DER RUF
DES ZIEGENMELKERS
Der Halbmond
glänzt am Himmel
Ich höre vom nahen Friedhof
das Totenglöckchen- Gebimmel
Er steht am schwarzen Himmelszelt
und erleuchtet die halbe Welt
Und es ist nebelig und kalt
auf meiner dunklen Hälfte
Schwarzschweigend
steht der Wald
wo ein Ziegenmelker schreit
im Dreivierteltakt
mit langen Pausen
Es erfüllt mich mit Grausen
wenn ich den keuchenden Atem
höre
der geht so synchron
mit des Ziegenmelkers
kakophonem Ton
gleich einem Metronom
dort auf dem Sterbebett
wo eine Alte liegt
aufgedunsen ,
dick und fett
und es zu Ende geht,
weil des Ziegenmelkers Ruf
immer langsamer hereinweht
durch das offene Fenster
in dieses Sterbezimmer
Der Teufel soll die Alte holen
klammheimlich und auf leisen
Sohlen
und daß ich ihn nicht sehe
bevor ich ins Wirtshaus gehe
Doch es kommt
noch schlimmer :
Der ZM schweigt sich aus
und die Greisinnen-Seele
sie flog auf einem Besenstil
kreischend zum Fenster hinaus
einen Flederwisch
in den Seelen- Arsch geklemmt
und mit Scheiße überzogen
so kam sie übers Dach geflogen
Die hab ich los , die alte Bitch
und bin befreit von dieser Witch
und wenn demnächst
der Vollmond kommt
und schaut zum Fenster rein
und mir ins Herz hinein
so will ich fröhlich sein :
Gegrüßest seiest du mir
du Voller
Auch ich bin voll
von Bier und Wein
Sag an, du Mondmann
bist du auch volltrunken
von dieser schönen Maiennacht
du Mondkalb- Schäfer
der die Mondkälber bewacht
die als Silberwölkchen fliegen
ob der holden Frühlingspracht ?
Seitdem die Alte nicht mehr ist
blüh ich lyrisch auf
und bin wieder poetisch
wenn ich den Mond sehe
und zum Wirtshaus gehe
Er leuchtet mir den Weg
und er leuchtet mir heim
in des Wortes gutem Sinn
wenn ich heimwärts torkle
und betrunken bin
und nicht wie die Alte
mir heim geleuchtet hat
diese Witch und Bitch
mit ihrem Gekeif
Es machte mich
irrenhausreif …