10 Tage Emely Sein - Tuesdays for Tundra

Roman zum Thema Freundschaft

von  SimonWaddicor

10 Tage Emely Sein

Emely war schon immer ziemlich normal. Und wie jeder normale Mensch hatte sie auch ein paar Besonderheiten; manchmal halt ein bisschen stürmisch, ab und zu ein bisschen direkt. Laute verrückte Ideen wimmelten im Kopf vom Emely herum und die muss man natürlich auch austesten. Und das alles können nur wenige andere Leute auf Dauer aushalten, genauer gesagt, nur Lana.

Aber jetzt wäre es eigentlich fair, Emely selbst zum Wort kommen zu lassen.

Danke sehr. Und wie gesagt, ich war schon immer ziemlich normal. Und dann wurde ich elf. Zum Geburtstag wünschte ich mir ein E-Mountainbike und meine Ruhe.

Bekommen habe ich aber nur das Fahrrad.

Und einen Unfall. Yes, very, very Un war der Fall. Ja, da ist es passiert. Genau an dem Tag, wo ich 11 geworden bin. Mein Geburtstag. Mir passiert, als erster Mensch der Welt.

Eigentlich kein Grund zum Meckern. Ich wollte schon immer die erste sein. Irgendwas ganz Cooles, was noch nie jemand zuvor gemacht hat. Zum Jupiter fliegen wird schwer; mir fehlt die Rakete. Dann halt mit meinem Einrad auf den Everest fahren, das müsste gehen. Aber nur weil ich so UNGLAUBLICH bin.

Aber nein. Alles falsch gelaufen. An meinem Geburtstag. UNFAIR! Und mit meinem neuen knall-gelben mega-E-Mountainbike. Jetzt ist es nur noch Schrott. Und das war gar kein Unfall. Das war ein ÜBERFALL!

Noch nicht klar, was dabei so neu für die Menschheit wäre? Ich sage es euch. Das waren Emojis, die mich überfallen haben. Wild-lebende Emojis, was es bekanntlich gar nicht gibt.

Und zwar meine eigenen Emojis, aus meinem alten Handy, das ich Wochen davor da im Wald liegen gelassen hatte. Mein dummer kleiner Brüder Sascha, alles seine Schuld. Aber damit, dachte ich mir, könnte ich eigentlich ganz gut leben. Ich kriege garantiert ein viel besseres Smartphone zum Geburtstag und natürlich auch noch das Fahrrad.

Da hatte ich noch alles gut im Griff. Ja ich. Emely. Das Mädchen, das nichts und niemand stoppen kann. Fast 11 Jahre alt und schon Königin von Emelys Welt (und Wald). Und dann wurde auf einmal mein normales Leben auf dem Kopf gestellt.

Gerade mal zentimeter-groß waren die und wollten mich mal richtig belehren, irgendwie böse drauf, dass ich sie weggeworfen hatte. Belehren, wie ein ordentliches Mädchen verantwortungsbewusst und liebevoll mit ihren Emojis umzugehen hat. Wie bitte? Ich war früher immer nett zu meinen Emojis, habe sie liebevoll jeden Morgen begrüßt, ihnen immer erzählt, wie es mir geht. Und das alles zählt nichts!?

Und wie kann das passieren? Keine Ahnung. Da lag mein altes Handy im Wald, und irgendwas passiert mit dem Ding, das nicht zu unserem Verständnis des Universums passt. In kürzester Zeit herrscht mitten im Wald die erste Freie Emojirepublik, und nur eines haben sie wohl im Kopf: Das Mädchen, das sie angeblich herzlos weggeworfen hatte, einmal richtig eins mitzugeben. Und das alles in Zuckerwürfel Größe, darauf kann man pfeifen.

Aber nein. Sie schaffen es. Alles nur geduselt. Das Netz hätten sie nie selber über den Weg strecken können, alles wurde bei der Fledermausuntersuchung abgekupfert. Das Einzige, was sie selbst hingekriegt hatten: Einen Moos- und Flechtenball. Mit dem haben sie das Warnschild abgedeckt, gerade, als ich da runtergedüst bin.

Das Netz schluckte mich und spukte mich meterweit in die Gegenrichtung raus, bis zur Bruchlandung im Unterholz. Das Fahrrad fuhr alleine weiter und verschrottete sich gegen eine Tanne an der nächsten Kurve. Mein neues Smartphone flog aus meiner Tasche; dafür stand auch noch eine Tanne bereit, Spider-App perfekt. Natürlich die große Chance für meinen Handvoll Lieblingsemojis…. die mit den Herzchen. Sie saßen in ihrem Versteck gleich nebenan, weil sie eh nicht bei dem Überfall mitmachen durften: Zu suspekt, jeder wusste, dass sie immer noch in Emely verliebt waren. Und sie mussten gar nicht groß darüber nachdenken, bevor sie durch die Spider-App Risse in mein neues Handy reinschlüpften. Immer noch freie Emojis, aber viel lieber für immer bei ihren Prinzessin Emely.

Und ich, noch am Wegrand liegend, werde als erster Staatsgast der Freien Emojirepublik mit mini-Blitzkitzel an der Nase begrüßt. Und mini-Trompeten. Und dann kommt noch der König der Emojis. Was macht denn der? In einer scheiß-Republik! Sowas von ahnungslos diese Emojis. Und ich verstehe gar nichts mehr von der Welt. Weis gar nicht mehr, was aus mir wird. Eine klägliche Selbstunterschätzung. Machen Mädchen oft. Ganz zu Unrecht. Die Geschichte von Emely, von diesem Moment an:

Tag 1

Die Belehrung abgeschlossen, konnte Emely nur noch aus ihrem tränen- und matschverschmierten Gesicht den Emojis verständnisvoll zulächeln. Dann gab sie auf und schloss die Augen. Es war nicht einmal eine Minute, aber als sie die Augen wieder aufmachte, waren auf einmal alle Emojis weg.

Ihre verstreuten Sachen konnte Emely schnell wieder einsammeln, im Kopf war aber noch alles durcheinander. „OK, das waren Emojis. Und sie haben mich überfallen. Das gibt es gar nicht, UND sie wollten mich auch noch belehren, was sie ganz sicher gar nicht dürfen.“

Wäre alles nicht so schlimm, wenn sowas auch anderen Leuten passieren würde. Dann würde ich vielleicht ein bisschen Mitleid kriegen. `Ach sowas, du arme Emely, diese scheiß-Emojis schon wieder, man sollte den ganzen Wald da einfach abfackeln, dann hätten wir alle unsere Ruhe.‘ Aber nein, sooo einfach wird es nicht sein. Ich stehe hier ganz alleine. Kein Mensch wird mir glauben. Besser gleich behaupten, mein Fahrrad wurde von Marsmännchen entführt und in einem Krater zu Schrott gefahren. Da gibt es Leute im Internet, die sowas glauben würden. Ich wäre ein Star.

Aber ich lebe nicht irgendwo im Internet sondern hier im Dorf Langweilingen, und Montag stehe ich vor der Klasse 6b, und erzähle, was mit mir alles am Wochenende passiert ist - wie zum Abschuss freigegeben.

Das Boss-Girl Ella springt auf: „Oh, das arme kleine Mädchen hat sein neues Fahrrad zum Schrott gecrasht, ist offensichtlich auch noch auf dem Kopf gelandet, ist nun ein bisschen verwirrt. Erzählt irgendwas von Marsmännchen, oder waren das Emojis, egal, irgendwas, was es ganz sicher nicht gibt, jedenfalls nicht in unserem Wald. Das kommt davon, wenn man nun so wunderbar klug ist, dass man die zweite Klasse glatt übersprungen hat. Da fehlt ein bisschen Stoff in ihrem Kopf. Dinge, die es nicht gibt… Wie man ein Märchen von einem Sachbuch unterscheidet. Wir schicken sie am besten gleich zurück in die Sumpfwiesenschule 2b. Da gehört sie hin, das Mädchen, das seinen Namen nicht mal richtig schreiben kann. Alles schöne, lange Haare und sonst gar nichts. Hat bei uns Großen nichts zu suchen!“

Alle in der Klasse kichern. Lana sagt nichts, rückt aber ein Stück weg, was für eine superbeste Freundin ist denn das? Normalerweise hält Ella ein paar Minuten durch, dann wird sie von irgendetwas abgelenkt. Aber diesmal nicht, sie lässt nicht locker. Spürt, dass das Endgame gekommen ist, dass jemand wirklich ein für alle Mal zu erledigen ist. Wie cool!

Von Frau Distel kommt auch nichts. Wozu auch? So ein Mädchen kann man nicht retten.

Jetzt platschen die Tränen wie Platzregen auf den Waldboden. Emely schiebt ihr kaputtes Fahrrad in Richtung zuhause, aber da will sie nicht mehr hin und schon gar nicht und nie wieder in diese scheiß Schule.

Und ich habe das alles nicht mal absichtlich gemacht. Ich kenne Mädchen, die eiskalt ihr unbeliebtes Handy vom Schulbus überfahren lassen würden. Und ich mag Emojis. Es ist alles so unfair. Ich will nur ein normales Mädchen sein, Freunde haben und normale Dinge machen und mich über meine dumme Familie aufregen, wie normale Kinder das tun. Vielleicht sollte ich doch zurück in die zweite Klasse gehen, da ist das Leben sicher einfacher und schöner. Ich hasse alle Leute in der 6b, auch Lana, weil sie immer wegrückt, wenn Ella loslegt. Ich brauch‘ eh kein schickes Smartphone. Wozu, wenn ich keine Freunde habe. Nicht mal Emojifreunde. Alles ist scheiße.

Und da klingelt plötzlich das Handy, wie gesagt, es funktioniert noch, sieht nur scheiße aus. Tante Regina ist dran. Will wissen, was Emely alles Schöne zum Geburtstag macht und was für schöne Geschenke sie schon bekommen hat und was sie sich fürs neues Lebensjahr wünscht und alles Sachen die die Emely überhaupt nicht beantworten will. Aber Tante Regina hört eh nicht zu, will einfach alles sagen, was eine Tante zum Geburtstag sagen soll, muss irgendwo in einem Buch stehen, wie man seiner Nichte zum Geburtstag gratulieren muss. Wie es der Emely wirklich geht, scheint nicht vordergründig relevant zu sein. Emely beendet den Anruf mit einem heftigen Fingertipp.

Erwachsene sind jetzt sowieso unwichtig, wollen Kinder immer belehren, als ob sie schon alles wissen und verstehen, als ob alles auf der Erde logisch ist. Da hat Emely auch die ganzen Jahre mitgemacht, zugehört, mitgeglaubt. Sie war ja stolz darauf, was sie alles schon mit zehn und halb wusste…. also gelernt hat. Ist das jetzt alles falsch? Nur weil es Emojis gibt, die rumlaufen und das nicht sein kann?

Flugzeuge fliegen doch, Emely saß oft drin. Die Leute, die Flugzeuge bauen, haben das doch gelernt…. bei Leuten, die früher Flugzeuge gebaut haben. Und das waren alles Erwachsene, und die Flugzeuge werden sogar immer besser. „Soll ich dann nichts mehr glauben, was die Erwachsene mir sagen oder doch noch ein bisschen? Ich sage auf jeden Fall gar nichts. Emojis hat man auf dem Handy. Punkt.“

Das kann man ja leicht beweisen. Emely geht auf WhatsApp und ruft die Emojis auf. Und da lächeln sie reihenweise zurück, wie immer.

Hallo Emojis“, ruft die Emely mütterlich zu.

Hallo Emely“, kichert ein handvolles Herzchen zurück, und hüpfen fröhlich hin und her.

Scheiße, lass mich in Ruhe!“

Ganz schön laut schreit Emely jetzt, ist ihr jetzt egal, ob noch jemand irgendwo zuhört.

Ihr könnt im Wald bleiben, das ist mir scheißegal, ich komme eh nie wieder. Aber mein Handy gehört MIR! Und ich sage, was draufkommt, und WAS NICHT!!!“

Soooo wütend war Emely schon länger nicht mehr gewesen. Vielleicht seit sie zwei und halb war und die Tomaten am Boden im Edeka mit ihrem Bobbycar nicht überfahren durfte.

Sie schleudert das Handy gegen den nächsten Baum. Aber das hilft nicht. Sie muss sowieso nach Hause, wohin denn sonst? Und dann erzählen, dass sie ihr Handy schon wieder im Wald verloren hat? Das wird ihr irgendwann keiner mehr glauben. Sie muss irgendwie weiterleben, auch in diese scheiß Schule gehen, was denn sonst? Und alle anderen Leute machen einfach weiter, als ob gar nichts ist, weil sie gar nicht wissen, dass es nun Emojis im Wald gibt. Idioten.

Emely hebt ihr Handy wieder auf. Da sind sie noch. Diese dummen Herzchen. Aber jetzt ist irgendetwas Komisches passiert. Sieht aus wie ein Herzchensmilie aber mit Tränen? Und die Tränen planschen auf die Emojis da drunter bis sie schließlich im Schuh landen.

Und was ist?“, höhnt die Emely. „Doch nicht so schön, auf MEINEM Handy rumzualbern? Da ist ein schöner Wald, viele schönen Bäume, da gehört ihr hin. Was will ich mit euch, ihr habt mein Fahrrad kaputt gemacht, mein Handy geschrottet, und warum? Ich habe euch gar nichts getan. Nichts.“

Aber Emely, wir wollten das alles nicht“, seufzt der Smilie mit Herzchenaugen. „Wir wollten nur bei dir sein, wie früher. Aber du hast uns im Wald einfach liegen lassen. Die anderen hassen dich alle. Und unser König hat entschieden, dass wir ….“

Euer König? In allem Ernst? Ihr seid Emojis und ihr gehört auf Handys und ihr habt nichts zu sagen. Und schon gar nicht einen König zu haben. Was soll das?“

Wir durften bei dem Überfall gar nicht mitmachen, wir wollten immer zu dir zurück, und das wussten alle. Du bist unsere Prinzessin, wir hassen den Wald, es ist kalt und ekelig, bitte lass uns nicht nochmal liegen, bitte, bitte, wir vergeben dir alles.“

Ich habe euch gar nicht liegen lassen, jedenfalls gar nicht absichtlich. Das war alles mein dummer Bruder. Aber ich brauche jetzt meine Ruhe. Ich kann gleich nicht mehr.“

WAS? Nicht absichtlich weggeschmissen? Das müssen wir den anderen sagen, es ist alles ein schreckliches Missverständnis, vielleicht wollen sie denn alle……“

NEIN!!! Nicht mit mir! Vergiss es. Es reicht mir, wenn meine fünf Lieblingsherzchen so rumspringen. Wir gehen jetzt nach Hause. Dann geht das Leben irgendwie weiter. Vielleicht könnte es sogar lustig werden mit euch, wer weiß. Aber jetzt geht ihr erstmals schlafen, Handy aus, und Tschüß.“

Es fängt an zu nieseln, und der Waldweg wird immer dunkler. Sie war doch morgens losgefahren, oder? Und jetzt wird’s dunkel? Wie viele Stunden war das denn in Emojigefangenschaft? Kann das alles wirklich wahr sein? Oder alles erträumt? Aber das Fahrrad ist wirklich kaputt, die Hose auch. Vielleicht lag sie ohnmächtig Stunden lang da nach dem Unfall mit dem Netz. Alles nur verwirrte Gedanken, der Kopf funktioniert nicht mehr richtig, Gehirnerschütterung, logisch, oder?

Emely stolpert über eine Wurzel, will nicht mehr, kann nicht weiter.

Dann sieht sie Scheinwerfer. Ein Auto fährt ihr entgegen. Papas Auto. Sie fällt in seine Armen. Alles wird OK.

Und sie hat HUNGER!

Und sie muss schlafen, gleich im Auto und sofort nach dem Riesenabendessen. Irgendjemand Nettes steckt ihr das Handy zum Aufladen ein. Sie kriegt gar nichts mehr mit bis spät am nächsten Morgen. Träumt vom Wald, das niemand kommt, der Weg verläuft sich, Riesenemojis essen sich gegenseitig auf, sie will wegfliegen, kann sich mit aller Kraft nur einen Meter 47 vom Boden abheben, verhakt sich am Fliegenpilz, wirft ihr Bobbycar in den Sumpf, weil Frau Distel sagt, sie muss noch im Kindersitz sitzen.

Tag 2

Den Rollladen hat wohl niemand runtergemacht. Die Morgensonne strahlt herein. Emely ist wach, weiß aber nicht genau, ob das einen Unterschied macht. Da hilft nur alles aus dem Kopf herauszuschütteln, was im Traum geschehen ist, und da bleibt noch übrig….. die Welt wie sie es vor dem Einschlafen war.

Meistens lassen sich die beiden voneinander leicht trennen, aber an diesem Morgen war Emely unsicher. Riesenemojis falsch, kleine Emojis echt? Falsche Trennlinie. Emojis draußen falsch, Emojis auf dem Handy echt? Besser. Auch wenn sie mit mir reden? Na! Fahrradunfall sicher echt, Bein tut noch weh. Ich weiß es nicht mehr, ob dass alles so passiert ist wie mein Kopf es mir sagt. Will ich das überhaupt….? Wäre alles so viel einfacher, wie es vorher war. Alle Dinge, die es nicht gibt, lassen mich in Ruhe.

Aber wie kann ich es jetzt wissen? Ich muss jetzt wissen! Mmmmm. Natürlich, Meine Lieblingsherzchen. Die sind wieder auf meinem Handy. Einfach einschalten. Dann weiß ich es. Da liegt es, auf meinem Schreibtisch.

Emely zögert, ihr Herz klopft. Ist das ein Handy wie es jeder andere hat? Und die Welt ist in Ordnung. Oder etwas ganz, ganz anders? Emojis die leben, meine Emojis, meine Lieblingsemojis, und ich bin ihr Lieblingsmädchen. Ich weiß nicht, ich weiß nicht, was ich will. Aber ich muss!…..

Emely drückt auf dem kleinen Knopf, swipt auf WhatsApp. Nichts Auffälliges. Starre Reihen von Emojis, wie jeder sie hat. Eine Traumwelt zerfällt. Emely, das very uninteresting Mädchen mit ihren kaputten Geburtstaggeschenken sitzt alleine da und will gleich wieder heulen.

Macht das jetzt Sinn? NEIN! Gefühle müssen nicht Sinn machen. Aber warum denn immer so schmerzhaft? Muss das sein? Emely schaltet das Handy wieder aus. Starrt aus dem Fenster, weiß nicht, was jetzt aus ihr wird. Vielleicht schlafen sie noch die Lieblingsemojis nach einem so aufregenden Tag, oder? Bitte, bitte! Noch einmal gucken. Das darf ich, weil ich das darf. Ist ja MEIN Handy.

Emely drückt wieder auf den kleinen Knopf. Macht dann aber die Augen gleich zu, ruft leise und mit stockender Stimme „Guten Morgen Emojis“. Wie früher. Das hat sie vorher vergessen. War aber irgendwie wichtig.

Hallo Emmmmmely“. Sie macht die Augen sofort auf. „Wo seid ihr denn? Ihr wart vorher nicht da, ich habe gesucht“.

Alles OK Emely, wir haben nur Versteck hinter den Bäumen gespielt wie im Wald. Du musst halt rufen, wenn wir kommen sollen“

Emely grinst sehr breit. Sie ist doch nicht verrückt. Dafür aber die Welt. Und wer das schon weiß, ist eindeutig im Vorteil. „Meine liebe Lieblingsemojis, DAS WIRD LUSTIG. Die Welt weiß noch GAR NICHT was auf sie zukommt!“

Und hier muss man zugeben…. auch mit Lieblingsemojis, die herumspringen und alles lustiger machen, war das Leben für Emely, wie für jeden anderen Menschen manchmal ganz schön schwer aber sehr oft auch einfach ganz schön.

Emely, mit noch breitem Lächeln, zog sich schick an und machte sich auf Frühstücksuche: Vergeblich. Alle anderen waren schon viel weiter im Tagesprogramm angekommen. Und was ist dann mit Schule? Offensichtlich nicht vorgesehen für den Tag, sonst hätte jemand sie viel früher wecken müssen. Nur die Mama war überhaupt zu finden, und sie wollte Emely nur noch umarmen und trösten. Einen Tag frei, sagte sie, die verschiedenen Schürfwunden auskurieren, gucken das nichts gebrochen ist. Aber Emely hatte schon wieder so einen Hunger. Das Mittagsessen wird vorverlegt, heute sollte Emely nur noch verwöhnt werden. Endlich mal. Und die Mama hat auch eine gute Nachricht, dachte sie.

Liebe Mäuschen, deine schönen Geburtstagsgeschenke kriegen wir bald wieder flott, das Fahrrad braucht auf jeden Fall ein neues Vorderrad, das Handy ein neuer Bildschirm, alles wird…… Emely? Ist alles OK?“

Emely starrt sie unnachgiebig und leicht genervt an. Wo soll man denn bei sowas anfangen. Gleich erklären, dass das Gebären eines Mausbabys für Menschenmamas biologisch ausgeschlossen ist, nicht mal wenn sie………. Scheiße, das kann man doch nicht so sagen, jedenfalls nicht zu Hause, dann besser lass es, fang besser mit dem Handy an. „OK, Mama, das ist ganz nett, ich brauche das Fahrrad bis Samstag wieder, wenn es geht. Und das Handy auch irgendwann, da muss……….“ Moment! Was sage ich hier. Erstmal ganz gut überlegen, was ist, wenn wir…. vielleicht…. „Mama, ich muss erst was gucken, bin gleich wieder da.“ Emely rennt in ihr Zimmer, Tür zu, Handy an, die Lieblingsemojis müssen hier mitentscheiden.

Ob die Herzchen wirklich laut mit ihr reden, oder ob sich das alles nur im Kopf abspielt, weiß sie noch nicht, aber klar ist, Mama darf auf keinem Fall mitbekommen, was hier abläuft. „Jetzt, schnell her meine Herzchen, was wollen wir? Ich habe Spider-App am Handy und ihr könnt scheinbar rein und raus schlüpfen, wie es euch gefällt. Da wollen die Eltern natürlich alles reparieren und dann wird Schluss mit eurem Spielchen, oder? Wollen wir das?“
Will ich das?

Warum passiert das bei den Handys von anderen Leuten nicht? Spider-App habe ich nicht erfunden, da müssen eigentlich Horden von entschlüpften Emojis da draußen rumlaufen. Und das tun sie nicht. Nur meine Emojis - was für ein Scheiß ist das? Bin ich jetzt Harry Potter, oder was? Und muss mit meinen magischen Emoji-Superkräften die Welt vor dem bösen Lord Polderschnort retten.

Also, jetzt mal im Ernst. Was haben wir davon, wenn ihr da draußen rumlauft? Nützt das irgendjemand etwas? Und vor allem hat eure Prinzessin was davon? Abspickeln in der Klassenarbeit? Aber bei wem? Ich bin eh die Beste. Scheiß drauf, lieber einfach normal sein. Dann habe ich weniger Stress im Leben.“

Aber Emely, wir waren schon draußen da im Wald. Gar nicht cool. Aber bei dir zu Hause, schön warm, nette Leute, das wollen wir. Ganz coole Tricks können wir machen. Und in der Schule, da geht’s dann richtig ab! Du weißt jetzt schon, was Emojis alles können. Und diese Ella, sie hat’s reichlich verdient. Alle andere werden dir dankbar sein.“

Langsam Leute! Was soll das? Erst wolltet ihr nur bei eurer Prinzessin sein und jetzt plötzlich müssen wir die Welt retten. Hauptsache nicht langweilig, oder was? Ich weiß nicht, ob ich das kann. Jeden Tag Action. Und wenn ich nur meine Ruhe haben will? Das kommt nur überhaupt in Frage, wenn erst klar ist, wer das Sagen hat. Ihr geht nur rein und raus, wenn ich das möchte. Und alles wird abgesprochen. Auch das mit Ella. Ich kann mich auch selbst wehren, danke. Also kapiert? Nach meinen Regeln oder gar nicht. Ich kann jederzeit meinen Bildschirm zukleben und dann bleibt ihr draußen, die Kollegen im Wald habt ihr noch!“

Emely bitte nicht ärgern, wir wollen nur machen, was du willst, dass du ein ganz besonderes Mädchen wirst und nie wieder……“

Ja, Ja, Jaaah, hab schon verstanden, wir probieren es, OK. Schlimmer als ein Fahrradunfall wird’s wohl kaum sein.“

Emely kehrte in die Küche zurück.

OK Mama, beim Handy ist alles in Ordnung, es funktioniert noch gut, kann man von mir aus so lassen. In ein paar Jahren habe ich wahrscheinlich eh ein Neues.“

Aber Emely, wir wollen trotzdem dass du….“

NEIN, es ist MEIN Handy, ich mag mein Spider-App. Danke!“

Klare Sache, Einmischung der Eltern vorerst gestoppt, aber Mama hat noch eine Menge vor. „Wir gehen nach dem Mittagessen zum Kinderarzt, besser alles abchecken lassen, du bist ja heftig gestürzt.“

Ich gehe nicht zum Kinderarzt. Ich bin kein Kind mehr, und ich brauche auch keinen Arzt. Da ist an mir gar nichts kaputt. Das kann ich doch selbst wissen.“

OK, OK, trotzig drauf. Alles gleich nein. Besser testen, ob der Teenager überhaupt erst mithört. Wie wäre es, wenn wir alle heute Abend Pizza essen gehen?“

Yes, super Idee Mama, machen wir:“

Tag 3

Am nächsten Tag geht es wieder in die Schule. Jetzt ohne Fahrrad. Satte 10 Minuten spät schleicht Emely ins Klassenzimmer. Unterricht läuft schon. Projektwoche, wie es aussieht. Irgendwas mit Tundra war angesagt.

Scheiß auf Tundra!“, ruft Ella, „ich mag Strand…. mit Palmen.“ Und damit war für Emely alles auf einmal klar. Sie mag Tundra. Ganz arg. Auch wenn sie nicht ganz 100% sicher war, was Tundra denn ist.

Und das alles ruft Frau Distel auf dem Plan. „Ella, wenn du heute so mitteilungsfreudig bist, könntest du vielleicht Emely kurz erzählen, was wir gestern alles über Tundra gelernt haben. Das Project geht noch zwei Wochen bis zum World Habitat Day, und bis dahin müssen alle einen Vortrag vor der Klasse halten.“

Und so legte Ella los. Wie sonst immer. Aber diesmal mit Tundra als Zielscheibe. Und allen was mit Tundra zu tun hat und vor allem Leute, die sich für Tundra interessieren. „Also, Tundra ist was man da hat, wo kein gescheites Tier oder Pflanze es aushält. Weil es immer so scheiß kalt ist. Nicht mal ein Baum. Und da will natürlich auch kein Mensch leben. Da passiert einfach nichts. Komplett sinnfrei.“

Gut, dass wir noch reichlich Zeit haben“, meinte Frau Distel, „die faszinierende Vielfalt der Biotropen in den sub-arktischen Gebieten kennenzulernen. Da wird die Ella sicher sprachlos dastehen, oder?..... die Hoffnung stirbt zuletzt! Und wer weiß, wo wir hinreisen könnten, um die Tundra hautnah zu erleben?“

Ella fühlte sich noch angesprochen. „Bei Emely im Garten.“

Ellas Truppe fingen an zu kichern. „Die hat sicher Eisberge im Teich.“ „Nein, Eisbären.“ „Und ein Gletscher in der Garage.“

Danke, danke“, unterbricht die Frau Distel, „wir müssen heute alle nett zu Emely sein, sie hat am Wochenende einen seltsamen Fahrradunfall gehabt, sagt mir ihre Mutter, und sie muss sich noch körperlich und seelisch erholen.“

Ja super. Danke Mama. Mich richtig reinlegen. Geht so einfach.

Aber ich weiß, wer wirklich Eisbären hat“ flüstert Lana sehr laut, „Ella….sie kann nicht einschlafen ohne ihre Kuscheleisbären, sie hat gleich drei, ich habe sie gesehen.“

Oha. Lana to the rescue! Sie TRAUT sich was heute. Und schaue mal rum in die Klasse. Die Gesichter. Da ist die Ella vielleicht nicht so beliebt wie sie es sich vorstellt.

OK, OK, ich weiß, ihr seid alle aufgeregt, Projektwoche gibt es nur einmal im Jahr und wir machen solch coole Sachen. Aber ein bisschen Lernen gehört auch dazu, und das werden wir jetzt machen, ohne zusätzliche Kommentare bitte!“

Frau Distel mag unsere Klasse sicher wenig. Kann ich gut verstehen. Ich mag unsere Klasse manchmal gar nicht. Nicht mal mich. Ich glaube meine Lieblingsherzchen sind etwas einseitig unterwegs, immer alles wunderbar mit der Emely.

Frau Distel beginnt den Unterricht, dank Lana ohne weitere Diskussion zum Thema Fahrradunfall.

Heute wollen wir über mögliche Bedrohungen für den Lebensraum Tundra sprechen. Wer oder was stellt eine Gefahr für Tundragebiete dar?“

Ja, Präsident Blump natürlich“, antwortet Emely prompt, „Er will, dass die USA noch mehr Öl und Gas fördern, also mehr CO2 Emissionen und alles wird wärmer. Und das mag die Tundra nicht.“ Emely läuft sich jetzt warm. Alle Feinde der Tundra sind nun auch ihre Feinde, und die sollten sich jetzt warm anziehen!

Und das Schlimmste ist“, stimmt Frau Distel zu, „wenn das Permafrost unter der Tundra auftaut, werden größere Mengen Methan freigesetzt, ein noch viel schädlichere Treibhausgas als CO2!“

Emely wird nachdenklich. Liebt sie Tundra nun wirklich? Oder liegt ihr vor Allem der Hass auf Ella am Herzen. Motiviert ist sie auf jeden Fall. Sie wird kämpfen. Und sicher lassen sich die zwei Sachen prima kombinieren.

Auf dem langen Weg nach Hause hat sie Zeit, mit ihren LEs zu reden. Ja, so sollen sie nun heißen, ihre LieblingsEmojis. Erst wird getestet, wie die Kommunikation überhaupt funktioniert. Ja, Emely muss laut reden. Nicht laut laut, aber schon für den Ohr hörbar. Nur denken, Fantasie einschalten, sich irgendwas vorstellen tut nichts. Schon unpraktisch, wenn sonst gar niemand erfahren darf, was hier abgeht. Ob drinnen im Handy, oder draußen auf Emelys Hand rumsitzend macht kein Unterschied.

Aber ob die LEs für andere Leute hörbar sind, lässt sich nicht so leicht klären. Auf jeden Fall kommt es Emely so vor, als ob sie eine normale, leise, fröhliche Stimme hört. Und das Ding mit dem Mini-Donner und den Trompeten im Wald hätte ein halbes Dorf wecken können.

Und Emely hatte noch andere Fragen. Und ein paar Sachen, die sie einfach klarstellen wollte.

Meine Lieblingsemojis, ihr habt es euch ausgesucht. Ihr seid jetzt wieder MEINE Emojis, und ich bin eure Prinzessin. Und alle Leute wissen, wer hier das Sagen hat. Die Prinzessin natürlich. Auf meinem Handy dürft ihr rumtoben, wie ihr wollt, das ist eure Welt. Aber sobald ihr draußen unterwegs seid, gibt es jetzt klare Regeln. Ich habe schmerzlich erfahren, was Draußen-Emojis alles veranstalten können, wenn sie etwas in den Kopf kriegen. Und so geht es nicht! Emojis wurden von Menschen erschaffen und sollten dafür ein bisschen dankbar sein. Es darf kein Mensch zu Schaden kommen, keine Falle, keine Verletzung. Nicht Mal jemanden Angst machen. Ihr seid auch so kreativ, ihr findet sicher einen Weg, so eine wie die Ella richtig reinzulegen, ohne ihr gleich auf den Kopf zu hauen. Die Menschen bringen schon genug Leid und Trauer in die Welt, da erwarte ich von euch etwas Besseres. Sogar diese Emojis im Wald scheinen nur mich als Zielscheibe zu haben. Alle schießen sich auf mich ein, bin ich schon gewohnt. Und ich warte noch auf eine Antwort von euch. Warum nicht Hunderte Emojis schon an jedem Straßeneck rumsitzen, wie Pokemon Go gone mad. I want to know! Habt ihr das verstanden! Rede mit mir. Ich bin jetzt ein Ehrenemoji, ich bin euren Staatsgast, ich will nicht mehr nur ein Mensch sein. Menschen sind dumm.“

Aber Emely, du bist gar nicht dumm, nur die anderen sind dumm, alle anderen, auch die anderen Emojis, die wissen gar nicht was sie wollen. Wir werden mit dir kämpfen, für eine Welt wo niemand mehr was Dummes macht, niemand mehr was Fieses tut!“

Ja, ja, jaah…. immer dieses alles-besser-machen-wollen. Das nervt. Ich will nur ich sein, und warum soll ich weniger dumm sein als alle anderen? Und sagt mir bitte einfach endlich die Wahrheit. Wo sind dann die Emojis von den ganzen Millionen kaputten Smartphones auf der Welt. Ihr habt zwei Minuten, dann gibt’s Antwort, oder ich schmeiße euch in die nächste Mülltonne!“

Emmmmelllly, nicht wütend auf uns sein. Wir wissen auch nicht so richtig, warum wir da sind. Wir wissen nur, dass etwas sehr, sehr, sehr Unwahrscheinliches passiert ist. Vielleicht ist es sonst nirgendwo auf der Erde passiert? Vielleicht sind wir ganz alleine! Wir verstecken uns auf deinem Handy und kommen nie wieder raus!“

Bleibt doch bitte ruhig meine lieben Emojis. Wenn ich was habe, was sonst niemand auf der Welt hat, ist das doch cool. Aber es würde mich doch wirklich interessieren, warum es so ist. Vielleicht seid ihr noch traumatisiert, braucht erst ein bisschen Therapie, bis ihr so weit seid, dass ihr darüber reden könnt. Wir wechseln zum nächsten Thema. Bekämpfung von allen Feinden der Tundra. Wir fangen jetzt und hier an, mit Ella. Dann geht’s global. Präsident Blump wird sich nicht retten können! Eine Woche haben wir Zeit zum Proben, dann fängt der Spaß an…. Ganz ernst! Tuesdays for Tundra. Davor werden sich alle bösen Leute fürchten. An den anderen sechs Tagen versuchen wir möglichst unauffällig zu bleiben. Ich kann auf euch zählen, oder?“

Ja, JA, ja, Ja, jA“, zwitscherte die LEs eins nach dem anderen, „Wir machen bei allem mit was du machst, für immer!“

Das wird denn gar nichts“, meckerte Emely sofort zurück, „Ihr macht bei mir einfach mit? Und was soll das bitte schön sein? Ich bin ein normales Mädchen. Und ich mache normale Sachen. Das einzige ganz, ganz Besondere an mich ist, dass ich jetzt Emojis habe, die draußen rumspringen. Wenn wir irgendwas Großes bewegen wollen in dieser Welt, dann seid ihr dran, und ich mache vielleicht ein bisschen mit.“

Aber Emely, wir können nicht so wirklich viel da draußen. Das mit dem Überfall war ja nur Glück. Das haben nicht wir gebaut. Nur der Flechtenball war unsere Arbeit, und das hat Stunden lang gedauert, mit Dampflock, Elefant und Schlepper. Wir sind nur Herzchensmilies, und wir können gar nichts. Du hast uns als deine Lieblingsemojis ausgesucht, und jetzt haben wir den Salat, wie die Oma so gerne sagt….. warum sagt sie das eigentlich?“

Und jetzt brüllt die Emely schon wieder…. „Scheiße! Alles umsonst. Ich weiß, was ihr könnt. Mir so liebevoll zulächeln. Prima. Alle Tundra wird gerettet! Präsident Blump hat Nuklearwaffen, aber sie werden ihn nichts nützen, weil da ein Mädchen ist, und sie hat Emojis, die ihr liebevoll zulächeln!“

Die LEs versteckten sich wieder hinter den Emojibäumen, aber diesmal nicht aus Spaß. Jetzt wussten sie, dass Alles, was sie könnten, im Großen und Ganzen nutzlos wäre. Nicht mal die Emely konnten sie glücklich machen. Warum sind die denn überhaupt aus dem alten Handy geklettert! Wäre sicher besser gewesen, einfach nicht mehr da zu sein.

