Sie war unsere Nachbarin, als ich noch bei meinen Eltern wohnte. Sie lebte allein in ihrer großen Vierzimmerwohnung mit Meerblick direkt über uns und kam uns öfter besuchen. Sie erzählte uns über Golo Mann und Erika Mann. Ab und zu bekam sie Besuch von ihrem Sohn aus Husum, der nach dem Rechten sehen wollte. Sie erzählte uns, sie würde nur Knäckebrot mit Tomatenmark essen. Keiner von uns machte sich ernsthafte Sorgen. Sie schwärmte von Dietrich Fischer-Dieskau und unterhielt rege Kontakte zu Katia Mann, der Ehefrau von Thomas Mann. Ich erbte nach ihrem Tod einen großen antiken Spiegel und mein kleiner Bruder den historischen Schreibtisch ihres verstorbenen Mannes. Kürzlich fiel mir ein Brief von ihr in die Hände, in dem sie mir zur Konfirmation gratulierte. Leider hatte ich Schwierigkeiten, das altertümliche Schriftbild zu entziffer.
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