Die Stimmungskanone

Dialog

von  hehnerdreck

Gestern sagte ich zu Franz, dass der Mann im Frack neben der korpulenten Frau mit dem eigenartigen Hut laut lachte. Wen meinst du?, fragte mich Franz. Ja, den Herrn dort hinten, in seinem Frack neben der dicken Dame mit dem seltsamen Hut!, sagte ich. Ach, den da hinten im Frack neben der molligen Frau mit dem komischen Hut, der wie ein Verrückter schmunzelte!, sagte er. Ja, wegen meiner scharfen Bemerkungen!, sagte ich. Aha, na ja, sein Lachen war wirklich unüberhörbar!, sagte Franz gestern zu mir. Tja, meine Sprüche kommen halt gut an!, sagte ich ihm. Welche denn?, fragte er mich. Na ja, die kleinen Geschichten halt!, sagt ich ihm gestern.

Aber nicht jeder hat darüber gelacht!, sagte Franz. Doch, und die Leute, von denen du gesagt hast, dass sie nicht lachen würden, haben leise gelacht – man hat es nur nicht sofort bemerkt!, sagte ich Franz gestern. Ja, aber der Mann im Frack neben der dicken Frau mit dem eigenartigen Hut hat bestimmt die anderen durch sein lautes Lachen zum Lachen gebracht!, sagte Franz. Warum musst du immer alles kaputtreden?, fragte ich ihn. Aber das kennst du doch auch: So ein lautes Gelächter wirkt wie Wellen, die auf einen zurollen und einen zum Mitlachen bringen!, sagte er. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass der Typ im Frack neben der fetten Frau mit dem komischen Hut die Leute dazu brachte, über meine Sprüche zu lachen!, sagte ich verärgert zu Franz.

Ist doch egal; die Leute mögen dich doch sowieso, also brauchst du nichts zu beweisen!, meinte Franz. Es ist mir egal, ob sie mich mögen. Ich weiß, dass ich gut bin!, sagte ich mich selbst verteidigend. Dir ist also völlig egal, ob du Anklang findest?, fragte er mich. Ich kenne mich und meinen Wert genau!, sagte ich stolz. Gut für dich!, sagte Franz in einem vorwurfsvollen Ton. Darauf schwiegen wir für lange Zeit.  Tu doch nicht so, als ob es dir egal wäre, ob sie lachen oder nicht!, sagte Franz gestern plötzlich zu mir, und beendete damit sein Schweigen. Ich weiß genau, dass ich gut bin – basta!, entgegnete ich ihm. Hab doch nichts Gegenteiliges behauptet!, meinte Franz. Der Ton macht die Musik!, sagte ich.

Darauf schwiegen wir wieder für eine längere Zeit. Und dann platzte es aus mir plötzlich heraus: Sogar Horstl sagt’s: Der Typ hat was drauf!, sagte ich, und meinte damit unseren gemeinsamen Freund Horstl. Ach ja, Horstl – der im Krieg ein Bein verloren hat!, sagte Franz gestern, worauf ich wütend wurde. Aha, also wenn man ein Bein verliert, neigt man zur Lüge, oder was?, fragte ich vorwurfsvoll. Gar nicht, hatte ich nie behauptet, oder angedeutet, im Gegenteil gerade durch den Verlust des Beins hätte ja Horstl noch viel weniger Grund zu lügen!, sagte Franz. Stimmt!, sagte ich gestern. Horstl meint ja nicht zu unrecht, dass du was Besonderes bist!, sagte Franz. Ja, das tut er; er nennt mich sogar einen Hund!, sagte ich Franz zustimmend. Das ist seine Art zu sagen: Dass Du es drauf hast!, bestätigte Franz, wodurch die Stimmung zwischen mir und Franz wieder besser, wieder harmonischer wurde.

Horstl hat durch den Krieg in Afghanistan ein Bein verloren – trotzdem hat er vor allen Leuten bestätigt: Dass ich eine außergewöhnliche Persönlichkeit bin!, sagte ich stolz. Und er nennt Dich einen Hund und meint das als Kompliment!, sagte Franz in einer Stimmung der Zustimmung, was das Akzeptieren meiner Persönlichkeit betrifft, bzw. dass er, der Franz mich als Persönlichkeit offensichtlich akzeptiert, was ja für mich sehr wichtig ist, auch wenn ich Franz eher nicht als Persönlichkeit akzeptiere, was mir aber im Nachhinein auch wieder völlig wurscht ist, nachdem Franz sich mir gegenüber darauf so unverschämt und rücksichtlos verhalten hat, aber darauf komme ich später. Außerdem habe ich noch nie eine Diskussion verloren!, sagte ich Franz, meinte es aber in Wirklichkeit nicht so, sondern wollte nur blödeln.

Wie kommst du jetzt darauf?, fragte mich Franz und sah mich so eigenartig, ja wie soll ich es nennen, ich denke eher wütend, an. Weil mir das gerade einfiel!, sagte ich. So so!, sagte Franz und machte dabei ein verlogenes Gesicht. Ich glaube dir das nicht!, sagte er darauf, plötzlich wie verwandelt. Doch – weil ich mich niemals mit jemandem unterhalte, der mir überlegen erscheint!, sagte ich schmunzelnd, darauf hoffend, dass Franz meine Absicht zu blödeln verstand. Ich suche nur nach unterlegenen Gesprächspartnern für eine Diskussion!, sagte ich mit vorgespielten Stolz. Aha – und dadurch sicherst du dir deine Siege als besserer Debattierer!, sagte Franz resümierend mit einem Hauch Schmunzeln und wirkte dabei wieder etwas entspannter, wodurch wir beide wieder etwas harmonischer miteinander umgehen konnten.

Fortsetzung folgt ...


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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (25.06.25, 09:56)
Moin Hehner,
am frühen Morgen gelesen und sofort brutal ins hellwache Leben gerissen worden. 
Keine Frage, hier bahnt sich Dramatisches an.
Allein das unerklärliche Verschwinden der eigenartigen Frau mit dem korpulenten Hut und ihrem irrem dauerschmunzelnden Begleiter gibt Raum für böses Ahnen. 
Eine Bluttat, er an ihr, bzw. sie an ihm, scheint wahrscheinlich, möglich aber auch ein Happyend, das verlorene Bein taucht wieder auf.
Die Spannung wächst  :D !
LG TT

 hehnerdreck meinte dazu am 26.06.25 um 01:51:
Der Urenkel von Agatha Christie geht von einem möglichen Plagiat aus und hat mir per Gerichtsbote eine einstweilige Verfügung zugeschickt. Das Werk wird derweil von einer siebenköpfigen Kommission bestehend aus Experten für bedeutende Romanliteratur in einem neutralen Land geprüft. Solange muss ich warten, bis ich die Fortsetzung, die sich in einem Schließfach einer Schweizer Bank befindet, abtippen und ins Netz stellen darf.

Herzlichen Dank und liebe Grüße  :P
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