Der Wald ist dein Lehrer

Prosagedicht

von  ginTon

zwischen den
Bäumen
rinnt
pausenlos Zeit

aus dem Rand
einer Schale
wo die Geräusche
versiegen

läufst du noch
tiefer hinein
in den Wald

und fühlst dich
verloren wenn
die Schritte verblassen


[auf dem Boden
liegt kein einziger Krumen]



Anmerkung von ginTon:

 Der Wald ist dein Lehrer

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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(11.08.23, 06:02)
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 ginTon meinte dazu am 11.08.23 um 18:40:
definitiv, immerhin ist der Baum unser Atemspender, dann ist mal Essig mit gesunder Atemluft  ;)

 Rosalinde antwortete darauf am 15.08.23 um 11:00:
Hallo ginTon,

zunächst bedanke ich mich herzlich für die Empfehlung meines Textes zum Oderzyklus. Ich habe mal in obenstehenden Text von dir reingesehen, der sachlich natürlich meine Zustimmung erhält. Denn was wären wir Menschen ohne die Wälder? 

Aus lyrischem Gesichtspunkt aber hätte ich ein paar Anmerkungen. Zunächst berührt er mich emotional nicht allzusehr. Aber gerade die Natur und besonders der Wald ist ein sehr emotionales Thema, sowohl in Lyrik als auch in Prosa. Was deinem Text fehlt, scheint mir der Mensch als Teil der Natur zu sein. Der Text ist mir zu abstrakt. 

Hättest du ihn in der Ich-Form geschrieben und wärest durch den Wald spaziert, überlege, was du da alles hättest bemerken können, das Platz in deinem Gedicht hätte finden, ihm so das Abstrakte "von oben" nehmen können.
Versteh mich richtig, ich verlange nicht, dass du "mein" Gedicht schreiben solltest, aber ich hätte mir gewünscht,
dass bei diesem Thema ein Text entstanden wäre, der mir sogar ein wenig wehtun könnte, weil wir Menschen so unvernünftig geworden sind im Umgang mit der Natur. 

Herzlich, Rosalinde

 ginTon schrieb daraufhin am 15.08.23 um 14:12:
Hallo Rosalinde,
 
zunächst erst einmal vielen Dank für die Beschäftigung mit vorliegendem Werk und deinem Kommentar, freut mich sehr.
 

zunächst bedanke ich mich herzlich für die Empfehlung meines Textes zum Oderzyklus. Ich habe mal in obenstehenden Text von dir reingesehen, der sachlich natürlich meine Zustimmung erhält. Denn was wären wir Menschen ohne die Wälder? 

Kein  Problem, gerne geschehen. Zur Frage: Geht es überhaupt bei dem vorliegenden Werk um den Wald?


Aus lyrischem Gesichtspunkt aber hätte ich ein paar Anmerkungen. Zunächst berührt er mich emotional nicht allzusehr. Aber gerade die Natur und besonders der Wald ist ein sehr emotionales Thema, sowohl in Lyrik als auch in Prosa. Was deinem Text fehlt, scheint mir der Mensch als Teil der Natur zu sein. Der Text ist mir zu abstrakt. 

Der Text ist keineswegs abstrakt, sondern wird von dir fehlinterpretiert. Hier ist der Wald eine Metapher für den geistigen Zustand des Menschen, sich sinnlos im Wald seiner Gedanken zu verlieren.


Hättest du ihn in der Ich-Form geschrieben und wärest durch den Wald spaziert, überlege, was du da alles hättest bemerken können, das Platz in deinem Gedicht hätte finden, ihm so das Abstrakte "von oben" nehmen können.
Versteh mich richtig, ich verlange nicht, dass du "mein" Gedicht schreiben solltest, aber ich hätte mir gewünscht,
dass bei diesem Thema ein Text entstanden wäre, der mir sogar ein wenig wehtun könnte, weil wir Menschen so unvernünftig geworden sind im Umgang mit der Natur. 

 
Ja, ich schreibe eben nicht leserkonform und dies sollte der Leser bzw. die Leserin auch berücksichtigen. Man darf bei einer Gedichtinterpretation ja nicht mit der Erwartungshaltung herangehen „So hätte ich über das Thema Wald geschrieben“, sondern das interpretieren, was dort steht. Ob es gut oder schlecht geschrieben ist, dies ist ein ganz anderes Thema. Des Weiteren ist Lyrik eine Kunstform, die sich eigentlich der Alltagssprache entzieht. Insofern kann ich auch diese Kritik nicht nachvollziehen.  
 
