Die "Biedermeierweisheit"
Kurzgedicht
von BerndtB
Kommentare zu diesem Text
Georg Herwegh hat das im Vormärz etwas kunstvoller und bissiger beschrieben:
(1) Anspielung auf die Julirevolution 1830
In diesem Sinne: Prost!
So hab‘ ich es nach langen Jahren
Zu diesem Posten doch gebracht
Und leider nur zu oft erfahren,
Wer hier im Land das Wetter macht.
Du sollst, verdammte Freiheit, mir
Die Ruhe fürder nicht gefährden;
Lisette, noch ein Gläschen Bier!
Ich will ein guter Bürger werden.
Auch ich sprach einst vom Vaterland
Und solchen sonderbaren Dingen,
Ich trug mein schwarz-rot-golden Band
Und ließ die Sporen furchtbar klingen.
Doch selig, wer im Gleise geht
Und still im Joche zieht auf Erden –
Was hilft die Genialität?
Ich will ein guter Bürger werden.
Diogenes in seiner Tonne –
Vortrefflich, wie beneid ich ihn!
Es war noch keine Julisonne (1),
Die jenen Glücklichen beschien.
Was Monarchie? Was Republik?
Wie sich die Leute toll gebärden!
Zum Teufel mit der Politik!
Ich will ein guter Bürger werden.
Gewiß, man tobt sich einmal aus –
Es wär‘ ja um die Jugend schade –
Doch führt man erst sein eigen‘ Haus,
Dann werden fünfe plötzlich grade.
In welcher Mühle man mich mahlt,
Das macht mir nimmer viel Beschwerden.
Der ist mein Herr, der mich bezahlt:
Ich will ein guter Bürger werden.
Jedwedem Umtrieb bleib‘ ich fern,
Der Henker mag das Volk beglücken!
Der Orden ist ein eig’ner Stern,
Wer einen hat, der soll sich bücken.
Bück‘ dich, mein Herz, bald fahren wir
Zur Residenz mit eig’nen Pferden –
Lisette, noch ein Gläschen Bier!
Ich will ein guter Bürger werden.
Zu diesem Posten doch gebracht
Und leider nur zu oft erfahren,
Wer hier im Land das Wetter macht.
Du sollst, verdammte Freiheit, mir
Die Ruhe fürder nicht gefährden;
Lisette, noch ein Gläschen Bier!
Ich will ein guter Bürger werden.
Auch ich sprach einst vom Vaterland
Und solchen sonderbaren Dingen,
Ich trug mein schwarz-rot-golden Band
Und ließ die Sporen furchtbar klingen.
Doch selig, wer im Gleise geht
Und still im Joche zieht auf Erden –
Was hilft die Genialität?
Ich will ein guter Bürger werden.
Diogenes in seiner Tonne –
Vortrefflich, wie beneid ich ihn!
Es war noch keine Julisonne (1),
Die jenen Glücklichen beschien.
Was Monarchie? Was Republik?
Wie sich die Leute toll gebärden!
Zum Teufel mit der Politik!
Ich will ein guter Bürger werden.
Gewiß, man tobt sich einmal aus –
Es wär‘ ja um die Jugend schade –
Doch führt man erst sein eigen‘ Haus,
Dann werden fünfe plötzlich grade.
In welcher Mühle man mich mahlt,
Das macht mir nimmer viel Beschwerden.
Der ist mein Herr, der mich bezahlt:
Ich will ein guter Bürger werden.
Jedwedem Umtrieb bleib‘ ich fern,
Der Henker mag das Volk beglücken!
Der Orden ist ein eig’ner Stern,
Wer einen hat, der soll sich bücken.
Bück‘ dich, mein Herz, bald fahren wir
Zur Residenz mit eig’nen Pferden –
Lisette, noch ein Gläschen Bier!
Ich will ein guter Bürger werden.
(1) Anspielung auf die Julirevolution 1830
In diesem Sinne: Prost!
Es ist immer wieder lustig, wenn kleine profane Zeilen einen alten Oberlehrer dazu inspirieren können, in seinen verstaubten Schubladen nach längst vergessenen Werken zu suchen.
In diesem Sinne: Gute Nacht Deutschland!
In diesem Sinne: Gute Nacht Deutschland!
Habe ich Dich geärgert? Die Biedermeierzeit hast Du, nicht ich ins Gespräch gebracht.
Herweghs Gedicht mag älter sein als Deines, aber es hat doch eine ganz andere literarische Qualität, oder?
Herweghs Gedicht mag älter sein als Deines, aber es hat doch eine ganz andere literarische Qualität, oder?
Die abschätzige, aber anonyme Leserwertung "profan" stammt übrigens nicht von mir - das ist nicht mein Stil.
Antwort geändert am 01.04.2025 um 00:51 Uhr
Ich leb's, wenngleich, es fällt mir immer schwerer.
Danke, mir auch, und danke für die Empfehlung.