Als ich neulich John Miltons „Lost Paradise“ las, kam mir der Gedanke, dass wir je nach Entwicklungsgrad im Prinzip alle mehr oder weniger Gott sein wollen. Denn zu langes Verweilen in einem Zustand, mag er selig sein, wird als Stagnation wahrgenommen, während uns unser Leben nur im Wachstum Sinn macht, wenigstens in Form von neuen Gedanken, Erfahrungen und Erkenntnissen. Obwohl alle Engel bis auf Luzifer mit ihrem Dasein zufrieden scheinen, sind sie es nur zeitweise, bis sie selbst an höchster Stelle, an Luzifers Stelle sind, wo die letzte Grenze überschritten werden will. Dieser Mythos macht einen universellen, ganz dramatischen Auf- und Abstieg deutlich, wie er sich auch historisch bei großen Eroberern gezeigt hat. Bis ins Unendliche will der Horizont erweitert werden. Insofern will jeder mehr oder weniger Gott werden.
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