Dem Thema Wald kann man sich auf ganz verschiedene Art und Weise nähern. Um dir dies zu beweisen, hier einige Beispiele zum Thema Wald bzw. Baum:
 
 
Haiku:
 
Frieden

unter dem Baum schütteln
die Blätter

 
Licht aus


Kurzgedicht:
 
Dunkle Flüsse

deine Worte

fließen
nicht mehr

 
dunkel
wird es

 
und
hinter jedem
Vorhang
steckt ein Wald
aus Vogelstimmen
 
die verschwinden
mit der Zeit

 
 
surreales Formgedicht:
 
Erntezeit
 
wie Sonnenlicht aus Traum das kalte Wasser
geschälte Äste fremder Phantasien
Den Weg geht heute niemand hinterm Feldein
verwandelt sich die Landschaft und wird Wald

zum schmalen Weg gebogen in die ganze Weite
zerbricht die Hülle scheu den schwarzen Wolf
Das Reh wiegt seinen Ruf im Augenlichte
und treibt die wilde Liebe in das Heu

Prosagedicht:
 
 B.I.R.D.L.A.N.D

Ich habe ein Stück Paradies aus dem Urwald mitgenommen und als Kopfschmuck um mein Haupt gewunden - Rot für die wilde Orchidee. Blau für den regennassen Himmel. Grün für das Blatt des Mammutbaumes - kletterte auf die hohe Fass - ade und blies den Staub von grauen Mauerresten. Freiheit, so dachte ich, liegt im Auge des Betrachters: weiß ist genau, bunt ist bestimmt und male oft die Mosaike, aber immer flügelausgebreitet in deinen Armen.
 
 
Bildgedicht / Blankosonett:
 
Sternenstaub.Reflex
 
im Wind, der leise durch das Dickicht streifte
weht Sternenstaub durchs Kronendach der Bäume
die sich mit schwarzem Lack ummantelt haben
und jetzt wie Asche fortgetragen werden
 
zum Himmel, dort wo es den ganzen Sommer
mehr Hitze gibt als feuchte Regenschauer
die aus den Wolken auf den Boden fallen
um das zu nähren, was wir Nahrung nennen
 
am Fluss, der leise weiter fließt und zeichnet
trifft Rot auf Unterholz, das sich entfaltet
im Widerschein des heißen Flammenmeeres
 
sprüht es und knistert kleine Feuerfunken
die ihren Weg auf fremden Wegen suchen
um in der Nacht zum Horizont zu fliegen…
 


Montagegedicht:
 
das Herz ist der dunkle Wald, ein Zwinger, der nach Erlösung schreit, ein Finger auf diesem Tropfstein tropft nässe: K o m m erzähl mir etwas vom Raum, irgendetwas, hast du Töne, wohl kaum auszusprechen, aber zu hören. Stimulanz eine Seele: Geh mit dir mit, wenn ich auch stehe



Wie du siehst kann man sich dem Thema Wald, auf verschiedene Art und Weise nähern...  ;)

 Rosalinde äußerte darauf am 15.08.23 um 17:48:
Hallo ginTon,

nicht alle deine Beispiele überzeugen mich in jeder Äußerung. Trotzdem, vielen Dank fürs Bringen. 

Gut, das ist das eine. Das andere aber, dass du mit diesem Gedicht gar nicht den Wald meinst, sondern den Menschen, der sich in sich selbst verirrt, soweit ich einen Text zu lesen verstehe, nicht oder nur sehr bedingt zu entnehmen. Und ich glaube auch, meine Vorkommentatoren haben diesen Text so nicht gelesen, wie ich den Kommentaren entnehme. Wenn das aber deine Absicht war, dann halte ich den Text für nicht gerade gelungen. Aber deine Antwort auf die Kommentare geht eindeutig auf den realen Wald ein. Und das wird das Abstrakte gewesen sein, das ich sofort bemerkt habe. Aber sei es, wie es sei, der Text existiert, und du willst ihn ja wohl auch nicht überarbeiten, denke ich mir. Wenn du aber aus meinem Kommentar herausgelesen haben solltest, dass du "mein Gedicht" schreiben sollst, so habe ich das von vornherein sehr deutlich abgebogen. 

Herzlich, Rosalinde

Antwort geändert am 15.08.2023 um 17:50 Uhr

 ginTon ergänzte dazu am 15.08.23 um 18:59:
ich habe einfach nur auf deinen Kommentar geantwortet. mehr gibt's da auch nicht zu sagen, LG gin
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