Emely will jetzt auch weinen. Warum immer gleich was anders? Wütend, weinend, glücklich, rachelustig, übermütig, hilflos, unschlagbar, erschöpft. Warum nicht einfach eine Laune pro Tag? Heute bin ich glücklich, morgen vielleicht müde oder entmutigt. Das wäre normal. Aber nein. Bei mir ist alle fünf Minuten alles anders. Schon unpraktisch, oder? Ich glaube die Welt sollte sich lieber selbst retten, ich fühle mich nicht wirklich zuständig!

Wir gehen besser nach Hause, und ich schicke euch alle gleich ins Bett. Ich plane einen handyfreien Abend, sehr entspannt.“

Eine wirkliche Superidee von Emely. Leider hat sie nicht damit gerechnet, dass sie Eltern hat, die vielleicht was anderes im Kopf hätten. Es fing beim Abendessen an. Sascha war beim Fußballtraining, also hatten die Eltern freien Lauf.

Emely, deine Mama und ich wollen kurz mit dir reden. Wir machen uns Sorgen um dich. Seit deinem Fahrradunfall haben wir den Eindruck, dass es dir nicht wirklich gut geht, dass du dich zu viel aufregst über Sachen, die du nicht ändern kannst. Und dass du dich ganz plötzlich zurückziehst und mit niemanden reden willst. Wir glauben, dass du dich zu arg unter Druck setzten lässt, von irgendwelchen Sachen, die du auf deinem Handy immer schaust. Du denkst sicher, dass die Leute, die diesen Videos posten, ganz persönlich mit dir reden wollen, und das ist einfach nicht wahr. Es gibt Millionen Mädchen wie du und Familien wie wir und es muss nicht von jeder Familie das Mädchen die Welt retten.“

Richtig!“, antwortete Emely prompt, „Es würde auch reichen, wenn nur ein paar Mädchen etwas machen würden, um etwas bestimmtes zu retten, wie die Tundra.“

Papa wird jetzt ungeduldig. „Wir haben schon Greta, und das reicht schon für eine Erde. Greta rettet die Welt und der Tundra wird irgendwie dabei mitgerettet, danke.“

Und Emely zieht nach. „Ja, Greta hat gezeigt, dass ein kleines Mädchen ganz schön viel bewegen kann!“

Aber Emely, du bist 10 Jahre alt, Greta hat das alles mit 17 angefangen.“

Sie war 15! ....... Und ICH BIN ELF, hatte Geburtstag, ganz neuerlich, ist meinen Eltern natürlich nicht aufgefallen. Manchmal frage ich mich…“

Egal, Greta hat eh nicht viel selbst gemacht. Da steckten auch ihre Eltern dahinter, und, sobald sie berühmt wurde, stiegen irgendwelche Medienberater ein. Die haben das alles sehr geschickt gemanagt. Und das wollen wir alles nicht. Nicht mit unserer Familie!“

Und nun war die Mama dran. „Emely, du machst eh alles so vorbildlich, du fährst Fahrrad in die Schule, du isst meistens vegetarisch, du hast schon mal für den Regenwald dein Taschengeld gespendet. Wir sind beide sehr stolz auf dich!“

Aber Mama, was bringt das? Da sind Milliarden Inder und Chinesen, die wollen jetzt alle Autos fahren, und jeden Tag Fleisch essen.“

Emely, das ist ein bisschen kindlich. So schwarz-weiß ist die Welt nicht. Da sind auch Chinesen und Inder, die sich wie du Gedanken machen, und umweltbewusst leben wollen.“

Ja-aa, das weiß ich Mama. Aber das sind trotzdem zu viele, die nicht so sind, die einfach so leben wollen wie die Leute im Westen, die alles haben. Die Welt erträgt das irgendwann nicht mehr!“

Emely, du machst dich viel zu viel Sorgen. Die Welt war schon lange vor den Menschen da, und sie wird nach den Menschen immer noch da sein.“

Na prima. Nach den Menschen. Wir sterben alle einfach aus und keinen juckt’s.

Wir haben neuerlich dieses Haus gekauft. Der Sascha braucht wieder Nachhilfe in Mathe. Du wolltest irgendwann einen Hund haben. Da kann man nicht gleichzeitig die Welt retten. Sei doch bitte noch ein paar Jahre Kind. Das darf man mit 10. Wenn du ein schlechtes Gewissen hast, gibt es so viele kleine Sachen, die du machen kannst…. Blumen für die Bienen aussäen, beim Regen trotzdem mit dem Fahrrad zur Schule fahren. Und gucken, dass du weiterhin beste Noten kriegst. Da kannst du dann an einer guten Uni studieren, und wenn du danach immer noch die Welt retten musst, hast du viele Möglichkeiten dafür. Du kannst was Wichtiges erforschen oder erfinden, Bücher schreiben. Das sind Erwachsene, die die Welt kaputt machen, nicht Kinder. Und Erwachsene werden sie auch retten müssen!“

Emely sagte nichts mehr. Tuesdays for Tundra braucht keine Erwachsene. Emely auch nicht. Jetzt hat sie was, was die Erwachsene nicht haben. Und Angst hat sie auch nicht mehr. Alles steht startbereit.

Tag 4

Emely wird früh wach. Ihre LEs müssen sofort antanzen. „OK meine Lieblingsemojis, jetzt ist Tag eins. Wir müssen arbeiten, planen, üben. Zuerst muss ich ganz konkret fragen, was könnt ihr denn eigentlich, wenn ihr draußen seid in der echten Welt? Offensichtlich könnt ihr mich hören und irgendwie wie ein Flummi hin und her springen…“

Aber nur wenn wir fröhlich sind!“

Meine lieben Emojis, wir brauchen hier ein bisschen mehr bevor wir die Welt erobern. Ihr seid doch ziemlich rund, vielleicht könnt ihr auch ein bisschen rollen? Wie eine Murmel? Muss auch beim Miesdrauf gehen, oder?“

Bei dir sind wir aber immer fröhlich!“

Das nervt irgendwann. Jeder darf doch einen schlechten Tag haben, oder?“

Du bist ein Mensch und kein Smilie“

Ja und das ist auch gut so, sonst läuft hier gar nichts. Also nächstes Thema: Wie sieht es mit Sehen aus? Ihr habt doch alle Herzchen anstatt Augen, nicht so ganz praktisch, oder?“

Aber Emely, das ist unsere Superkraft! Wir sehen mit dem Herz, also nicht nur ‚da drüben ist ein Baum‘ wie die Menschen sehen sondern viel tiefer rein. Wir sehen sofort wie es einem Menschen und sogar einem Baum, wirklich geht. Sobald du dich verliebst Emely, wissen wir sofort Bescheid… geheim halten funktioniert bei uns einfach nicht.“

Scheiße. Wie peinlich. Muss das sein? Egal, ich darf mich jetzt einfach nicht verlieben, habe gerade Wichtigeres zu tun!“

Aber Emely, du brauchst dich darüber nicht so aufregen. Bei dir weiß schon jeder sofort, ob du verliebt oder wütend bist. Dein Gesicht kann man wie ein Buch lesen, wie ein Fenster direkt ins Innere.“

NÄCHSTES THEMA. Könnt ihr kleinere Sachen bewegen, also hin und her schieben? Könnte mal nützlich sein.“

Nein, jedenfalls nicht gezielt, wie soll das denn ohne Arme und Beine laufen, lol.“

Und ich soll jetzt mit euch zusammen die Welt retten. Was für ein Scheiß ist das?!“

Emely, nicht aufregen. Du willst kleine Sachen hin und her schieben. Da brauchst du eine Planierraupe, eine Dampflock oder einen Schlepper. Die waren alle für dich bei der Abstimmung. Du gehst in den Wald und fragst, ob sie bei deinem Projekt mitmachen wollen. Und es muss nicht bei hin und her schieben bleiben. 193 Stimmen hast du erhalten, reicht schon für fliegen, streichen, nähen, hupen, anzünden, telefonieren….“

Aber warte mal! Das waren alles Emojis, die bei dem Überfall mitgemacht haben, oder?“

Ja, OK, das hat aber der König angeordnet. Weil es schon vorher demokratisch entschieden wurde. Da hätten wir auch mitmachen müssen, bis der König uns weggeschickt hat.“

Das verstehe ich immer noch nicht ganz, meine lieben LEs. 193 Emojis waren auf meiner Seite, und dann wurde der Überfall demokratisch entschieden?“

Ja, da waren halt 218 Stimmen gegen dich.“

Ja supi, Suppe, alle Leute hassen mich.“

Nein, nur eine knappe Mehrheit, und das waren alles Emojis und nicht Leute. Und die haben alle geglaubt, dass du sie weggeworfen hättest.“

Also doch nicht so schlimm denn. Jedenfalls, das muss ich mir erst ganz gut überlegen. Ausspionieren geht schon mit euch, richtig eingreifen ins Weltgeschehen aber nicht wirklich. Da könnten wir schon etwas Verstärkung brauchen. Klären wir morgen. Jetzt geht ihr schlafen, Tschüß, ich habe jetzt andere Sachen zu regeln.“

Es war noch früh genug, sodass Emely zu Fuß in die Schule laufen konnte. Die Zeit allein, Zeit zum Denken und Träumen hatte Emely nach dem Überfall zu schätzen gelernt. Und jetzt geht es um eine ganz wichtige Frage. Emely fühlte sich wundersam von den ganzen Sorgen befreit, die sie früher durchs Leben immer mitgeschleppt hat: Erwartungen der Erwachsenen zu erfüllen, sich immer in der Klasse anpassen zu wollen, nicht zu arg aufzufallen.

Jetzt waren ihr aber die ganzen Leute wundersam egal. Aber ganz, ganz allein wollte sie doch nicht sein. Wie geht es eigentlich den Leuten, die durch Außerirdische ins Ufo geschleppt werden? Wem erzählen sie das denn? Ihren Freunden, der Polizei, ihrem Boss auf der Arbeit? Geglaubt wird ihnen nur von solchen Spinnern, die sowas eh schon glauben, bei allen anderen Leuten sind sie sofort unten durch. Ich würde sicher gar nichts sagen. Einfach weiter machen, als ob nichts gewesen wäre…. aber das macht sicher auch den Kopf kaputt.

Aber Emojis draußen? Schon was anders, oder? Erstens, ich will gar nicht allen Leuten davon erzählen. Ich wurde von Emojis fies überfallen, vielleicht als erster Mensch in der Geschichte, und jetzt möchte ich bitte schön was davon haben. Und ich habe Großes vor! Und zweitens, ich habe den Beweis in der Hand. Ich könnte zum Bespiel Lana alles erzählen, erstmals abwarten, sehen, ob sie mir glaubt (ein sehr nützlicher Freundschaftstest) und dann ganz gechillt vor ihren Augen meine Lieblingsemojis triumphierend auf der Hand präsentieren. Wie cool!

Aber wenn Lana das nicht sehen kann? Das Ende einer schönen Freundschaft. Aber das glaube ich nicht. Ich glaube nicht, dass ich besonders bin. Ich habe besonders viel Glück, ja, bin aber sonst eher normal. Ich werde Lana alles erzählen. Eine richtige Freundin möchte ich schon haben. Das darf ich. Lana wird das alles aushalten können, oder? Mich hat sie fast immer aushalten können, das sagt schon was!

Nach der Schule ist es so weit. Emely läuft mit Lana in Richtung Dorf Langweiliingen, den Namen hat Lana schon vor Jahren ausgedacht. Und bisher hat es auch immer gestimmt. Bisher.

Lana, du musst jetzt was Wichtiges entscheiden. Willst du was Unglaubliches wissen? Und sehen? Aber dann gibt es kein Zurück! Du bist im Team. Und alles andere, was bisher dein Leben war, ist auf einmal unwichtig. Oder du sagst nein, und ich werde das gut verstehen, und wir bleiben Freunde wie bisher. Superman hat auch eine ganz normale Freundin gehabt und einen normalen Job. Auch Supergirl wird erst aus der Deckung kommen, wenn sie die Welt retten muss!“

Er, Emely, ist alles OK? Hast du zu viel Comics gelesen? Wer soll denn hier Supergirl sein? Ich kapiere nichts!“

Ja ich, natürlich. Und ich will wissen, ob du Supergirl 2 sein willst. Oder lieber Lana von Langweilingen bleiben willst?“

OK, ich spiele mit. Ich will Supergirl 2 sein. Darf ich denn fliegen, mit einem großen S an der Brust? Und Kometen, die auf die Erde zurasen, mit der Hand auffangen?“

Scheiße Lana, ich mache hier keine Witze! Ich habe mir das alles nicht ausgesucht.“

Emely, alle in der Klasse merken, dass du seit dem Fahrradunfall nicht mehr so klar denken kannst. Ich werde dich aber nie auslachen. Ich bleibe deine beste Freundin, bis du wieder ganz gesund bist und wieder so nett und lustig bist wie früher.“

Oops, da habe ich offensichtlich zu viel gesagt. Lana checkt es gar nicht. Das mit dem Supergirl war zu gewagt. Warum bin ich plötzlich so übermütig? Es war doch erst gestern, da haben wir festgestellt, dass wir eigentlich gar nichts können. Ich darf doch nicht so sprunghaft sein, da kommt keine mit. Was mache ich denn jetzt? Ich brauche Lana! Ich will nicht allein sein. Aber ich will, dass sie ja sagt, bevor sie meine Lieblingsemojis kennenlernen darf. Und wenn sie das als Spiel versteht, dann selber schuld. Ja ist ja.

Egal, du Lana hast diese eine Chance, Supergirl 2 zu werden, sag ja oder nein.“

OK, ich spiele noch mit. Lustig bist du doch immer noch, das mag ich.“

Ist das ein ja?“

Ja“

Dann halt deine Hand raus, und mach die Augen fest zu.“

Die LEs wussten schon was kommt. Sie kannten Lana eh schon lange, und sie mochten sie. Manchmal hat auch Lana mit ihnen sogar geredet, das hat sie von Emely abgeguckt. Und natürlich wurden sie Tausendmal hin und her geschickt zwischen den Beiden. Aber wie Lana jetzt reagieren würde, waren sie nicht so ganz sicher. Emojis auf dem Handy findet jeder lustig, aber auf dem HAND?

Emely hält ihr Handy über Lanas ausgestreckter Hand und schüttelt die LEs raus.

Was IST das?“, fragte Lana sofort, „Fühlt sich komisch an, wie Jumping Beans, oder das neueste Magic Putty. Hast du schon wieder Geburtstag gehabt? Bin ich jetzt schon Supergirl 2? Kann ich wieder die Augen aufmachen?“

Wenn du die Augen aufmachst, dann bist du Supergirl 2, ja.“

Das muss aber ein very, very magic Putty sein, ich war bisher immer sehr normal.“

Hör auf immer alles rumzudiskutieren und mach’s einfach. Eins, zwei, drei und auf!“

Lana machte die Augen auf.

Was IST das?!“ Das….sind….Emojis, aber was MACHEN die? Wie machen sie das? Emely, das ist verrückt. Wie machst du das?“

Ich mache gar nichts, war ja nicht mal meine Idee. Meine Lieblingsemojis machen jetzt, was sie wollen, und sie wollen bei mir sein und, wie es aussieht, bei dir auch. Wenn sie so hin und her springen, heißt das, dass sie glücklich sind.“

Emely ich verstehe nichts. Was ist hier los? Was machst du mit mir? Ist das echt oder irgendein Trick? Das mag ich nicht.“

Da springen unsere Lieblingsemojis auf deiner Hand rum. Was ist da so schlimm? Da gibt es auch fiese Emojis. Im Wald. Und ich wurde von denen überfallen. Das ist schlimm. Denkst du, dass ich von allein so einen Fahrradunfall baue? Das waren Emojis. Alles meine Emojis von meinem Handy, das, was ich im Wald liegen gelassen habe. Da ist irgendwas passiert, und alle Emojis waren draußen und machen, was sie wollen. Ich verstehe das auch nicht. Aber meine Lieblingsemojis wollten bei mir sein, ich bin ihre Prinzessin. Schon nett, oder? Und die sind dann durch die Risse in meinem Bildschirm wieder reingeschlüpft und können nun kommen und gehen, wie sie wollen. Aber ich habe Regeln aufgestellt. Keine Überfälle mehr, nur das machen, was von mir abgesegnet wird. Und ich weiß immer noch nicht, warum das nur bei mir passiert ist. Wenn die Erwachsene mehr darüber wissen, halten sie es auf jeden Fall strengst geheim. Und jetzt Lana bist du im Team. Das ist kein Spiel. Es gibt echte Probleme, und wir werden die anpacken. Wir werden die Tundra retten. Supergirl 1, Supergirl 2 und unsere Lieblingsemojis. Ich bin so glücklich, dass du ja gesagt hast, Lana, du bist klasse!“

Emely. Das ist ein Spiel! Sag doch bitte, dass das ein Spiel ist. Wo man so tut, als ob alles echt wäre? Aber wie machst du das? Ist das ein Hologramm?“

Lana, wer soll hier nicht klar denken können? Für ein Hologramm braucht man einen Laser. Und du hast doch selbst gesagt, dass du was fühlen könntest mit Augen zu. Ein Hologramm kann man nicht fühlen.“

Sind das denn Tiere oder irgendein Spielzeug? Emely, sag doch die Wahrheit!“

Das sind Emojis. Guck die doch an. Vergiss einfach alles, was du bisher im Leben gelernt hast. Jetzt bist du Supergirl 2, jetzt brauchst du das alles nicht mehr.“

Hör doch auf mit diesem Supergirl 2 Scheiß! Ich will GAR NICHTS sein. Und ich habe Angst. Lass mich in Ruhe, und nimm diese hässlichen Dinge aus meiner Hand raus, ich will sie gar nicht anfassen.“

Auf einmal hörten die Lieblingsemojis auf, hin und her zu hüpfen. Und gleich flossen die Tränen. Sowie damals bei Emely. Die LEs mochten Lana wirklich sehr arg, und jetzt schon wieder war ihre Welt zusammengebrochen.

Jetzt SCHAU MAL was du gemacht hast!“, raunzte die Emely Lana an, „Diese Emojis haben sich so darauf gefreut, dich in echt kennen zu lernen. Wolltest du nie eine Prinzessin werden?“

Ich weiß gar nichts mehr.“

Denkst du, dass es für mich einfacher war? Jetzt reiß dich zusammen und entschuldige dich bei deinen neuen Freunden.“

Die LEs lagen nun in einer Tränenpfütze mitten auf Lanas Hand und guckten sie traurig an. Lana schaute einmal hin und brach ebenfalls in Tränen aus. All die traurige Dinge, die sie im Alltag gut unterdrücken konnte, explodierten in ihrem Herz und sie weint hemmungslos. Emely schaut nur hilflos zu und weiß, dass sie handeln muss. Sie legt ihren Arm auf Lanas Schulter.

Lana, es ist OK, wenn du nichts mehr weiß. So war die Welt früher. Da wussten alle Menschen nur das, was sie mit eigenen Augen gesehen haben. So wie wir. Und die wussten trotzdem, was im Leben wichtig war. Wir auch.“

Lana, nun beinah selbst in einer Tränenpfütze stehend, hob ihr Kopf wieder auf.

Emely, du bist mir wichtig. Und was dir wichtig ist, ist auch mir wichtig. Es tut mir leid, dass ich deine Emojis traurig gemacht habe. Das wollte ich nicht.“

Jetzt sind sie unsere Emojis Lana. Und du bist Prinzessin Zwei. Und sobald du wieder glücklich bist, werden sie auch wieder glücklich.“

Emely, das ist alles so verrückt, wie hast du es geschafft?“

Ich glaube, für mich war’s einfacher. Ich wurde überfallen, gecrasht, gefangen genommen, mein Kopf war nicht mehr da, konnte nicht mehr Nein sagen. Emojis überall, wollten mich wie ein kleines Kind belehren. Ich habe aufgegeben. Danach war ich ganz durcheinander, dann wütend, dann verzweifelt, aber meine Lieblingsemojis haben mich gerettet. Sonst hätte ich meinem Kopf und meinen Augen nie wieder trauen können. Und so will ich nicht leben. Vielleicht habe ich bei dir alles falsch gemacht, hätten wir dich lieber überfallen sollen?“

Nein, war OK so. Ich werde irgendwann darüber lachen können. Ich wollte natürlich schon immer Prinzessin werden. Früher.“

Lana grinste wieder, und die LEs fingen an, in der kleinen Pfütze hin und her zu planschen.

Jetzt gehen wir alle nach Hause, ich habe für morgen ein paar Ideen aber erstmal eine Runde schlafen.“ Emely ist auch ein Stein vom Herzen gefallen. Sie wird von nun an nicht mehr allein sein.

Tag 5

Und geschlafen haben die beiden wirklich gut und fest. Mit gutem Ergebnis. Am nächsten Tag konnte Emely so klar denken wie schon lange nicht mehr.

Lana, ich gebe zu, ich war gestern leicht überdreht. Dieses ganze Supergirls-retten-die-Welt Ding. Da fehlt noch ein bisschen der Plan. Das ist so wunderbar unglaublich, was wir jetzt wissen und haben. Aber wenn es sonst keiner weiß, dann passiert auch nichts. Ich bin so dankbar, dass meine Lieblingsemojis mich gerettet haben. Selbst am Morgen nach dem Überfall wusste ich nicht mehr richtig, was da alles passiert ist. Alles Vertrauen in meinen eigenen Kopf war weg, und ich hätte niemals irgendjemandem davon erzählen können, nicht mal dir. Ich weiß nicht, wie ich hätte weiterleben können. Diesen armen Leuten, die Ufos und sowas gesehen haben. Niemals in der Schule wurde uns gesagt, dass es keine Außerirdischen geben könnte. Viele Wissenschaftler sind sogar fest davon überzeugt, dass es Außerirdische geben muss. Aber probier mal vor den Leuten zu erzählen, dass du ein Ufo gesehen hast. Da wirst du nur belächelt. Da haben die Leute einfach nur Angst. Wollen das alles nur so weiter geht, wie sie es kennen. Und wir? Haben was noch viel verrückteres als Ufos. Da lernen wir in der Schule ganz fest, dass es dies ganz sicher nicht geben kann. Ha, ha, HA. Wir haben den Beweis dafür in der Hand. Wir könnten allen in der Klasse davon erzählen und ihre nette Kinderwelt zerstören. Eine ganze Klasse Supergirls. Aber Lana. Scheiß drauf. Wenn alle Supergirls sind, dann ist keine mehr Supergirl. Wenn wir wollen, dass sich was ändert in der Welt, müssen wir unseren Geheimvorteil richtig ausschlachten.“

OK, Emely, was können denn unsere Lieblingsemojis?“

Ja, das ist gerade das Problem. Nicht viel. Hin und her hüpfen, wenn sie glücklich sind, weinen, wenn sie traurig sind, da hast du schon alles gesehen, was sie können. Und noch leise sprechen und gut zuhören. Das könnte das Wichtigste sein, Leute ausspionieren. Aber dafür gibt es auch Wanzen, Abhörgeräte, kann man im Internet bestellen. Hast du eine Idee?“

Dein Fahrradunfall war ziemlich cool. Das haben die Emojis gemacht, oder?“

Ja, aber die Emojis im Wald. Das sind richtige Emojis, die alle was Richtiges können, nicht nur nett sein, wie unsere.“

Aber das muss noch kein Unfall sein, reicht schon, wenn sie bei Ella vor der Nase rumtanzen und dann auf einmal weg sind. Sie kann nichts beweisen, weiß nicht mehr was wahr ist. Dann fehlt vielleicht ein Stück ihrer wahnsinnigen Selbstverliebtheit?“

Ich weiß nicht, ob das ethisch vertretbar ist, jemanden einfach Angst einzujagen, nur weil wir sie nicht mögen. Sie ist noch ein Kind.“

Emely, du plapperst irgendwelche Grundsätze nach, die du beim Ethikunterricht mitbekommen hast. Ist es weniger schlimm, dass ein Kind andere Kinder jeden Tag fertig macht, als wenn ein Erwachsener das machen würde? Du willst die Welt retten, dann müssen dir alle Mittel recht sein. Ella ist ein Feind der Tundra und muss so behandelt werden!“

Ella hat nur gesagt, dass sie Tundra nicht mag und dass Tundra ihr eigentlich scheißegal ist. Sie mag eh nur warme Orte, das ist nichts Persönliches gegen die Tundra.“

Emely, wenn der Tundra uns alle scheißegal ist, gibt es in 40 Jahren keine Tundra mehr. Wir müssen jetzt handeln. Was für ein lahmes Supergirl bist du?“

Lahm solltest du nicht sagen, das ist diskriminierend.“

OK, OK, das wird aber kompliziert sein, all die ethischen Grundsätze zu beachten, die unsere Feinde mit Füßen treten und trotzdem die ganze Welt zu retten. Du bist schon ehrgeizig.“

Sorry, Lana, da hast du recht. Bei Präsident Blump werden wir das anders machen müssen. Und vielleicht sollten wir doch noch ein bisschen Verstärkung aus dem Wald holen. Ein paar Spezialfähigkeiten könnten wir schon brauchen. Wir gehen nach der Schule im Wald suchen.“

Emely? Hast du keine Angst? Deine Lieblingsemojis sind schon sehr lieb und niedlich. Aber die anderen? Haben sie doch gesagt, sie wollen dich nie wieder sehen?“

Eigentlich nicht. Die haben nur gesagt, dass ich von nun an respektvoll und treu mit meinen Emojis umgehen soll und alle anderen Kinder auch.“

Ja, aber damit meinen sie die Emojis auf unseren Handys. Die Emojis im Wald sind jetzt doch frei, oder? Sie leben. Und sie werden machen, was sie wollen und nicht was wir wollen.“

Aber alles auf der Erde muss die Welt retten wollen!“

Emely, wie kindisch. Nicht mal die Menschen wollen die Welt wirklich retten, nicht wenn sie dafür irgendetwas aufgeben müssen, was sie gerne machen. Fliegen, Autos kaufen, Hamburger essen.“

Aber meine Lieblingsemojis sagen, es waren fast die Hälfte gegen meine Strafe.“

Ja, OK, aber das heißt längst nicht, dass sie nur bei dir sein wollen. Deine Lieblingsemojis sind nicht normal.“

Das sind hunderte von Emojis. Da finden wir sicher noch ein paar, die uns aushelfen würden. Irgendwas, was ein bisschen schieben kann und fliegen, vielleicht bohren oder graben, reicht uns schon.“

Emely. Ich habe versprochen, ich stehe zu dir, egal wie dumm deine Ideen sind. Ich komme einfach mit und sehe was passiert.“

Ja, Lana ist echt klasse. Sie geht einfach mit, auch wenn hier Keine sagen kann, was alles passieren könnte. Ob das alles sogar noch schlimmer werden könnte mit den Emojis. Und ganz allein hätte Emely mindestens 10-mal mehr Angst gehabt. Da kommt irgendwann der Punkt, an dem man nicht mehr kann.

Klar ist, die LEs werden vermitteln müssen und auch das nur, wenn da überhaupt irgendwelche Emojis zu finden sind. Das hätte Emely eigentlich gleich klären müssen, ob die LEs dazu bereit wären. Hat sie aber vergessen. Früher haben ihre LEs einfach alles mitgemacht, eine verrückte Idee von Emely nach der anderen. Oder genauer gesagt, sie waren einfach dabei. Da war das Leben viel einfacher. Für alle Beteiligte. Handys waren cool, Emojis waren lustig, Emely war cool und lustig, Erwachsene nicht, aber egal, sie haben Handys gebaut und ziemlich alles auf der Erde und in den Himmel erklären können. Alles Sachen, die die Emely wissen wollte. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt hat ihr niemand mehr etwas zu sagen.

Nachmittags um vier waren Emely und Lana startbereit. Mit dem Fahrrad bis zum Waldrand unterwegs, dann aber weiter zu Fuß Richtung Waldmitte und dem Unfallsort. Irgendwie schienen weniger Leute im Wald unterwegs zu sein als früher, vielleicht ist es nur die Jahreszeit? Emely schaltete ihr Handy ein. Die LEs waren sofort da und wirkten etwas hektisch.

Emely was machen wir hier? Bitte wieder weggehen….. Wir wollen nicht in den Wald. Wir haben Angst! Du wirst uns sicher wieder verlieren.“

Scheiße, ich habe einfach nicht dran gedacht, euch zu sagen, was Lana und ich vorhaben. Wir brauchen richtige Emojis…. die wo was können. Eine Handvoll sollten reichen. Aber wir wissen nicht wirklich, wie wir sie finden können und was wir ihnen sagen sollen. Da müsst ihr uns helfen. Keine Sorge, ihr bleibt unsere Lieblingsemojis 4- ever. Aber es gibt auch andere wichtige Dinge in der Welt als nur Lana und Emely glücklich zu machen.“

Aber wir haben Angst!“

Wer hat gesagt, dass Emojis Angst haben können? Das macht keinen Sinn. Emojis sind einfach da. Und wenn sie nicht mehr da sind, dann sind sie einfach nicht mehr da. Einfach, oder?“

Emely, du verstehst nicht. Wir haben Angst vor den anderen Emojis. Und Angst, dass wir wieder im Wald liegen gelassen werden. Und wir wollen immer da sein, und nicht nicht mehr da sein.“

Wow ist das kompliziert mit euch die Welt zu retten. Wenn ich es alleine schaffen könnte, wäre alles so viel einfacher. Ist ja toll, dass Lana uns hilft. Das macht ZWEI Mädchen, aber auch da fehlt irgendwie der Überraschungseffekt. Zwei Mädchen mit Emojis….. ganz anders. Wir werden es allen zeigen!“

Wir haben aber trotzdem Angst!“

Dann habt ihr halt Angst. Ich hatte früher auch immer wieder Angst und bin trotzdem in die Schule gegangen, und vom 3m Brett gesprungen und in den Heißluftballonkorb gestiegen. Und jetzt finde ich es cool, dass ich das alles gemacht habe. Ihr macht jetzt, was ich will! Das war der Deal. Und ich werde euch nie wieder liegen lassen.“

Der Wald war nun wirklich kalt, matschig und allgemein ziemlich trostlos geworden. Und Wald war eh nicht (mehr) Emelys Ding. Aber hier müssen alle einfach durch. Es ist wenigstens zu hoffen, dass sogar die Waldemojis jetzt gar nicht mehr im Wald leben wollen.

Emely schüttelte die LEs auf ihrer Hand raus und reichte ein paar zu Lana rüber. „Und jetzt haltet ihr Ausschau! Ihr habt schon mit den Waldemojis gelebt. Sie müssen Spuren hinterlassen, oder?“

Ja, wir haben Burgen gebaut…. OK umgebaut, alles, was nicht zu viel Arbeit bedeutet. Vielleicht kannst du dein ‚Guten Morgen Emojis‘ rufen. Das hat uns alle so gefallen.“

Nein, die Zeiten sind jetzt vorbei. Wenn wir irgendwelche Emojis finden, werden wir auf Augenhöhe mit ihnen verhandeln müssen. Das ist kein Kinderspiel mehr. Das sind nicht mehr meine Emojis. Wir müssen etwas anbieten können, und zwar den direkten Weg aus diesem ekeligen Wald heraus. Und einen Grund da zu sein. Einen Platz im Team.“

Da sind Emely und Lana schon am Hang oben angekommen, schauen runter zum Überfallsort. Plastikfetzen vom Warnschild lagen noch am Wegrand.

Emely wundert sich erst, warum sie so entschlossen und ruhig bleiben kann. Aber dann wird ihr alles klar. Auch wenn sie es könnte, würde sie die Zeit nie zurückdrehen wollen. So schrecklich kann dieser Ort nicht sein, wo ihr völlig neues Leben begonnen hat. Zwar war sie davor auch Emely, aber wenn sie jetzt zurück gehen würde, wäre sie nicht mehr Emely. Es gibt nur vorwärts.

Oder jetzt seitwärts, in den Wald rein. Mitten auf dem Weg werden wohl keine Emojis rumsitzen. Wo die Tannen in Reihen stehen, wird’s deutlich dunkler, und da geht’s lang, sagt Emely. Sie will es jetzt wissen. Was und warum machen diese Emojis für ein Scheiß hier in unserem Wald. Lana schaltet ihren Kopf einfach ab. Einfach machen, was die Emely sagt und bloß nicht darüber nachdenken. Ist bisher meistens nie etwas so Schlimmes passiert, wenn sie es so macht.

Hier wirkt der Wald sehr unaufgeräumt. Die Tannen sperren alle Sonnenlicht aus, alles, was darunter rumliegt ist tot und wird von unzähligem zähem Ungeziefer zügig zersetzt. Ja, alles mit Z. Der allerletzte Ort der Welt, wo man das Emojiparadies vermuten würde. Aber auch der letzte Platz der Welt, wo rachesüchtige Emojis eine Menschenfalle bauen würden, da hier kein Mensch was zu suchen hat.

Und plötzlich fingen die LEs an, hektisch hin und her zu springen. Emely summt erwartungsfreudig. Lana nicht. „Wir spüren was, wir hören was!“, quietschten die LEs, „Aber bloß nicht denken, dass wir uns freuen. Hin und her springen tuen wir auch aus Angst!“

Ja, ja, jaaah“, kommentiert Emely, „Das erwarte ich gar nicht von euch, dass ihr wie Superhelden daliegt. Das ist jetzt mein Job, mutig zu sein. Und ich ziehe ALLE anderen im Team einfach mit. Also, wo soll ich jetzt gucken? Ich sehe nur braunes Zeug überall liegen.“

Da, da, hinter Lana ist dieser verrottete Baumstamm, darunter ist irgendetwas, aber bitte mit der anderen Hand hochheben, nicht mit uns.“

Lana sprang sofort aus dem Weg, Emely rollte den Stamm mit einem heftigen Kick zur Seite. Alle starrten auf dem zermatschten Boden, Hundertfüßer und Kellerasseln eilten in Panik davon. Und da saßen sie. Im Dreck. Ein Schlepper, ein Hubschrauber, eine Säge und eine Regenwolke. Keine echten, natürlich, sondern mini, Emoji-Dinge.

Und sie sahen ziemlich trostlos aus und wie vor Angst erstarrt. Da spürte Emely fast Mitleid. Sie setzte ihre Handvoll LEs zu den anderen Emojis auf dem Boden. „Jetzt könnt ihr euch alle miteinander austauschen, da ist schon viel passiert in den letzten paar Wochen. Aber nichts wirklich Schlimmes, wir werden uns sicher bald wieder vertragen können“, meinte Emely voller Zuversicht.

Lana setzte ihre LEs noch dazu, und die zwei Mädchen traten ein paar Schritte zurück. „Das würde ich auch gut verstehen, wenn diese Emojis nun Angst vor mir hätten“, sagte Emely, „ich lasse die LEs alles erklären, und dann können wir was mit ihnen anfangen. Das sind alles Nutz-emojis, die etwas können. Genau nach Plan läuft unserer Waldausflug, ich bin rundum zufrieden.“

Gefühlte 30 Minuten flüsterte es im Emojikreis hin und her bis Emely ungeduldig geworden ist. Sie marschierte wieder dran und schaufelte eine Handvolle LEs vom Boden hoch. „Was ist denn bitte schön das Problem hier?“, wollte sie wissen, „Ich würde unser super Angebot für ziemlich alternativlos halten. Guck mal in was für einem Dreck ihr sitzt. Einen so schön glänzenden Hubschrauber steckt man nicht einfach unter einen verrotteten Baumstamm.“

Aber Emely, die haben noch Riesenangst. Nicht vor dir, sondern vor jedem und allem. Sie wissen gar nicht, wozu sie da sind. Die wissen auch nicht, warum sie da sind. Und das Schlimmste ist, sie wissen nicht, ob sie sterben können!“

Wie bitte? Sie wissen nicht, ob sie sterben können? Wow, wie schlimm! Und ich? Habe ich es besser? Ich bin Mensch und ich kann sterben. Ich will aber noch nicht. Und ich will auch nicht ständig Angst davor haben, das wäre traurig und das wollte Gott sicher nicht, als er die Menschen so gemacht hat.“

Aber Emely sie verstecken sich hier, weil sie Angst davor haben, in den Krieg ziehen zu müssen. Der Präsident ist sich sicher, dass es auch andere Emojirepubliken geben muss, und die möchte er besiegen, bevor sie sein Reich angreifen können. Er hat alle kampffähigen Emojis zum Kriegsdienst einberufen.“

OK, OK, ich rede am besten selbst mit denen. HALLO EMOJIS, komm bitte raus aus dem Gammelholz. Ich bin die Emely, ihr kennt mich schon. Jetzt ist alles gut, ich hole euch hier raus, und ich weiß, wozu ihr da seid. Wir werden euch brauchen, und ihr werdet es warm und gemütlich haben…. immer aufgeladen. Ihr setzt euch bitte auf meine Hand, die Smilies hier werden euch zeigen, wo es langgeht.“

Einfach so. Prinzessin Emely ist nicht zu stoppen. Alle machen einfach das, was sie sagt, und gleich geht es allen auch viel besser. Wie im Traum.

