Die Traumfrau

Erzählung

von  hehnerdreck

Ich sitze ihr gegenüber. Gegenüber dieser Frau, bei deren Anblick mein Herz rast, wie ein Schnellfeuergewehr. Womit habe ich es verdient, jemandem gegenüber zu sitzen, der mir völlig den Atem raubt? Will ich das überhaupt? Früher war ich ganz zufrieden mit meinem Leben, ja, ein bisschen langweilig vielleicht. Jetzt schaut sie mir auch noch in die Augen, mit ihrem wunderschönen Gesicht, das mich vor lauter Attraktivität geradezu erschlägt. Ihre Schönheit wirkt auf mich wie eine gnadenlose Waffe - wer könnte ihr jetzt noch widerstehen, so wie sie aussieht, mit ihrer ungeheuerlich machtvollen attraktiven Ausstrahlung. Wie eine allmächtige Göttin sitzt sie da und ich kann fast nicht glauben, dass es so etwas gibt. So etwas über allem Erhabenen, in seiner Pracht, einer Pracht, an die bisher noch nie etwas herankommen konnte, als nur durch sich selbst, sofern es eine Zwillingsschwester, einen Klon, oder eine Mutter oder Tochter gibt, die fast genauso wunderschön aussieht, wie sie, die mich jetzt anblickt, mich mit ihren hypnotischen Augen durchbohrt wie einen Schweizer Käse, so wie ich mich jetzt fühle - ja, wie ein durchlöcherter Käse, dem es die Sprache verschlagen hat, angesichts ihrer unfassbaren Schönheit, der ich mich nicht entziehen kann, so sehr gefesselt bin ich von ihrem Anblick.

Wann wird das endlich aufhören, irgendwann muss ich doch wieder aufstehen und wenigstens einem meiner Grundbedürfnisse nachgeben - aber die Zeit scheint in diesem Moment still zu stehen, also lehne ich mich zurück und betrachte diese überwältigende Erscheinung, die auch die eines mächtigen Engels sein könnte, eines weiblichen Engels, obwohl es ja heißt, Engel hätten kein Geschlecht, aber sie hat ein Geschlecht, das sieht man ihr deutlich an, sie ist kein Engel, sondern etwas viel Höheres, etwas, das alles bisher Dagewesene in seinen Schatten stellt. "Soga a moi, Birschal, mogst a Foto von mir, weist di ganze Zeit mi so komisch anglotzt, ha?" - Autsch, sie kann auch sprechen, sogar mit Akzent, und irgendwie so unpassend zu ihrem Aussehen, vulgär. Vulgäres Bayerisch. Seltsam. Jetzt bin ich ernüchtert. So ein Trampel, wie sie spricht, kaum zu glauben, aber ihre Schönheit, also gut, ich antworte ihr. "Nun, geehrte Dame, entschuldigen Sie bitte mein Erstaunen angesichts ihrer ... ja, wie soll ich sagen ... Schönheit wäre viel zu wenig gesagt, wäre eine Untertreibung ...!" Ach, jetzt unterbricht sie mich. "Ha ... Schönheit ... ja, i woas scho, schiach bin i ned, aba wias des zu mir gsagt hast, da muas i lacha, des gfoit ma. I glab, i mog di.!" Wie? Dieses übernatürliche Wesen sagt zu mir, dass es mich mag? Jetzt wird mir ganz komisch. Jetzt lächle ich, als ob ich ... "Ich glaube, ich habe im Lotto gewonnen, einen Sechser mit Zusatzzahl ... sie ... sie mögen mich? Wirklich, ist das wahr?" - "Ja freili, du, gschamigs Birschal, i find di liab, a ehrlicher netter Mo, no fast a hoibs Kind, so wiesd mi jetzt grad oschaust, wira Angsthasal!" sagt sie zu mir, meine Güte, dann hab ich wirklich im Lotto gewonnen, oder so ...

