Mum Bev war auch dabei
Reportage zum Thema Lebensweg
von Citronella
Anmerkung von Citronella:
Kommentare zu diesem Text
gut geschrieben. Forschungen haben ergeben, dass Aufsteiger sich oft gegen niedriger Gestellte gnadenloser benehmen als die, denen die hohe Position in die Wiege gelegt war, so dass sie sich weniger damit identifizieren.
Das mag durchaus sein, ich kenne diese Untersuchung nicht.
Interessant finde ich auch die Kombination Trump, der mit dem „Goldenen Löffel“ im Mund geboren wurde, wie immer wieder betont wird, und Vance, der das ganze Elend der amerikanischen Unterschicht miterlebt hat.
Mich hat jedenfalls der Auftritt von „Mum Bev“ bei der Inauguration sehr gerührt, er wirkte auf mich nachhaltiger als das ganze Brimborium rundherum.
Interessant finde ich auch die Kombination Trump, der mit dem „Goldenen Löffel“ im Mund geboren wurde, wie immer wieder betont wird, und Vance, der das ganze Elend der amerikanischen Unterschicht miterlebt hat.
Mich hat jedenfalls der Auftritt von „Mum Bev“ bei der Inauguration sehr gerührt, er wirkte auf mich nachhaltiger als das ganze Brimborium rundherum.
Citronella, gefällt dir nur dieses eine Buch aus diesem Genre und was hältst du von anderen Sozio-Memoiren, die europäische Verhältnisse realistisch schildern: Didier Eribon, Edouard Louis, die Nobelpreisträgerin Annie Ernaux oder in Deutschland: Ein Mann seiner Klasse von Christian Baron?
Hier eine Rezension aus der NZZ. Ich habe extra eine ausgesucht, die nicht aus einem linksliberalen Medium stammt.
https://www.nzz.ch/feuilleton/christian-baron-erzaehlt-ueber-sich-als-kind-der-unterschicht-ld.1539612?reduced=true
Hier eine Rezension aus der NZZ. Ich habe extra eine ausgesucht, die nicht aus einem linksliberalen Medium stammt.
https://www.nzz.ch/feuilleton/christian-baron-erzaehlt-ueber-sich-als-kind-der-unterschicht-ld.1539612?reduced=true
Kommentar geändert am 25.01.2025 um 15:15 Uhr
Thema im Kommentar verfehlt, denn in meinem Text geht es im Kern nicht um das Buch, und das weißt du sicher auch.
Aber mach dir mal keine Sorgen um meinen Lesestoff, der ist vielfältiger, als du vielleicht glauben magst. Allerdings lese ich seit Jahren mehr englische als deutsche Bücher, um meine Sprachkenntnisse nach Beendigung des Berufslebens nicht ganz einschlafen zu lassen.
Einer der beeindruckendsten Romane war im letzten Jahr Demon Copperhead von Barbara Kingsolver. Nicht autobiografisch, aber auch eine verstörende Darstellung der amerikanischen Unterschicht.
Christian Barons Lebensgeschichte habe ich nicht gelesen, aber die Verfilmung gesehen. Auch beeindruckend.
Das erste deutsche Buch aus diesem Genre, an das ich mich sehr gut erinnere, war übrigens die sehr erfolgreiche Klassenliebe von Karin Struck, 1973. Du wirst es sicher kennen.
Aber mach dir mal keine Sorgen um meinen Lesestoff, der ist vielfältiger, als du vielleicht glauben magst. Allerdings lese ich seit Jahren mehr englische als deutsche Bücher, um meine Sprachkenntnisse nach Beendigung des Berufslebens nicht ganz einschlafen zu lassen.
Einer der beeindruckendsten Romane war im letzten Jahr Demon Copperhead von Barbara Kingsolver. Nicht autobiografisch, aber auch eine verstörende Darstellung der amerikanischen Unterschicht.
Christian Barons Lebensgeschichte habe ich nicht gelesen, aber die Verfilmung gesehen. Auch beeindruckend.
Das erste deutsche Buch aus diesem Genre, an das ich mich sehr gut erinnere, war übrigens die sehr erfolgreiche Klassenliebe von Karin Struck, 1973. Du wirst es sicher kennen.
Ich mache mir keine Sorgen. Ich bin ehrlich interessiert daran, wie weit dein Interesse für Bücher in diesem Genre (egal ob autobiographisch oder Fiktion) geht.
Oben schreibst du
das finde ich durchaus nachvollziehbar. Aber geht es dir da hauptsächlich um das Ende-gut-alles-gut?
Man kann den Fokus bei der Bearbeitung eines solchen Stoffes ja auf unterschiedliche Aspekte legen, die alle ihre Berechtigung haben.