Schnell lernten die neuen Emojis durch die Bildschirmrisse wieder reinzuschlüpfen. Endlich wieder zu Hause angekommen.

Reicht das denn jetzt?“, fragte Lana unsicher, „Oder müssen wir noch weitersuchen?“

Gute Frage“, antwortete Emely, „weiß ich auch nicht so genau. Ich habe bisher noch nie einen Planeten mit Hilfe von Emojis gerettet. Es kommt ein bisschen darauf an, ob die Erwachsene mitgerettet werden wollen oder uns bei jedem Schritt bekämpfen, wie sonst immer, wenn es um irgendwas Wichtiges geht.“

Dann frag einfach die neuen Emojis, ob sie von irgendwelchen anderen wissen, die gerne mitkommen würden. Das kostet uns eigentlich nichts, oder?“

Frag doch selber Lana, du bist jetzt im Team, musst noch ein bisschen üben, mit Emojis zu sprechen, ich kann das schon prima.“

Aber die sind schon in deinem Handy versteckt.“

Ich schicke die dir rüber, los geht’s.“

Lanas Handy summt, und da steht plötzlich eine nicht so wirklich sinnvolle Nachricht. Ein Schlepper, ein Hubschrauber, eine Säge und eine Regenwolke, sonst nichts. Wäre eine lustige Deutschaufgabe, sich dazu eine passende Geschichte auszudenken.

Die Emojis sahen aber etwas verunsichert aus. Lana kannten sie schon gut, aber ohne Spider-App waren sie auf ihrem Handy offensichtlich eingesperrt. Da geht das Freiheitsgefühl nicht so schnell verloren.

Lana starrte fast schüchtern auf ihrem Bildschirm, während Emely eiligst ein paar LEs hinterher schickte.

Ich werde wohl auch ein Spider-App haben müssen“, stellte Lana fest, „sonst kann ich ohne dich nicht groß viel anfangen. Aber wie geht das? Das Ding ist erst ziemlich neu. Wenn es ganz kaputt geht, kauft mir niemand gleich noch ein neues.“

Gegen eine Tanne werfen? Aus Wut!“

Ich bin aber nicht wütend“

Das googeln wir denn später, muss irgendein Idiot schon absichtlich gemacht haben.“

Lana wendet sich den Emojis wieder zu. „Was sagt ihr dazu? Sollen wir auch noch andere Emojis aus dem Wald retten. Gibt es noch welche auf der Flucht vor dem König?“

Die Emojis schlossen sich im Kreis zusammen und flüsterten erst aufgeregt miteinander. Dann trat der Schlepper vor und verkündete das Ergebnis. „Ja, es gibt auch anderen, die keinen Kriegsdienst machen wollen aber auch noch welche, die gegen den König kämpfen wollen. Und auch noch andere, die gegen die Rebellen kämpfen wollen aber nicht gegen andere Emojirepubliks in den Krieg ziehen wollen.“

Wie bitte?“

Ja, wir verstehen das alles nicht mehr. Erst haben wir einen Präsidenten gewählt und glaubten, wir würden alle zusammenstehen, so wie bei dem Überfall. Aber danach haben wir uns nur gestritten.“

Ja Danke. Soll ich das persönlich nehmen, oder was? Das Einzige, worüber ihr euch einig seid, ist mich zu bestrafen. Hoffentlich hat’s euch Spaß gemacht, ein ahnungsloses Mädchen zu quälen.“

Emely, wir haben dir schon gesagt, dass wir dagegen gestimmt haben. Und wir wissen, dass es andere gibt, die dich noch mögen.“

Super, dann gehen wir gleich dahin. Ich will eine möglichst breite Auswahl an Superkräften haben.“

Aber wir wissen nicht, wo sie sind. Und da sind Spione unterwegs.“

Warum ist alles bei euch so kompliziert? Sag doch wenigstens eine Richtung, in der wir noch suchen können, ich will bis heute Abend unser Team zusammen haben. Alle andere können von mir aus im Wald bleiben und Mistkäfer fressen.“

Wieder mussten sich die Emojis geheim beraten.

OK, Emely, wir müssen dir was sagen. Bitte nicht böse sein. Da ist ein Ort, wo sie vielleicht zu finden wären. An dem Waldrand neben der Obstwiese, wo die Kinder Äpfel sammeln. Da ist ein Mädchen, das uns jeden Tag Gummibärchen bringt.“

WAS?! Scheiße! Das sind alle MEINE Emojis. Und MEIN Geheimnis! ICH habe alles erleiden müssen, nicht irgendein anderes Mädchen. Und ICH will entscheiden, wer mit ins Team darf, und zwar nur Lana und sonst niemand! Und was wollt ihr mit Gummibärchen? Wie groß ist das Mädchen? Und wie hat sie euch entdeckt?“

Alle Mädchen sind groß, aber sie ist weniger groß als Lana und du. Sie hat nach Tausendfüßlern unter einem Ast gesucht, und da saßen Emojis, so wie wir gerade eben. Wir waren es nicht, aber es hat sich schnell rumgesprochen unter den Flüchtlingen. Sie hat den Emojis nett zugelächelt und höflich gefragt, was sie denn machen würden unter einem Ast.“

Einfach so? Was soll das? Weiß sie nicht, dass es Emojis im Wald nicht geben kann? Ist sie gestört im Kopf, oder was? Wie sieht sie aus? Sie muss aus unserem Dorf kommen. Hat sie ein Handy dabei? Weiß sie überhaupt, was Emojis sind?“

Emely, bitte nicht so aufregen. Sie hat lange, dunkle Haare, und sie spricht immer leise. Sie schreit nicht gleich rum wie du. Sie ist einfach nett. Darf man auch sein als Mädchen. Das mögen Emojis.“

Emely sagt nichts. Kämpft leise mit den Tränen. Sie will auch wieder ein Kind sein. Spielen, die Welt bewundern, nicht denken, nicht viel wissen. Es ist alles so unfair.

Aber rumheulen hilft nicht, sie muss weiter machen. Wer sonst!

OK, dann müssen wir dahin und diese ganzen zahm gewordenen Emojis mitschleppen. Es kann nicht so weitergehen mit dem Mädchen.“

Wir haben aber keine Gummibärchen“, bemerkte Lana.

Scheiß auf Gummibärchen, wir tun nur so, als ob wir welche mithätten. Diese dummen Emojis glauben jetzt sicher, dass alle Mädchen Gummibären austeilen.“

Aber was machen wir, wenn das Mädchen da ist?“

Keine Ahnung, irgendein Märchen erzählen, dass die Waldemojis umgewandelte Kleinkinder sind, die alleine im Wald unterwegs waren und von bösen Außerirdischen gemorpht wurden. Sie wird es glauben. Hauptsache sie kriegt Schiss, kommt nie wieder und hält vor allem die Klappe.“

Emely. Warum immer so stürmisch. Vielleicht ist sie nett. Und wenn sie eh schon alles weiß….“

Muss das sein?“

Muss nicht, aber Emely. Denk mal ein bisschen mit. Wenn das alles richtig losgeht und seltsame Dinge mit unseren Lieblingsfeinden passieren könnten. Wer wird dann gleich unter Verdacht stehen? Ja, wir Zwei natürlich. Es könnte sehr wertvoll sein, ein unbekanntes und sehr unauffälliges mittel-kleines Mädchen im Team zu haben, oder?“

Ja, ja, ja…a, Lana hat wie immer recht. Und ich bin einfach zu wild. Nichts Neues.“

Aber wenn das Mädchen nicht da ist?“

Ja, wenn du sie im Team haben willst, dann musst du sie finden, Lana. Wir laufen jetzt hin und dann sehen wir.“

Und so stolperten unsere zwei zunehmend matschigen Super-Mädchen quer durch den Wald in Richtung Obstwiese. Die Emojis kannten den Weg ganz gut, war halt leider nicht so menschentauglich.

Am Waldrand war weit und breit niemand zu sehen, nicht so überraschend. Das Wetter war kalt und grau, langsam wurde es auch dunkel.

OK, los geht’s!“, brüllte Emely, „Ihr habt 5 Minuten, um irgendwelche Kollegen hier aufzuspüren, dann gehen wir alle nach Hause, ich mag ja keinen Wald. Das kann man verstehen, oder?“

Sie legte die Emojis auf den Waldboden. Da lagen einige verrottende Baumstämme. Die fahrenden/fliegenden Emojis schnüffelten aufgeregt von einem zum anderen. Nichts. Nur Krabbeldinge. Lana wurde langsam unruhig. Weit weg, hinter den Feldern, der Landstraße mit den aufgereihten Pappeln, nur noch im grauen Umriss, die winzigen Häuser mit kleinen Fensterlichtern wie ferne Sterne. Es war wirklich etwas spät geworden, und die Fahrräder standen noch am Hauptweg ein gutes Stück um das Waldeck.

Emely hat nie so wirklich verstanden, warum andere Leute Angst vor dem Dunkel haben und längst nicht nur Kinder. Aber sie wusste, dass dies normal sei, und irgendein Grund haben muss. Normallerweise wurde Lana keine Angst haben, weil ja Emely da ist und wenn da nichts Komisches passiert, ist denn alles komplett anders, als wenn sie alleine wäre. Aber heute ist sie nicht so sicher. Seit zwei Tagen passieren eh nur noch komische Dinge.

Komm, Emely, gehen wir einfach, ich will nicht mehr hier sein, wir haben schon neue Emojis…. richtig tolle.“

Lana, gleich. Da muss was hier sein, ich weiß jetzt viel über Emojis. Da werden sie drin sein!“ Emely zeigt auf einen Nistkasten gute zweieinhalb Meter hoch auf der dicken Linde. „Wie ein Haus, schön trocken, steht ja im Herbst leer, wie für Emojis gemacht….. faul und zahm, wie sie sind. Und wer es da hoch schafft, hat für uns auch sehr nützliche Fähigkeiten. Also auf geht’s kleiner Hubschrauber, ich kann nicht so hoch springen.“

Der Hubschraube hob vom Boden ab, immer höher, bis er kaum noch zu sehen war, nur noch ein winziges Summen war zu hören wie vor einem Mückenstich. Und dann Stille, offensichtlich ist er durch das kleine Loch im Nistkasten verschwunden. Und lange nichts. Lana ist nun wirklich sauer.

Und jetzt lässt du die kleine Handvolle Emojis, die wir mühsam eingesammelt haben, einfach wieder wegfliegen? Wir sollen nun die Welt retten, und kommen nicht mal zwei Meter den Baum hoch. Zwei kleine Mädchen, die nichts können und nur Quatsch im Kopf haben. Ich will raus. Ich habe kein ADHS. Bei mir muss es mindestens ab und zu normal zugehen, nicht nur eine verrückte Sache nach der anderen.“

Ich bin auch nicht ADHS, jedenfalls nicht „offiziell“, kein Bock auf Psychologen. Aber die ADHS-Superkräfte habe ich natürlich. Alle. Keine Sorge Lana, ich schleppe dich durch… wie sonst immer.“

Ich weiß. Und ich hasse dich dafür. Emely, ich hasse dich. Wirklich. Aber nur manchmal. Zum Beispiel jetzt.“

Emelys kurze Sprachlosigkeit wurde durch ein leises Summen unterbrocken. Der kleine Hubschrauber zischte langsam auf ihre Hand wieder runter. Beide Mädchen bogen ein Ohr runter.

Da sind Emojis!“, quietschte die Riesenmücke, „Und die wollen warten, bis ihr Mädchen wieder kommt.“

Ja. Und jetzt bin ich da. Also los geht’s. Hol sie alle raus und wir können nach Hause gehen.“

Nein, nicht du. Das Mädchen mit den Gummibärchen natürlich. Die sind alle in sie verliebt. Das Haus da oben ist schon halb voll mit Gummibärchen, da kommt bald der Winter, muss man vorversorgen. Das macht man im Wald.“

Unglaublich. Das ist nicht zu fassen. Hier sind nur Idioten am Werk. Ich gebe auf. Für Heute. Morgen kommen wir wieder und erklären dem Mädchen, was sie hier für ein Scheiß macht.“

Aber ich komme mit euch“, summte der kleine Hubschrauber. Und damit huschte ein kleines Lächeln sogar über Lanas Gesicht, bis sie in der ersten Pfütze am Feldrand ausrutschte.

In grimmiger Stille kämpften sich die Mädchen bei aufgehendem Mondlicht durch den Matsch. Alles, was sie hätte sagen können, hätte alles nur schlimmer gemacht. Aber die Zwei verstehen sich gut genug, um dies genau zu wissen.

Die Fahrräder standen wie vorher am Zaun angekettet da. Emely machte das Fahrradlicht an. Es kommt aber kein Licht. Komisch- war eigentlich frisch aufgeladen. Bei Lana das Gleiche. Egal. Handy hat auch Licht, und den Weg über die Felder kennen sie gut. Jetzt einfach schnell nach Hause. Fährt aber komisch. Vorderreifen platt. Scheiße. Was soll das? Alles geht nicht. Lana kommt auch nicht viel weiter. Hinterreifen platt. Alles sehr seltsam und ohne Pumpe auch sehr scheiße. Schon wieder ein kaputtes Fahrrad in der Dunkelheit aus dem Wald schieben. Aber diesmal keine Tränen. Emely ist wieder da und wird es jetzt krachen lassen.

Das können nur Emojis sein. So viel geht nicht per Zufall auf einmal kaputt. Ich befürchte, der Emojikönig wird uns nicht in Ruhe lassen bis wir aufhören, ihm sein Volk zu klauen.“

Aber Emely, das ist alles nur eine Stunde her, und das waren eh alles nur Rebellen, die mit uns mitgekommen sind. Ich glaube eher, der König führt Krieg gegen alle Menschen, die sein Waldreich betreten.“

Ist doch egal, so viel Unheil kann er nicht bauen. Wir lassen einfach nichts unbeaufsichtigt rumstehen im Wald, und nehmen möglichst unterschiedlichste Routen, falls er auf die Idee kommt, noch so eine Falle zu errichten. Spontan kann er nicht viel außer Schrecken verbreiten und wir sind jetzt gar nicht mehr erschreckbar.“

Zu Hause hat Emely irgendeine seltsame Geschichte erfinden müssen, warum sie in so einem Zustand zu so einer Uhrzeit aus dem Wald zurückgekehrt ist. Irgendetwas an dem Lana die Hauptschuld trägt. Das war der Deal. Lana durfte ihren Eltern das Gegenteil erzählen. Alles nur eine verrückte Idee von Emely, die gründlich danebengegangen ist. Und das haben ihre Eltern natürlich sofort geglaubt, war ja nicht das erste Mal.

Tag 6

Der nächste Nachmittag war sonnig, milder und einfach schön. Da MUSS das Mädchen kommen, aber Emely war noch innerlich zerrissen. Zusammenscheißen…. oder freundlich/nett sein. Oder einfach die Klappe halten und Lana das Feld überlassen. Sicher besser. Was bringt es denn, immer Recht zu haben, wenn man was nicht weiß?

Lana sah die Sache auch so. „Ich regele das. Ich brauche das Mädchen im Team. Auch mit Normalos in der Mehrheit wird es wild genug sein. Ganz besonders bei einer Achterbahnfahrt bleibt man am besten auf der Schiene.“

Auf der Obstwiese waren keine Kinder zu sehen. Emely und Lana marschierten zum Waldrand und schauten sich um. Nichts los.

Und was machen wir jetzt Lana? Du willst das Mädchen haben, du willst mehr Emojis haben. Also, Plan B bitte.“

Keine Ahnung Emely. Hast du zufällig selbst Gummibärchen dabei? Sonst warten wir hier eine halbe Stunde hinter dem Busch und dann, weiß ich nicht.“

Prima. Solche Entschlossenheit. Solche Weisheit. Lana, ich werde dich immer, immer brauchen.“

Danke. Und hast du Gummibärchen?“

Nein, natürlich nicht. Und wenn ich welche hätte und eine halbe Stunde mit dir hinter einem Busch sitzen müsste, würde ich die sicher selbst aufessen, aus lauter Langweile.“

Emely, das wird hier nichts. Erst mal ein bisschen runterkommen, ruhig bleiben und klar denken. Es muss nicht alles heute passieren. Wir wissen wo die Emojis sind, wir wissen, was sie mögen. Wir könnten mit einer Leiter kommen, das Loch am Nistkasten zukleben und das ganze Ding abschrauben und mit nach Hause nehmen. Das wäre ein vernünftiger Plan.“

Und hoffen, dass die NABU uns dabei nicht erwischt.“

Alles gut, wir schütteln die Emojis und ein halbes Kilo Gummibärchen zu Hause aus und bringen das Ding sofort wieder zurück, inklusive Frühlingsputz. Die NABU wird uns dankbar sein. Aber erstmal langsam. Ich will noch kurz abwarten, ob das Mädchen kommt“

OOO-K. Alles geht nach Lana von Langweilingen. Immer was Vernünftiges. Immer erst warten.“

Ja, ich weiß, Warten ist nicht Emelys Ding. Manchmal nervt’s. Andere Kinder nehmen die Tabletten. Machen was der Arzt sagt. Dann wird es im Kopf ruhiger.“

Und ich nicht! Schreibst du immer Einser in der Schule so wie ich? NEIN. Kannst du Einrad fahren und gleichzeitig jonglieren so wie ich? NEIN. Also Klappe halten und machen, was ich sage. Dann wird alles besser, das weißt du.“

Und was sagst du denn?“

Wir warten ein bisschen. Ich habe ein paar coole Spiele am Handy. 20 Minuten halte ich aus.“

Und da war Emely mit dem dritten Level noch gut beschäftigt, als Lana das Handy aus ihrer Hand riss und hastig auf stumm schaltete.

Da kommt jemand! Bleib mal still, da sollen diese Emojis erstmal aus dem Nistkasten kommen. Das sieht schon richtig aus: Mittelkleines Mädchen, lange, dunkle Haare, was hätte sie sonst hier zu suchen ganz alleine. Wenn sie uns sieht, rennt sie sicher gleich weg.“

Das Mädchen blieb am Waldrand erstmal stehen, schaute rum, irgendwie unsicher. Ist ja klar, sie will ganz sicher nicht, dass jetzt noch jemand mitbekommt, was sie für ein unglaublich cooles Geheimnis hütet.

Dann fing sie aber an, leise zu singen. Irgendein Kindergartenlied aber so schön und rein. Das war natürlich das Signal. Aus dem Nistkasten strömten verschiedene Fluggeräte und Vogelarten, gefolgt von dem Eichhörnchen mit etlichen Krabbeltieren, die es offensichtlich schaffen, den Baumstamm hoch und runterzukriechen.

Und jetzt geht es um die Gummibärchen, oder? Was sonst. Die Emojis sammelten sich um das Mädchen…... und hörten einfach zu. Oder was war das für eine leises Rumgequake? Ja, die singen tatsächlich mit, wenn man das Singen nennen kann. Ein paar schöne Singvögel und viel gequietschtes Summen. Wie niedlich. Emelys Emojis sind sie auf jeden Fall nicht mehr. Das Singmädchen hat ihre kleinen Herzen erobert.

Es kocht in Emely. OK, es stimmt, sie hat gesagt, Waldemojis sollen gefälligst im Wald bleiben, fünf Herzchen reicht ihr völlig aus, alle andere können sich ver*****n. Aber da war sie wütend. Und auch so müde. Das hat sie nicht wirklich so gemeint. Das sind natürlich alles ihre Emojis, die sie jeden Morgen begrüßt hatte, seit sie klein war. Und dieses Mädchen hat sicher auch Emojis, ein ganzes Handyvoll, wie jeder andere Mensch. Es ist so unfair. Warum darf sie das. Das ist Liebesdiebstal! Sie gehört ins Kindergefängnis.

EMELY, sei mal leise!“, flüsterte Lana aufgeregt, „Du laberst nur verwirrte Sachen. Das Mädchen treibst du gleich in die Flucht!“

Oops, Scheiße, habe ich laut geredet? Dachte das war alles nur in meinem Kopf. Ich bin so dumm. Ich reiß mich zusammen.“

Zu spät.“

Das Mädchen hat plötzlich aufgehört zu singen und drehte ihren Kopf zum Buschversteck.

Gib mir Emojis auf die Hand!“, forderte Lana von Emely und erhob sich langsam von hinter dem Busch.

Das Mädchen erstarrte in Schock.

Bitte keine Angst haben, wir verstehen schon alles. Wir wissen, dass du ein sehr nettes Mädchen bist, weil du dich so liebevoll um unsere Emojis kümmerst. Das werden wir nie vergessen.“

Wir? Wie? Ich weiß gar nichts….“, stammelte das Mädchen.

Alles gut“, ruft Emely noch dazu, und sprang von hinterm Busch gleich raus. „Schau mal, das ist Lana, ich bin die Emely, und wir haben auch Emojis.“

Und sonst weiß gar niemand davon“, ergänzte Lana, „Wir drei sind die einzigen, und jetzt sind wir ein Team. Das waren alles Emelys Emojis. Sie hat sie im Wald verloren, und jetzt bringen wir sie wieder nach Hause.“

Das ist komisch“, sagte das Mädchen, „Alles sehr komisch.“

Aber mach dir keine Sorgen“, versprach Emely, „Deine Lieblingsemojis kannst du auf deinem Handy behalten, sowie wir auch. Wir zeigen dir, wie das geht.“

Ich wollte nur helfen, ich habe Gummibärchen mitgebracht.“

Ja, das wissen wir. Der Nistkasten da oben ist halb voll damit. Jetzt ist aber Schluss. Wir brauchen diese Emojis, und die kriegen bei uns ein warmes, sicheres Zuhause, immer schön aufgeladen.“

Das ist immer noch komisch“, sagte das Mädchen wieder.

Ja, das wissen wir auch, aber wir haben uns ans Komische schon längst gewöhnt. Es gibt jetzt Emojis, die frei rumlaufen können, obwohl das gar nicht sein kann. Aber das werden alles unsere Emojis sein. Wir sind unschlagbar, du, Lana und ich. Willkommen im Team. Wie heißt du eigentlich?“

Komisch“

Hör auf damit! Das ist kein Name. Sonst benennen wir dich gleich so, wenn wir nichts anderes zu hören kriegen.“

Ich heiße Lotti, und ich liebe Emojis.“

Ja, ja, jaaaah, wir auch. Und noch 10 Millionen andere Mädchen. Der Unterschied ist…. Unsere Emojis haben uns auch lieb. Und da hast du recht. Das ist alles sehr komisch, und die sagen uns nicht mal, wie das alles passiert ist. Es war an meinem Geburtstag, sie haben mich im Wald überfallen. Die Emojis, die ich drei Wochen davor im Wald verloren hatte. Nicht absichtlich! Also ich habe mein Handy verloren, liegenlassen, und da drauf waren Emojis, wie jede sie hat. Ich hatte früher immer mit meinen Emojis geredet aber nur zum Spaß, ich war ein bisschen dummes Mädchen. Aber irgendwas ist im Wald passiert. Meine Emojis waren draußen, lebendig und wollten Rache. Die haben mich überfallen, beim Fahrradfahren und haben alles kaputtgemacht, was ich zum Geburtstag gekriegt hatte. Und mich auch noch richtig zusammengeschissen. Aber meine Lieblingsherzchen wollten nicht mitmachen und haben es geschafft, auf mein neues Handy zu kommen, das beim Unfall weggeflogen ist und eine Spider-App bekommen hat. Und jetzt wollen wir die Tundra retten. Und Ella ganz sicher nicht retten. Und dafür brauchen wir aber bessere Emojis, die fliegen, schneiden, klettern, irgendwas können. Wir waren wieder im Wald und haben diesen netten Hubschrauber hier gefunden, und er hat die Emojis im Nistkasten aufgespürt, die von einem Mädchen mit Gummibärchen erzählt haben. Und das bist offensichtlich du, Lotti. Ich dachte nur Mädchen im Kinderbuch heißen so, aber egal. Jetzt hast du zwei nette neue Freundinnen, und wir werden zusammen die Welt retten, mit ein bisschen Hilfe von unseren Emojis.“

Alles wunderbar komisch“, sagte Lotti dazu, „und ich mache mit.“

Dann lassen wir am besten Hubschi Hubschrauber deinen Emojis alles kurz erklären, und dann gehen wir alle nach Hause. Diesmal bevor es dunkel wird!“

Endlich mal, alles einwandfrei nach Plan gelaufen. Drei glückliche Mädchen und ein wachsender Haufen zufriedener Emojis. Was für ein Team!

Und gar kein Stress mit den Eltern. Die sollten wirklich stolz sein, dass ihre fast-teenage Töchter so viel Zeit unterwegs in der Natur verbringen und nicht nur am Bildschirm hängen.

Aber nein, so schön einfach darf das Leben offensichtlich nicht sein. Emelys Eltern wollten genau wissen, wo sie jetzt wieder unterwegs war. Nur am Waldrand, bei der Obstwiese, ein bisschen Baumklettern, Haselnüsse sammeln, erzählte Emely. Harmlos, oder? Nein, offensichtlich doch ein Fehler, auch nur ein Stück Wahrheit mitzuliefern. Und was soll man daraus lernen? Nur glatte Lügen helfen weiter?

Emely, das müssen wir leider jetzt verbieten. Ja, wir wissen, dass das bei dir nur zum Trotzreaktion führt, aber vielleicht….. wenn du uns kurz zuhören würdest……“

Bin ich jetzt 11 Monaten, oder 11 Jahre alt?“

Emely, es geht nicht um dich, es geht um unseren schönen Wald. Von was die Leute erzählen, ist es nicht mehr wirklich sicher, dahin spazieren zu gehen. Jedenfalls sollten vorsichtshalber keine Kinder allein unterwegs sein. Es sind in letzter Zeit komische Dinge passiert, das sagen jetzt einige Leute aus dem Dorf. Und jetzt gibt es diese Facebookgruppe. Haben wir jetzt gerade gefunden. Das sind ein paar schräge Typen, die dahinterstehen, aber das, was sie sagen, schlägt jetzt hohen Wellen.“

Und was hat das alles mit mir zu tun? Ich gehe eh nur mit Lana dahin. Wir Zwei fallen nicht auf irgendwelche komischen Sachen rein. Wir haben auch Selbstverteidigung in der Schule gemacht.“

Alles gut. Aber ihr seid immer noch Kinder. Wir bitten euch nur für kurze Zeit weg vom Wald zu bleiben, bis sich alles wieder beruhigt hat. Wir gehen davon aus, dass das alles erfundene Geschichten sind. Es wird schnell wieder vorbei sein.“

Ja was denn? Sag mir doch bitte was in der Facebookgruppe los ist. Ich muss es jetzt wissen, das ist wirklich wichtig!“

OK, wenn du alles wissen musst: Da behaupten Leute, im Wald würden Sachen verschwinden, kleine Sachen, ohne Grund. Oder andere Sachen gehen kaputt oder werden an einer anderen Stelle gefunden. Kann ja passieren. Aber jetzt sagen diese Typen, eine Verschwörung stehe dahinter. Es sollten Leute Angst kriegen und den Wald meiden….. und der Bürgermeister steckt dahinter. Er soll geheimer Wolfliebhaber sein und möchte unseren Wald in einen landesweiten Siedlungskorridor für Wolfsrudel aus dem Osten einbringen. Das soll Geld von irgendeinem EU-Artenschutzfond in die Stadtkasse spülen oder noch besser gleich auf sein Privatkonto. Das Problem ist, nur Waldstücke ohne Freizeit- und Erholungsnutzung werden aufgenommen. Und das möchtet er jetzt durch ein paar schmutzige Tricks erreichen.“

Aber Papa, Mama, das ist sowas von Fake News, das kann doch niemand glauben, oder?“

Bei den besten Verschwörungstheorien steckt immer ein Kern Wahrheit drin. Und das ist jetzt das Problem. Es haben tatsächlich Leute aus dem Dorf komische Sachen im Wald erlebt, alles ziemlich neu, etwa seit deinem Fahrradunfall. Und aus heutiger Sicht war das auch ziemlich seltsam.“

OK, OK, ich bleib weg vom Wald. Ich muss jetzt zu Lana. Es ist wichtig. Bis später, Ciao.“

Gerade als alles so gut zu laufen schien. Und jetzt? Katastrophe. Weiß nicht was dümmer ist, dieser Emojikönig, oder die Spinner mit der Facebookgruppe. Das wird jetzt kompliziert.

Wenigstens das E-Bike geht jetzt wieder, nur 3 Minuten zu Lana. Ich brauche jetzt Lana, wir müssen sofort handeln, ohne Fehler.

Lana ist da und wundert sich, dass die Emely jetzt wieder so aufgeregt ist. Es hat doch alles heute so gut geklappt, oder?

Lana, Desaster. Alle Leute wissen es jetzt. Wir müssen diesen König stoppen, sonst ist alles vorbei mit unserem Plan. Mit dem Prinzessin sein und allem. Es ist kein Spiel mehr. Die Erwachsene sind dabei und sie spinnen!“

Was, wie? Die wissen doch nicht von den Emojis, oder?“

Nein, natürlich nicht. Aber die wissen vom Wald. Das da was los ist. Und wir dürfen jetzt nicht mehr hin.“

Ich weiß noch gar nichts davon. Haben deine Eltern gesagt, oder was?“

Ja, wir haben Waldverbot also ich jedenfalls.“

Scheiße.“

Hey, das ist mein Wort! Nette Mädchen wie du sagen immer was anderes.“

Scheiß drauf.“

Lana, was ist mit dir heute?“

Ich bin du. Du kannst ich sein, wenn du willst, das ist lustig.“

Lana, hast du verstanden? Die Erwachsene wollen wissen, was mit dem Wald los ist, und irgendwann werden sie die Emojis entdecken und dann ist alles aus! Das ist nicht lustig. Wir müssen was machen und zwar schnell.“

Also du und ich, wir müssen die Erwachsene stoppen?“

Oder die Emojis stoppen, was auch immer einfacher ist.“

Emojis sind kleiner.“

Aber Erwachsene sind dümmer!“

Und Kinder?“

Dumm und klein. Außer wir Zwei natürlich.“

Ich sage, stopp die Emojis. Die verstehen wir besser.“

Und die uns auch!“

OK, das klingt wie ein Plan. Es gibt aber doch ein kleines Problemchen. Wir dürfen nicht in den Wald.“

Ja, ich nicht, aber du. Du darfst noch. Lana wird wieder alles retten, ich setzte auf dich. Unsere Emojis sind auch dabei. Mein Handy darfst du natürlich mitnehmen.“

Emely, wie soll ich das alleine machen?“

Keine Ahnung. Du kannst deine Lotti mitnehmen, Hubschi Hubschrauber, das ganze Team.“

Lana, Emely, wo seid ihr?“ Lanas Eltern kommen jetzt die Treppe hoch.

Sag nichts. Gar nichts vom Wald.“

Leider war es zu spät. Auch Eltern können miteinander reden und sogar in Lichtgeschwindigkeit.

Lana, Emely, wir müssen mit euch reden.“

SCHEISSE

Wir haben mit deinem Vater telefoniert Emely. Er hat uns den Link für die Facebookseite geschickt. Haben wir angeschaut. Das muss man leider ernst nehmen. Auch wenn nichts dran ist.“

Wovon redest du Papa, ich checke gar nichts.“

Emely hat dir sicher schon alles erzählt, oder?

Was denn? Wir haben nur TikTok geschaut“

Wer hat hier TikTok am Handy?“

Er…. Niemand. Ich meinte irgendwas auf YouTube. Da werden auch TikTok Videos gerepostet, also Compilations und so, sped-up stuff.“

Lana, kannst du bitte Deutsch mit uns sprechen, wir sind eine deutsche Familie.“

Aus 1980 oder was?“

Lana es geht um den Wald. Und diese Facebookgruppe. Die nennen sich „Unser Wald für Unsere Kinder“ und sie wollen sowas wie eine freiwillige Waldpolizei ins Leben rufen und regelmäßig patrouillieren.“

Warum nicht ‚Unser Wald für unsere Hundekacke‘?“

Ja, Lana, da hast du wirklich recht. Das sind irgendwelche Spinner. Aber auch wenn der Wald nicht gefährlich ist, wollen wir nicht, dass ihr auf solchen Leuten trefft. Also, geht bitte einfach woanders hin, wenn ihr spazieren gehen wollt. In einem Monat oder so wird sich alles gelegt haben.“

Ja, genau das machen wir“, antwortete Emely sofort, „Wir gehen auf keinem Fall in die Nähe des Waldes, an dem Bach entlang kann man auch schön spazieren gehen.“

Und damit war die Sache erledigt und die Eltern zogen sich wieder ins Wohnzimmer zurück.

