als ob

Text

von  SoilentPink87

als ob. 


Ich bin ein Kind 

und 

Ich habe eine Mutter und einen Vater 

und 

Ich habe noch eine Mutter und noch einen Vater 

und 

Ich bin nicht deren Kind 

nicht der einen und nicht der anderen Mutter 

nicht des einen und nicht des anderen Vaters 

weder der Mutter und des Vaters die keine Eltern waren 

noch der Mutter und des Vaters die Eltern waren. 


Beide waren und waren nicht Mutter und Vater und 

ich war und war nicht deren Sohn. 


Sie sagen du gehörst nicht hier her 

und auch nicht hier her 

Ich sage das auch.


Der Ort an dem ich lebe hat keine Bilder 

aber ich tue so als ob. 


Es ist anstrengend so zu tun als ob, weil nicht weiss wie Selbstverständlichkeit geht, aber 

ohne habe ich nur das abwesende Schweigen der einen 

und das anwesende Schweigen der anderen. 


Zu sehr gewollt auf der einen, zu wenig gewollt auf der anderen Seite.


Die Angst, dass jemand es bemerkt dass ich nur so tue als wäre ich ein Sohn. Ich muss auch für sie so tun denn sie tun auch so als wären sie meine Eltern. Stillschweigende Vereinbarung.  


Wenn sie es herausfinden muss ich wohl an meinem Nicht-Ort leben, aber dort lebe ich ja schon. Aber mit deren Bildern als Kleid können alle so tun als wäre das nicht so. 


Sie haben mir ihre Sprache gegeben, und als ob ich etwas damit sagen könnte sage ich: als ob.



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