Fremdes Schiff, fremde Insel

Text zum Thema Verlassenheit

von  S4SCH4

„Würde ich dies schreiben, hätte es (vorübergehen) wert, doch lasse ich es wertlos schreiben.“ Das schrieb uns der Kapitän ins Bordbuch, kurz bevor wir sein Schiff enterten und er von der Kante zu springen genötigt schien. Wir spielen nun auf seinem Schiff alte Piratengeschichten nach; „wir“ sind einfache Leute, von der umliegenden Insel, die unweit vor uns liegt, eigentlich ganz naturverbunden, im Kleinen zu Hause, man fragt sich schon, wie wir je auf dieses Schiff kamen, und wir fragen uns derweil, was der Kapitän gemeint hätte mit diesem ominösen Eintrag ins Logbuch?
Er hat es vielleicht auf unsere Insel geschafft und lungert jetzt in unserem Dorf herum, er spielt mit Kokosnüssen, er schießt auf unsere Vögel, es trinkt unsere Medizin, ... ist er unser neuer Nachbar? Während wir sein wertloses Zeug durchwühlen, das nur auf Plunder und Requisiten besteht. Die Kanonen feuern nicht, keine Gefangenen aus fernen Ländern im Schiffsbauch, keine Goldschätze und keine Edelsteine, nicht einmal ein Papagei fliegt hier herum! Wir denken die ganze Zeit über an ihn und wünschten ihn doch weg. Verflixt nochmal. Dieser alte Piratengeist.


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (22.07.24, 17:13)
Von der Kante zu springen, tut halt selten gut.
Vor allem vom Ende der begreifbaren Welt.

Papageien sind da schlauer! 8-)
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