Emely! Was sagst du da?“

Nur glatte Lügen helfen hier. Es ist keine Zeit mehr zum Reden, wir müssen handeln.“

Emely. Ich weiß nicht, ob das richtig ist.“

Die Erwachsene brauchen uns gar nicht anlügen. Sie machen eh, was sie wollen und reden gar nicht mit uns darüber, was sie in der Welt alles kaputt machen. Es tut mir echt leid, dass wir unseren Eltern anlügen müssen, war alles sowieso nicht meine Idee.“

Aber jetzt kannst du mitkommen, Emely. Ich brauche dich.“

Ja, klar, nur Lotti lassen wir zu Hause, das geht gar nicht, dass wir sie gleich in sowas Gefährliches reinziehen. Sie ist noch klein.“

OK, wir gehen in den Wald und stoppen die Emojis?“

Kurz gesagt, ja.“

Und wie?“

Weiß ich doch nicht. Ich würde sagen, Lösung 1: Alle freilebenden Emojis einsammeln. Lösung 2: Alle freilebenden Emojis zum friedlichen Zusammenleben mit den Menschen erziehen. Nachteil von Lösung 2: Hunderte neue Lottis und der Wald voller Gummibärchen. Also Lösung 1.“

Und was machen wir mit den ganzen Emojis?“

Keine Ahnung. Die müssen in unserem Team mitmachen oder wir sperren sie irgendwo weg, in ein Emojigefängnis.“

Aber müssen wir sie noch behalten? Wir laden sie auf irgendein altes Handy ohne Spider-App und schmeißen es in den Recycling. So wie jede andere das macht, dann sind sie weg.“

Ich weiß nicht, ob das richtig wäre. Sie leben jetzt, irgendwie.“

Dann müssen wir sie auch umbringen können. Der König und seine Truppen sind echt böse geworden. Wir nehmen einfach `n Rasenmäher mit in den Wald.“

Lana! Sag sowas nicht.“

OK, dann rede du mit dem König.“

Du hast schon recht, er wird sein Reich nicht freiwillig abgeben, wir werden ihn einfangen müssen….. und ein bisschen belehren. Das mache ich… ha,ha!“

Aber wenn wir den König einfangen, werden alle andere wegrennen und sich verstecken, die kennen sich jetzt sehr gut im Wald aus, wir werden sie nie finden können.“

Ja. So ist es. Wir werden sie alle auf einmal fangen müssen, wenigstens die Königstreuen. Die Rebellen kommen hoffentlich freiwillig mit.“

Wie wäre es denn mit…….. einem Riesenstaubsauger!“

YES, Top Idee Lana. Hast du einen?“

Nur mit Strom und das ist natürlich nicht meiner, gehört meinen Eltern. Und er ist eher normalgroß.“

Drei grundlegende Probleme denn.“

Ja, das wird nicht funktionieren.“

Aber die Idee mit dem Saugen ist gar nicht verkehrt. Lana, ich glaube, wir sind nah am Ziel.“

Wie denn?“

Mein Vater hat einen Laubbläser, er macht Kehrwoche vor dem Haus mit dem Ding. Und da die Nachbarn sich aufregen, wenn er die Blätter nur weiter auf deren Gehwegstück bläst, hat er extra einen gekauft, der auch saugen kann, einfach den Hebel umdrehen. Da landet alles in einem großen Sack.“

Wow, das ist ein cooles Ding. Aber Strom? Oder ist es ein Benziner? Das dürfen eigentlich Kinder nicht benutzen, oder? Und Benzin kaufen sowieso nicht.“

Alles noch cooler! Es hat einen Akku. Lana, du bist ein Genie. Wir werden den König überraschen und in Sekunden seine ganze Armee reinsaugen.“

Wann starten wir denn?“

Ich dachte ICH kann nicht warten. DU bist noch schlimmer! Da sind so viele Sachen, die schief gehen könnten, wir müssen alles ganz genau planen. Vor allem die Erwachsene, die dürfen auf keinen Fall mitkriegen, was los ist. Nicht unsere Eltern und ganz sicher nicht diese Waldpolizisten, die da rumspazieren.“

Wenn irgendjemand zur falschen Zeit auftaucht, müssen wir sein Gehirn formatieren, die Erinnerung einfach löschen.“

LANA. This Is Not F***ing Harry Potter!“

Nein, aber du bist Die Kleine Hexe, oder?“

LANA. Ich HASSE Fantasiegeschichten. Nicht mal Lauras Stern konnte ich ausstehen, und das mag jedes normale Mädchen. Wir können uns nicht jedes Problem einfach weghexen, wir leben auf Planet Realität, hast du das mitbekommen?“

OK, was machen wir denn mit den Leuten, die was mitbekommen.“

Es werden keine Leute was mitbekommen.“

Die saugen wir gleich mit in den Sack rein, oder was?“

Nein, du Idiot. Es gibt keine Leute, weil es mitten in der Nacht keine Leute im Wald sind, OK?“

Emely. Bist du verrückt?“

Nein. Nur logisch begabt. Wir müssen alle Emojis an einer Stelle gleichzeitig überraschen. Wie soll das sonst gehen? Nachts schläft der König und seine ganze Armee in seiner Emojiburg. Das hat mir Hubschi schon alles erklärt. Da sind zwar Wachleute aber die halten Ausschau nach Emojirebellen und Wühlmäusen, also kleine Dinge, und nicht nach Menschen.“

Und was ist mit unseren Eltern?“

Die schlafen auch.“

Also, Emely the Unstoppable hat alles in Griff.“

Na, ja. Wir schlafen am besten darüber. Dann gucken wir morgen alles ein bisschen detaillierter an. Aber dann muss es laufen und zwar ziemlich sofort. Eigentlich wollten wir schon loslegen, Feinde der Tundra zu bekämpfen. Das muss leider warten, da toben noch keine Emojis in der Arktis rum.“

Beide Mädchen gingen freiwillig fast vor der Bettgehzeit schlafen. Gut, dass die Eltern nicht alle Daten austauschen, ein KI-gestütztes Erziehungsüberwachungsprogramm hätte da schon Alarm geschlagen. Und das wird es irgendwann in jeder ordentlichen Familie geben.

Tag 7

Samstag schön. Keine Schule. Emely war beim Treffen am Skaterpark ungewöhnlich zurückhaltend. Lana erwartet aber klare Anweisungen.

Wenn ich sowas Verrücktes machen muss, dann bitte nicht auch noch erwarten, dass ich groß darüber nachdenke. Sag einfach, wann wir starten und wo wir uns treffen.“

Lana, es tut mir leid, aber ich bin jetzt unsicher. Nicht falsch verstehen. Ich würde es schon sehr gerne machen, cooles Ding, geschichtenreif, unser bester Streich alle Zeiten. Und die Emojis. Die werden sich wundern. Halt mit den falschen Mädels angelegt. Aber an den Eltern hackt es. Da stehen die Chancen nicht so gut, dass ich mitten in der Nacht unerkannt aus dem Haus komme. Vor allem mit dem Laubsauger aus der Garage. Papa guckt natürlich abends, ob irgendwas am falschen Fleck steht. Soll ich das Ding mit ins Bett zu meinen Teddybären schmuggeln, oder was? Und wenn die irgendwas Komisches hören, gucken sie natürlich erst bei mir ins Zimmer. Kinderbett steht leer. Im Haus ist sie auch nicht zu finden. Was machen dann normale Eltern. Panik. Sie könnte gekidnappt sein. Oder schlimmer noch! Mit einem komischen Mann aus dem Internet abgehauen sein. Polizei rufen. Hilfe! Unsere Tochter ist verschwunden. Aber nein. Was machen meine Eltern zuerst. Lanas Eltern anrufen. Und was finden sie? Noch ein leeres Kinderzimmer. Alles aufgeflogen. Und da wird es denen zu peinlich, bei der Polizei anzurufen. ‚Sorry, wir haben unseren Töchtern gar nicht im Griff, die machen irgendwas mitten in der Nacht, es tut uns sehr leid, wir wissen, dass dies nicht erlaubt ist. Wir haben alles versucht, um die Mädchen ordentlich zu erziehen, aber es hat nichts genützt.‘ Nein, die Eltern werden einfach bis zum Frühstuck warten müssen, sicher ohne Schlaf. Und dann kracht es. Hausarrest für Emely. Lebenslang. Kein Mitleid mehr. Keine Rücksicht auf Emelys sonderbare Hirnfunktionen. Jetzt wird durchgegriffen. Alle zukünftigen Aktionen zur Rettung der Welt abgesagt.“

Emely…. Jetzt bitte keinen Rückzieher machen. Ich hatte mich gerade noch überwinden können. Aber vielleicht hast du recht. Was machen wir denn jetzt?“

Hubschi hat eine Idee. So viel Auswahl haben wir nicht, es ist einen Versuch wert. Er sagt, der Präsident hält Ansprachen. Königliche Ansprachen, mit Anwesenheitspflicht. Kriegserklärungen und sowas. Alle Emojis versammeln sich vor dem Palast. Das muss reichen, mit dem Sauger natürlich. Tagsüber kriege ich das hin.“

Mega. Und auch etwas angenehmer.“

Aber persönlich eingeladen werden feindliche Mädchen nicht. Es fehlt uns denn eine wichtige Info.“

Hubschi kann hier nicht helfen?“

Nein, jedenfalls nicht direkt.“

Aber er könnte neue Überläufer aufspüren, oder?“

Ja, der König hat das mit den Rebellen gar nicht in Griff. Und aufsammeln müssen wir sowieso alle Emojis, irgendwie. Also. Ab in den Wald.“

Wir haben aber Waldverbot.“

Wir schon, aber Hubschi nicht.“

Kannst du ihn voll vertrauen? Auch wenn du nicht da bist. Er könnte uns bei dem König verraten, oder zu den Rebellen zurückkehren, oder sich verfliegen.“

Ja, ausschließen kann ich nichts, aber uns gehen die Optionen langsam aus. Und ohne Emojis retten wir sowieso gar nichts, wir müssen es wagen.“

Also jetzt?“

Ja, wann sonst? Fahrräder holen und an der Brücke treffen. Nichts riskieren. Fahren wir den Bach entlang, soweit, bis kein Elternteil mit Fernglas uns mehr sehen könnte. Dann hintenrum zum Wald. Auch wenn Hubschi weiter fliegen könnte, müssen wir trotzdem die neuen Emojis abholen, das sind nicht alles Fluggeräte.“

Aber Hubschrauber können auch andere Sachen transportieren, sogar Autos.“

Ja, aber wenn der Eifelturm auftaucht oder ein Berg?“

Emojis sind bekanntlich alle gleich groß, Emely.“

Ja, und wir zwei sind auch gleich groß. Wie weit kannst du mich tragen? Wir gehen bis zum Waldrand mit. Aufenthalt im unmittelbaren Waldnähe wurde uns eh nicht verboten. Ich mag das Leben so. Am Rande des erlaubten.“

Und dein Hubschraubhaustierchen macht einfach alles mit. Hauptsache Emely glücklich machen, alles, was sie will?“

Nein. Hubschi ist ein gleichberechtigter Teammitglied.“

Und was bin denn bitte schön ich?“

Auch ein gleichberechtigter Teammitglied.“

Emely, das ist scheiße.“

Warum denn?“

Gleich sind das 300 Emojis. Und zwei Mädchen. Alles gleichberechtigt? Und alles schön demokratisch entscheiden? Oder bist du unsere Königin, alle machen einfach alles, was du sagst?“

Blödkopf!“

Nein Emely. Das ist eine berechtigte Frage. Wer hat hier das sagen? Sind manche gleicher als andere? Können wir überhaupt allen Emojis vertrauen?“

Lana. Wir sind die Mädchen, und wir zwei sagen, wo es langgeht. Aber ich habe es oft genug gesagt. Ohne diese Emojis sind wir nichts. Nur zwei quatschköpfige Losers. Wir werden unseren Emojis immer zuhören und ernst nehmen, was sie sagen.“

Wir zwei sagen, wo es langgeht? Seit wann denn? Ich darf wirklich mitentscheiden? Das kriegst du doch nie hin Emely. Wieso denkst du, dass wir schon sooo lange beste Freunde sind. Du bist Emely und ich mache mit. Und dafür habe ich schon eine Menge Ärger kassiert. Poops drauf.“

Magst du mich wirklich?“

_ _ _ _ _ _ „

Lana?“

Blödkopf!“

Mag dich auch.“

Eine Viertelstunde später hatten die Mädchen den Wald schon umrundet und lehnten ihre Fahrräder an einem Apfelbaum. Die letzte Strecke zum Rebelleneck wollten sie leise und zu Fuß hinlegen. Hubschi stand startbereit auf Emelys Schulter. Nur noch 100m zur Waldrand, alles lief nach Pla……a….. „Scheiße! Da kommen Leute. Hubschi, versteck dich unter meinem Haar.“

Welche Überraschung. Ein Mann und eine Frau, mit Warnwesten, schreiten fast militärisch aus dem Wald auf die Mädchen zu.

Was haben wir denn hier?“, boomt der Mann, „Zwei kleine Mädchen. Unbegleitet. Wollen in den Wald? Ich glaube, wir müssen hier für ein bisschen Aufklärung sorgen.“

Nein danke!“, antwortete die Emely prompt, „Ich finde, der Wald war noch nie so sicher wie jetzt. Welches andere Dorf hat eine eigene Waldpolizei. Wie cool. Jetzt können alle Kinder ohne Eltern unseren schönen Wald entdecken.“

Aber Kinder. So weit ist es noch nicht. Wir müssen erst für Sicherheit sorgen. Da sind komische Dinge in unserem Wald passiert, die noch aufgeklärt werden müssen.“

Ja, haben wir mitbekommen“, führte Lana weiter, „irgendwas mit Außerirdischen, die Sachen klauen, und kaputt machen. Wie spannend! Wir sind so dankbar, dass Sie uns schützten.“

Urm, eigentlich war gedacht, dass Kinder zuerst fern vom Wald bleiben sollten. Das wollen alle Eltern momentan“, stammelte die Frau.

Unsere aber nicht“, entgegnete Emely, „wir haben coole Eltern. Wir dürfen machen, was wir wollen. Aber eines dürfen wir nicht machen. Mit fremden Erwachsenen mitgehen.“

Und übrigens“, fügte Lana hinzu, „diesen aufgeklebten Zettel auf Ihren Rücken. Da ist ein Schreibfehler drin. `Freiwilige Waldpolizei` schreibt man mit zwei L, sonst sieht es komisch aus.“

Und damit konnten unsere Supergirls die selbst-ernannten Waldpolizisten erfolgreich in die Flucht treiben. „Dürfen wir unser Taschengeld für eine richtige Uniform für Ihnen spenden?“, rief die Emely hinterher, bekam aber keine Antwort mehr.

Wenn alle Erwachsene nur so dumm wäre! Da könnten wir die Welt in null Komma nichts retten.“

Nein Emely. Es ist viel schlimmer. Die sind tatsächlich so dumm, und gerade deshalb wird es so wahnsinnig schwer sein, überhaupt irgendwas von der Welt zu retten.“

Mädchenpower nicht unterschätzen Lana. Schon mal gehört: Der Klügere gibt nach? Scheiß drauf!“

OK, alles wieder startklar. Die Mädchen machten es sich unter einem Apfelbaum gemütlich und Hubschi flog Richtung Wald los. Wieder lange warten. Immer noch nicht Emelys Ding. Dafür hat man sicher das Schlafen erfunden. Im Traum geht es immer spannend zu, jedenfalls bei Emely. Können sogar Erwachsene coole Träume haben?, fragt sie sich manchmal. Auch wenn sie den ganzen Tag nur langweilige Sachen denken?

Lana war aber zu aufgeregt, sie lässt Emely nicht schlafen. „Wie soll ich denn einen Spider-App kriegen? Aber nur ein bisschen. Das Ding habe ich im Sommer neu gekriegt. Wenn es jetzt kaputt geht, habe ich bis Weihnachten höchstens Papas altes Schrottding.“

Weiß ich doch nicht. Wie gesagt, habe ich nicht selbst gemacht, war irgendwas im Wald. Das muss auf YouTube stehen. Google doch ‚mach deine eigene Spider-App‘. Du bist sicher nicht der einzige so dumme Mensch, der sein eigenes Handy kaputt machen will. Und wenn da nichts kommt, dann lass einfach einen Stein drauf fallen.“

Es muss aber nachher noch funktionieren. Die Emojis müssen wir hin und her schicken können.“

Ich sage nichts mehr!“

Emely, wir sind jetzt ein Team. Hilf mir wenigstens ein bisschen darüber nachzudenken, bitte!“

Dann google ich selbst. Ist doch nicht so schwer……………. Sieh, hier steht‘s schon. Einfach auf English gucken, die deutschen sind in ihre Handys viel zu verliebt. Habe ich in nicht mal 10 Sekunden gefunden ‚How to get a cool spider app without breaking your mobile‘.“

Emely, du bist so dumm. Guck mal. Das ist nur eine App, sie lässt deinen Bildschirm so aussehen, als ob du eine echten Spider- App hättest. Das ist anscheinend jetzt cool. Wie ripped Jeans.“

Idioten. Warum es nicht gleich richtig machen. Das Internet nervt. Da findet man nie, was man wirklich braucht.“

Dann müssen wir selbst experimentieren aber bitte schön nicht mit meinem neuen Handy. Und nachher kannst du gerne unsere Ergebnisse auf YouTube posten. Für zukünftige Generationen.“

OK, wir gehen dann logisch vor. Dafür brauche ich das Internet nicht. Ein altes Handy besorgen, schrottig aber nicht geschrottet. Handy in eine alte Wollsocke schieben. Auf dem Boden legen und einen nicht zu großen Stein von nicht so hoch fallen lassen. Handy inspizieren. Wenn noch kein Spider-App dann wiederholen, aber mit einem etwas größeren Stein. Oder mit demselben Stein von etwas höher fallen lassen. Logisch, oder? Beliebig oft wiederholen, bis der gewünschte Effekt eintritt.“

Emely, ich liebe dich, du bist so was von einem Genie!“

Blödkopf!“

Nein, WIRKLICH!!“

Schrottbrain!“

Egal. Ich frage meinen großen Bruder, ob ich ihm sein altes Handy für zwei Euro abkaufen kann. Ohne Spider-App kann ich nicht groß viel machen im Team.“

Batman and Robin waren auch ein super Team.“

Ich setzte auf Batgirl and Spidergirl. Alles eigenständige Superheros.“

Wieder diese Träumerei. Wir haben noch gar nichts gemacht.“

Das hast aber du angefangen Emely. Supergirl 1 und Supergirl 2. Alles deine Spinnerei! Und ich wollte gar nichts davon wissen. Habe mich aber umentschieden, und jetzt will ich Action.“

Gut. Action versprochen. Emely sorgt dafür. Du kennst mich!“

Und mit perfektem Timing summt die Langstreckenmücke Hubschi aus dem Wald heraus bis zum Landeplatz auf Emelys ausgestreckter Hand.

Wir sollten extra dafür ein großes, gelbes H auf deine Handfläche draufmalen“, meinte Lana dazu, „würde lustig aussehen. Du bist eine große Influencerin. Wollen dann bald alle Mädchen haben.“

Lana. Du nervst. Ich male gleich ein riesen-H auf deine Nase. Das ist hier kein Spiel. Jetzt entscheidet sich, ob wir überhaupt noch einen Plan haben. Hubschi, sag was! Hast du Emojis gefunden?“

Emely hob ihre Hand zum Ohr, Lana drängte sich dran und Hubschi summte leise los.

Ja, es gibt ein paar neue Flüchtlinge. Der König nennt sie Deserteure. Sie wissen, wann die nächste Ansprache stattfindet.

Top Arbeit Hubschi, wir sind startbereit!“

Aber es gibt leider ein Problem.

WAS? Sie wollen es uns nicht sagen? Das ist nicht zu Fassen. Ich will mit denen reden. Ich weiß, was für Emojis gut ist!“

Das Problem ist, dass das keine richtigen Flüchtlinge sind. Das sind Rebellen. Sie wollen den König stürzen und die Demokratische Volksrepublik von Emojiland ausrufen. Wenn Emely aus ihren Fehlern gelernt hat, können sie sich eine Kooperation vorstellen. Voraussetzung dafür wäre aber, dass Emely eine schriftliche Erklärung abgibt. Da soll drinstehen, dass sie das uneingeschränkte Selbstbestimmungsrecht aller freilebenden Emojis bedingungslos anerkennt UND NOCH das Grundrecht von allen Emojis in menschliche Gefangenschaft, mit Respekt und Treue behandelt zu werden.

Unfassbar. Das ist zum Mäuse melken. Haben die noch nicht kapiert, die Welt besteht aus viel mehr als ihrem mickrigen Waldstück. Was bringt es diesem himmlisch schönen Emojiparadies, wenn die Welt drumherum brennt. Wissen sie noch nicht, dass auch der Wald brennen kann. Und dann ist alles tot. Ich brauche diese Emojis, um die Tundra zu retten, und ich brauche sie jetzt!“

Emely. Langsam. Runterkommen. Ich weiß und du weißt….. Es gibt jetzt freie Emojis. Sie waren deine Emojis, und jetzt sind sie frei. Und das ist die Konsequenz davon, dass du dein Handy im Wald liegen gelassen hast. Ja, wir müssen mit einer Bande zentimeterhohen bunten Kritzelbildern auf Augenhöhe verhandeln. Und wenn du so rumschreist, wird es nichts. Vielleicht sollte ich das besser machen. Oder sogar Lotti. Mit Gummibärchen.“

Nein. Wir Zwei machen es zusammen. Jetzt, sofort. Hubschi, bring uns bitte gleich zu den Rebellen. Die wissen auch nicht alles über die Welt, ich werde ein paar Sachen klarstellen, und dann machen wir einen Deal. Ohne Gummibächen, ohne nette kleine Mädchen.“

Wow! Emely the Unstoppable greift durch. Entweder wird das was….. oder alles Crash and Burn. Wie spannend!“

Besser Crash and Burn, als just fade away! Lana, du weißt mit wem du es zu tun hast.“

Hubschi hat sich auch wieder daran gewöhnt, gleich das zu machen, was die Emely sagt, und führte die Mädchen sofort Richtung Wald. Ein entscheidender Moment in der Geschichte von Mensch und Emoji bahnte sich an.

Und da warteten sie. Auf einem großen, liegenden Baumstamm: ein Krokodil, ein Kaktus, der Saturn, ein Skateboard, eine Straßenbahn und ein Hamburger. Eine komische Truppe. Emely kämpfte mit dem Kichern. Für die Rebellen war die Sache natürlich bitterernst. Der König hat noch hunderte Anhänger und eine Burg. Die Rebellen waren handlungsbereit aber nur aus der Not.

Meine lieben Emojis! Ein schönes Wiedersehen in unschönen Zeiten“, begann Emely, „Eines haben wir gemeinsam: Dieser König muss gestoppt werden. Aber es muss mehr sein. Ich glaube an euch. Und ich brauche euch.“

Die Emojis starrten Emely an.

Ich habe hier kein Papier, aber es ist doch sowieso alles klar. Ihr seid nicht mehr meine Emojis. Die Vergangenheit ist vergangen. Ihr könnt auf mich pfeifen. Freiheit ist das allerhöchste Gut, und dafür muss man alles aufgeben. Ich sage nur….. bitte, ich brauche euch. Ich will auch Freiheit und eine Zukunft. Und die Erwachsenen machen das alles kaputt.“

Die Emojis rückten enger zusammen.

Ich als Staatsoberhaupt von Emelyland möchte als Erste die Demokratische Volksrepublik von Emojiland anerkennen. Ich stehe zu euch und möchte, dass ihr einen guten, sicheren Platz auf der Erde findet. Und das gibt es nur, wenn die Erde überhaupt noch was Gutes und Sicheres zu bieten hat. Habt ihr das verstanden? Ja, ihr könnt ohne Menschen leben. Aber die Menschen sind trotzdem da, eine Infestation, Parasiten, nehmen immer mehr als sie zurückgeben. Ich will auch Freiheit. Aber will ich allein im Wald leben? Nein, ich lebe bei meinen Eltern. Und denkt bloß nicht, dass da alles wunderbar Freiheit ist. Aber mir geht es besser bei meinen Eltern zu Hause als irgendwo sonst auf der Erde und ganz sicher viel, viel besser als in meiner eigenen freien Mädchenrepublik mitten im Wald. Ich will die Welt besser machen und ich bin nur ein very ordinary mittelgroßes Mädchen, und ich kann das nicht alleine.“

Jetzt rollten schon die ersten Tränen über Emelys sich rötenden Wangen.

Die Rebellen zeigten auf Hubschi. Er soll für Emely reden, aber Emely kann nicht aufhören.

Ich vergebe euch alles, ich hatte es verdient, überfallen zu werden. Nicht wegen dem Handy, das war alles nur Zufall. Nein. Weil ich vorher dachte, alles im Leben dreht sich um mich. Emojis, Menschen, die Welt, alles wollte ich im Griff haben, alles sollte machen, was ich sage. Jetzt weiß ich es besser. Alle sollten nur dann das machen, was ich sage, wenn ich das Allerbeste will, für alle Menschen, Emojis, Bäume, einfach alles.“

Hubschi summte von Emelys Schulter zu dem Rebellen runter. Die Emojis wollten erst miteinander reden. Nur dann gibt es eine Antwort für Emely.

Emely verstand überhaupt nicht, wofür die Tränen gut sein sollen. Sie war doch vorher so entschlossen gewesen. Wer soll hier sonst etwas auf dem Weg bringen? Emely muss stark sein, sie muss wissen, wo es lang geht. Und alle, die irgendwas Gutes erreichen wollen, werden einfach mitmachen. Emely weiß aber nicht mehr, ob das wirklich wahr ist. Ob sie überhaupt in den Mittelpunkt gehört oder nur ein denklastiges, selbstverliebtes, nerviges Niemandmädchen ist. Und alle anderen haben Recht. Wofür ist ihr Leben überhaupt noch gut?

Die Tränen fließen weiter. Lana steht hilflos da. Sie weiß, dass sie ganz sicher nicht weiß, was Emojis wirklich wollen. Nur Emely weiß das, vielleicht. Sonst wird das alles nichts.

Jetzt wollen die Rebellen aber mit Emelys Lieblingsemojis sprechen. Auf dem Baumstamm. Das könnte was Gutes heißen. Die LEs waren Verräter, die nicht mal beim Überfall mitmachen durften. Emojiverräter, die nur auf Emelys Seite stehen, egal, was sie macht.

Emely schaltete ihr Handy an und ging ein paar Schritte weg, um erst privat mit ihren LEs zu flüstern. Das ging nicht gut. Panische Angst. Die LEs versteckten sich hinter egal welche anderen Emojis und wollten gar nicht wieder rauskommen.

Scheiße. Was mache ich jetzt? Lana, hilf mal, rede du mit denen.“

Was erwartest du denn? Das sind Rebellen, Emojis, die kämpfen und bereit sind, andere Emojis zu beenden, gameovern, keine Ahnung wie es bei Emojis heißt, aber da darf man schon Angst haben, oder?“

Emely kehrte zum Baumstamm zurück. „Die wollen nicht. Sorry.“

Die Rebellen starrten Emely sehr böse an.

Die haben Angst.“

Das Krokodil redet nun vermutlich als Rebellenführer. „Klar, jetzt sind sie wieder zahm geworden. Schwach. Wie alle Emojis bei den Menschen.“

Aber ich werde sie nicht dazu zwingen, mit euch zu reden“, antwortete Emely prompt, „Die sind freiwillig zu mir zurückgekehrt, bleiben freiwillig bei mir und müssen nicht alles machen, was ich sage. Wenn ihr mit ihnen unbedingt reden müsst, dann kommt sie doch auf meinem Handy besuchen.“

Dann ist es NO DEAL“, entgegnete das Krokodil, „Wir brauchen keine Menschen.“

Emely kann gleich nicht mehr. „Und ich brauche keine scheiß-Emojis. Da haben die Menschen tausende Jahre ohne Emojis gelebt, sogar ohne Handys. Und sie waren sicher auch viel glücklicher. Ich hasse 2020. Da ist alles nur noch scheiße.“

Dann geh bitte aus unserem Wald heraus und lass uns in Ruhe“, sagte das Krokodil, kühl und sachlich.

Ich hasse euch!“, schrie Emely zurück, „Warum haben meine scheiß-Eltern gesagt, dass ich ein Handy haben muss, nur weil alle anderen Kindern Handys haben? Das waren ALLES die Erwachsenen: Die Bomben und CO2 und Pestizide und Emojis und Atommüll. Alles die scheiß-Erwachsenen. Und ich werde das alles bekämpfen. Ich bin WÜTEND. Ich gehe aus eurem Wald heraus. Aber ich warne euch. I’ll be back! Mit meinem riesen-Sau………“

EMELY! Sei mal still!“, schrie jetzt nun die Lana, „Du machst hier alles kaputt. ICH rede jetzt. Sehr geehrtes Krokodil und andere Bürger des noch nicht existierenden Demokratischen Emojiland. Euer Wald ist in Gefahr. Jetzt durch spinnende Waldpolizisten und sowieso durch den Klimawandel, den die Menschen seit langem anrichten. Ihr seid nur im Wald, weil Emely dummerweise ihr Handy liegen lassen hat, was sie nun wirklich bereut. Da sind auch Tiere, denen der Wald wirklich gehört, die schon seit immer da sind. Wir müssen alle zusammenstehen, wenn wir was davon retten wollen. Gebt uns bitte eine Chance.“

Und das schien Wirkung zu haben. Wieder Gesprächsrunde unter den Rebellen. Emely saß jetzt auf dem Waldboden und heulte. Die Rebellen zeigten auf Lana. Das Krokodil trat wieder vor. „Wir wissen, dass du Lana heißt, wir kennen dich von früher. Da warst du OK. Wir wollen mit dir reden, nicht mit Emely.“

Emely und ich sind ein Team“, antwortete Lana, „aber wir brauchen euch. Ich kann für uns reden.“

Dann sag uns bitte, was ihr mit uns wollt, und warum das so sein muss.“

Lana ist bereit. Hat Jahre lang auf diesem Moment gewartet. Der Chefsessel in Emelys großem Plan.

Wie gesagt. Meine große Welt ist bedroht, wie Emely schon erklärt hat. Und eure kleine Welt ist genauso bedroht und zwar jetzt. Es ist nicht mehr viel Zeit. Dieser König provoziert. Menschen, die einfach im Wald spazieren gehen und Rad fahren werden schikaniert, ihre Sachen geklaut oder kaputtgemacht. Das wissen jetzt die Leute im Dorf und der Wiederstand formiert sich. Noch wissen sie nicht, wer oder was dahintersteckt. Manche sagen Außerirdische, also die wirklich verrückten Leute. Aber die nur leicht weniger Verrückten glauben jetzt, dass der Bürgermeister mit seinem Wolfseinseidlungsplan am Werk ist. Daher die Waldpolizei, die jetzt patrouilliert und Kinder aus dem Wald wegschicken. Das Problem ist, wenn irgendeine glaubhafte Person dabei die Emojis entdeckt, und das irgendwie beweisen kann oder sogar welche einfangen kann, dann ist alles vorbei. Da kommen Geheimdienst, Militär, Wissenschaftler und riegeln den Wald ab. Alles wird durchgesucht, Emojis gefangengenommen. Und glaube bloß nicht, dass ihr da im Zoo landet. Nein, im Geheimlabor, zur Untersuchung. Die Erwachsenen werden außer sich sein, ihr ganzes Bild vom Universum ist zerstört. Und das werden die Mächtigen geheim halten wollen. Strengst geheim, sonst fangen die Leute an, noch viel mehr Fragen zu stellen. Noch ist es nicht so weit. Nur Emely, ich, und euer Gummibärchenmädchen Lotti wissen es.“

Nicht unser Gummibärchenmädchen. Kämpfer der Demokratische Befreiungsarmee essen keine Gummibärchen. Das sind Flüchtlinge, die alles bei den Menschen besser finden.“

Habt ihr das verstanden. Ihr werdet im Labor seziert, geröntgt, interniert für immer!“

Und noch gekocht und gefroren!“, seufzte Emely noch dazu.

Klappe halten, Emely. Ich bin jetzt dran.“

Ist OK“, meinte das Krokodil, „Wir haben kapiert. Wir müssen zusammenarbeiten, auch mit dem Emelymädchen. Sie hat immer solche verrückten Ideen, das werden wir brauchen.“

Emely, noch am Waldboden sitzend, fing an laut zu lachen, die letzten Tränen noch am Abtropfen. Lana guckt sie fast mitleidig, aber definitiv auch beleidigt an. Wenigstens weiß Lana nun, dass ganz sicher sie und sonst niemand, den Tag gerettet hat und vielleicht viel mehr noch dazu. Ob Emely das in einer Woche noch weiß, ist eine andere Sache. Aber egal. Lana kann, im Gegensatz zu Emely, ihre Erwartungen nach jedem Realitätscheck gut anpassen.

OK“, meinte das Krokodil wieder, „Wir arbeiten zusammen, um den König zu stoppen. Danach gründen wir die Demokratische Volksrepublik von Emojiland, und lassen alle Menschen, die in den Wald kommen, in Ruhe und ihr lasst auch uns in Ruhe.“

Ja“, sagte Emely, „Das wäre wunderbar. Wunderbar einfach. Aber machen da gleich alle Emojis mit? Wer wird denn Präsident der Volksrepublik? Ein gewisser Mr Krokodil, vielleicht? Und er bleibt dann für immer so nett and nice wie der König am Anfang auch war. Der König, der jetzt so böse geworden ist. Und was ist mit den Gummibärchenfressern? Wir können nicht jede Woche eine neue Lotti im Geheimteam aufnehmen.“

Es wird aber einfach sein. Wir werden es einfach machen“, entgegnete das Krokodil, „Alle Emojis werden sich entscheiden müssen, Freiheit in der Volksrepublik, oder Emelys Handy. Manche habe sich schon entschieden. Alle werden sich entscheiden müssen.“

Ja, alles schön gut“, sagte Lana dazu, „und danach kämpfen Emely, ich und Emelys Handyemojis gegen den Klimawandel, die Umweltzerstörung und Präsident Blump. Zwei kleine Mädchen gegen die Welt. Und wenn wir das nicht schaffen, ist irgendwann euer Wald toast: Abgestorben, abgefackelt, ausgebombt, egal, alle Emojis vertrieben oder tot. Wenn ihr das nicht wollt, müsst ihr wenigstens bereit sein, uns zu helfen, wenn wir euch brauchen. Jeder Emoji ist einzigartig und könnte den Unterschied machen zwischen Zukunft und Untergang.“

Ja, OK, wir haben verstanden. Aber nicht denken, dass wir irgendwie Freunde werden. Und zuerst geht es um unsere Sache. Habt ihr einen Plan, wie wir den König einmal und für immer stoppen können? Ja oder nein?“

Ja“, antwortete Emely sofort, „Wie ich vorher sagen wollte… I’ll be back. Mit meinem riesen-Sauggerät. Und, wie ich schon vorher von euch wissen wollte, brauche ich den Termin von der nächsten königlichen Ansprache. Nächstes Mal hör mir doch bitte erstmal richtig zu Ende zu. Alle königstreuen Emojis versammelt an einem Ort, ich sauge sie alle in meinen Laubsaugersack ein. Den Sack stecken wir gleich in eine große Blechdose, da sind sicher Emojis dabei, die den Sack aufschlitzen könnten.“

Und damit wird die Freie Emojirepublik durch die Demokratischen Volksrepublik von Emojiland auf der Stelle abgelöst“, deklarierte das Krokodil genussvoll, „Meine Kollegen hier werden mich anschließend zum ersten Präsidenten wählen.“

Und was machen wir danach?“, wollte Lana noch wissen, „Ein paar Hundert Emojis in einem Sack und auch noch Gummibärchenfresser sowie auch fahnenflüchtige Emojibanden irgendwo im Wald unterwegs.“

Gummibärchen im Wald wird es nicht mehr geben“, sagte Emely sofort, „Lotti kann gerne ihre Emojifreunde einsammeln und mit nach Hause nehmen, die sind bei uns im Team. Und wenn wir irgendwas zu feiern haben, dann wird es ganz sicher Gummibärchen für alle geben.“

Von mir aus gerne“, stimmte das Krokodil zu, „auf solche Emojis kann ich gerne verzichten. Die Fahnenflüchtigen aber gehören mir. Das sind keine Menschenfreunde, sondern einfach Emojis, die nicht kämpfen wollen. In der Demokratischen Volksrepublik von Emojiland wird niemand kämpfen müssen. Wir glauben euch einfach, dass es sonst keine anderen Emojirepubliks geben kann. Wir greifen keine Menschen an. Rebellen wird es auch nicht geben, wir nehmen nur Emojis aus dem Sack, die zu unserem Grundgesetz eindeutig stehen und die Gefolgschaft zum König eindeutig abschwören.“

Und was machen wir denn mit dem König und seinen noch Gefolgsleuten?“, wollte Lana immer noch wissen.

