Costa Rica - aus dem Reisetagebuch der anderen Art

Groteske zum Thema Abenteuer

von  hehnerdreck

Im schönsten Beispiel für die wilde Pracht der Schöpfung, dem angeblichen Nonplusultra aller Naturphänomene, Costa Rica, was soviel bedeutet wie "reiche Küste" (laut einem für seine Fakenews berüchtigten Reiseführer), wo die Flora, die einst einem bunten Feuerwerk glich, von rücksichtslosen Touristen völlig zertrampelt wurde und sich überall nur noch Fäulnis ausbreitete, fand ich mich als entsetzter Reisender inmitten der unermesslichen Schäden an der Umwelt. Diese Region, so schwindelte uns unser buckliger Reiseführer voller Stolz und mit unvergleichlichem Mundgeruch vor, zählt zu den artenreichsten Paradiesen unseres noch blauen Planeten. Die Einheimischen, die sich mit leicht radioaktiv strahlendem Lächeln Ticos nennen, versprühen eine scheinheilige Freundlichkeit und geheuchelte Hilfsbereitschaft, auf die bisher jeder ahnungslose Fremde hereingefallen ist.

In dieser albtraumhaften Umgebung traf ich Jose', einen Nachkommen königlicher Abstammung, dessen Aura so strahlend war wie ein schüchterner Vulkanausbruch. Mit ihm, seiner kleinkarierten Frau - die mit ihrem Holzbein an eine zornige Göttin aus alten Legenden erinnerte - und meiner meist schlecht gelaunten Begleiterin verbrachte ich die schlimmsten Tage meines Lebens an einem der langweiligsten Orte der Welt - einem Ort,  wo die Zeit stillzustehen schien, wie in bitterem Schlummer verharrend, und wo die grotesk zum Himmel aufschäumenden Wellen des Ozeans wie eine Herde tollwütiger Stiere in fieberhafter Besessenheit zerstörerisch gegen die Küste schlugen, als seien sie das Symbol aller Weltkriege.

Oh, wie die Sonne in ihrem unverschämten Gelb den azurblauen Himmel überzog wie eine erschrockene Hebamme, während wir durch die übelriechenden Sümpfe stapften wie geistlose Verirrte ohne Sinn und Ziel. Die Luft war erfüllt von einem unerträglichen Gestank, von wütenden Rindern, die an einer Pandemie von Darmverschluss litten. Jeder Schritt auf dem weichen Boden fühlte sich an wie das Waten durch den Schleim einer Riesenschnecke aus der Kreidezeit.

Unerwartet erschien eine schillernde Parade überdrehter Gänse, die in einem chaotischen Tanz der Verwirrung durch den Himmel wirbelten. Statt in harmonischer Formation zu segeln, wurden sie anscheinend durch von Menschenhand erzeugte Funkwellen aus dem Gleichgewicht gebracht und stießen mit infernalischem Gänsegekreische zusammen, was zu schwindelerregenden Abstürzen führte. Ihre gefiederten Körper zitterten schließlich wie tanzende Quallen auf einer Landstraße, die verzweifelt nach Luft schnappten!


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