Menschen

Kurzgeschichte zum Thema Menschen

von  Moppel


 

Manchmal, wenn ich frühmorgens mit dem Hund gehe, denke ich über die Menschen nach, die mir begegnen. Man trifft immer dieselben.

Man scannt, wegen der Hunde, prüft deren Sozialverhalten, das nicht selten dem der Besitzer entspricht. Mein Mops ist unproblematisch, passiert einwandfrei. Dennoch mögen ihn viele Hunde nicht, weil sie die Mimik der Plattschnauzen nicht verstehen.

Man kennt sich und kennt sich doch nicht. Wie in einem Lyrikforum, in dem ich schreibe. Und manchmal, wenn ich frühmorgens mit dem Hund gehe, überlege ich, wer von diesen Menschen wohl auf welchen Autoren-Nick passen würde.

Vor mir läuft die Enddreißigerin mit ihrem Labrador. Nicht immer keift er meinen Mops an, meist aber doch und ich bin vorsichtig. Denn Frauchen ist abgelenkt und damit beschäftigt den Müll, den andere an den Wegrand geworfen haben, aufzusammeln. Trinkfläschchen, Kaffeebecher, Papier… Hochmoralisch, pedantisch, akribisch. Das würde mir ja im Traum nicht einfallen.

Andererseits wollte sie mir damals meine teure Flashlight-Taschenlampe, die mir beim Hundekotaufnehmen unbemerkt aus der Jackentasche gerutscht war, nur ungern zurückgeben. Ist das wirklich ihre? fragte sie zickig. Oh ja! antwortete ich bestimmt und nahm ihr die Taschenlampe einfach aus der Hand. Falsch, das Weib. Wie ihr Hund auch.

Auf der anderen Straßenseite läuft mit seinem schwarzen Retriever der nette, ältere Herr, der mir immer zuwinkt. Der winkt jedem zu, spricht auch mit jedem. Selbst mit meinem üblen Nachbarn. Aufgesetztes Lachen schallt herüber. Sein Hund steht wedelnd am Baum.

Dahinter kommt der Rentner, der mit dem frei laufenden, launischen Cocker. Leint ihn umsichtig sofort an, als er mich sieht und humpelt mir lächelnd entgegen. Wir reden etwas und er streichelt meinen Mops.

Ich sehe auf dem Seitenweg den einzigen Hund, der meinen liebt, eine Bordermischlingshündin, so sanft wie er selbst. Die einfach nicht weiter gehen will, ohne ihn zu herzen. Die junge, rundliche Frau lacht und ich tu es auch. Sie unterhält sich gern mit mir. Ist herzlich. Aber sie kann auch anders. Hat Haare auf den Zähnen.

Besonders unangenehm wird sie bei dem Macho mit den drei Australien Shepards, die sich immer gebärden, als wollten sie jeden Hund fressen. Der Macho tut, als bemerke er es nicht. Hat sie nicht im Griff und schon gar nicht erzogen. Diskutiert noch, wird ausfällig, wenn man ihn darauf anspricht. Scheinbar macht es ihm Freude, seit Jahren alle anderen Hundespaziergänger zu tyrannisieren und für dumm zu verkaufen: Meine Frau ist Hundetrainerin. Ja, klar! Sieht man doch…Genau für Fälle wie diese habe ich meine Flashlight dabei.

Auch die kleine, freundliche Frau vom Bäcker hat Angst vor ihm und seinen Hunden. Obwohl sie keinen Grund dazu hat, denn sie führt einen zwar sanftmütigen, aber riesigen Pitbull-Doggenmischling an der Leine. Eine gradlinige, direkte Frau, die sagt: Ich will nicht, dass der Sam in eine Hundeattacke verwickelt wird und dann anschließend böse wird.

Eine Verantwortungsvolle duckt sich vor dem Verantwortungslosen und geht letztlich wegen seines Mobbings morgens einen anderen Weg.

Ich tu das nicht. Hab ihm nach mehreren Diskussionen angedroht: Wenn du nicht ausweichst, dann hole ich für den nächsten Morgen meine Freunde vom Boxerclub. Die kommen dir dann mit 4 ausgebildeten, scharfen Deutschen Boxern entgegen, die deinen Kötern mal Manieren beibringen werden. Seitdem wechselt er die Straßenseite, wenn er mich sieht. Der mit dem Cocker lacht laut hinter mir.

Manchmal, wenn ich frühmorgens mit dem Hund gehe, denke ich, ein Internetforum ist auch nur eine Straße. Auf der jeder läuft. So lange, bis er irgendwann abbiegt.