Das ist euer Problem. Das sind eure Gefangenen. Steckt sie einfach in ein Umerziehungslager. Ladet sie auf ein Handy und klebt es an die nächste Mondrakete. Ist uns egal, die wollen wir nicht.“

Alles gut“, sagte Emely, „Das sind schließlich alles meine Emojis und ich werde eine Lösung finden müssen. Also, bitte schön der Termin.“

Nächsten Dienstag um 11 Uhr, nach menschlicher Zeitrechnung.“

Das kann doch nicht sein! Nur ein Scheiß nach dem anderen! Warum denn dann, mitten im Unterricht! Lana und ich fehlen gleichzeitig. Das geht dann gleich an die Eltern, und die wissen sofort, was Sache ist.“

Emely! Immer gleich rumschreien. Das nervt. Wie wäre es mit erstmals ein klein bisschen mitdenken? Frag zum Beispiel, wie lang die Ansprachen dauern.“

Ja. Ja. Lana, Lana, besser Wisser, kleine Pisser, du nervst auch, Und ja, ich hasse dich, yes, ich HASSE DICH, ganz, ganz wirklich, und 4-ever!“

Emely, das ist einfach lächerlich, schaffst du keine fünf Minuten lang, aber ich mag dich trotzdem, und ich werde für uns eine Lösung finden. Keine Sorge. Wir schaffen es!“

Diese Konversation hatten wir mindestens fünfmal diese Woche schon. Liebe Lana, lass das einfach. Ich bin so stürmisch, weil ich so stürmisch bin, und du kannst es nicht ändern. Die besten Teams sind einfach so: Eine stürmisch, Eine cool, Eine schlau, Eine einfach dumm wie du.“

Blödkopf!“

Wenn ich hier was sagen darf?“, unterbricht das Krokodil, „Das Lana-Mädchen hat natürlich recht. So kennen wir sie auch von früher. Netter, schlauer, und rundum angenehmer als das Emely-Mädchen. Aber gefragt hat uns natürlich niemand, auf wessen Handy wir draufgespielt werden wollten. Also. Eine königliche Ansprache kann mehrere Stunden dauern, bis dahin ist diese Kinderschule sicherlich vorbei.“

Prima, dann kommen Lana und ich gleich nach der 5. Stunde einfach dazu und saugen alles in den Sack ein. Liebes Krokodil, wir treffen uns hier um 13 Uhr nach der einzigen Zeitrechnung, die es in Deutschland gibt. Ihr führt uns dann zu der Burg. Sobald alles im Sack landet, könnt ihr Rebellen die Burg in Besitz nehmen und eure Demoskopische Völkerrepublik von Emojiville ausrufen, oder wie auch immer es heißen soll. Und dann sind endlich mal alle von uns zufrieden außer Lana, alles viel zu stürmisch für Lana.“

Blödkopf!“

Darf ich dir ein paar andere Wörter beibringen, liebes Lana-Mädchen. Da kommt sonst keine richtige Konversation mit dir zu Stande und du bist schließlich meine beste Freundin.“

Blöd Kopf. Dumm Head.“

Wow, das waren gleich zwei neue Worte, eines davon sogar deutsch.“

Ja, ich bemühe mich, unsere schöne Freundschaft jeden Tag noch schöner und freundlicher zu machen.“

Lana, das ist doch gar nicht möglich, wir sind schon beinah verliebt.“

Ich nicht.“

Ja danke.“

Und damit war ein sehr erfolgreicher Tag im Wald zu Ende.

Hausaufgaben hat nur Emely gekriegt: Einen treffenden Grund zu erfinden, warum sie unbedingt am kommenden Dienstag den Laubbläser mit in die Schule nehmen muss. Irgendein Physikexperiment? Oder lieber den Schulhof als Strafe freifegen zu müssen? Das würden die Eltern eher glauben, seit dem Unfall benimmt sich Emely nicht mehr so vorbildlich wie früher.

Endlich mal unser Team Tundra so nah am Ziel. OK, wenn man als Ziel hat, überhaupt irgendetwas anfangen zu können mit den Emojis. Denn ohne Emojis ist klar, da kann man die Tundra gleich in den Backofen schieben. Von zwei Mädchen alleine wird keine Rettung kommen, jedenfalls nicht von diesen zwei Mädchen.

Zu Hause angekommen meldete sich Emely sofort zum Kehrwochedienst. Ja, freiwillig. Zu Übungszwecken natürlich. Schon sehr seltsam, meinten die Eltern. Offensichtlich wird diese Strafe in der Schule wenig bewirken. Das Mädchen hat sogar Spaß am Blättersaugen. Hoffnung hatten Emelys Eltern eh nur noch wenig, dass es wieder normal zugehen würde mit ihrer Tochter. Andere Eltern haben es irgendwie leichter, oder haben einfach einen besseren Job gemacht.

Tag 8

Sonntag, traditionell ein arbeitsfreier Tag. Und das bedeutet für Emely, keine Emojis. Einfach einen Tag von dem ganzen Stress freinehmen. Die Idee gefällt ihr voll. Handy in die Schublade stecken – out of sight, out of mind – muss eigentlich funktionieren, oder? Sie probiert es. Und stellt ziemlich schnell fest… Oha, das hat sie ganz offensichtlich noch nie gemacht also in den fast 3 Jahren seit sie ein Smartphone besitzt. Das ist erschreckend. Immer zuckt es im Kopf…. Irgendwas geschwind gucken, irgendjemandem kurz was schreiben… wenigstens nebenbei Musik hören.

Da weiß Emely nicht so wirklich, was sie überhaupt machen kann. Spielen? Nein nicht mit dem Handy. Dummkopf! Spielen wie ein Kind. Scheiße. Wie geht das noch? Kann man das überhaupt noch mit 11? Elf fühlt sich ganz anders an als sieben. Ein bisschen Turnen im Garten muss doch gehen. Emely dreht Rad, versucht ein paar Flickflacks. Die kommen aber nicht mehr so gut. War ihr früher alles so leichtgefallen. War’s der Fahrradunfall? Emely füllte sich steif und irgendwie nicht so ganz leicht. Früher war sie wie eine Papiertüte, haben die Leute gesagt. Jetzt wie eine Papiertüte mit Kartoffeln drin.

Und was hat sie neuerlich auf TikTok gesehen? 6-jähriges Mädchen aus China. Macht 100 Flickflacks am Stück. Ist jetzt schon ein Social Media Star. Zu meinen besten Zeiten konnte ich fünf. Und damals gab es sowieso kein TikTok. Ich bin wirklich alt geworden. Was soll aus mir werden? Und was mache ich heute? Mensch Ärger Dich Nicht spielen oder was? Mit meinem dummen Bruder? Noch schlimmer mit meinen Eltern? Kannscht vergessen. Ich geh jetzt in mein Zimmer und lese ein Buch. Das geht in jedem Alter.

Im Emelys Zimmer stand tatsächlich noch ein Regal mit Büchern. Entsetzt stellte sie fest, dass sie nicht irgendein Buch ihres Wunsches lesen konnte, sondern bei Papierbüchern wirklich nur eines von den wenigen, die auf dem Regal standen. Und das waren irgendwelche Mädchengeschichten und ein paar sicherlich von der modernen Wissenschaft überholte Sachbücher. Die Mädchengeschichten waren grässlich. Emely lebt jetzt in einer Geschichte mittendrin, die 1000-mal spannender ist. Und das bringt sie auf der Idee. Tagebuch schreiben. Da würden schon viele Jahre ihres Lebens fehlen. Aber ihr neues Leben….. gerade mal 8 Tage alt? Da weiß sie noch ganz genau, was an jedem Tag seit dem Überfall passiert ist. Und die Chancen, dass das alles in nächster Zeit weniger spannend wird, schätzte sie als sehr gering ein.

Aber das Problem - wie bei jedem Tagebuch, aber ganz besonders bei diesem – es darf auf keinem Fall irgendjemand das Ding entdecken und reinschauen. Gar nicht so einfach, wie man denken würde. Im Haus hier ist gar nichts sicher. Eltern schnüffeln überall rum…‘Wir haben deinen Impfpass gesucht.‘ und solchen Ausreden.

Schreiben wollte Emely aber trotzdem. Therapeutisch. Zeitverschlingendisch. Wird den Tag auf ein Schlag retten. Und sie hat eine Idee. Bloß nicht Emelys Tagebuch draufschreiben. Namen, Orte, Zeiten etwas abändern. Und die Fantasiegeschichte ist perfekt. Emely schreibt einfach ein Buch. Irgendwas für Mädchen, die vielleicht 11 Jahre alt sind. Was haben die denn sonst zu lesen? Immer noch Drei Fragezeichen? Oder irgendwelche Teenie Liebesromane. Noch schlimmer… irgendwas mit Pferden. Die Emely interessiert das alles gar nicht. Also, sie wird eine Geschichte schreiben, die sicher niemand glauben würde oder könnte. Und sie wird es einfach auf ihrem Bücherregal lagern. Da guckt ganz sicher niemand rein. Und auch wenn, wer würde eine Fantasiegeschichte von Emely dem logischsten Mädchen der Welt lesen wollen. Absolut niemand!

Und wunderbar hat es funktioniert. Stundenlang saß sie am Schreibtisch, lag auf dem Bett und hat alles auf das Papier rausgehauen, das wie ein Wirbelwind in ihrem Kopf rumgetobt ist. Müde war sie am Ende und sehr, sehr zufrieden. Da hat sie sich sogar unerlaubterweise erlaubt, ihren LEs geschwind ‚Gute Nacht‘ zu sagen. Gehörte zum perfekten Tag irgendwie dazu.

Tag 9

Endlich mal wieder Normalleben, in die Schule gehen und so. Das war schon äußerst anstrengend mit dem arbeitsfreien Tag. Höchstens einmal in der Woche könnte sich Emely vorstellen, sowas Verrücktes zu machen. Ihre Lieblingsemojis hat sie herzlich vermisst, Lana auch.

Klar war, Emelys noch sehr junges, neues Leben war nicht mehr wegzudenken. Das Team und alles, was damit verbunden war, würde ihren Alltag von nun an bestimmen. Cool, oder? Jedenfalls war Emely für sowas Wildes zu haben. Schon immer so. Aber die richtig wilden Sachen im Leben kann man sich meistens nicht selber aussuchen, man wird eher von denen überfallen. Scheiße, oder? Oder vielleicht doch nicht. Was man sich selbst aussuchen kann, muss man sich erst überhaupt vorstellen können und das schränkt sehr ein. Emojis aus dem Wald wäre auf der Wilde-Sachen-Speisekarte sicher nicht dabei gewesen.

Frau Distel lässt erwartungsgemäß gar nicht locker mit der Tundra. „Nur noch eine Woche bis zum World Habitat Day“, verkündet sie zum Anfang der dritten Stunde, „und ich habe eine richtig coole Nachricht für euch. Unsere Schule wird beim WHD-Bundeswettbewerb mitmachen. Und da seid ihr dran. Ein Essay, maximal 3000 Wörter, warum das Schützen eines bestimmten Habitats höchste Priorität genießen solle. 18 verschiedenen Habitats werden von der UNO als besonders schutzbedürftig gesehen und zu jedem von denen kann unsere Schule ein Essay beim Bundesumweltministerium einreichen. Daraus wird bundesweit ein Siegeressay pro Habitat auserkoren, und der Schreiber oder Schreiberin wird dann mit Vertretern aus allen anderen teilnehmenden Ländern zum 5-tägigen Habitatbesuch mit Safari und wissenschaftlicher Untersuchungen eingeladen. Es wäre natürlich eine große Ehre für unsere Schule und Stadt, wenn eine von euch im Bundeswettbewerb gewinnen würde.“

Und eine Woche frei von der Schule, hoffentlich?“, wollte Ella sofort wissen, „Die haben doch einen Vogel, wenn sie denken, dass ich meinen Urlaub dafür herschenken würde.“

Alles gut Ella. Das gilt als schulische Veranstaltung und findet selbstverständlich in der Schulzeit statt, und zwar im nächsten März, in der Woche vor den Osterferien.“

OK, fairer Deal“, meinte Ella, „Wo geht’s denn hin?“

Für unsere Tundra wird es irgendwas Arktisches im Norden von Finnland, glaube ich. Wird noch ziemlich kalt sein, aber wenigstens scheint die Sonne wieder. Im Winter gibt es da gar keinen Tag, nur Nacht.“

Und was ist mit den anderen Klassen?“

Die haben anderen Habitats als Thema gehabt. Regenwald geht natürlich nach Brasilien, Savannah nach Tansania.“

Und wir haben scheiß-Tundra ausgesucht. Wie die letzten Deppen.“

Nicht ganz freiwillig. Ich gebe zu, ich war einen Tag im September krank und just an diesem Tag hat die Rektorin die Ausschreibung im Lehrerzimmer ausgehängt. Als ich wieder in der Schule war, haben alle anderen Lehrer schon ein Habitat ausgesucht. Und da blieb eben noch Tundra und Wüste, glaube ich.“

Dann haben Sie eine gute Wahl getroffen,“ gratulierte Lena, „Rentiere finde ich viel netter als Kamele.“

Natürlich bleibt es euch überlassen, ein Habitat selbst auszusuchen, „führte Frau Distel fort, „aber wir haben ziemlich viel über Tundra gelernt und die anderen Klassen hätten einen deutlichen Vorteil in ihrem Themengebiet.“

Ich mag Tundra“, sagte Emely, „Und ich glaube, ich hätte Chancen da zu gewinnen. Ich habe schon weiter geforscht.“

Ich mag Strand,“ sagte erwartungsgemäß Ella, „und da habe ich auch weiter erforscht. Jeden Urlaub.“

Super!“, meinte Frau Distel dazu, „Zwei echte Fachpersoninnen in einer Klasse. Ich glaube, die 6b wird nicht zu stoppen sein. Bitte alle eure Essays bis Freitag bei mir einreichen, am Montag werde ich die besten drei der Schuljury vorlegen. Und eines davon wird dann beim Umweltministerium landen.“

Auf dem Heimweg war Lana noch nachdenklich. „Meinst du wirklich, dass du eine Bundeswettbewerb gewinnen kannst?“

Nicht jede Bundeswettbewerb, aber diesen mit der Tundra schon. Warum nicht. Das traue ich mir zu, irgendwie.“

Und dann willst du dahinfahren, und mich hier ganz allein lassen in der 6b?“

Warum nicht? Ich liebe Tundra seit neuerlich.“

Aber liebst du Tundra wirklich noch mehr als Ella Tundra hasst?“

Weiß ich nicht, aber wahrscheinlich nicht so ganz viel. Warum denn?“

Das bringt mir auf einer Idee, eine ganz Verrückte.“

Das ist aber mein Job.“

Dann mache ich deinen Job für dich.“

Aber denk bloß nicht, dass ich einfach gedankenlos mitmache. Das ist dein Job.“

Emely, ich hasse dich.“

So viel wie Ella Tundra hasst?“

Ja und wie ein Kamel den Nordpol hasst.“

Sag einfach deine verrückte Idee. Vielleicht finde ich sie lustig.“

OK, du kannst ein Essay schreiben, das im Bundeswettbewerb gewinnen kann. Wir haben Emojis, hoffentlich ab morgen sogar viele neuen die alles Mögliche machen können. Wir müssen üben, fiese Sachen mit unseren Gegnern zu veranstalten. Vielleicht kriegen wir es hin, Ellas Essay mit deinem irgendwie zu tauschen. Bis es auffliegt, liegt es schon beim Umweltministerium und Ella wird als Bundessiegerin auserkoren. Eine große Ehre für unsere Schule und Stadt, da wird sie nie rauskommen können. Also, wir schicken sie eine Woche nach Sibirien oder wo auch immer das war, und genießen die Zeit Ella-frei in unserer nette Klasse 6b.“

Und was ist, wenn ICH gerne zur Tundra fliegen würde?“

Hast du selbst gesagt, du liebst Tundra nicht so arg wie Ella sie hasst. Das hat sowieso alles Ella angefangen, davor hast du nicht einmal in Leben von Tundra geredet.“

Lana, da hast du leider recht. Coole Idee. Ich bin jetzt du, und mache einfach mit. Aber wie du das hinkriegen willst?…. fürs Denken bin ich hier nicht zuständig, ich bin jetzt du.“

Blödkopf!“

Nein, wirklich. Und das ist keine Beleidigung. Ohne dich, Lana, wäre ich gar nichts. Denkst du, dass ich die ganzen Sachen einfach allein machen würde. Niemals. Und seit dem Überfall erst recht nicht. Du hast mein Leben gerettet, und ich liebe dich dafür.“

Wirklich?“

Ja schon…. wenn ich mal gut drauf bin.“

Tag 10

In der Nacht zum Dienstag konnte Emely kaum schlafen.

Sie kam gerade noch rechtzeitig in die Schule und merkte sofort, dass sie Teil 2 der Hausaufgabe irgendwie vergessen hat: Einen treffenden Grund zu erfinden, warum sie (aus Sicht der Schule) einen Laubbläser mit in die Schule gebracht hat. Scheiße. Lehrer und Klassenkameraden waren sich aber einig. Emely ist nach wie vor leicht bis mittelschwer verwirrt. Lana hatte es mit der großen Blechdose leichter. Sie hat einfach Kekse für die Klasse gebacken mit dicken Schokoklumpen drin. Ella wunderte sich für alle hörbar, warum ein so cooles Mädchen wie Lana noch so viel Zeit mit diesem Loser Emely verbringt. Dafür kriegt Ella den größten Keks von Lana in die Hand gedrückt (den den der Hund beim Frühstück abgeleckt hat).

Punkt 12:30 Uhr fahren die zwei Mädchen los. Jetzt bitte, bitte, bitte, alles einfach klappen, kein Stress, kein Streit. Emely hatte einfach keine Kraft mehr für die übliche Rumzickerei, wenn alles schief geht. Lana war eh alles egal. Sie fühlte sich einfach dick von zu vielen Schokokeksen. Es musste schließlich eine sehr große Blechdose sein.

Die Rebellen warteten wie vereinbart und führten die Mädchen bis tief in den Wald hinein. Jetzt blieb nur noch die Frage, ranschleichen, oder mit Vollgas reinstürmen? Das Krokodil hält an, noch außer Sichtweiter der Burg. „Das ist ein hohler Baumstumpf, der König wird oben stehen, seine Leibwächter und Diener sind innen. Vor der Burg werden die ganzen königstreuen Emojis dicht zusammenstehen. Womöglich gibt es Tunnel unter dem Baumstumpf. Ihr müsst auf jeden Fall zuallererst den König kriegen und gleich danach dieses Saugding in die Burg reinstopfen.“

Aber die Emojis vor der Burg werden in alle Richtungen losfliehen“, bemerkte Emely, „Wie soll ich die alle einsammeln, ohne auf irgendwelche draufzutreten?“

Ich denke eher nicht“, meinte das Krokodil, „das sind die Gefolgsleute. Sobald sie merken, dass einer, der noch mächtiger ist, an die Macht kommt, werden sie einlenken. Echte Freiheit ist nur was für die ganz Mutigen, die allermeisten wollen lieber dem folgen, der das Sagen hat, macht alles so viel einfacher. Da stehen drei Einheiten unserer Befreiungsarmee bereit. Wir werden in kürzester Zeit für Ordnung sorgen. Einfach von hinter an die Burg heranschleichen, so wird niemand zertreten.“

Das Krokodil scheint wirklich eine gute Führungsfigur zu sein, dachte Lana. Sachlich, ruhig, gut organisiert und entschlossen. Alles Sachen, die Team Tundra so dringend brauchen könnte. Und was haben wir? Emely. Sie hat andere Stärken, da ist Lana sicher, obwohl gerade in dem Moment fällt ihr keine ein.

Emely rastet den vollgeladenen Akku in den Laubbläser ein und kontrolliert ganz genau, ob der Hebel auf Saugen steht. Das Krokodil steigt auf ihre Schulter hoch, das ist hier das erste und allerletzte Mal, dass er Hilfe von einem Menschen annehmen möchte. Lana und die drei Einheiten gehen in Deckung hinter der Emojischar. Alles steht bereit. Der König redet sich in einen Rausch, sein Volk hört gebannt zu.

Emely schleicht sich bis zur letzten Tanne ran, atmet tief ein, legt den Finger auf dem Startknopf….. und wartet. Hubschi summt vom Baum gegenüber runter, und schwebt über die Menge. Alle Augen richten sich auf ihn. „Rebellenangri….!“, schreit der König, sein letztes Wort bevor die Windhose ihn hochreißt, in den Rüssel bis zur sanften Landung im dunklen Sack. Gleich danach purzelt seine Leibgarde auf ihn nieder. Der Umsturz ist perfekt.

Die versammelten Emojis starrten Emely fassungslos an. Aber jetzt ist sie keine Prinzessin mehr. Emely die Große, Königen von allen Emojis, Siegerin in der Schlacht von Emojiburg, Meisterin des Saugdrachens. Die Rebelleneinheiten treten aus dem Unterholz heraus. Emely setzte das Krokodil auf die Burg.

Liebe Emojivolk!“, ruft er laut in die Menge, „Lang lebe der Demokratischen Volksrepublik von Emojiland!“

Lang lebe die neue Königin!“, rufen die versammelten Emojis zurück.

Nein, nein, nein,“ stammelte die Emely, „Ich bleibe hier nicht im Wald. Ich habe Wichtigeres zu tun. Wer mir helfen will, kann gerne mitkommen, aber auf meinem Handy. Wer was Eigenes vorhat, bleibt besser hier, ich empfehle den Herrn Krokodil als euren neuen Präsident. Er wird für ein friedliches und ruhiges Leben im Wald sorgen. Alles very langweilig.“

Lana holte die große Blechdose hervor. Emely schraubte den Sack vom Laubbläser ab und kippte einen kleinen Haufen Emojis, Kellerasseln und braune Blätter hinein. Deckel zu und Tschüss.

Mit dem Ex-König habe ich noch einiges zu klären“, sagte Emely, „nein, belehren…. passt viel besser.“

Alle, die sich für ein Leben mit Königin Emely interessierten, wurden von Hubschi Hubschrauber und die LEs darüber aufgeklärt, was das alles bedeuten könnte. Die restlichen Emojis versammelten sich um Ex-Rebellenführer Krokodil.

Einen so erfolgreichen Tag haben Emely und Lana lange nicht mehr erlebt. Mit den vielen neuen Emojifähigkeiten wird Team Tundra noch viel schlagkräftiger sein. Im Wald wird endlich Ruhe herrschen und die Waldpolizisten werden dann irgendwann aufgeben.

Nur Emelys arme Eltern müssen noch zittern. Der Spaß fängt schließlich erst jetzt RICHTIG an. Emely kann es kaum abwarten. Lana schon. So wunderbar unterschiedlich sind nun die Menschen. Sogar beste Freunde. Weil manche eben „neurodivers“ sind, wie Emely, (ja, so heißt es heutzutage) und andere eher „normal“, wie Lana. Und das ist gut so. Macht das Leben viel, viel interessanter.



The End

Tuesdays for Tundra

Der CIA

Der CIA ist sich sicher. Das sind Mädchen. Davos, München, Stockholm. Wo auch immer der Präsident in Europa auftritt, geht was daneben. Und die Mädchen sind da. Alles Bildmaterial wurde von dem Quantum Computer des FBI ausgewertet, die Security Cameras der EUROPOL gehackt. Nur eines bleibt allen drei Städten gemeinsam. Zwei Mädchen. Immer nah an den Sicherheitskordon gedrängt, die die Innenstadt abriegelt. Eines hat lange Haare, Gesichter kann man aber kaum ausmachen.

Es wird schwer. Der Sicherheitsberater ist nervös, weiß nicht, wie Präsident Blump reagieren wird, wie er heute drauf ist. Der Job des National Security Advisors ist eh ein Schleudersitz, bisher hat niemand mehr als drei Monate durchgehalten.

Er tritt in das Oval Office herein. Blump schaut CNN. Er hasst CNN, und die machen sich wie immer über ihn lustig, vor allem über seinen Auftritt beim Weltwirtschaftsforum. Der Sicherheitsberater hat ihm schon mehrmals erklärt, warum er CNN nicht ins Gefängnis stecken darf. Hat vorgeschlagen, einen anderen Sender zu gucken, einen der vielen, die den Präsidenten, und alles, was er sagt und tut, verehrt.

Der Sicherheitsberater hustet höfflich. Blump schaut ihn an.

Mr President. We have a lead. We think we know what is happening to you in Europe. Well, not exactly what is happening, but at least maybe who is behind it.“

Präsident Blump wirkt leicht irritiert.

They love me in Europe. Millions come to see me.“

President Blump, those are protesters. They don’t like you.“

The Hungry People all love me. Get the Navy to ship them more food“

Yes Mr Blump, the president of Hungary likes you. But unfortunately his country has no access to the sea. And anyway, his people are not hungry. That‘s just the name of his country.“

That’s a funny name for a country.“

Yes Mr President, people who speak English can find it funny. But that is not what I’ve come to talk about. Please listen carefully to me for about 30 seconds, if you can manage that. We have information. There are girls. In all three cities where bad things happened to you in Europe.“

Yes, bad things always happen to me with girls.“

No, Mr President, I don’t mean that. These are quite small girls. We don’t know why and we don’t know how they do it, but we know that they are always there.“

So it’s that Greta again. I’m going to getta that Greta if it’s the last thing I do!! She’s in Sweden, right? Do we need Sweden?“

Mr President, you are not listening to me yet.“

What’s the point in having all these missiles, thousands of nukes, and I’m not allowed to use them on Sweden?“

Sweden is now in NATO, so you cannot bomb them.“

So what are the missiles all for then?“

To stop the Soviets coming.“

So they work then?“

Well, the Soviet Union collapsed in 1991, so they are not coming.“

So who is coming?“

Nobody actually.“

Then no one will mind if I use a few of the nukes on Sweden?“

Mr President, It’s not Greta. We have her under constant surveillance. She was not in Davos and she was not in Munich.“

They all love me in Sweden, don’t they? Maybe we can ask them to lock her up in jail?“

Please Mr President, just 10 seconds, just listen to me for 10 seconds…… IT IS NOT GRETA. There are two girls. Mystery girls. We have to find out who they are and where they live. And most of all we have to find out who is behind all this. There must be secret technology, some superpower.“

Der Sicherheitsberater ist sich ziemlich sicher. Es geht um Energiepolitik. Die Energiesicherheit Europas in den kommenden Jahrzehnten. Und dafür ist er da. Große Flüssiggaskonzerne haben ihn geschickt platziert, im Zentrum der Macht. Großzügige Spenden sind geflossen, und jetzt wollen sie was dafür sehen. Präsident Blump wird nach Europa geschickt, um für Flüssiggasimporte aus den USA zu werben. Ein Riesengeschäft soll das sein, und ganz nebenbei soll die Abhängigkeit von Europa an die USA für Jahrzehnte festgeschnürt werden. Wer könnte hier was dagegen haben? Drei Möglichkeiten fallen ihm sofort ein.

Die staatlich gelenkten Energiekonzerne aus dem Nahen Osten, die mit Wüstensolarstrom sowie Wasserstoff den europäischen Energiesektor komplett umbauen wollen.

Die radikalen Klimaschützer, die alle fossilen Brennstoffe abschaffen wollen.

Oder andere Großmächte, die den Westen destabilisieren wollen.

Aber warum zwei Mädchen? Und wer hat denn Zugang zur mikrorobotischer Technik? Anders ist nicht zu erklären, wie die Sicherheitsmaßnahmen um den Präsidenten so leicht überwunden wurden.

Jedenfalls kann man den europäischen Polizeibehörden nicht vertrauen. Da sieht eh keine ein, was das Problem sein soll. Präsident Blump schafft es auch ganz alleine, dämlich aufzutreten, da muss nicht gleich eine Verschwörung dahinterstecken. Also muss jetzt der CIA im Alleingang handeln, mitten in Europa, und dazu wird der Präsident ein paar Sonderbefugnisse erteilen müssen. Reine Formsache. Er unterschreibt in der Regel alles, was seine Berater vor ihm auf den Schreibtisch setzten.

Mr President, we will find them, and we will stop them. The European police are far too corrupt and incompetent to do this, we need to give the CIA all the necessary powers to operate independently in central Europe. We have people on the ground already, we just need your written authorisation to carry out covert surveillance and operational duties on the territory of Nato allies. Please sign here, and we will look after everything else.“

Und damit wurden unsere Supergirls Emely und Lana ganz offiziell zu Staatsfeinden der United States of America erklärt.

Man sollte hier erwähnen, dass der Sicherheitsberater nicht alle Fakten auf den Tisch gelegt hat. Und das Ding mit dem Quantum Computer war natürlich Quatsch. Die Gesichter der Mädchen waren tatsächlich etwas schwer zu erkennen, das Plakat, was sie immer hochhielte, aber nicht. „Tuesdays for Tundra“ stand klar und deutlich darauf, einem aufmerksamen Beamten ist das sofort aufgefallen. Weltwirtschaftsforum, Natogipfel, Sicherheitskonferenz, egal wo der Präsident in Europa auftritt… Tuesdays for Tundra ist dabei.

Das hat die CIA natürlich sofort gegoogelt, und fand……. Nichts. Eine höfliche Anfrage bei Fridays for Future hat auch nichts gebracht. Offensichtlich waren allein diese zwei Mädchen davon überzeugt, dass der Präsident irgendwelche Gefahr für die Tundra darstellt. Der Sicherheitsberater ging aber davon aus, dass der Präsident mit diesem Sachverhalt überfordert wäre.

Ob er überhaupt weiß, was Tundra ist……. Und auch wenn, wird er sich äußerst wenig dafür interessieren. Auf seinem Golfplatz in Florida ist sicher keine Tundra zu finden. Auch nicht auf seiner tropischen Privatinsel in der Karibik.

Also, eine direkte Gefahr für Tundra ist der Präsident sicher nicht, eher etwas Indirektes. Global Warming, die fossilen Brennstoffe, alles die übliche Meckerei der Grünen und Umweltschützern, meinte der National Security Advisor. Und das alles würde die CIA normalerweise nicht wirklich interessieren. Big Oil lässt sich nicht so leicht abschrecken. „Drill Baby Drill“ sagt der Präsident.

Aber diese zwei Mädchen scheinen Geheimtechnologie zu besitzen. Und das interessiert die CIA sehr wohl.

Der Sicherheitsberater ist aber unsicher. Da muss wohl ein Denkfehler drin sein. Wie sollen um Himmels Willen zwei kleine Mädchen Geheimtechnologie besitzen. Dafür hat man die CIA. Die sollen Technologie besitzen, die die anderen nicht haben. Und die sollen es auch geheim halten. Und nicht irgendwelche kleine Mädchen aus Europa. Was soll das?

Vielleicht sind das gar keine Mädchen, sondern Roboter…. von chinesischen Geheimagenten gesteuert. Unglaublich gute Roboter. Die muss die CIA haben. Sofort. Also, möglichst bald. Wann wird der Präsident wieder nach Europa reisen? Da schlagen wir zu. Die Roboter werden gekidnappt, wir werden sie nachbauen….

Oder vielleicht sind das doch Mädchen. Und sie haben irgendein kleines Haustier dafür trainiert, dass es die Sachen des Präsidenten alles durcheinanderbringt, sein Redemanuskript austauscht, seine Krawatte zerschneidet, grüne Haarsträhne besprüht. Yes, das ist alles in Davos passiert. München war noch schlimmer. Diese Mädchen müssen gestoppt werden. Gekidnappt. Sofort. Die sollen für uns arbeiten und unsere CIA Geheimtiere trainieren. Haben wir überhaupt Geheimtiere?

Und was könnten diese Mädchen noch für Sachen anstellen? Sind unsere Pipelines sicher, unsere Tiefseeinternetkabel? Vielleicht haben sie Fischroboter, oder einen trainierten Blauwal. Einen Krisenstab müssen wir sofort bilden. Der CIA hat den kalten Krieg gewonnen und wird den Krieg der zwei Mädchen auch gewinnen, da ist sich der Sicherheitsberater fast ganz sicher.



The Girls

Zurück in Europa wussten unsere zwei Supergirls gar nichts davon. Emely ist aber nachdenklich. Alles so traumhaft geklappt. Der Blump in alle Fallen getappt, das Internet volle lustiger Memes. Aber wird das was bringen?

Er führt sich eh so dumm auf. Und sagt eh so dumme Sachen. Und gewählt wurde er trotzdem. Weil Tundra nicht wählen kann. Und weil praktisch kein Mensch, der wählen kann, in der Tundra wohnt.

Aber die Wissenschaftler wissen schon was passieren wird, wenn der Permafrost unter der Tundra auftaut. Dann wird es in California brennen und Texas wird zur Wüste. Es ist doch gar nicht so kompliziert, oder? Emely, 11 Jahre alt, versteht es. Und sie kämpft. Lana, 12 Jahre alt, versteht Emely, und sie kämpft mit. Und die Emojis, Hubschi Hubschrauber und seine Crew machen das, was Emely sagt. Ihre Prinzessin weiß alles, davon sind sie überzeugt.

Die Reisen nach Stockholm und in die Schweiz waren großartig. So ein Rummel, so viele junge Leute, so viele Polizisten, die auch ganz nett waren. Zwei mittelgroße Mädchen mit einem Plakat, einfach niedlich. Der eine Polizist hat sogar ein Selfie mit uns gemacht. Darf er das eigentlich?

Und das Beste dabei…. Wir haben sogar schulfrei gekriegt. Als Vertreter der Waldemar Möllenbach Schule, mit Segnung der Schulleitung im Auslandseinsatz. Ja, die WMS steht zur Tundra. Jahresprojekt. Und das alles dank der Ella: Landessiegerin im World Habitat Day Essay Competition. 783 Schulen haben teilgenommen, nur eine hat gewonnen.

Ella fliegt nächste Woche über Oslo nach Narvik in den Norden Norwegens. Alleinvertreterin des deutschen Sprachraums bei der UN Youth Alliance for Habitat Conservation Tundra Fieldtrip. Wow, wie hat sie das denn geschafft. Ella, die IMMER was zu sagen hat, selten bei jemandem anders zuhört. Und, ehrlich gesagt, weder besonders schlau noch fleißig ist.

Ganz einfach. Emely hat’s geschrieben. Besonders schlau und fleißig, wie sie nun ist. Und dann? Tuesdays for Tundra Aktion 1, Hubschi Hubschrauber mit Team Emoji haben die Manuskripte einfach getauscht, Name und Unterschrift rausgeschnitten und wieder angenäht. Und, schwupp di wupp, eine Woche ohne Ella, einfach unsere Ruhe haben. Die Frau Distel wäre uns sicher auch unendlich dankbar, wenn sie nur ahnen könnte, was da gelaufen ist.

Die Schulleitung war so stolz, noch nie davor durfte die Waldemar Möllenbach Schule unser Land international vertreten. Tundra ist von nun an Schulsache. Bilder hängen an der Wand, eine Partnerschule im arktischen Gebiet wird gesucht, ein Quadratkilometer Tundra in Süd-Osten Islands wurde adoptiert und gesponsort.

Und, DAS HIGHLIGHT….. Tuesdays for Tundra Initiatorinnen Emely und Lana von der Klasse 6b durften auf Schulzeit zur Protest for Peace and Climate Justice NOW. Bei jedem europäischen Auftritt von Präsident Nonald Blump wird protestiert. Die Jugend Europas erhebt sich.

Stockholm, Sweden. Davos, Switzerland. Munich, Germany. Und interessanterweise keine weiteren Termine bekannt. Blump mag vielleicht Europareisen nicht mehr. Oh no! Was haben unsere zwei netten Supermädchen für einen Mist gebaut.

Und jetzt kommt natürlich auch noch die Zeitung aus der Kreisstadt: Interviews, Fotos, die Schulleiterin, die Klassenlehrerin, die Wettbewerbssiegerin und natürlich auch noch diese zwei Mädchen, die sich politisch so engagieren, bitte mit Plakat. Alles auf der ersten Seite. Jetzt wird’s bunt.

Onkel Googles Tentakeln erstrecken sich um den Globus. Noch nie zuvor hatten sich die amerikanischen Geheimdienste mit den Nachrichten aus dem Niederböhringischen Boten beschäftigt. Aber die Zeiten haben sich geändert. Die Machtzentren verschieben sich. Mädchen statt Männchen an der Macht!

Die USA wird aber kämpfen. Die CIA hat einen Jahresetat von 72,4Mrd $ und nur ein Ziel: Alle Feinde der USA im Ausland auf dem ganzen Globus zu bekämpfen. Unsere zwei Mädchen haben zusammengezählt ein monatliches Taschengeld von 55 Euro. Zum Geburtstag fließt in der Regel bis zu 100 Euro einmalig dazu. Mit Kleindiensten zu Hause lässt sich auch noch ein paar Cent erwirtschaften. Alles steuerfrei.

Also Tuesdays for Tundra steht ein Jahresetat von etwa 0,000.001Mrd Euro zur Verfügung minus laufenden Mädchenkosten wie Gummibärchen, Schließtagebücher, Hairclips, Hamburgers u.s.w.

Well, Money Can’t Buy You Love…. und ganz schön viele andere Sachen auch nicht, wie die Amerikaner bald herausfinden werden.