"Ich mag sie jetzt auch sehr, vorher hatte ich nur die ganze Zeit eine Riesenangst vor ihnen, so überdimensional schön, wie sie aussehen, ich fühlte mich geradezu erschlagen von ihrer Schönheit, und jetzt, wo sie so nett mit mir reden, ist es, als hätte sich ein mächtiger Gott, der tausendmal größer ist als ich, zu mir, dem kleinen Menschen, auf Augenhöhe herabgelassen und mir seine Zuneigung gezeigt!", sagte ich und kam mir ein wenig albern vor, als würde ich vor Gott selbst einen philosophischen Vortrag halten. "Mei, is des sche, dass du so sche ren kost. I bin da scho vui einfacher gschtrickt in meiner Ausschprach. I red nur as Notwendigste. Z'vui G'Red, mog i ned so, oiso wenns von mir kimt, aber von dir, her i s'mir gern oh. Bist a liaber Mo. Red ruig weida!", sagt sie unvermittelt und direkt, wie ein Urmensch, den nur das Wesentliche interessiert und der auf Fassaden pfeift, obwohl sie ziemlich schick angezogen ist. "Ach ja, dann soll ich unser Gespräch also so gut wie allein führen, ich hoffe nicht, denn ihre Worte sind von einer mir sehr angenehmen Bodenständigkeit, einer ehrlichen Art des Ausdrucks, die man selten hört, fürchte ich! Aber sie tun mir gut, mit ihren ehrlichen und ungekünstelten Worten!", gestand ich ihr. "Danke, für das Kompliment. Ja des schtimmt scho, d'meisten Leit ren echt an Krampf daher. Gibt so vui Schmarrn auf da Wäit, was di Leit so mitananda ren, aber wirklich gscheit mitananda ren, derns ja neda moi. Aba mit dir, mog i gern ren, du scheinst a netter und ehrlicher Mo zu sein. Kannt ma ned wir zwoa herausfinden, ob ma zsamma passn kanntn, oda bist du scho mit a andern zsamm?"

Es zerriss mir fast die Eingeweide, als ich hörte, wie sie mir den Hof machte, mich umwarb, ausprobieren wollte, ob ich ihr Lebensgefährte werden könnte. "Nein, im Moment bin ich Single ... aber, sie sind so eine ... eine ... ja, Göttin, völlig unerreichbar für so einen bescheidenen, kleinen Menschen wie mich ... ich meine, geben sie mir bitte ein bisschen Zeit, mich an diesen äußerst ungewöhnlichen Gedanken zu gewöhnen ... es ist wie ein tausendfacher Lottogewinn, der jeden normalen Menschen überwältigen würde ... Ja, es ist nicht leicht, so etwas aufzunehmen, zu verkraften!", gestand ich ihr. "Ach mei, bist du süß, i mog di doch wirklich, scho von Anfang an, ois i di zum ersten moi gseng hob, is mir bei dir was aufgfoin. I hab mi narrisch von dir ogzong gfuit. Und jetzt fühl i mi wie im siebten Himmel, i mog jetzt blos mehr nur mehr bei dir sein, dir zuhören und dir owei song, das i di liab hab, und zwar sehr!", sagt sie zu mir, während mir beim Zuhören eine Freudenträne aus dem Auge läuft. "Oh mei, siaß, du woanst? So schlimm?" fragt sie besorgt. "Nein, vor Glück!", gestehe ich ihr, worauf sie aufsteht, vor mir niederkniet, mich mit ihren nackten Armen umfängt, meinen Kopf streichelt und mir unseren ersten Kuss gibt. Dann falle ich in Ohnmacht. Bis heute bin ich nicht aufgewacht und warte immer noch darauf, aufzuwachen, während ich immer den gleichen Traum von unserer Begegnung träume.