 

 



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Kommentare zu diesem Text


 niemand (20.02.25, 16:49)
an moppel
mir gefällt es wie du diese hundebesitzer-charaktere zeichnest, vor allem gefällt mir, dass du dich nicht so weit von der realität entfernst, wie es manche gwohnt sind. so bleibt der freundliche nich nur freundlich, sondern vielleich auch oberflächlich, die übermoralische müllsammlerin gleicht ihre soziale müllaufräumgüte, durch ein sich eiverleiben fremfen gutes und so weiter und sofort. das gefällt mir weil jeder mensch diverse charakterzüge besitzt, im gegenteil zum naiven betrachter, der nur schwarz-weiß zu urteilen und einzustufen versteht. ein spaßiger, mit ironie durchwebter text, liebe monika.
und dieser bezug zu den internetforen gibt ihm das gewisse etwas. tja, jedes
tier ist eben auch ein mensch, so wie jeder mensch durchaus auch ein tier sein kann.  

lg irene  :P  ;)

 Moppel meinte dazu am 20.02.25 um 19:48:
:D genau so ist es, liebe Irene. Fiel mir heute morgen ein, als ich der Müllsammlerin auf die Beine schaute, während ich wartete, dass sie weiter ging...So eine, wo die Beine oben am Hintern ein Loch haben. Wo alle Jugendlichen damals im Twiggi-Zeitalter, die nicht so ein Loch hatten, als fett gemobbt wurden...
lGvon M.

 Saudade (20.02.25, 16:54)
Haha, die Zeiten ändern sich. Als junges dynamisches Mädchen hatte ich einen Irish Setter, ein Traum von einem Hund, heute einen kompakten faulen British und eine zickige, angerührte Hauskatze. Ich finde, das passt zum Gemüt. Es heißt: Wie der Herr so das Gescherr. :D

 Aron Manfeld antwortete darauf am 20.02.25 um 18:57:
Wer Tiere liebt, liebt auch Menschen.

 Moppel schrieb daraufhin am 20.02.25 um 19:50:
ich glich bis auf die Beine allerdings immer mehr meiner Favoritenrasse Dackel, liebe Mondschein. Ich bewundere meinen Mops manchmal für seine Großmut...
danke dir und lG von M.

 Aron Manfeld (20.02.25, 18:56)
Tatsächlich ist das Leben ein Spaziergang mit dem Hund, liebe Monika.

Hund = Unterbewusstsein.

 Moppel äußerte darauf am 20.02.25 um 19:51:
Aaron
da der Hund der Spiegel des Besitzers ist, könnte deine Theorie was haben...  ;)

 Citronella (20.02.25, 19:21)
Ach ja, Moppel, Hundegeschichten ...

Erst gestern beim Spaziergang kam wieder so ein reizendes Tierchen mit fletschenden Zähnen auf mich zu. Gut nur, dass Frauchen es an einer sehr starken Leine am Hundegeschirr zurückzog. Allerdings musste sie schon Kraft aufwenden ... :woot:

Du hast deine morgendlichen Begegnungen gut beschrieben. Auch ich treffe hier immer wieder auf dieselben Zeitgenossen, manchmal sogar mit ausgesprochen netten Hunden. Wie dein Mops sicher auch. ;)

LG Citronella

 Moppel ergänzte dazu am 20.02.25 um 19:52:
eigentlich, liebe Citro, gar keine Hundege :D schichte...
Grins von M.

 Zenit (20.02.25, 19:45)
Millionen Menschen gehen Tag für Tag mit ihren Hunden raus. Mir scheint, die fulminante Absurdität dieser Handlung zu verschleiern, gelingt ihnen diesbezüglich vortrefflich.

 niemand meinte dazu am 20.02.25 um 19:51:
wieso ist das absurd und warum sollten sie das verschleiern wollen?
lieber mit einem sympathischen hund spazieren gehen, als mit einem
langweiligen und unsympatischen menschen kostbare zeit zu verbringen. 8-)

 Moppel meinte dazu am 20.02.25 um 19:54:
Zenit hat die Geschichte nicht verstanden. Ich erspare mir die Antwort. Zumal Niemand mir bereits aus der Seele sprach... ;)

 Zenit meinte dazu am 20.02.25 um 19:58:
@niemand
@Moppel

Wufffff!

 niemand meinte dazu am 21.02.25 um 07:28:
wie sagt man so treffend? hunde die bellen haben nur schiss 8-) 
zu beissen ...

 Moppel meinte dazu am 21.02.25 um 12:56:
hat Klemmt Husten, Dieter?

 harzgebirgler (21.02.25, 16:20)
gern pissen pinscher wem ans bein
doch sollten auf der hut vor sein
denn nehmen die in acht sich nicht
pisst der ihn' glattweg ins gesicht
mit einem strahl voll golden
wie ringelblumendolden... :D


lg vom harzer

 Moppel meinte dazu am 21.02.25 um 20:52:
das kannst du niveauvoller, Harzer. LG von M.

 Teo (21.02.25, 21:04)
Moin,
Wir wohnen in einer recht ruhigen Gegend mit leichter Bewaldung. Uns begegnen oft Hunde mit zweibeinigem Anhang und stellen fest,...  es hat sich was geändert. Uns springen keine Hunde mehr an und werden kaum noch angekläfft, auch von den Hunden nicht.
Große Hunden sind angeleint und auch diese meist freundlich. Das war mal ganz anders. Ich bin früher nur noch mit Pfefferspray ins Gelände gegangen. Musste es aber bei keinem Herrchen einsetzen. Ne ...ohne Spaß, es ist entspannter geworden.
Schönes Wochenende 
Teo
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