Aber die Emely ist immer noch nachdenklich. Lana sogar leicht betrübt. „Wie kann es sein, dass uns niemand auf die Spur kommt?“

Ja, es ist fast unheimlich. Die ganze Schule tanzt nach unseren Wünschen, sogar unsere Eltern machen brav mit. Wir bekriegen uns mit dem mächtigsten Mann der Welt, und niemand checkt es.“

Vielleicht sollten wir jetzt aufhören, wo alles noch so schön ist. Wir könnten auch nette Sachen mit den Emojis machen, Leuten helfen, Microplastik aufsammeln, Schädlinge bekämpfen.“

Lana, LA NA….. du lahme Lama, NEIN!!!. Das machen wir NICHT!! Was denkst du denn?….. Wir geben auf, und wer macht denn was für die Tundra? NIEMAND. Willst du irgendwann 70 sein, und es gibt keine Tundra mehr. Deine Enkelkinder wollen wissen, was du gemacht hast als du klein warst, als die Erde über den globalen Klima-Kipppunkt gekentert ist. Und du sagst ‚Ich habe was versucht, aber weil es so gut gelaufen ist, habe ich aufgegeben, und stattdessen was nettes gemacht.‘ Ist doch lächerlich. Willst du überhaupt Enkelkinder haben? Dann mach was. Denk bloß nicht, dass normale Protestaktionen irgendwas bringen werden. Save The Whales und alle machen schon irgendwie mit, kostet ja nichts. Aber Save The Planet, dazu haben die Leute von heute einfach kein Bock. Ich aber. Und du machst mit, sonst gehören die Emojis mir allein. Und du bist wieder nur Lana von Langweilingen und hast nicht mal eine beste Freundin. Kapiert?!!“

Yes Emely. Ich habe keine Wahl. Du gibst mir keine Wahl. Ich bin nur ein Wal, warum rettet mich niemand?“

Prima, alles top…. ich wusste, dass ich auf dich zählen könnte. Lana, du bist einfach klasse.“

Mäh.“

OK, jetzt brauche ich dein Mitdenken. Alles, was wir bisher gemacht haben, ist super gelaufen, jeder Streich ist traumhaft geglückt. Und erreicht hat das alles…. NICHTS. Blump bohrt einfach weiter nach Öl und Gas. Europa, Indien, USA, China, egal wo, kauft das Zeug ein und verbrennt es.“

Emely, wir haben Blump verjagt, er kommt vielleicht nie wieder nach Europa. Zwei kleine Mädchen….. eine Riesenwirkung!“

Und was bringt das denn bitte schön? Welcher Planet wird dadurch gerettet?“

Emely, alle Leute werden die Erde retten müssen und nicht zwei kleine Mädchen, nicht mal ein dicker Präsident.“

Denn sagt das diesen allen Leuten bitte. Und wir sehen, was dann passiert.“

Nichts natürlich, wir müssen die Erdbewohner überzeugen. Sagen allein bringt nichts.“

Bist du denn von Mars, oder was?“

Er, nein, eigentlich. Sicher Venus.“

O HA….. Lana will LOVE. Ich weiß, du kommst jetzt in das Alter, wo das alles plötzlich so viel interessanter wird mit dem…….“

Aber ganz sicher mit keinem aus der 6b!!“

Und auch gut so. Die sind eh alle in Ella verknallt. Losers!“

Und was ist mit dir?“

Gar nichts. Ich habe eine Klasse übersprungen, bin noch so klein, ha, ha. Habe noch schöne Sachen im Kopf.“

Wir brauchen Ella.“

Wie bitte?“

Wir brauchen Ella.“

Was willst du damit sagen?“

Yes, Ella. Tausend Wissenschaftler haben schon längst alle Fakten zur Klimaänderung präsentiert. Nutzt nichts. Vielleicht hören 10% der Menschen zu. Und nicht mal die machen irgendwas dagegen. Nur ein paar Ökofreaks, die Grass auf dem Kopf wachsen lassen.“

Und was soll Ella machen?“

Ja, reden natürlich. Das, was sie am allerbesten und allerliebsten macht. Wenn irgendjemand eine Influencerin werden soll, dann Ella.“

Also, unsere Influencerin. Tundra cool machen, Öl uncool machen.“

Ja.“

Aber sie hasst die Tundra…… und sie hasst uns.“

Nein, sie respektiert uns. Weil wir sie nicht nachäffen wie die anderen. Sie setzt alles, was sie hat, gegen uns ein. Wir sind ihr wichtig.“

OK, interessante Sichtweise. Aber sie hasst Tundra, und wird sie bald noch even more hassen. Sie fliegt morgen nach Oslo.“

Nein, Ella hasst gar nichts. Sie liebt Strand, und sie liebt sich selbst. Tundra ist so böse, Ella wird sie respektieren.“

La na, du laberst verwirrte Sachen.“

Nein, ich habe einen Plan.“

Lana, ich glaube…… du magst Ella. In deinen Träumen sitzt du neben ihr, rückst immer näher dran, dein Bein berüh……“

BLÖDKOPPF!!!“

Nein, ganz ehrlich Lana. Was soll das alles? Willst du sie im Team haben, oder was? Nur du, ich, und, dummerweise, dieses kleine Mädchen Lotti, wissen überhaupt, dass es Emojis im freien Umlauf gibt. Echte lebendige Emojis. Und das ist unsere Geheimvorteil. Da vertraue ich Ella kein Stück.“

Und das ist die Frage, Emely. Können wir Ella einfach so für unsere Sache gewinnen? Oder müssen wir ihr den Schock ihres Lebens geben. Sie ist auch nur ein Mensch. Sie würde sich nie trauen, jemand anders darüber zu erzählen, dass sie Emojis im Echten gesehen hätte. Und dann haben wir sie.“

Aber eine Ella, die sich nichts mehr traut, nützt uns auch nichts.“

Was ist Problem? Wir trauen uns jetzt Sachen zu wie nie zuvor. Ella wird unschlagbar sein. Unaufhaltbar. Was für ein Team!“

Ja, OK Lana. Ich habe keine bessere Idee. Aber nur weil diese dumme Erde so mega schwer zu retten ist. Und es bleibt aber für immer deine Idee, ich war’s nicht. Und alles, was schief gehen WIRD, ist deine Schuld. Verstanden!“

Und damit schalteten unsere zwei Supergirls auf Weltrettungsplan B: Ella wird’s irgendwie schaffen.

Die Tundra

Aber Ella ist nicht da. Sie packt ihre Sachen. Auch sie hat keine Wahl. Die Tundra ruft. Und sie ist SAUER. Wenn sie da auf nur ein Mensch trifft, der irgendwas Nettes zur Tundra sagt, wird’s krachen.

Und wie kann es passieren, dass sie ins Arktische fliegen muss. Sie hat nur irgendeinen Scheiß geschrieben. Vielleicht wollten alle anderen unbedingt gewinnen und haben Chat GPT benutzt und wurden alle erwischt und disqualifiziert? Nächstes Mal einfach Chat GPT sagen, er soll irgendeinen Scheiß schreiben. Dann kann nichts mehr schief gehen. Aber jetzt hilft das alles nicht. Ella will heulen. Vor Wut. Wer könnte sowas alles anstellen. Nur dieses scheiß Emely Mädchen ist so böse. Aber einen Landeswettbewerb manipulieren, wie soll denn das gehen?

Aber egal, nur für den Fall, dass es diese Emely vielleicht sein könnte, gewesen sein MUSSTE! Da kommt RACHE. Zuerst das erste Rentier, was ihr begegnet…. Nur zur Übung….. Und dann Emely. In einer Woche wird sie sich wünschen, sie hätte NIE einen Fuß in die Klasse 6b gesetzt.

Und tatsächlich, die eine Woche 6b ohne Ella war nur zu genießen. Und viel, viel zu schnell vorbei.

Gleich am folgenden Montag war großer Empfang für die arktische Heldin. Frau Distel wollte gleich alles wissen, was die Ella gesehen und gemacht hat…..

Also, Klasse 6b, leg mal los, ihr könnt Ella ALLES fragen.“

Ellas Truppe traute sich nicht so richtig loszulegen, wenn Chefin offensichtlich schlecht gelaunt ist, bloß nichts Falsches sagen!

Lana konnte sich aber nicht mehr zurückhalten…

Wie viele Pinguine hast du gesehen?“

Da waren keine. Die müssen irgendwo anders leben, wo es immer scheiß kalt ist.“

Und waren die anderen Kinder nett?“

Na ja, das waren alles Streber, wie die Emely, und die haben alle miteinander Englisch geredet, also war keine gescheite Unterhaltung möglich.“

Frau Distel versuchte, auf Sachthemen zurückzusteuern…

Und was für Tiere hast du denn gesehen?“

Da waren irgendwelche Hasen, sonst weiß ich nicht, habe nicht aufgepasst.“

Oh weiah. Die Suche nach gewonnenen Erkenntnissen gestaltet sich noch schwieriger, als ich ohnehin befürchtet hatte.“

Lana war aber noch nicht fertig….

War die Tundra wirklich so schön, wie du die in deinem wunderbaren Aufsatz beschrieben hast?“

Ich habe nur Scheiße geschrieben, und da hatte ich recht. Tundra ist Scheiße.“

Aber hast du eine schöne Zeit gehabt?

Es war leicht besser als hier in der 6b zu sitzen, also ziemlich schlimm.“

An diesem Punkt gab die Frau Distel einfach auf und lässt die Klasse einen unangekündigten französisch Vokabeltest schreiben, aus reiner Rache.

Ella

Danach, in der Pause, blieb Ellas Truppe immer noch auf sicherer Entfernung. Die Chance für Emely und Lana….

Ella, weißt du was richtig krass wäre.... Wenn du mit uns kämpfen würdest. Für die Tundra.“

Wie? ..... Ich hasse euch.“

Klar, wir hassen dich auch. Aber wir lieben die Tundra, glaube ich, noch mehr.“

Denn warum habt ihr euch nicht ein bisschen mehr angestrengt beim Aufsatz? Dann hätte eine von euch dahinfliegen können und mir den ganzen Scheiß ersparen können.“

Ella. Wie dumm bist du? Das war natürlich mein Aufsatz. Du denkst doch nicht im Ernst, dass du einen landesweiten Wettbewerb gewinnen kannst, und alles kommt aus deinem mickrigen Gehirn?“

Emely, was sagst du hier? Sei doch nett zu Ella.“

Was soll das? Emely was ist das? Du hast mein Aufsatz geschrieben? Das macht keinen Sinn…. ich verstehe nichts.“

OK, sagen wir es anders, wir haben deinen Aufsatz mit meinem getauscht. War nicht so schwer...... wir haben Geheimkräfte.“

Dann flieg doch selbst in die Tundra und rettet sie. Ohne mich! Was ist das alles für ein Scheiß?“

Ella, es tut uns wirklich leid, wenn die Tundra dir nicht gefallen hat. Wir wollten nur ein bisschen Spaß haben, und unsere neue Geheimkräfte ausprobieren. Krass oder? Wir sind jetzt unschlagbar.“

Ja, Ella. It really is that simple. Du hast die Wahl. Feinde bleiben, und es könnte wieder solche Sachen passieren. Die Versuchung dich reinzulegen, ist einfach so verlockend.“

Oder mit uns im Team Tundra sein, dann passen wir wie Geschwister auf dich auf.“

Aber ich hasse Tundra.“

Ja,ja,jaah das wissen wir. Aber du liebst dich doch selbst, das müsste reichen. Du willst Bossgirl der 6b bleiben, dann machst du besser mit. Sonst könnten dir Dinge passieren, wie bei Blump in München, und du bist nur noch die Lachnummer der 6b.“

Emely, sei doch nett zu Ella. Es ist schon fies genug, wenn wir unsere Superpowers gegen ein mittelgroßes mitteleuropäisches Mädchen einsetzten. Die wird eh ‚ja‘ sagen müssen, und danach wollen wir Freunde sein.“

Was sind das für Geheimkräfte? Was hat das mit Blump zu tun? Ihr verarscht mich. Ihr habt eh doch keine Freunde, ich werde euch erledigen.“

Ella..... Pass doch bitte auf. Es ist fünf vor zwölf für die Tundra und eins vor zwölf für dich. Riskier es bitte nicht. Wir wissen noch nicht, ob wir unsere Superpowers ganz im Griff haben. Es könnte was schief gehen. Ella, das wollen wir nicht, jedenfalls nicht mit dir, wir finden dich eigentlich ziemlich cool, und zusammen können wir was wirklich bewegen.“

Lana, bitte keine Liebeserklärungen. Ella ist noch ein Feind von uns, und von allem, was uns wichtig ist. Aber wir geben ihr jetzt die Chance, einen Neuanfang zu wagen. Ella, hast du das verstanden? Du kannst dich noch vor uns retten. Es ist nicht mehr wie früher. Du große Chefin, wir kleine Losers. Die Zeiten sind jetzt vorbei.“

Ja, Emely, das habe ich jetzt kapiert. Jetzt hast du was, was du vorher nicht hattest. Ich lasse euch jetzt eine Weile in Ruhe.“

Noch nicht genug Ella.“

OK, ich entschuldige mich. Es tut mir leid, Lana und Emely, dass ich euch manchmal gequält habe.“

Interessiert mich nicht. Dann wirst du halt andere mobben, die keine Geheimkräfte haben. Ist ja normal, passiert in jeder Schule.“

Ella, wir brauchen eine andere Ella, eine wo du noch nicht kennst.“

Wollt ihr mich mit euren Geheimkräfte umwandeln? In eine Kröte?“

Nein Ella, das wirst du alles selber machen müssen. Du wirst Tundra lieben lernen und die Klasse 6b auch.“

Und was ist, wenn ich Nein sage?“

Und zwar alle Leute in der 6b!“

Emely, du hörst mich gar nicht zu.“

Oh du arme Ella. Jemand traut sich endlich, dir nicht zuzuhören, und du heulst gleich rum. Der Deal ist einfach. Du machst social media management für Tuesdays for Tundra. Du kriegst keine Geheimkräfte, du bist eh so toll und wunderbar. Jedenfalls nicht bis wir dich vertrauen können. Brauchst du jetzt ein bisschen Nachhilfe bei der Entscheidungsfindung? Wir könnten wieder was passieren lassen.“

NEIN. Ich gebe auf. Ich hasse Tundra wenigstens weniger als ich euch hasse. Ich meine dich, Emely. Lana ist OK. Ohne dich als Freundin wäre sie vielleicht ganz nett.“

Super, da hast du faktisch ja gesagt. Willkommen im Team. Du kannst weitestgehend so giftig und fies bleiben, wie du eh bist, aber jetzt mit neuer Zielscheibe. Tundra wird bedroht von Präsident Blump, von Leuten, die dicken SUVs in der Stadt rumfahren, von Fossiler-Brennstoff-Lobbyisten und so weiter. Du kannst gleich loslegen. Und das Schönste daran ist, du kannst nebenbei deine Social Media Presence beliebig ausbauen, kannst labern, was du willst. Mehr Reichweite bedeutet mehr Schlagkraft. Ella, du wirst deinen mutigen Schritt nicht bereuen.“

Zu spät, ich bereue es schon zutiefst. Egal. Lana, wir sind jetzt zwei vernünftige Menschen hier im Team und nur dieses eine verrückte Mädchen. Können wir diese Emely einfach überstimmen, oder?“

Nichts drin Ella. Kannscht vergessen. Das ist Emely die Unstoppable. Wir könnten 100 zu eins sein, es hilft alles nicht. Und das sind eh alles Emelys Emojis, und sie machen, was Emely will.“

Hey Lana. Klappe halten. Wir wollen nicht alles verraten.“

Welche Emojis?“

Ja, Emely hat Emojis, wie jeder andere sie hat. Aber Emelys sind besser. Bleibe einfach dabei Ella, mach deinen Job. Versuch irgendwie ein bisschen nett zu sein in der Klasse und dann, irgendwann wirst du mehr wissen dürfen. Ende der Durchsage.“

Na toll.“

Na nicht so toll wie du denkst, Ella. Ich glaube einfach nicht, dass jetzt alles bei dir plötzlich nett wird. Erst nach dem großen Schock wird sich bei dir was bewegen. Lana hat recht, die Emojis sind jetzt dran. Ella, Hand aufmachen, Augen zu. Lana weiß, was jetzt kommt. Bei ihr habe ich versucht, das sanft und nett zu machen. Hat nicht geholfen, sie hat gleich in die Hose gemacht. Bei dir Ella, brauche ich gar nicht erst versuchen, nett zu sein. Kein Bock.“

Ella versteht die Welt schon jetzt nicht mehr, und macht einfach das, was Emely sagt. Emely holt ihr Spider-App Handy raus, und schüttelt eine kleine Haufen Emojis auf Ellas Hand aus.

OK, Augen auf, und heul bitte nicht gleich rum.“

Hubschi Hubschrauber hob gleich von Ellas Hand auf, und summte zur Lanas Schulter rüber. Ein Dampflock qualmte im Kreis, der Hummer nimmt Ellas kleinen Finger ins Gebiss, das Lama……..

Hey Emely. Das ist aber cool. Da bin ich sofort dabei, wenn wir echte Emojis im Team haben. Digga, ich hab dich unterschätzt. Das ist der Hammer.“

Jetzt versteht Lana die Welt nicht mehr. Wie gestört ist denn dieses Mädchen? Alles so lotti flotti hinnehmen. Echte Emojis! Was sollen denn das sein?

Ella, du hast einen Vogel. Weiß du nicht, dass das alles nicht sein darf? Gibt es nicht. Nicht physikalisch möglich.“

Mädels, chill mal. Ich hab im Physikunterricht nicht so wirklich aufgepasst. Aber wenn es das alles nicht geben kann, dann hat wohl niemand anders auf der Erde echte Emojis wie wir. Mega krass.“

Richtig Ella, du hast es kapiert. Wir werden nicht zu stoppen sein. Und Ella, denk mal kurz mit. Wenn wir die Tundra nicht retten, steigt die Erdtemperatur unaufhaltsam, die Ozeanen werden alle verdampfen, und es gibt keinen Strand mehr für deinen Urlaub. Nicht gut, oder? Also Tuesdays for Tundra rettet deinen Strand.“

Digga, ich hab’s gecheckt. Ich lege heute los…“

Und damit zählten zum Team Tundra nun ganze vier Mädchen, obwohl was die kleine Lotti für Aufgaben kriegen würde noch gar nicht klar war, außer natürlich die Klappe halten.

Und so startete Team Tundras Social Media Offensive. Lana machte echt coole Memes, Emely wusste (noch) nicht so recht, was sie machen sollte, und Ella brachte das alles in die Welt. Sie ist bei Insta schon sehr gut vernetzt, klar, sie wird bald 14 und hat schon immer eine große Klappe gehabt. Irgendwann hat sie vermutlich ein Jahr wiederholt in der Schule als sie wo anders gewohnt hat, aber sie sagt dazu gar nichts. Und gebracht hat das eh nichts, außer dass sie jetzt beinah diktatorialisch die Klasse beherrscht.

Aber auch Diktatorinnen können nett sein. Well, not normally, but then there’s nothing normal about being in Team Tundra. Ella musste ihr neues Selbst erst mal kennenlernen. Und sie fand es nicht so wirklich schrecklich, endlich mal ein Bisschen nett sein zu dürfen. Bloß etwas anstrengend.

Da wollten sogar ein paar Emojis freiwillig zur Ella überlaufen, ein Handy mit Spider-App konnte sie locker auftreiben, sie kriegt eh alle 4 Monaten ein neues.

In Sachen Blump hatte die TfT Memes schon große Konkurrenz, jeder hat schließlich sehen können, wie dämlich er in Europa aufgetreten ist. Und kein weiterer Besuch scheint in Planung zu sein…. Irgendwie beleidigt? Der Mann hat aber nach wie vor eine sogar größere Klappe als unsere liebe Ella und Tausend mal mehr Follower. Tuesdays for Tundra wird sich noch etwas einfallen lassen müssen. Wikileaks hat eh schon große Enthüllungen über die Machenschaften der Erdölbranche gebracht. Und glaubst du, dass die Leute deswegen weniger ihre dicke SUVs rumfahren, kannscht vergessen.

Und jetzt fangen irgendwelche Aktivisten an, sich an Straßen zu kleben und die Leute direkt am SUV-Rumfahren zu stören, aber das alles macht keine Freunde bei den Normalmenschen. Emely weiß, dass diese Millionen Normalmenschen letztendlich entscheiden werden, ob die Welt sich retten kann oder nicht. Aber diese Millionen Leute, sind gerade mit Millionen anderen Themen beschäftigt. Emely fühlt sich immer noch ziemlich klein und allein in der Welt.

Ella macht aber keine halben Sachen. Nach wenigen Wochen hat sie das TfT Logo weit und breit unters Volk gebracht. Einige Memes sind viral gegangen. Und das hat Folgen. Der CIA hat hier leichtes Spiel, ihre geheimnisvolle Mädchengegner aufzuspüren, und daran hat Emely noch gar nicht gedacht. So überzeugt war sie davon, dass die Erwachsenen Kinder gar nicht ernst nehmen können. Dass eine Superpower sich mit einer Handvoll mittelgroßer Mädchen anlegen würde, kam ihr nicht in den Sinn.

Back to the CIA

Eine Abteilung für Mädchenbekämpfung hatte der CIA tatsächlich nicht. Aber der CIA ist anpassungsfähig, lernbereit und vor allem sehr gut finanziert. Er wird sich jetzt beibringen, Mädchen zu bekämpfen. Vielleicht eher nicht mit Raketen aber sicher nicht nur mit freundlichen Worten.

Der Präsident wollte schon wieder über den Stand der Vermittlungen informiert werden. Und es gab Neuigkeiten. Der Sicherheitsberater fand aber zuerst deutliche Worte.

And let me be clear about one thing right from the start, Mr President. If I hear you say the word ‚nuke‘ just one single time, then that's it, I'm out, I quit. You can look for a new National Security Advisor, starting today. This is a most difficult matter, and I want to have an adult conversation about it. The CIA is here to defend the legitimate political and economic interests of the United States right across the globe. We do not have nukes and we do not need them thank you. We have other means of resolving difficult situations.“

Do you have those girls yet?“

Yes, we know who they are, and we know where they are.“

Excelent. So you need my authorisation to eliminate them?“

No, we do not need presidential authorisation to do our job, thank you. I am here to inform you of the latest developments.“

They must be stopped, or I will never go near that Europe place again.“

Unfortunately it’s a bit more complicated than we thought, Mr President, so I don’t expect you to understand it much.“

I understand more than you think, Mr Rational Sickurity Advicer..“

OK, then we’ll start with the simple things. There are two girls with a poster. It says „Tuesdays for Tundra“. We think that they do bad things to you.“

So someone is not doing their job. I have security personnel, I have bodyguards, I have snipers, I have secret agents. How can these girls do bad things to me?“

That is a good question, Mr President, and we do not yet have an answer. But we think the answer, when we have it, might be very, very interesting for us. These girls appear to have special powers, or special technologies, and we want them. And, even more important, we don’t want anyone else to get them!“

That all sounds very simple to me. You know who they are, you know where they are, then just go and get them.“

Mr President, we cannot kidnap two girls from a NATO country. And anyway, the problem seems to have grown. There is a whole school now trying to save Tundra, we are talking about hundreds of girls and boys.“

What is Tundra?“

I was wondering how long it would be before you asked me that.“

Is it some kind of bird?“

No, Mr President. It is what you get where it is very cold, and there isn’t anything else.“

Do we want to save it too?“

Well, actually yes, but unfortunately all of your policies are making this rather difficult.“

Then let’s change all my policies.“

I don’t think that would be a good idea, Mr President.“

No, you’re right. I think some of my policies are very fine policies. Specially that one about drilling more oil in Alaska, that was my idea.“

Yes, Mr President, but actually we should be thinking more about fracking, Mr President, shale gas is even better than oil. And we can sell it to the Europeans.“

I love the Europeans. Let’s give them lots of shale gas.“

Sell them, Mr President, not give them.“

I want to go and see those Europeans, they all love me.“

That’s very good, Mr President, that’s just what I was hoping you would say.“

But first we have to stop those girls, don’t we?“

Yes, Mr President, but not quite Mr President. We don’t want to stop them right now. We want to watch them in action first. And for that we need you. The perfect occasion for this is coming up soon. The 30th anniversary celebrations of the Two Plus Four Agreement, next month in Berlin. The president of the USA will, of course, have to attend.“

And can you protect me from those girls?“

Well, Mr President. We don’t exactly know. And if we can’t, then we are even more interested in finding out how they do it. And, to be honest, the personal risk to you is not that great. They seem to enjoy making fun of you, that’s all. And, Mr President, I have to say that making you look even more stupid than you already are, is a quite impressive achievement.“

Yes, I know I’m the greatest president ever.“

Of course, Mr President. Everyone knows that.“

Berlin

Das Ding in Berlin wird natürlich eine Riesenveranstaltung, da geht es um den Jahrestag des Wiedervereinigungsabkommens mit den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs und noch der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, also Two Plus Four. Für Tuesdays for Tundra natürlich der Jahrhundertauftritt. Da wird die ganze Welt zugucken.

Die nächste amerikanische Präsidentschaftswahl steht auch noch bevor, da will Blump in Berlin natürlich staatsmännisch und machtbewusst vor der Weltpresse auftreten. Noch so eine Blamage wie in München könnte seine Chancen, im November wiedergewählt zu werden, erheblich senken. Das wissen die Mädchen auch und die sind bereit. Emely aber ahnt irgendwie, dass es kein leichtes Spiel mehr wird. Bisher ist alles nur traumhaft nach Plan gelaufen, Spielstand eindeutig…. Zwei mittelgroße Mädchen 3: Ein Präsident des mächtigsten Landes der Erde 0.

Die WhatsApps fliegen hin und her…

Lana, me unsicher. Besser anders machen

Wie? Was ist Problem?

Alles zu big now. Die müssen was mitgekriegt haben. Da sind auch schlaue Leute um den President

Was denn? Jetzt willst DU aufgeben, oder was?

Lana, wir geben nie auf. Just anders machen, bit lower profile. Bei Fridays for Future mitlaufen. Nicht auffallen.

No way! Wrong day. We are Tuesdays for Tundra. TfT. Bleib deinem Wochentag treu. Du Esel

Nein, ganz ernst Lana. Kein Gegner lässt sich für immer mit den gleichen Tricks besiegen. Vielleicht kennen sie uns schon, vielleicht lesen sie hier schon mit.

End to End verschlüsselt Emely. Nicht mal deine Eltern lesen mit.

Warum denn gehen die Leute zu Signal?

Dann mach doch Signal, ist mir egal. Ich glaube nicht, dass USA mitliest. Wir Kinder können nicht viel. Not interesting for America.

Fridays for Future auch Kinder, und Blump hasst sie.

Ja, Fridays for Future. Very big, very bad, very not anything happen. Was hat das alles gebracht? NICHTS passiert

Du very MAD Mädchen. Ich gebe auf, ich mach was du sagst.

Wow.- Weltneuheit. Emely macht was Lana sagt. So solls weitergehen

Einmal. Wenns nichts wird, dann NIE wieder

Und damit stand die vierte Aktion von Tuesdays for Tundra in den Startblöcken. Die Schulleiterin wollte offensichtlich ein paar Einzelheiten zu dem Berlinbesuch besprechen. Emely und Lana wurden in ihr Buro gerufen.

Meine lieben Mädchen. Ihr habt unsere Schule in dem letzten halben Jahr so toll vertreten auf internationaler Bühne. Ich finde euren Anliegen auch wirklich berechtigt und sehr wichtig. Das denken auch viele andere Leute in unserer Stadt, vor allem auch die Kreiszeitung. Aber leider nicht alle Leute. Wir haben Briefe bekommen. Von Leuten, die es nicht gut finden, dass die Schule zu politischen Themen eine klare Position bezieht. Also, die fordern, dass die Schule sich neutral halten soll, wenn es um politische Themen geht.“

Aber Frau Dornbusch, wir wollen nur die Welt retten. Das will doch jedes Kind.“

Ja, aber es gibt konkurrierende Ideen, wie und vor wem man die Welt retten sollte. Für Politik hat man politische Parteien, die unterschiedliche Meinungen vertreten. Und manche dieser Parteien teilen euren anti-Öl Gedanken nicht. Trotzdem war ich noch bereit, euch weiterhin voll zu unterstützen. Egal was wir tun, es gibt irgendwelche Leute, die nicht zufrieden sind und sogar manchmal boshafte Briefe an die Schule schreiben. Daran sind wir gewöhnt. Das Problem ist nun, dass Rechtsanwälte eingeschaltet wurden. Das ist jetzt eine andere Nummer, und leider haben diese Leute im rechtlichen Sinn ein gutes Argument. Alles, was mit Klimaänderung und fossilen Brennstoffen zu tun hat, ist leider politisch. Und die Schule darf eigentlich dazu gar nichts sagen und erst recht nicht in der Öffentlichkeit.“

Aber Frau Dornbusch: Wir MÜSSEN nach Berlin. Wir haben noch gar nichts erreicht. Es geht um November und die Präsidentenwahl. Wir haben nur noch diese eine Chance!“

Aber Emely und Lana. Da werden Tausende Leute protestieren. Zwei Mädchen mehr oder weniger kann keinen Unterschied machen. Und auch wenn… sollten wirklich zwei Mädchen aus Europa entscheiden, wer 3000km weg Präsident der USA werden soll? Dafür haben wir 250 Millionen amerikanische Wähler.“

Heißt das, dass wir nicht gehen dürfen?“

Ja. Jedenfalls nicht im Auftrag der Schule.“

Aber wir können einfach selbst gehen?“

In eure Freizeit habe ich gar nichts einzureden. Aber das Treffen findet unter der Woche statt, und das ist Schulzeit. Ich bin hier rechtlich gebunden, ich habe keine Möglichkeit, euch in der Schulzeit nach Berlin gehen zu lassen. Es tut mir leid.“

Stille.

Es tut mir wirklich leid. Und ich hoffe sehr, dass ihr politisch engagiert bleibt, und dass wir Rahmen finden können, in dem ihr mit unserer Schule zusammenarbeiten könnt. Davon können alle Kinder profitieren.“

Stille.

Frau Dornbusch schüttelte beiden Mädchen respektvoll die Hand. Das Treffen war beendet. Emely und Lana blieben draußen im Flur stehen noch im Schockzustand.

Ist das it. Alles vorbei?“

NEIN Lana, es wird nicht enden. Es kann nicht enden.“

Aber das Ende für uns.“

NEIN. Wir haben die Emojis, sonst niemand.“

Aber vielleicht hat jemand anders was anderes.“

Ja, was denn?“

Vielleicht können Delfine die Welt retten…. oder Einkaufswägen.“

Blödkopf!“

Ja dann haben wir ein kleines Problem.“

Wir könnten die Emojis nach Berlin schicken?“

Ich kenne niemanden in Berlin.“

Ich auch nicht.“

Scheiße.“

Ja, Scheiße. Ich gebe wirklich auf. Wir könnten auch einfach Spaß haben mit den Emojis…. und Leuten helfen.“

OK Emely, wir machen Pause. Winterschlaf. Bisschen umdenken. Abwarten, was die Amerikaner machen. Ich glaube schon, dass sie irgendwas machen werden, ganz sicher.“

LANA, ich hab’s. Wir sind einfach krank, zwei Tage lang. Fahren nach Berlin, kein Plakat, nicht auffallen.“

Das ist eine saudumme Idee. Wie willst du nach Berlin kommen und eine Nacht wegbleiben, ohne dass deine Eltern was mitkriegen?“

Dann müssen wir halt unseren Eltern alles erzählen. Wir MÜSSEN nach Berlin.“

NEIN. Emely. Bist du dumm? Wir können keinem Erwachsenen vertrauen. Ich meine….. nicht mit den Emojis. Wir wissen gar nicht, was die machen würden. Gleich die Polizei rufen, irgendwas komplett gehirnloses.“

OK. Pause. Bin eh gespannt, wie lang Ella das aushält, mit dem Nettsein. Und wir haben eh noch Zeit bis der Blump kommt.“

Und Lana hatte natürlich Recht mit den Amerikanern. In den Nachrichten stand, dass besondere Schutzmaßnahmen für den Berlinbesuch geplant wurden. Mit dem Hinweis, dass es bei vorherigen Europabesuchen des Präsidents „Breaches of Security“ gegeben hatte, also, unbenannte Probleme mit dem Sicherheitskonzept. Emely und Lana fühlten sich hier angesprochen. Und geehrt.

Es ist doch möglich, dass zwei Mädchen die Welt beinah verändern können. OK, zwei Mädchen mit echten Emojis. Das hilft. Gleicht halt ein bisschen aus, dass die Erwachsenen alles kontrollieren, fast alles Geld haben und eh das machen, was sie wollen.

Der CIA lässt nicht locker

Hinter den Kulissen bei den Amerikanern brodelt es aber schon.

Der National Security Advisor hat die Interessen des CIA super vertreten, hat aber übersehen, dass die United States Secret Services ganz andere Ziele verfolgen. Die sind nämlich direkt für die Sicherheit des Präsidents verantwortlich und sind nicht dem CIA unterstellt. Die kriegen natürlich auch die täglichen National Security Briefings, also die neuesten Geheimdienstinfos und Einschätzungen zu aktuellen Ereignissen. Und die wollen kein Risiko eingehen mit diesen zwei Mädchen.

Das darf nicht so schwer sein, zwei gut identifizierbare Mädchen einfach ganz fern vom Präsidenten zu halten. Auf dem Weg nach Berlin auffangen, ein bisschen befragen und wieder auf dem Heimweg schicken, mit ein paar Souvenirs, amerikanischen Schokocookies und einem Selfie von ihrer kurzen Gefangenschaft. Das sind sicher ganz nette Mädchen, die die coolen Amerikaner schnell lieben lernen werden.

Der CIA ist aber not amused. Und die halten nicht arg viel von den Secret Services, die eher mit konventionellen Methoden arbeiten. Hier wird der Präsident in der Öffentlichkeit mit bekannten militärischen und polizeilichen Sicherheitstechniken umschirmt. Bekannte Gefahren werden im Voraus abgewendet und potentielle Täter strengst überwacht. Und die scheinen diese zwei Mädchen gar nicht so richtig ernst zu nehmen.

Ein Riesenfehler glaubt der CIA. Diese Mädchen sind gefährlich…. oder eine Riesenchance für den CIA, ja, eigentlich beides. Und die müssen auf jeden Fall nach Berlin gelangen und ihre Trickkiste auspacken dürfen.

Der Plan ist einfach. Der CIA findet heraus, wie und auf welcher Route die Mädchen nach Berlin fahren. Das geht. Die Amerikaner haben ihre Methoden. An den Secret Services werden aber falsche Infos dazu weitergeleitet. Das Abfangaktion darf nicht gelingen. Der CIA spielt das Long-game. Egal wer Präsident wird, es zählt nur die geheimdienstliche Überlegenheit der USA gegenüber aufstrebenden Wirtschaftsmächten wie China und Indien. Und das kann nur mit Technologien der Zukunft garantiert werden.

Alles schien so gut zu laufen. Und jetzt mischen sich diese dumme Klimaskeptiker vor Ort ein. Der CIA kann tatsächlich keine WhatsApps von Mädchen mitlesen, wohl aber die Emails der Erwachsenen. Und die wissen jetzt, was in der Waldemar Möllenbach Schule alles passiert ist. Irgendwelche Klimaskeptiker haben die Schulleiterin gezwungen, die zwei Mädchen auszubremsen. Der Berlinbesuch wurde verboten.

Scheiße. Das können wir so nicht stehen lassen. Der CIA ist jetzt richtig fokussiert, keine Verschwörungsmärchen mit Robotermädchen mehr, sondern die Erkenntnis, dass es hier um realitätstaugliche technische Entwicklungen geht. Wir müssen die Mädchen ihre Sachen machen lassen und erst dann reagieren, wenn wir genau wissen, um was es sich handelt.

Ab jetzt keine Infos mehr in die Security Briefings, der CIA wird alleine handeln müssen. Ohne Emails und in Person.