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Kommentare zu diesem Text


 niemand (19.10.24, 16:23)
Ich bin jetzt doch ein wenig überrascht, dass dieser Kontrast zwischen Erscheinung der besagten Person und deren, na, wie soll ich sagen, doch ziemich trampelhaften Ausdrucksweise, auf den Protagonisten keinen negativen
Einfluß nimmt. Habe mich versucht da ein wenig hinein zu denken [natürlich unberm Austauch der weiblichen Person gegen eine männliche, da ich ja nicht lesbisch bin, sondern hetero] und ich kommen nur zu dem Moment, in welchem die ach so betörende Schönheit, ihren Mun aufzumachen gedenkt. Und schon falle ich aus jedem Traum heraus, denn mir wird wie immer bewußt, das jede noch so große Schönheit vom Wort und dessen Gebrauch erschlagen werden kann, was natürlich auch umgekehrt wirkt, sprich: Wenn jemand mit weniger schöner Ausstrahlung mit seiner kutlivierten Sprache aufwartet, kann es durchaus passieren, dass er an Atraktivität gewinnt. Diese Person verliert in meinen Augen, da ja jedes Wort den Träumenden von einer Wolke schubsen und auf den Teppich aufprallen lassen muss. Aber das Lyrich scheint ja aus einem anderen Holz geschnitzt zu sein. Es macht ihm nicht nur nichts aus, sondern scheint ja die Atraktivität der Besagten noch zu steigern. Mei, o mei, is des ein Mannsbüld dem eine Person, die irgendwie ein Zwitter zwischen Madonna und Zenzi zu sein scheint, so viel Freud bereiten kann, dass er sich wie ein Kinni fühlt, bereit ihr ein Neuschwannstein zur Füßen zu legen.
Jetzt bin ich ein wenig zu weit aus dem Sackerl ghüpft, aber so is es hölt miti
Unterschied bei die Menschen  :P  LG niemand

 hehnerdreck meinte dazu am 20.10.24 um 03:34:
Vor sehr langer Zeit traf ich mich in einem Gasthaus mit einer sehr hübschen Frau, die auch sehr sexy aussah (wie Jane Mansfield), die ich über eine Kontaktanzeige kennengelernt hatte. Zu meiner Überraschung klang sie wie ein Bierkutscher oder Kesselflicker, wie man früher sagte. Darauf war ich nicht gefasst und ich zog mich innerlich schon gleich zurück. Viele Jahre später traf ich eine hübsche Frau mit einer ähnlich vulgären Aussprache. Ich lernte sie näher kennen und mochte sie sehr. Ich ärgerte mich damals sehr über mich selbst, dass ich nicht versucht hatte, mich wenigstens ein bisschen mehr auf die Frau von damals einzulassen. Diese Erlebnisse habe ich irgendwie nicht ganz absichtlich in diese Erzählung eingebaut, was ich im Nachhinein auch als eine Wohltat empfand, weil ich wenigstens im Nachhinein mit meiner Phantasie meinen Erinnerungen einen angenehmeren Ausgang (Happy End) geben konnte. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für die tausend Wörter Lesestoff genommen hast, sowie auch Deine Beschäftigung damit und Deinen Kommentar. Ich neige immer gern zur Übertreibung, vielleicht kann man mir eines Tages das Übertreiben austreiben (war als scherzhaftes Wortspiel gedacht - wobei ich manchmal auch denke, ob die Übertreiberei mich literarisch in eine Sackgasse führen könnte).

LG  <3 :)

Antwort geändert am 20.10.2024 um 03:35 Uhr

 Subordination (20.10.24, 10:25)
Frau, bei deren Anblick mein Herz rast, wie ein Schnellfeuergewehr.
Ich dachte: hehnerdreck hat noch nie ein Schnellfeuergewehr in der Hand gehabt, schon gar nicht mit ihm Einzel- oder Dauerfeuer geschossen, sonst würde er das nicht schreiben.

Jedenfalls hat mich nicht mehr interessiert, wie die Geschichte ausgeht, weil ich Schwarz gesehen und Knall Knall Knall gehört habe.

Kommentar geändert am 20.10.2024 um 11:27 Uhr
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