau jene Maskerade,
hinter der sie ihre Menschenverachtung
verstecken.
Perfide ist dieses Spiel.
"Perfide" ist das Wort, das ich wegen ihnen kenne.
Und ich kann nur zusehn und nichts tun.
Nichts.
Immer wieder neues Hoffen,
dass jemand ihr Treiben durchschaut hat.
Dass jemand zugehört hat.
Dass mir jemand geglaubt hat.
Dass jemand hilft.
Immer wieder neu –
immer wieder neu –
immer wieder neu - 
Immer wieder neu VERGEBENS.

Aber wenigstens du –
du siehst aus der Ferne genau,
was ist,  was vorgeht,
und wofür sie auch dich nun einspannen.
Nein, du bist schon lange nicht mehr
auf dieser Welt.
Du kannst dich nicht mehr wehren.
Aber wenigstens siehst du alles.
Du siehst das Ausmaß meiner Ohnmacht.
Sie ist leise.
Aber du weißt, wie ohrenbetäubend
sie fast jeden Tag schreit.
Wie viel Kraft es kostet, sich
nicht davon bestimmen zu lassen.
Sich nicht davon verbittern zu lassen.
Und wenigstens vor dir
werden ihre Lügen
nie und nimmer gewinnen.

 




Anmerkung von katzemithut:

*das "Du" ist eine aus einer russisch-jüdischen Familie stammende Frau, die in der NS-Zeit verfolgt wurde und 1938 mit ihrer Familie in die Vereinigten Staaten emigrierte

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Kommentare zu diesem Text


 Redux (02.07.23, 17:24)
Ein schöner und umschließender Titel, ja und tröstlich.

 katzemithut meinte dazu am 02.07.23 um 18:18:
Danke dir , freut mich, wenn das Tröstliche darin sich vermittelt.
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