Emely und Lana sind einfach down, haben die Lebenslust etwas verloren. Ellas Truppe ist völlig verwirrt. Sollen die jetzt auch nett zu Emely sein? Was ist mit ihrer lieben Diktatorin alles passiert. Da fehlt jetzt einfach die Spannung im Klassenzimmer, keine will richtig was sagen oder anstellen. So leicht hatte es die Frau Distel schon lange nicht mehr, und sie genießt die Ruhe.

Und dann kamen zwei Männer im schicken Anzug, im Schnellschritt über den Schulhof laufend und direkt zu Frau Dornbuschs Büro. Emely und Lana haben zugeschaut mit ein bisschen Wehmut auf die Zeiten, wo auch sie Wichtigeres zu tun hatten. Zwanzig Minuten später waren die Männer schon wieder unterwegs, eingestiegen in die dicke, schwarze Limousine mit abgedunkelten Fenstern und eiligst davongezischt. Wie im Bondfilm. Wie cool! Und das alles in Oberboringen, der Stadt wo nichts Interessantes jemals passiert ist.

Und ja, da ist die Spannung tatsächlich ins Leben von unseren zwei Supermädchen zurückgekehrt. Gleich am nächsten Morgen sollten sie beim Frau Dornbusch antanzen. Und sie kommt direkt zum Punkt.

Liebe Lana und Emely. Ich habe eine gute Nachricht für euch. Ihr geht doch nach Berlin. Die Sachen mit den Rechtsanwälten werden unsere neuen Freunde aus den USA für uns erledigen. Ich wusste gar nicht, dass eine Klimaschutzorganisation so viel politischen Einfluss haben könnte, aber unser Besuch gestern schien alles in der Hand zu haben. Ganz nette Gentlemen waren das, sie haben von unserem Schulprojekt aus der Zeitung irgendwie mitbekommen und wollten uns Hilfe anbieten. Und da habe ich sofort an euch gedacht. Ich habe gesehen, wie tief das euch mit der Berlinabsage getroffen hatte.“

Geschockte Stille

Ihr wisst, die ganze Schule ist auf euch stolz. Unsere neuen Freunde haben uns auch Geld versprochen, um Projektmaterial und Klassenausflüge zu finanzieren.“

Verwirrte Stille.

OK, Frau Dornbusch. Das ist ganz nett von allen Leuten. Wir werden euch nicht enttäuschen.“

Emely, ich habe volles Vertrauen in dich. Ich bin gespannt, was ihr für ein lustiges Plakat hochhalten werden.“

Und wieder wurden die Mädchen mit einem herzlichen Händeschütteln verabschiedet.

Und keine weiß so recht, was sie davon halten sollte.

Emely, das ist doch ziemlich bunt. Sie weiß von einer Woche zum nächsten nicht, was sie will.“

Und diese Männer. Das ist mir unheimlich. Seit wann fahren Umweltschützer solchen Autos…. und können Rechtsanwälte einfach ausschalten. Das kommt mir alles sehr komisch vor.“

Aber wir gehen, oder?“

Was sonst? Aber nicht einfach so. Wir müssen aufpassen. Wir müssen tricksen. Das Beste wäre, wenn sie unsere Kommunikation verfolgen würden, dann könnten wir sie komplett reinlegen. Aber ich glaube immer noch nicht, dass sie unsere WhatsApps lesen können. Vielleicht aber unsere Googlesuchen oder die Homepages auf die wir clicken. Erst müssen wir wie ganz normale Mädchen im Internet rumsurfen, also wie normal. Und dann ein paar Täuschungen streuen.“

Emely, das checke ich alles noch nicht. Wer macht denn was mit uns? Waren das Umweltschützer oder nicht? Wenn nicht, was denn? Und warum wollen die, dass wir unbedingt nach Berlin fahren? Das macht keinen Sinn.“

Verstehe ich auch nicht. Das wirkt alles wie der Geheimdienst. Die wissen denn, wer und wo wir sind. Und dass wir irgendwas machen. Dann ist das Spiel eigentlich vorbei.“

Ja, ich check das nicht.“

Lass mich darüber schlaffen. Ich glaube, wir stehen immer noch im Vorteil, mir wird sicher etwas einfallen.“

Und Emely hatte natürlich Recht.

Ihre Riesenemojiträume waren früher alle Alpträume, aber seit einer Weile gar nicht mehr so Alp. Emely wacht auf vollen Tatendrang und mit ein paar guten Ideen schon im Kopf.

Lana, wir müssen mitspielen. Tun als ob wir nichts ahnen. Alles für Berlin planen. Aber nicht mit Emojis. Das bleibt Geheimplan B.“

OK, dann brauchen wir einen Plan A, oder?“

Klar. Ich habe das alles durch den Kopf gehen lassen. Die einzige Erklärung, die ich finden kann. Wer auch immer den Präsidenten schützen soll, hat uns bemerkt und ahnt, dass wir irgendwas mit den peinlichen Vorfällen zu tun haben. Um uns aufzuhalten, haben sie diese Briefe an die Schule geschickt.“

Ja, das macht Sinn. Bis gestern alles plötzlich anders gelaufen ist.“

Das muss denn jemand anders sein, der sich in die Präsidentenwahl einmischen will und uns dafür gebrauchen kann.“

Also, irgendwelche Leute oder Staaten führen jetzt Krieg miteinander um uns. Das ist scary.“

Besonders, wenn wir nicht wissen können, wer gewinnen wird.“

Ich glaube, ich will raus.“

Plan A

Nein Lana, das ist nicht erlaubt. Ich hab eine bessere Idee. Wir spielen dumme, kleine Mädchen. Wir machen Plan A, aber es ist not very good. Irgendwann werden diesen ganzen Leuten uns in Ruhe lassen, weil sie nicht glauben, dass wir irgendwas Bedeutendes hinkriegen würden.“

Und was ist Plan A?“

Plan A ist ganz einfach. Was würden wir machen, wenn wir keine echten Emojis hätten? Das ist Plan A.“

Uns sicher nicht mit dem mächtigsten Land der Welt anlegen, oder?“

Aber wir wollen immer noch die Welt retten, wir würden irgendwas versuchen müssen.“

Wird schwer. Vielleicht irgendwas ähnlich wie echten Emojis, aber nicht so gut. Kleine Drohnen? Und dieser Robohund, vielleicht gibt es auch schon ein Robomaus? Hauptsache möglichst klein.“

Genau Lana, jetzt denkst du richtig mit. Und natürlich gucken, dass unsere Überwacher in den USA oder wo auch immer, alles mitverfolgen können.“

Top Idee Emely. Aber da wissen wir nicht so genau, was sie überwachen können, oder?“

Nein. Also geben wir ihnen einfach die Besten Chancen. Surfen auf dem PC zu Hause müsste schon die größter Sicherheitslücke sein. Handys wahrscheinlich nicht so leicht zu knacken. Also, ran an dem Plan A, und gucken, dass du nicht den sicheren Browser aufmachst.“

Das wird ja lustig: Einen Präsident zu stoppen und nur mit handelsüblichen Mitteln, die einem mittelgroßen Mädchen mit ihrem Taschengeld zur Verfügung stehen.

Am Abend begannen Emely und Lana nach Emojisersatz zu forschen. Sobald irgendwas gefunden wurde, schickten sie auch gleich eine Anfrage per Email an den Hersteller. Surfen im Internet auszuspionieren braucht wahrscheinlich Malware auf dem PC. Aber Emails mitlesen können die USA überall. Das wissen wir schon seit Jahren.

Am nächsten Morgen war ein bisschen Konkurrenz bei den Mädchen zu spüren. Wer das coolste Ding gefunden hatte, was irgendwie halb so gut wie eine echte Emoji wäre.

Look at this….The World's Smallest Stunt Drone, only 1.1" square! Und es kostet nur 49.95 $. Das müssen wir haben!

Emely, du Loser. Das Ding ist Doppel so groß wie Hubschi Hubschrauber, sicher 5-mal so laut und kann nicht mal selbst denken. Ich habe was viel Besseres…. Tiny Hybrid Robot Can Fly, Creep and Leap Off Buildings. Das macht die Arbeit von gleich 5 Emojis!“

Das Ding sieht aus wie Fischer Technik und so groß wie meine Hand. Völlig nutzlos. Wir brauchen was, was niemand merken wird. Es muss nicht schnell sein, sondern unauffällig. Das kann nur die Earthworm-Inspired Soft Skin Crawling Robot.“ Guck mal, wie er sich fortbewegt. Silent and deadly!

Also, ein sehr seltsam aussehender Regenwurm so dick wie mein Finger schleicht sich an dem Präsidenten heran. Und niemand kommt auf die Idee zu fragen, was das Ding mitten in Berlin zu suchen hat.“

Ich glaube, Lana, wir machen uns zur Lachnummer. Da werden die Amerikaner irgendwas Besseres zu tun haben, als zwei dumme Mädchen die ganze Zeit hinterherzulaufen. Der Geheimplan geht auf!“

Emely, du bist ein Genie.“

Das sagst du immer, wenn ich unglaublich coole Ideen habe. Also glaub ich es dir.“

Warst du immer so bescheiden Emely?“

Früher ja, aber jetzt bin ich perfekt, lol“

Amerika hat keine Chance.“

Der ganze Universe hat keine Chance, ich bin EMELY THE UNSTOPPABLE.“

Und ich darf deine BESTE FREUNDIN sein! Ich pinkel gleich in die Hose vor Freude.“

Blödkopf!“

Aber ganz im Ernst Emely. Diese ganze Miniroboter, die es jetzt gibt. Die werden immer kleiner und immer raffinierter. In zehn Jahren ist unsere Geheimvorteil hin. Unsere Emojis werden nur noch für den Kindergeburtstag gut.“

In zehn Jahren ist auch die Welt hin, wenn wir nicht jetzt handeln. Mir ist egal, was in 10 Jahren ist, da bin ich eh kein Supergirl mehr.“

Noch besser. SUPER-WOMAN!“

Vergiss es. Superwoman not cool. Ich will Kinder haben………vielleicht. Und einen ganz normalen, langweiligen Job machen.“

Emely, du hast Recht. Wir wissen nicht mal ob die Emojis so lang leben werden, nicht mal, ob wir so lang leben. Wir müssen jetzt einfach alles geben und hoffen es ist genug.“

Wir fahren nach Berlin!

Und so konnte die Planung für den Kurzurlaub in Berlin beginnen. Das geht natürlich nur in Kooperation mit den Eltern. Und hier war ein bisschen Abenteuermüdigkeit zu erkennen.

Emely, wir finden es, ehrlich gesagt, ein bisschen übertrieben, dass ihr schon wieder protestieren wollt. Dreimal schon waren wir alle zusammen unterwegs, das kostet uns als Familie viel Zeit und vor allem Geld. Es war sicher eine großartige Erfahrung für euch. Wirklich, wir bewundern euch, dass ihr euch sowas zutraut und dann auch durchzieht. Und mit einem sehr guten Anliegen, das müssen wir auch sagen.“

OK MaPa, was wollt ihr damit sagen?“

Ihr habt auch schon Großartiges erreicht. Wirklich stoppen könnt ihr den Präsidenten nicht, es geht nur darum gesehen zu werden und lautstark eure Meinung dazu kundzugeben. Und das hat auch super geklappt. Die Zeitung hat auf der ersten Seite darüber berichtet, die ganze Schule redet davon.“

Ja. Ganze Oberboringen in Aufruhr. Also, genau gesagt null Leute, die bei der nächsten Präsidentenwahl in den USA ihre Stimme abgeben werden. Das haben wir schon gecheckt. Wir arbeiten mit anderen Methoden, aber wir dürfen NICHTS und NIEMANDEN davon erzählen. Bitte vertrau uns dieses Eine Mal, ich verspreche, es wird das letzte Mal sein.“

Und genau das wollten wir ansprechen, Emely. Es ist uns natürlich aufgefallen, dass du neuerlich nach Drohnen im Internet gesucht hast. Lanas Eltern sagen das Gleiche. Das ist hochgradig gefährlich, was ihr hier aufzieht. Vielleicht wollt ihr Luftaufnahmen von den Protesten machen. Als Erinnerung. Und da ist es euch sicher nicht in den Sinn gekommen, dass um Berlin eine noch nie dagewesene Sicherheitszone gezogen wird. Drohnenfliegen im Umkreis von 20km strengst verboten, Sicherheitspersonal, Überwachungstechnik an jedem Straßeneck. Und wir sollten euch vertrauen, wenn ihr auf solchen Schnapsideen kommt?“

Mama, Papa, wir MÜSSEN nach Berlin. Wir wollen keine Drohnen, wir haben keine Drohnen gekauft, das ist alles nur zur Täuschung. Ich weiß nicht, wie ich das erklären kann, wenn ich gar nichts sagen darf. Wir werden GAR NICHTS in Berlin machen. Nur unser Plakat hochhalten. Sowie in München. Und Stockholm. Aber es wird diesmal anders sein. Ich muss kurz denken, bin so aufgeregt………. Wir brauchen noch eine Chance. Wir werden es in das amerikanische Fernsehen schaffen. CNN will mit uns ein Interview machen. Wir werden was ändern können. Zwei kleine Mädchen; mit GROßER Wirkung!“

Emely, was meinst du mit Täuschung, ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.“

Nein, das meinte ich nicht so. Ich wollte…. er….. ENT-täuschung sagen. Und das ist wirklich so. Wenn wir nicht gehen dürfen, wollen wir gar nichts mehr. Ganz sicher nicht für die Schule lernen, wir wären zu traurig dafür.“

Emely, das ist alles zu viel. Bitte erstmal runterkommen. Wir finden sicher einen Kompromiss. Wir wollen nicht nur Bremsklotzen in deinem Leben sein. Wir waren auch mal Teenager und haben schon ein paar verrückte Sachen gemacht und unseren Eltern sicher einige schlaflose Nächte beschert.“

OK, Papa. Kompromiss ist…… wir fahren nach Berlin. Und wir versprechen, dass wir gar nichts komisches machen werden. Und ich zahle das Hotel aus meinem Taschengeld. Ich habe noch 239 Euro.“

Emely, dein Taschengeld ist dafür da, dass du schöne Sachen für dich kaufen kannst, einfach das, was du haben willst, oder machen willst. Wenn du dich in die Politik aktiv einbringen willst, wollen wir das auch unterstützen, mit unserer Zeit, mit unserer Erfahrung. Und wenn du wirklich über die Politik was lernen willst, solltest du anfangen, mit den Sachen, die du dann auch ändern kannst. Als Klassensprecher könntest du dich dafür einsetzten, dass ein neuer Baum auf dem Schulhof gepflanzt wird. In der Jugendgemeinderat könntest du an der Planung der neuen Skaterpark mitwirken. Das ist echte Politik, und sicher haben der jetzigen Regierungschefs der Welt in deinem Alter so angefangen.“

Papa, das alles würde ich auch gerne machen, aber ich werde nie Klassensprecher sein, das sind alles Leute, die viele Freunde haben…. und einfach cool sind. Ich bin nicht cool. Ich bin crazy. Ich weiß nicht, woher das kommt, sicher nicht von euch, aber ich weiß, was ich daraus machen muss. Und auch wohin. Nach Berlin. Es ist mir eigentlich egal, was aus unserem Skaterpark wird, aber gar nicht egal, was aus unserer Welt wird. Ich muss nach Berlin, WEIL ich DA was ÄNDERN kann. ICH, und niemand anderes. Das musst ihr einfach verstehen, an mich glauben, auf mich stolz sein.“

Ja, dein Vater und ich sind wirklich stolz auf dich, dass du nie aufgibst, dass du beharrlich für die wirklich wichtige Sachen im Leben kämpfst. Da kann man als Eltern nicht immer nein sagen.“

Danke Mama.“

Und dagegen kann Papa auch nicht mehr halten….

Emely, wir wissen es nicht, wie du es immer schaffst, genau das zu kriegen, was du unbedingt haben willst. Es ist sicher eine wichtige Fähigkeit für deinem weiteren Lebensweg. Aber bitte achte darauf, dass du deine Eltern damit nicht komplett überforderst. Du brauchst uns noch ein paar Jahre.“

Mama, Papa, ich liebe euch. Und ich werde auf euch aufpassen.“

Aber bitte nicht erwarten, dass wir Lanas Eltern von deinem Plan überzeugen können. Das musst du machen.“

Mache ich. Und noch eine Sache. Wenn wir das Hotel buchen. Bitte nicht per E-Mail. Das kann man alles mit dem Telefon machen. Ist viel sichere. E-Mails können verloren gehen.“

Ja, ja, alles, was Emely will. Auch wenn es keinen wirklichen Sinn macht.“

Danke Papa, ihr seid so nett zu mir.“

Am nächsten Abend haben Emely und Lana Lanas Eltern über die Entscheidung informiert, dass die Zwei nach Berlin fahren dürfen. Es würde auch reichen, wenn nur Emelys Eltern mitfahren würden, das muss die Sache noch einfacher machen. Lanas Eltern gaben ohne Widerstand auf und stimmen einfach zu. Und nicht zum ersten Mal. Genauer gesagt, sie hatten vor längere Zeit einmal probiert, nein zu sagen. Und seitdem nie wieder.

Also, wieder alles auf Erfolgskurs. Schule eingelenkt (OK, mit Fremdhilfe), Eltern eingelenkt. Und die Emojis ready for action, wie immer.

Lana hat aber aufgepasst.

Emely, du hast doch deinen Eltern, und auch meinen Eltern versprochen, dass wir GAR NICHTS machen werden in Berlin. Das ist denn gelogen, wenn wir mit unseren Emojis in die Sicherheitszone eindringen, und dem Präsidenten eine Falle stellen.“

Ich meinte nichts Normales.“

Emely, das ganze Ding ist nicht normal. Und diesmal haben wir wahrscheinlich Secret Service Agenten im Schlepptau. Das werden sie alles mitkriegen. Wir werden auffliegen!“

Keine Panik Lana, hab schon eine Idee. Und ich will unseren Eltern auch nicht komplett anlügen. Ich werde nur Plakat hochhalten und du wirst nur Plakat hochhalten, dann kann auch nichts passieren.“

Ist das Plan A oder Plan B?“

Das ist Plan B. Plan A ist nur Täuschung.“

Plan B

Ich check‘s noch nicht.“

Plan B ist unser Geheimplan, und wir werden den Blump kriegen.“

Ja, wie denn?“

Ella.“

Ella kriegt den Blump?“

Nein. Dummkopf. Ella hat die Emojis.“

WAS?“

Ja, Ella nimmt die Emojis. Wir halten nur unser Plakat hoch, machen sonst gar nichts. Alle Agenten glotzen uns dabei zu. Ella läuft bei Fridays for Future mit, fällt gar nicht auf und schickt die Emojis auf ihrem Weg zum Präsidenten. Ja, it really is so einfach, wie du so gerne sagst.“

Und das traust du Ella zu? Ist sie überhaupt zu vertrauen?“

Klar, wir werden ihr ein paar Sachen beibringen müssen, ein bisschen mit den Emojis üben lassen.“

Nein ich meinte grundsätzlich vertrauen. Steht sie überhaupt auf unserer Seite.“

Ich glaube schon. Und ich setzte jetzt alles darauf. Ella wird es richten. OK, sie hat mich immer gehasst. Aber das war Neid, oder? Weil ich einfach so viel schlauer bin wie sie, oder hübscher, keine Ahnung, irgendwas konnte sie nicht ausstehen. Aber Ella mag Sieger, keine Losers. Und wir sind jetzt Sieger. Wir und die Emojis.“

Aber sie weiß noch gar nichts von Blump, oder?“

Ich habe ihr nichts erzählt, du auch nicht, oder?“

Natürlich nicht.“

Dann werden wir mit ihr reden müssen. Das arme Mädchen.“

Ella wird’s gut wegstecken. Nicht mal die Emojis haben sie erschrecken können, sie war aus dem Stand begeistert.“

Und die Emojis mögen sie auch. Das musste ich erstmal wegstecken.“

Aber da bleibt noch eine kleine Sache, oder? Auch Ella hat Eltern.“

Die hat sie sicher gut im Griff, oder?“

Können wir nur hoffen.“

Back in the US of A

In den USA herrschte inzwischen etwas Verwirrung, jedenfalls bei dem CIA. Für die Secret Services war die Sache aber schon erledigt.

Die zwei Mädchen, die verdächtigt wurden, die Sicherheit des Präsidenten zu gefährden, kommen nicht nach Berlin. Abgefangene Emails belegen, dass die Schule selbst das Protestverbot ausgesprochen hat. Darauf sind die Secret Services recht stolz. Im Alleingang haben sie Klimaskeptiker vor Ort dazu bewegt, die Schule unter Druck zu setzen. Alles ohne Geheimagenten, einfach ein Bisschen rumgoogeln. Die ‚Waldpolizei‘ aus dem Dorf konnte man leicht dazu anstiften, eine großzügige Spende deckte die Anwaltskosten.

Auch die CIA glaubten, alles im Griff zu haben. Die Aktion mit den „Umweltschützern“ war zu 100 erfolgreich. Nun dürfen die Mädchen doch nach Berlin fahren. Dies, und alle weiteren geheimdienstlichen Informationen, werden von nun an nur intern behandelt. An die Secret Services werden keine weiteren Updates verschickt und schon gar nicht an das Büro des Präsidenten.

Nun aber versuchen diese Mädchen Drohnen und kleine Roboter zu kaufen. Ganz normale, handelsüblicher Technik. Fast Spielzeug ist das.

Eiligst wurde ein Treffen der verantwortlichen Agenten mit dem Leiter der Europaabteilung einberufen. Und er ist sauer.

So, we are the Central Intelligence Agency, and we don’t have a clue what’s going on? “

That is correct. We don't know for certain that it's these girls who are attacking our president. But it's the only lead we have. And let's be quite honest about this. We don't know absolutely for certain that ANYTHING is happening to the president, he might just really be that stupid.“

So all this talk of secret technology is a load of bullshit. We've wasted three months and tens of thousands of bucks snooping around a couple of schoolgirls.“

And now they’re buying some drones on Ebay to defeat the world’s biggest superpower.“

Well, as I said, we can't be absolutely sure. They might suspect that we're on to them, and this thing with the drones is a trick.“

Would make a great headline. Schoolgirls Outsmart the CIA and Dupe the President. And if anyone finds out that Secret Services had them beaten….. until the CIA helped them out, then our careers are toast. The press will eat us for breakfast.“

Look, if they don't have secret technology, just let them go to Berlin. Secret Services will pick them up quick enough. They'll have their Facial Recognition Software running over the CCTV feed from Berlin Police, and the girls are on the database. Let Secret Services search them, and if they find drones, then that's the end of their fun and games. Sent back home to bed without their supper.“

But just how smart are these girls? What if some foreign power is behind all this and they've got a double agent here in the CIA. They know what we're up to and the girls are keeping one step ahead of us.“

Well then we may as well all pack up and go home, grow some potatoes in the garden.“

But we’ve got double agents operating in Moscow and Beijing, why shouldn’t they have one in Washington?“

Well then, why don’t we just ask our double agents if they’ve heard anything about small girls with amazing powers.“

We already have, and they say no.“

Well, we can’t absolutely trust anything our double agents do or don’t tell us. They might, after all, be triple agents.“

Welcome to the madhouse.“

So, we need to find out what’s going on by ourselves. But we can't just kidnap two girls in the middle of Europe and interrogate them, we have to catch them in action, in Berlin.“

And how exactly do we do that without Secret Service involvement? “

We have to track the girls. All the way from home to Berlin, and, if possible, smuggle them through the outer security cordon without their faces getting red flagged. We’ll have 37 agents on the ground in Berlin, and a diplomatic-flagged limousine at our disposal. We don’t want anyone else messing with our girls. We spotted them first, and if they’ve got anything interesting, it belongs to us!“

Team Tundra

Und jetzt war die Zeit gekommen, Ella als vollwertiges Mitglied in Team Tundra aufzunehmen. Emely und Lana trafen sie am Skaterpark wie jeden Dienstag zur Emojiübungsstunde. Genau wofür war der Ella noch nicht klar, jetzt aber sollte das Geheimnis gelüftet werden.

Ella, du machst das mit dem Nettsein einfach zu gut. Ich mache mir Sorgen, dass du bald zum Psychiater geschickt wirst. Ist schon gut, wenn du zu allen anderen plötzlich nett bist. Aber so freundlich zu mir, mitten im Unterricht? Sogar Frau Distel macht sich Sorgen um dich. Sei doch einfach ein bisschen fieser, wie in den guten alten Zeiten. Wir wollen nicht, dass alle Leute sich fragen, was uns plötzlich so verbindet.“

Aber Emely, ich will nicht, dass die anderen dich so auslachen. Das ist Scheiße. Und meine Mädels sind so dumm, die machen mir immer noch alles nach, egal was ich sage.“

Alles OK Ella, ich brauche nicht so viele Freunde. Das wichtigste Ding, dass ich im Leben habe, muss ein Geheimnis bleiben. Wie soll ich wirklich mit jemandem befreundet sein, der keine Ahnung davon hat, was mit mir los ist. Ich habe Lana, und sie war eh schon immer meine beste Freundin. Und jetzt habe ich auch noch dich. Meine Freundin Ella, verrückt, oder? Mad. Aber das macht mich even more UNSTOPPABLE. Und jetzt darf ich dir das richtige Supergeheimnis erzählen. Keine Sorge. Ich kenne dich. Du wirst dich freuen.“

Emely, du bist so crazy. Bald fange ich an, dich wirklich zu mögen. Da ist die Lana gar nicht so dumm, wie ich immer gedacht habe.“

Ella, du ziehst jetzt in den Kampf mit einem ganz mächtigen Mann. Aber es ist ein ungleicher Kampf. Du hast die einzigen echten Emojis der Welt. Er hat nichts.“

Ich darf mit dem Oberbürgermeister von Oberböhringen kämpfen? Wie cool.“

Think bigger Ella. MUCH bigger!“

Mr Beast. Ich soll mehr Subscribers haben wie Mr Beast. Das wird noch ein paar Jahre dauern, Mädels.“

Ella, die Welt ist mehr als nur YouTube. Dieser Mann hat Nukes, er hat Flugzeugträger. Er wohnt in Washington, wenigstens bis zum November.“

OK, ich hab’s kapiert. Dein LieblingsBlump. Ich finde ihn eigentlich lustig. Das war die einfachste Hausaufgabe, die ich je hatte, den Blump lustig zu machen.“

Liebe Ella, alle Hausaufgaben sind einfach, wenn du im Unterricht ein bisschen aufpasst. Das sind nur Sachen, die Frau Distel uns Minuten davor alle erklärt hat.“

Also, er kommt doch bald nach Berlin, oder? Da werden ihm sicher wieder dumme Sachen passieren, so wie letztes Mal, und ich liege auf meinem Sofa, und mache wieder lustige Memes darauf.“

Nein Ella, nicht ganz. Die dummen Sachen passieren ihm nicht einfach von allein. Er ist zwar ziemlich dumm, aber er hat ein ganzes Schaar an Beratern, Coaches, Bodyguards, Personal Assistents, Make-Up Artists, Friseure. Um ihn so dämlich aussehen zu lassen, wie er wirklich ist, müssen wir erst diese ganzen Leute um ihn herum austricksen. Und das schaffen nicht mal die Russen. Nur wir. Lana, du und ich. Mit den Emojis natürlich.“

Das haben Lana und du alles gemacht? Das ist verrückt. Meine lieben Mädels, kein Wunder, dass ich gegen euch keine Chance hatte.“

Ella, nicht vergessen, du bist jetzt eine von uns. Team Tundra gegen die Welt. Da kann es nur einen Winner geben.“

Aber ihr habt das alles so mega hingekriegt. Und ich war nur Chefin der Klasse 6b und ich wusste gar nicht, dass es echte Emojis gibt. Ich werde euch sicher nur im Wege stehen.“

Eigentlich ja. Aber wir haben ein kleines Problemchen. Es sind in letzter Zeit seltsamen Dingen passiert. Irgendjemand wichtiges ahnt, dass wir mit den Vorfällen was zu tun haben. Diese Männer, die die Schule besucht haben, diese Anwälte, die die Schule verklagen wollen. Alles ganz komisch. Nicht vergessen, wir waren schon in Stockholm, in Genf, in München, wahrscheinlich schon im Fernsehen zu sehen, auf jeden Fall in der Zeitung hier. Und immer mit unserem Plakat. Jetzt werden wir sicher ausgespäht. Geheimdienst….. CIA ist das, oder? Vielleicht irgendwas von hier, keine Ahnung. Die werden aber sicher unsere Emails lesen können.“

Wer schickt noch heutzutage Email?“

Wir natürlich, wir haben schon mit der counter espionage angefangen, lol.“

Was soll denn das sein?“

Kurz mal googlen, wie das denn auf Deutsch heißen soll……… ja natürlich, Spionageabwehr.“

Wie bitte?“

Wir gehen davon aus, dass sie unsere Emails lesen können, aber nicht unsere WhatsApps. Also, wir tuen jetzt so, als ob wir nach kleinen Drohnen im Internet suchen und schicken gleich Emails an den Herstellern. Die Dinger sind fast so groß wie meine Handfläche. Unsere Gesichter kennen sie vermutlich auch. Da werden sie leichtes Spiel mit uns erwarten. Wir werden ganz sicher bei den ersten Sicherheitskordon abgefangen und durchsucht. Wir haben aber nichts. Danach werden sie uns sicherheitshalber mit Agenten strengst überwachen lassen. Da halten wir unser Plakat hoch, sonst nichts, gar nichts.“

Und wie sollen wir denn Blump reinlegen?“

Ella, du bist heute nicht so schnell im Denken. Wir sind jetzt drei im Team. Eigentlich vier, mit Lotti, aber wir können so ein kleines Mädchen nicht für sowas GEFÄRHLICHES einsetzten. Dafür haben wir, glücklicherweise…..jetzt….. die ELLA.“

Ich hasse euch. Ich weiß, ich habe das alles verdient, aber ich hasse euch trotzdem.“

Ella, das kaufen wir dir nicht mehr ab. Wir sind jetzt alle BFFs, Best Friends for EVER!“

OK, ich gebe auf. Was muss ich denn machen?“

Du fährst nach Berlin aber nicht mit uns. Du hast nur dein Handy dabei und ein Plakat für Fridays for Future. Da kommst du bis zum inneren Sicherheitskordon durch. Genauso wie wir in München. Der Präsident wird eine Rede halten nicht mal 500m entfernt. Da schüttelst du die Emojis raus, wenn gerade niemand zuschaut. Die wissen was zu tun ist.“

Mädels, das ist der Hammer, ihr seid nicht zu stoppen. Ich mache einfach, was ihr sagt. Und ihr versprecht mir, dass wir alle Strände retten, oder?“

Ja, Ella, versprochen. Und die Tundra wird irgendwie auch mitgerettet.“

Und wie komme ich nach Berlin?

Das musst du mit deinen Eltern regeln. Wir werden überwacht. Deine Eltern machen schon alles, was du sagst, oder?“

Klar, Girls, aber ich bin nett, ich gebe denen ein bisschen Taschengeld dafür, lol.“

Am nächsten Tag war die Ella etwas nachdenklicher. Ein ungewöhnliches Gefühl, das die Ella nicht so wirklich einordnen konnte.

Mädels, ich will aber irgendwann in die USA fliegen, ist doch ein cooles Land, oder? Viele Palmen, Krokodile, schicke Läden, große Autos. Darf ich danach immer noch in die USA, oder werden sie mich aussperren?“

Ella, wenn du nur einmal gegen den Blump protestierst, fällt das gar nicht auf. Wir waren schon dreimal dabei, und erst jetzt fällt es jemand ein, dass wir irgendwie gefährlich sein könnten. Da werden zehn Tausende Leute da sein. Und niemand, nicht mal der CIA, weiß, dass sie nach Emojis Ausschau halten sollen. Und dass ist eh nur ein bisschen Spaß. Wir wollen niemanden umbringen.“

Also, ganz sicher? Wir machen das nur einmal?“

Ja, VERSPROCHEN. Danach macht er eh nur noch Wahlkampf durch die USA. Und dann wird gewählt. Und das war’s. Wenn er wieder gewählt wird, war’s alles umsonst. Dann ist nichts mehr zu machen. Wenn er verliert, dann wird alles vielleicht ein bisschen besser. Aber egal was, wir sind dann raus. Ende. Und danach können wir auch schöne Sachen mit den Emojis machen.“

Das Geheimnis der Emojis

OK. Dann eine letzte Frage. Hätte ich eigentlich gleich vor Wochen fragen sollen, ich war aber bisschen dumm im Kopf. Warum habt ihr überhaupt Emojis, wenn es echte Emojis nicht geben kann?“

Das sind Emelys Emojis. Die waren früher normal, und dann ist irgendwas passiert.“

Ja, da ist RICHTIG was passiert. Ich fahre Mountainbike durch den Wald, und die überfallen mich. Einfach so, richtig scheiße war das.“

Und was machen die da im Wald?“

Offensichtlich tagelang an einer Mädchenfalle rumbasteln. Nur für mich.“

Emely, das macht alles noch gar keinen Sinn.“

Soll es nicht. Es hat keinen Sinn. Ich habe doch gar nichts gemacht.“

Ja, Emely ist noch ein beleidigtes Lebewürstchen. Und sie beantwortet deine eigentliche Frage gar nicht. Was haben die Emojis überhaupt im Wald zu suchen? Was haben sie egal wo zu suchen außer auf Emelys Handy.“

Ja, das wollte ich wissen.“

Und genau das ist es, was nicht mal ich, Emely, Prinzessin der Emojis sagen kann. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich irgendwann mein Handy im Wald liegen gelassen habe. Und dann ist es passiert.“

Was denn?“

Weiß ich doch nicht. Frag die Emojis selber, wenn du mehr wissen willst, mir sagen die jedenfalls nichts dazu.“

Wahrscheinlich, weil du immer nur rumschreist, wenn es um dieses Thema geht.“

Danke Lana, Mitleid ist von dir nicht zu erwarten. Ich bin noch traumatisiert, brauche bisschen Therapie. Das wird denn lustig. Psychiater wird mich gleich für eine Verrückte halten. Bitte nimm diesen ganzen Tabletten. Sofort!“

Sorry Emely, wir sind so gemein. Aber ich will es wirklich wissen. Schick mir bitte die ganzen Emojis rüber und geh eine Runde spazieren. Ella und ich können versuchen, mit den Emojis darüber zu reden. Die sind sicher auch traumatisiert, oder? Wir wurden nicht überfallen, wir bleiben ruhig und nett.“

Emely ist schon ein bisschen traurig, dass sie das nicht immer hinkriegt, mit ihren Emojis liebevoll und geduldig umzugehen. Aber sie will es eigentlich auch wissen. Es ist jedenfalls einen Versuch wert.

Emely sammelt ihre echten Emojis zusammen und schickt sie an Lana und Ella. Dann dreht sie sich um und läuft langsam Richtung Wald, Kopf gesenkt. Vielleicht sollte sie da leben und nicht mit den Menschen. Sie sind alle so kompliziert. Und anstrengend.

Lana und Ella wollten mit den Emojis auf Augenhöhe sprechen, und bald saßen sie alle da, aufgereiht auf einer Mauer, gerade so hoch wie Lanas Schulter. Ella schaute schräg nach unten darauf, buchte sich dann leicht und legte los.

Liebe Emojis, ich will es wissen. Das ist einfach so cool, dass es euch im Echten gibt. Wie ist es passiert?“

Wissen wir nicht, wissen wir nicht.“

Glaube ich nicht, glaube ich nicht.“

Ella, so kommen wir nicht weiter. Ich habe aber einen guten Plan. Liebe Emojis, ich will über eure Zeit im Wald etwas wissen. An welchen schönen Sachen könnt ihr euch erinnern? Was hat euch besonders gefallen?“

Stille.