In Strucks Klassenliebe gibt es kein glückliches Aufatmen darüber, es "geschafft" zu haben, im Gegenteil wird ein ständiger Zugehörigkeitskonflikt dargestellt, der nach wie vor aktuell ist, wenn er auch heute anders diskutiert wird. Das ganze Buch ist Schwanken und Zerrissenheit, auch formell, das macht es interessant.
Bei Baron finde ich insbesondere das destruktive Schamgefühl des Vaters gut herausgearbeitet, abgesehen vom Alkohol der mächtigste Hinderungsgrund für eine weniger prekäre Existenz der ganzen Familie.
Copperhead habe ich angelesen, aber der umgangssprachliche Stil ging mir schon nach kurzer Zeit auf die Nerven. Das ist nicht als Kritik gemeint, die Wahl des Stils ergibt Sinn, handwerklich ist er gut gemacht, aber einfach nicht mein Geschmack.
Da du auf Englisch lesen willst, kann ich The Glass Castle von Jeanette Walls empfehlen, falls du das nicht schon kennst. Ein ziemlich gut gemachtes Memoir.
Oben schreibst du
Ich mag solche Aufsteigergeschichten und bewundere die Stärke, es aus solch deprimierenden Verhältnissen so weit zu bringen.
Man kann den Fokus bei der Bearbeitung eines solchen Stoffes ja auf unterschiedliche Aspekte legen, die alle ihre Berechtigung haben.
In Strucks Klassenliebe gibt es kein glückliches Aufatmen darüber, es "geschafft" zu haben, im Gegenteil wird ein ständiger Zugehörigkeitskonflikt dargestellt, der nach wie vor aktuell ist, wenn er auch heute anders diskutiert wird. Das ganze Buch ist Schwanken und Zerrissenheit, auch formell, das macht es interessant.
Bei Baron finde ich insbesondere das destruktive Schamgefühl des Vaters gut herausgearbeitet, abgesehen vom Alkohol der mächtigste Hinderungsgrund für eine weniger prekäre Existenz der ganzen Familie.
Copperhead habe ich angelesen, aber der umgangssprachliche Stil ging mir schon nach kurzer Zeit auf die Nerven. Das ist nicht als Kritik gemeint, die Wahl des Stils ergibt Sinn, handwerklich ist er gut gemacht, aber einfach nicht mein Geschmack.
Da du auf Englisch lesen willst, kann ich The Glass Castle von Jeanette Walls empfehlen, falls du das nicht schon kennst. Ein ziemlich gut gemachtes Memoir.
Antwort geändert am 26.01.2025 um 12:05 Uhr
Du vermeidest nun zum zweiten Mal, auf die Kernaussage meines Textes einzugehen, aber das hätte für dich bedeutet, etwas Positives über J.D. Vance aussagen zu müssen. Das geht gar nicht, denn du siehst ihn wahrscheinlich weniger als Mensch als den Gehilfen des Teufels. Sei’s drum.
Es wäre wohl eine sehr infantile Herangehensweise an ein Buch, wenn man nur Handlungen mit „Ende gut – alles gut“ lesen würde. Ich lese grundsätzlich gerne komplette Lebensgeschichten, egal aus welchem Milieu und ob autobiografisch oder fiktiv wie Demon Copperhead. Bei manchen ist man halt näher dran als bei anderen.
Schade, dass du mit Copperhead nichts anfangen konntest. Falls du ihn in Deutsch gelesen hast, mag es auch an der Übersetzung gelegen haben. Nach meinem Sprachempfinden klingt ein amerikanischer Slang im Original wesentlich weicher und unterhaltsamer als deutsche Umgangssprache. Und dass der Stil sehr gut zur Handlung passt, hast du ja selbst erkannt.
Jeanette Walls kannte ich nicht. Aber danke für den Tipp!
Es wäre wohl eine sehr infantile Herangehensweise an ein Buch, wenn man nur Handlungen mit „Ende gut – alles gut“ lesen würde. Ich lese grundsätzlich gerne komplette Lebensgeschichten, egal aus welchem Milieu und ob autobiografisch oder fiktiv wie Demon Copperhead. Bei manchen ist man halt näher dran als bei anderen.
Schade, dass du mit Copperhead nichts anfangen konntest. Falls du ihn in Deutsch gelesen hast, mag es auch an der Übersetzung gelegen haben. Nach meinem Sprachempfinden klingt ein amerikanischer Slang im Original wesentlich weicher und unterhaltsamer als deutsche Umgangssprache. Und dass der Stil sehr gut zur Handlung passt, hast du ja selbst erkannt.
Jeanette Walls kannte ich nicht. Aber danke für den Tipp!