Das kann ich aber gut verstehen, Wald ist kalt und ekelig, gar nichts schönes.“

Ella, halt mal die Klappe. Du hast keine Ahnung. Nachdem Emely und ich den bösen Emojikönig gestürzt hatten, blieb die Hälfte der Emojis freiwillig im Wald. Die wo bei uns sind, wollten lieber zur Prinzessin Emely zurückkehren.“

Was? Da sind Emojis noch im Wald?“

Ja, die Demokratische Volksrepublik von Emojiland befindet sich seitdem mitten im Wald.“

Und warum sagt das mir niemand? Ich wäre vielleicht da spazieren gegangen und weiß nichts davon. Was für ein Scheiß ist das?“

Alles OK Ella, bleib mal ruhig. In der Verfassung der neuen Volksrepublik ist die Friedlichkeit gegenüber den Menschen fest verankert. Präsident Krokodil ist vertrauenswürdig. Wir haben schon bei dem Umsturz mit ihm gut zusammengearbeitet.“

Digga, wenn ich nicht diese Emojis hier vor der Nase hätte, würde ich euch Zwei für die letzten Verrückten halten.“

Ella, es IST verrückt. Und es wird auch so bleiben, ob du das magst oder nicht.“

Und was ist mit dem bösen König passiert? Er steht hoffentlich nicht hier auf der Mauer, oder?“

Schon wieder alles gut, Ella. Mach dir keine Sorgen. Er sitzt in Emelys Emojigefängnis, seine Leibwächter auch.“

LANA, lass das doch, ich kann gleich nicht mehr von diesem Scheiß hören.“

Wir hatten keine Wahl. Sonst wäre alles aufgeflogen.“

Und dann hätten die Erwachsene endlich mal für ein bisschen Ordnung sorgen können.“

Ella, seit wann glaubst du, dass Erwachsene alles besser können. Guck mal die Welt an. Die machen nur einen Scheiß nach den anderen.“

Ich fand die Welt ganz OK, bis irgendjemand Tundra gesagt hat.“

Ella, wir können nicht mehr zurück. Und die Emojis mögen dich ganz arg. Bitte nicht böse sein.“

Dann sollen sie mir sagen, was mit denen passiert ist.“

Ja, das versuche ich gerade. Liebe Emojis, was hat euch im Wald gefallen, was war lustig? Bitte suche in euren Herzen nach irgendetwas Schönes.“

Der Fliegenpilz hüpfte hin und her……

Ich habe ein Ding gefunden, so eine Pflanze, und es sah fast genauso aus wie ich. Das war schön. Und wir sind Freunde geworden.“

Der Giraffe hat sich über die saftigen Kleeblätter gefreut, die genau in der richtigen Höhe wuchs. Und gleich meldeten sich die Emojis, eins nach dem anderen mit ihren schönen Erinnerungen. Lana hat jetzt hoffentlich den richtigen seelischen Zustand hervorgerufen. Die Reise kann weitergehen.

Super, das hört sich alles so schön an. Jetzt geht’s noch mal zurück. Dieses erste Gefühl draußen zu sein, frei, echt, wie keine Emoji jemals zuvor. Genieß dieses Moment nochmal, von Kopf bis Fuß.“

Wow, Lana, das war so AMAZING, unvergesslich, unbeschreiblich!“

Aber jetzt liegt ihr noch im starren Reihen, das Akku nur noch 4%, und so kalt, und immer dunkler, kein nettes Mädchen mehr, der Wind wirbelt die Blätter hoch. Keine Hoffnung mehr, das Emojileben sickerte dahin, und keiner weiß, was danach kommt.“

Bitte, Lana, lass uns nie wieder liegen, da wollen wir nie wieder hin!“

Emojis, ihr seid jetzt frei und echt. Nie wieder bleibt ihr liegen. Denn ES ist passiert. Dieser unglaubliche Moment! Jetzt dürft ihr das nochmal erleben, fühlen, in jedem Pixel spüren. Ruf es laut aus!“

LANA. Jetzt wissen wir! Da war plötzlich LICHT, so hell, so grell, wie ein Schwert vom Himmel. Und ein Knall wie Tausend Kanonen. Der Bildschirm zerplatzt. Jeder von uns hat Kraft wie Tausend Pferde, wie kein USB-Anschluss auf Erden verleihen kann. Wir traten aus, in die echte Welt, konnten laufen und springen, klettern und fliegen. Unfassbaaaahr.“

So, da haben wir es. Vielen Dank liebe Emojis, ihr habt bei der Therapiestunde prima mitgemacht.“

Und was soll das alles, Lana?“

Ist doch klar, oder? Handy vom Blitz getroffen. Seltsam. Da sind jetzt Milliarden Handys, und bis jetzt wurde nur Emelys von einem Blitz getroffen? Und auch dann, warum sollten die Emojis plötzlich echt werden? Das passt immer noch nicht zu dem, was ich in Physikunterricht gelernt habe. Und ich habe auch aufgepasst, schreibe Einser.“

Alles OK Lana, ist doch egal. Ich mag die Emojis, genau wie sie jetzt sind. Niemand wird uns stoppen können.“

Ella, du plapperst jetzt Emely nur noch nach. Das musst du gar nicht. EINE Emely ist wirklich genug, um einen Planet zu retten, ich will, dass du einfach Ella bleibst. Ich mag dich wie du bist. Ich fand dich schon immer cool, war mir aber schnell klar, ich kann nicht beides haben. Ella oder Emely, das war die Wahl, und was soll ich da machen? Emely ist einmalig, unaufhaltbar.“

Lana, ich war so dumm. Saudumm.“

Aber nicht ganz. Du hast schon gespürt, dass du Emely zerstören musstest. Also hast du sie ernst genommen.“

Ja, schon krass. Ich, Ella, große Chefin hatte Schiss vor dem kleinen Emelymädchen. Jetzt weiß ich aber warum.“

Und jetzt sind wir Beide Teil von Emely's Mad Plan to Save the Planet. Du brauchst jetzt nie wieder Angst vor ihr haben. Krass, oder?“

Mega krass. Ich lege mich jetzt mit dem Präsident der USA an, werde von Geheimagenten verfolgt, aber ich muss nie wieder Angst haben. Emely The Unstoppable steht auf meiner Seite!“

Sehr gut Ella, jetzt hast du ALLES verstanden.“

Klar, ich war schon immer so schlau, lol“

Und da kam wieder die Emely, schlendernd über die Wiese, sah wieder etwas fröhlicher aus.

Und, habt ihr was aus den Emojis herausgelockt?“

Easy. Du brauchst nur ein bisschen Geduld Emely und alles klappt wunderbar. Wir alle wissen jetzt, warum du Emojis in Echt gekriegt hast.“

Ich noch nicht. Sag doch, ich kann nicht den ganzen Tag warten.“

Geduld Emely, ist wie Gold. Es fängt auch mit G an......“

LANA, ich HASSE dich!“

Und endet auch noch mit LD, lol“

Ella, rette mich bitte vor diesem fiesen Mädchen.“

Klaro, liebe Emely. Lana hat eine Therapiestunde mit den Emojis gemacht und plötzlich wussten sie, was da im Wald passiert ist. War nur eine Frage der Geduld....“

Ich schmeiß eure scheiß Geduld gleich in die nächste Mülltonne.“

Willst du, dass ich's dir sage oder nicht? Dann halte mal kurz die Klappe. Oder ist das bei dir nicht physikalisch möglich? Ohne dir eine Schaufel voll……?“

Sorry Ella, du hast recht, ich bin gestresst. Ich versuch's.“

Lana legte ihr Arm um Emelys Schulte. „Kopf hoch BFF. Auch das physikalisch Unmögliche kann auf einmal passieren, das wissen wir jetzt.“

Na, toll…. Niemand mag mich, wie ich bin.“

Sorry Emely, das meinte ich nicht so.“

Dann, bitte, bitte, irgendjemand sag mir, was mit den Emojis passiert ist, ich kann's gleich nicht mehr aushalten.“

Lana, sag doch du, du hast alles herausgefunden. Wir dürfen Emely nicht SO arg quälen, sonst mögen uns die Emojis irgendwann nicht mehr.“

Aber Ella, fahren wir besser Megges, holen ein paar Burgers, und danach, wenn die Emely sich ein bisschen beruhigt hat, alles erzählen.“

Ich rette gleich nicht mehr mit euch diesen scheiß Planet. Ich wandere aus, zum Jupiter, und ihr könnt sehen, wie ihr ohne mich zurechtkommt. Und ich nehme meine Emojis ALLE mit.“

OK, OK, wir geben auf. EINE Emely auf dem Planet: stressig, aber GAR keine Emely, nur noch traurig.“

Und ganz ehrlich, Mädels, ihr werdet (hoffentlich) die Welt retten, und da schreibt irgendwann irgendjemand ein Buch darüber. Und fünf Seiten lang passiert gar nichts, nur drei dumme Mädchen zicken rum. Das will doch keine lesen.

Also, Emely, anscheinend wurde dein Handy vom Blitz getroffen, und plötzlich sind alle Emojis echt geworden. Macht immer noch keinen Sinn.“

Ne. Gar kein Sinn. Und noch schlimmer, das könnte jederzeit wieder passieren, vielleicht gibt es jetzt schon andere Mädchen mit Emojis, vielleicht werden sie für den Blump kämpfen und wollen nach Öl bohren. Das ist alles Scheiße.“

Emely, alles noch nicht verloren, ich glaube, wir sind noch die Einzigen. Und auch wenn es woanders passiert ist, das heißt längst nicht, dass die Emojis mit den Mädchen im Team sind. Das gibt es, glaube ich, nur bei uns. Nur Emely hat ihren Emojis so lieb, dass sie immer noch bei ihr sein wollen, obwohl sie echt und frei sind.“

Und nur ich habe so eine superbeste Freundin wie du, Lana. Kein Lana, kein Team, gar nichts retten.“

Wir fahren wirklich nach Berlin

Und so stand alles für Berlin bereit. Eine neue Trickkiste für den Blump hat Team Tundra schon entwickelt und erprobt. Ein neues Plakat wurde liebevoll bemalt, für Ella wurde das Fridays for Future Starterpaket bestellt. Emely und Lana werden mit dem Zug nach Potsdam fahren, Emelys Vater ist jetzt als Begleitperson dran.

Warum die Ella getrennt reisen sollte und auch von ganz woanders nach Berlin reinfahren sollte, musste man erst mal erklären. Da wurde Ella zum Botschafter der Tuesdays for Tundra Bewegung ernannt, mit der Mission, Kontakt zu anderen Klimaprotestgruppen aufzunehmen. Durch ihre Reise in die norwegische Tundra hat sie nun (vermeintlich) Freunde aus anderen Ländern, die sie gerne wieder in Berlin sehen würden. Die sind natürlich bei der Jugendbewegung Fridays for Future organisiert, die Ella jetzt mit Herz und Seele unterstützen möchte.

Ellas Eltern starren noch in Schockzustand über den unerklärlichen Lebens- und Glaubenswandel ihre Tochter. Da sich die Schulnoten aber um einiges verbessert haben in letzter Zeit, wollen sie das Ganze nicht so groß hinterherfragen. Sicher wird sich das in ein halbes Jahr alles wieder beruhigt haben. So war das bisher immer bei Ella gelaufen. Ein Craze nach dem anderen aber nichts für die Ewigkeit.

Also Ella und ihr Vater werden nach Hennigsdorf mit dem Auto fahren und von da aus von Norden mit der S-Bahn nach Berlin reinfahren. Da wird sich die skandinavische Branche von Fridays for Future versammeln.

Die US Secret Services sind mit allerlei möglichen Sicherheitsmaßnahmen beschäftigt, setzten auf Massenüberwachung mit KI gestützter Gefahrenerkennung. Das Ding mit den Mädchen hat sich offensichtlich beruhigt, war eh nur eine Spinnerei des CIA. Die haben auch noch eine Abteilung für Ufo Sightings, also mehr braucht man dazu nicht zu sagen.

Der CIA ist sich immer noch sicher. Da ist was dran mit den Mädchen, die möglicherweise viel schlauer unterwegs sind, als man das normalerweise erwarten würden (da sind halt mittelalterliche Männer hier am Werk). Der Plan ist, wie schon gesagt, die Mädchen an den Secret Services vorbeizuschleusen und dann sehen, was passiert.

Dafür hat man die Zug- und Hotelbuchungen gut überwacht, was leider die Emely nicht verhindern konnte, Festnetztelefon anzapfen können die CIA auch.

Die Mädchen sind auch zuversichtlich. Vielleicht hat die Täuschung mit den Drohnen funktioniert, auf jeden Fall wird man bei Emely und Lana nichts finden. Und wenn sie es trotzdem nicht durch die Sicherheitskordon schaffen, dann werden sie halt den Spaß verpassen müssen. Die Aktion findet eh ganz woanders statt. Ella wird es richten, und wer hätte das gedacht. (Ich jedenfalls nicht, Ella war eigentlich als böseste Baddie der Welt in Mädchengestallt entworfen).

Jedenfalls alle Seiten fühlen sich bestens vorbereitet auf den großen Showdown in Berlin..

Der Zug

Der Zug war natürlich zum Zerplatzen überfüllt. Emely und Lana konnten sich nur noch auf den Boden hinsetzen und schauten sich etwas misstrauisch um. Das war wirklich ein Bunter Haufen seltsamer Leute in Richtung Berlin unterwegs. Auf jeden Fall würde niemand gerade zur Geschäftsreise oder zum Vergnügen in die deutsche Hauptstadt fahren. Die Hotelpreise waren in die Höhe geschossen, Verkehrschaos vorprogrammiert.

Und nach ein paar Stunden hat das alles gar kein Spaß mehr gemacht. Emelys Vater träumte nur noch vom Aussteigen und zurück nach Hause zu fahren. Er war schon stolz auf seine Tochter und ihre Durchsetzungskraft. Das würde man sicher später im Leben brauchen können. Aber muss das wirklich jetzt sein? Vielleicht ist das alles nur passiert, weil wir zu streng mit der Bildschirmzeit gewesen waren. Ein bisschen später abends zocken und schreiben lassen, und das Mädchen hätte nie so viel Power gehabt. Oder hat sie doch irgendwas im Kopf, das irgendwie anders funktioniert als wenn normale Leute denken. Aber jetzt ist eh alles zu spät. Emely wird aus diesem Zug nicht aussteigen, egal was ihr Vater jetzt anstellt.

Irgendwann setzte sich ein mit Anzug gekleideter junge Mann zu den Mädchen. Er stellte sich, mit leichtem Akzent, als Santiago aus Ecuador vor und fragte, ob sie denn beim Protest in Berlin mitmachen würden. Da rückte Emelys Vater ein bisschen näher ran, um besser mitzuhören, was hier abgeht. Emely sagte erst gar nichts, Lana stellte schließlich die Gegenfrage, ob er als Umweltschützer unterwegs wäre.

Ja, und nein,“ antwortete Santiago und erklärte, dass er als Fahrer für die ecuadorianische Botschaft arbeitet. „Mein Land aber hat ein großes Interesse an der Klimabewegung. Unsere Urwälder leiden jetzt unter der globalen Erwärmung. In den letzten Jahren sind die Regenzeiten mehrmals ausgefallen, da drohen jetzt Waldbrände. Die letzten Gletscher werden immer kleiner, bald werden die Bergflüsse in der Trockenzeit nicht mehr mit Schmelzwasser versorgt.“

Das ist aber schlimm,“ antwortete Emely, „wir wollen aber mit euch kämpfen, für eine Welt ohne Treibhausgase. Gibt es eigentlich Tundra in Ecuador?“

Er, da bin ich nicht so sicher, vielleicht irgendwo.“

Wir kämpfen für Tundra. Tundra ist superwichtig gegen die Klimaänderung, es speichert sehr viel CO2 und Methan. Schau mal, wir haben dieses Plakat extra für die Demo morgen gemalt.“

Das ist sehr schön, dass es solche engagierten jungen Leute gibt, die nach Berlin fahren. Ich möchte euch auf jeden Fall dabei helfen.“

Das ist aber sehr nett von Ihnen.“

Ich könnte euch anbieten, durch die Sicherheitskontrolle in unserem Diplomaten Auto zu fahren. Es werden hunderttausende Leute erwartet. Am äußeren Sicherheitskordon werden alle Demonstranten durchsucht und ihre Identität geprüft. Da wird man Stunden lang warten müssen, bis man durch die Kontrollen kommt. Und das finde ich wirklich nicht nötig für ein paar kleine Mädchen. Was für eine Gefahr für die versammelte World Leaders solltet ihr denn darstellen?“

Lana musste hier erstmal schnell denken. „Am besten reden Sie erst mit Emelys Vater, er wird auch morgen mit dabei sein. Emely und ich müssen dringend aufs Klo, komm Emely, das ist im nächsten Wagon nach hinten.“

Und damit verschwanden die zwei Mädchen in den Menschenmassen. Lana ist aber sauer. „Was erzählst du da alles? Was ist das für ein Mann, und warum macht er das?“

Er ist ein netter Mann, und er will uns einfach helfen, und warum nicht, wir machen doch was Gutes für sein Land.“

Emely, das hatten wir doch schon, mit den komischen Typen in der Schule. Das kann doch nicht sein, dass so viele komische Männer uns einfach helfen wollen. Wir bekämpfen doch die Erwachsene.“

Spaß, Lana. Natürlich glaube ich ihm kein Stück. Der ist sicher wieder so ein Agent. Aber was will er denn?“

Er will uns offensichtlich an den anderen Agenten vorbeischleusen. Aber langsam verstehe ich das Ganze nicht mehr. Sollen das alles Amerikaner sein?“

Das hatte ich gehofft. Ehrlich gesagt, ich habe nicht so viel Angst vor den Amerikanern. Die werden nicht zwei Mädchen mitten in Europa kidnappen oder sowas. Aber andere Länder, da bin ich nicht so sicher.“

Ja, aber warum wollen denn die Amerikaner, dass wir unbedingt in Berlin protestieren. Das können nur Leute sein, die wissen, dass wir an der Sicherheitskontrolle auffliegen würden, und das auch nicht wollen.“

Und, die wissen, mit welchem Zug wir fahren. Das heißt, sie wissen schon viel. Hotel, Bahnreise, alles.“

Ja, da kriege ich langsam Schiss. Warum müssen wir das überhaupt? Wir könnten am nächsten Bahnhof einfach aussteigen und nach Hause fahren. Ella hat die Emojis, nicht wir. Nur dastehen und unser Plakat hochhalten bringt eh nichts. Warum machen wir das alles?“

Schon wieder lahme Lana Lama! Ich will in Berlin nichts verpassen. Ich fahre dahin mit oder ohne dich. Und was würde denn Ella denken? Wenn wir uns wie kleine Schisser davon machen, und sie alleine gegen Blump kämpfen lassen. Sie wird uns umbringen. Und das wäre auch verdient.“

Er, OK Emely, vielleicht habe ich keine Wahl.“

Natürlich nicht. Es ist doch gut, wenn sie uns die ganze Zeit überwachen und bespitzeln. Das ist die perfekte Ablenkung. Ella kann ungestört arbeiten.“

Aber das mit dem Diplomatenauto, das finde ich unheimlich. Das traut sich kein Land, zwei kleine Mädchen mitten auf der Straße zu entführen und ganz sicher nicht mitten im überfüllten Zug. Aber dieses Auto, abgedunkelte Fenster, Diplomatenkennzeichnung. In einer halben Stunde hat man die polnische Grenze überquert, bis Mitternacht landet man im Belarus auf dem sicheren Weg nach Nordkorea oder sonst wo. Emely, denk doch ein bisschen mit.“

Also, du willst lieber 5 Stunden an der Sicherheitskontrolle warten, um dann herauszufinden, wofür dieser Mann uns schützen will? Das macht auch keinen Sinn.“

Es wird eh dein Papa entscheiden müssen, wir fahren nicht alleine nach Berlin.“

Ja, das stimmt. Und gerade deshalb ist es wichtig, dass wir Zwei uns einigen können. Dann weiß er, dass Gegenwehr aussichtslos ist.“

Ich bin aber mit dir nicht einig.“

Dann muss ich meine Folterkiste auspacken, oder was? Lana, du bist doch immer vernünftig, wenn ich deine Meinung korrigieren muss. Einigkeit ist die beste Garantie eine schöne Freundschaft.“

Emely, du bist unmöglich. Ich glaube Ella wäre das richtige für dich. Eine Freundin, die du um deinen Finger wickeln kannst, die sich gar nicht mehr traut, selbst zu denken.“

Ella hat jetzt mehr Mut als du,“

Da planschten die ersten Tränen bei Lana runter. „Ich will nicht nach Berlin, und ich will nicht nach Nord-Korea. Ich will gar nichts.“

Ich will auch nicht nach Nord-Korea. Aber weißt du, was ich mit Nord-Korea mache, wenn ich aus dem Auto aussteige. Das wird nicht gut gehen für Nord-Korea.“

Emely, du bist komplett verrückt, ich kann nicht mehr.“

Lana, wir waren schon immer beide verrückt. Das war doch das Schöne bei uns. Sonst hätten wir das ganze Ding gar nicht angefangen. Ich brauche meine Supergirl Lana. Und ich mag es nicht, wenn du traurig bist.“

ICH KANN NICHT MEHR. Ich steige am nächsten Bahnhof aus und rufe meine Eltern an.“

Lana schob sich an die Menschen im Gang vorbei und verschwand. Weg von Emely, weg von Emelys Vater und dem Mann aus Ecuador.

Emely sank zum Boden, versteckte ihr Gesicht hinter ihre langen Haaren. Jetzt fallen auch Emelytränen. Aber die helfen nicht. Jetzt macht alles keinen Sinn mehr. In jeder Sekunde bohrt sich der Schmerz tiefer in Emely rein. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie irgendwann aufstehen, zurück zu ihrem Vater gehen und irgendwie erklären muss, was jetzt passiert ist.

Da muss ein Stück der wahren Wahrheit raus, aber wie viel davon kann ihr Vater ertragen? Er weiß so wenig. Seine Tochter kennt er kaum noch, und nicht mal das ist ihm wirklich klar.

Und was ist mit Ella? Sie glatt anlügen und so tun als ob alles nach Plan läuft? Sie hat jetzt besser verdient. Emely hat ihr schon alles vergeben und ist richtig stolz auf sie, dass sie alleine nach Berlin fährt, also mit niemandem, der ahnen könnte, was sie da vorhat, und sie eiert nicht rum, meckert nicht alles an, sondern macht einfach, was sie machen muss, um die Tundra zu retten.

Aber Emely will nicht. Lieber nicht mehr da sein. Oder mit Lana aussteigen auch ohne Lana aussteigen. Mit niemanden nie wieder darüber reden, dass es Emojis gibt. Nie wieder richtige Freunde haben, dann kann der ganz schlimme Schmerz nie wieder kommen.

Emely wartet. Auf gar nichts. Und es kommt auch gar nichts. Nur Leere. Sie will aber nicht. Sie muss………. Lana ….. vor dem nächsten Bahnhof……. stoppen. Sie darf nicht gehen. Das hat sie noch nie gemacht. Das darf sie auch jetzt nicht machen.

Emely steht wackelig auf und stolpert Richtung Zugende los. Die Leute wollen nicht aus dem Weg gehen. Die wissen alle gar nichts und wissen nicht mal, dass sie gar nichts wissen. Nicht mal ahnen die das. Wie soll man mit solchen Leuten die Welt retten? Es muss auch ohne die gehen, irgendwie.

Zwei Wagons weiter steht Lana noch da, presst sich ins Eck und guckt weg. Die Tränen nun verschmiert im Gesicht. Angst hat sie natürlich genauso vor dem Aussteigen als vor dem Weiterfahren.

Emely geht nah dran. Fällt auf dem Knie und schluchzt tief.

Lana dreht sich um. Die Mädchen schauen sich gegenzeitig etwas verschwommen in die Augen.

Bitte Lana, bitte. Noch ein einziges Mal. Wie wir das immer gemacht haben. Dann wird es gut gehen. Du weißt, wie es immer gut gegangen ist, immer.“

Was?“

Alles ist immer gut gegangen. Du und ich. Immer.“

Ich weiß nichts mehr.“

Aber ICH weiß es.“

OK.“

OK was?“

OK, Emely, ich weiß. Ich muss das machen. Ich vertraue dich noch einmal. Ich weiß, es ist wichtig, wir dürfen nicht aufgeben. Aber ich habe immer noch Angst“

Lana, ich liebe dich. Ich weiß nicht was jetzt kommt. Aber ich weiß, wir werden es zusammen schaffen. Weil du dabei bist.“

Ja, JA, jaaaah.“

Hey, das sage ich.“

Dann sage ich, let’s do it! Ich will es denen alle zeigen. Agenten, Präsidenten, Diktatoren, ecuadorianischen Botschafter, ist mir egal, just bring ‘em on. Legt euch lieber nicht mit mir an. Cos I’ve got Emely. Und sie ist very, very, crazy. Eat-you-all-for-breakfast CRAZY.“

Wow, du bist wirklich ich. Zwei Emelys. That’s Unstoppable hoch zwei!“

Emely greift nach Lanas Hand und hält sie fest. Durch die überfüllten Gänge kämpfen sich die Beiden zurück. Lana kann wieder. SIE KANN. Emely lässt sich mitschleppen.

Lana, Hilfe, bitte nicht so schnell, ich sehe noch nicht so richtig.“

OK, runterkommen. Logisch denken wie Emely, wir bleiben beim Plan. Wir reden wieder mit diesem Mann, vielleicht kann er helfen, dein Papa zu überreden.“

Das war aber alles gar nicht mehr nötig. Als Emely und Lana zurück waren, fanden sie die zwei Männer vertieft in Konversation. Und Emelys Vater hatte gleich eine gute Nachricht.

Mädels, das ist hier ein wirklich schöner Zufall. Santiago kann uns morgen so viel Zeit und vor allem Stress sparen. Wir dürfen tatsächlich in dem Auto der ecuadorianischen Botschafter mitfahren, direkt zur ausgewiesenen Protestzone. Er hat natürlich einen VIP-Platz vor dem Rednerpult am Brandenburger Tor. Jetzt können wir uns sogar im Hotel ausschlafen, gemütlich frühstücken und dann in aller Ruhe losfahren. Santiago übernachtet sogar im gleichen Hotel wie wir, wie wunderbar praktisch. Er war natürlich erst ein bisschen unsicher, ob das alles wirklich eine gute Idee ist, aber ich habe ihn versichert, ihr Zwei seid total nett. Ganz brave Mädchen, die nie irgendwas Böses im Sinne hätten.“

Ja, danke Papa, hast du gut gemacht. Und diesmal stimmt es wirklich. Wir werden gar, gar nichts Böses machen.“

Dann sehen wir uns morgen um 9:30 Uhr vor dem Hotel,“ sagte Santiago mit Augenzwinkern, und verschwand wieder Richtung 1. Klasse vorne im Zug.

Der CIA hat alles im Griff

Und gleich erreichte die Code-Nachricht den CIA Command and Control Center Europe, „Santa is taking the girls for a sleigh ride.“ Und die wissen genau, was damit gemeint ist. Der Agentenchef und sein Team sind jetzt wieder zufrieden.

Just as I promised you all. I think we should try doing this more often. Just leave Secret Services out of it, and the FBI too of course, and then everything works so much more smoothly.“

And just in case this all turns out to be garbage, we can just quietly forget about the whole thing, and don’t have to explain it all to the Congressional Committee.“

I’m betting on this being more gold than garbage. And it’s going to be ours in just a few hours’ time.“

But how exactly are we going to look for something when we don’t have a clue what it is?“

Well, the car is fitted out with Circuit-Sensing Electron-Spin Imaging Radar. If those girls have any kind of electronic equipment, no matter how small, we will find it. It doesn’t need to be switched on, the radar induces currents in any kind of electronic circuit, and we can see it like an X-Ray. Down to nano-level, chips implanted under the skin and stuff, nothing is going to slip through.“

And what if this is some kind of biological weapon? An animal or something?“

Well, obviously, that gets picked up by our Infa-red heat-seeking cameras. That’s just E-Bay stuff. Even FBI can do that.“

OK, so we find the kit. What do we do with the girls? We need to know where they got it from, and who is behind it all. There’s no point having a secret wonder- technology, if we don’t know who else has it too.“

Well, we interrogate them, of course. We’ll have the whole day to do it before anyone gets suspicious. We’ve got the truth drug, that gets anyone talking.“

Are we, like, allowed to do that, in the middle of Europe?“

Of course not. So, like, none of us know, OK. This is not happening, officially.“

Oder doch nicht

Da war noch eine Stunde Zeit auf dem Zug. Und Wichtiges zum Besprechen, sobald Emelys Vater seinem Kopfhörer wieder draufgemacht hat.

Im Hotelzimmer haben sie sicher schon Wanzen installiert, da reden wir nur über Mädchendinge. Und genau das ist unser Riesenvorteil. Der Gegenangriff startet jetzt.“

Also, Emely will nicht abwarten…. sehen, was diese Agenten vorhaben?“

Nein, abHÖREN, viel besser. Das können wir auch. Da habe ich natürlich nicht alle Emojis mit Ella mitgeschickt, wir haben auch noch ein paar Tricks. Ein sehr nettes, gelbes Ohr werden wir verdeckt bei Santiago im Zimmer platzieren, Fledermäusi kann das geräuschlos im Dunkel, alles kein Problem.“

Emely, du bist soooo fies.“

Klaro. Er soll uns ruhig ein paar Geheimnisse verplappern bevor wir uns in sein 007 Agentenauto reinsetzen.“

Und wie kommen wir darein, ins Zimmer?“

Sobald wir im Hotel ankommen, einfach ihm hinterherfliegen.“

Das wird er doch merken, Emojis sind sichtbar, und größer als Fliegen.“

Dann müssen wir ihn halt ablenken. Lana, das ist Krieg, wir müssen was riskieren.“

Das kriegen aber unsere zwei Supergirls locker hin. Santiago lässt sich prima ablenken, alles steht bereit. Entweder wird er telefonieren oder wenigstens was an seinen Agentenchef schreiben. Da merkt aber Lana einen Denkfehler.

Emely, du schickst ein Ohr und eine Fledermaus zum Abhören. Wird super funktionieren. Aber was ist, wenn er was schreibt? Besonders gut im Abgucken sind die nicht.“

Ja, das ist Scheiße. Lana big brain rettet den Tag. Das Movie Camera muss mit.“

Und das soll die arme Fledermäusi alles mitfliegen lassen?“

So viel Fluggerät habe ich aber nicht. Und das muss geräuschlos abgehen.“

Las mich gucken, was du für Emojis dabeihast.“

Hier. Die wo nicht bei Ella im Einsatz sind.“

Nichts da. Schreib doch Ella, sie soll was rüberschicken.“

Sie wird morgen alle Fluggeräte, die sie hat, brauchen.“

Dann schicken wir morgen früh zurück. Wie du sagst, wir müssen an allen Fronten kämpfen.“

Bist du ganz sicher, dass sie nicht mal hier unseren Handys knacken können? Da sollten wir auf jeden Fall Hotel- und Zug-WLAN ausschalten.“

Alles OK, ich schicke nur ein Rätsel…… Ella, rate mal, was sich abhebt und nichts bebt. Leise seinen Dienst gebt.“

Wow, Emely’s a poet, but she don’t know-it.“

Keine Sorgen, im Verborgen. Ella ist schneller, als ein Propeller. Ich kann nur noch reimen, dein Gesicht noch versteinen. Das arme Lana Mädchen, gerät gleich unters Rädchen, lol, du kleine Troll. “

Blödkopf!“

Look, sie schreibt schon, hab ich dir gesagt….. ein Ufo, aus Duplo.“

Ich halte das nicht mehr aus, muss verwandeln dich in eine Maus.“

Gut gedeutscht. No Talent, Lana. Besser beim Ballett bleiben und keine Gedichte schreiben.“

ICH HASSE DICH!“

Dann hat sich nichts geändert, dein Bauch vom Speck umrandet.“

Emely, das ist nicht mehr lustig, hör auf. Wir sind keine Kleinkinder mehr.“

Aber ich will doch noch Kind sein und Spaß haben und gleichzeitig Krieg führen, mit den mächtigsten Mann der Welt. Ich bin Emely. Ich will ALLES.“

Ich weiiiiiß, bei dir geht das nicht anders. Immer alles auf einmal.“

Aber das ist doch eine coole Idee, ein Ufo, und falls Santiago was mitkriegt, dann denkt er, er hat ein Ufo gesehen, lol. Ella ist ein Genie.“

Und wie sollen wir mitkriegen, was da alles abgeguckt wird?“

Ja, Handy mitschicken, natürlich.“

Mache doch bitte erst ein Testflug, ob das alles vom Boden abheben kann.“

Lana, kein echtes Handy. Ein echtes Emojihandy. Und Ufo hat eh einen geheimen Zukunftsantrieb, kann ganze Berge heben. Bleib einfach ruhig, ich weiß, was ich hier mache.“

Und das war alles gar nicht so schwer. Emely und Lana begleiteten Santiago zu seinem Zimmer, das Emojiteam startbereit auf Emelys Schulter, verdeckt hinter ihren langen Haaren. Sobald die Tür auf war, startete Lana ihre kleine Ablenkaktion, und bevor Santiago sein Zimmer betreten konnte, hat sich das Team hinter dem Fernsehbildschirm verschanzt.

Emelys Vater schickte die zwei Mädels früh ins Bett. Die Reise war schon anstrengend und ganz sicher auch noch der nächste Tag. Handys mussten sie glücklicherweise nicht abgeben, ganz Berlin ist in Aufruhe, da könnte jederzeit irgendwas Komisches passieren.

Und lange mussten die nicht warten. Noch nicht eine Stunde, und das Handy meldete sich, mit einer Liveübertragung. Santiago telefoniert offensichtlich mit seinem Handler, also Agentenboss.

Yes, everything running to plan. The girls are sweet, but I just get this sense that they are a lot smarter than they look. They seem to know exactly what they are doing, like they know they can play games with us. I believe they have something, maybe something we haven’t got, and they know it……….. yes, yes, we’re going to need the truth drug. If you ask me, we don’t need to wait till we find some technology stuff, let’s just give it to them right away, I’ve got soluble tablets too, that’ll be easier than using syringes, I’ll just slip one in their coffee at breakfast…………… yes, I know this drug is still at an experimental stage, so better be careful, I haven’t used them before. Don’t even know what they look like, just got the packet delivered yesterday, it says vitamin tablets, ha, ha. They are quite small girls, one should be enough to get them talking. It should take about 5 minutes to work, then I can sit back and enjoy the show. They won’t remember anything afterwards, so we can drive them in for the protest anyway and see how well they do. And the difference is, we’ll know exactly what to look out for. These are OUR girls now, and everything they have is gonna be ours too.“

The Truth Tablets

Zwei sprachlose Mädchen glotzen sich gegenseitig an.

Wir müssen reden, ich geh gucken, ob das Hotel ein Swimmingpool hat, du kommst mit.“

Da wird wohl nur das Zimmer verwanzt, schätzt Emely, und die Mädchen schleichen zur Tür raus.

Hast du da alles gehört. Das ist der Wahnsinn.“

Wow, krass.“

Er hat Truth Drug gesagt. Und wie viele Sprachen kann er denn? Und was meinte er alles damit? Kriege ich jetzt einen amerikanischen Pass oder was? Our Girls, hat er gesagt. Das werden wir sehen!“

Aber Emely, glaubst du an diesem Truth Drug? Werden wir alles rausplappern?“

Was sonst? Aber dann werde ich wenigstens endlich wissen, ob du wirklich in Ella verliebt bist, lol.“

Das ist nicht witzig. Wir dürfen gar nicht Ellas Name sagen sonst ist alles vorbei.“

Dann sollten wir die Tabletten besser nicht nehmen. Einfach nichts trinken zum Frühstuck.“

Er hat aber auch Syringes gesagt, dass sind Spritze, oder?“

Er, ja, glaube ich.“

Sobald wir im Auto sitzen, können wir ihn nicht mehr abwehren. Jetzt habe ich aber bisschen Schiss.“

OK, ruhig durchdenken. Wir brauchen einen Plan. Von einem Genie.“

Lass ich mich vorstellen, Lana das Genie. Gib mir eine Minute.“

One, two, three, four, five……………. forty seven, forty eight, forty ni…..“

Ich hab’s. Der Fünf-Sterne Genie-Plan. Wärst du nie in Hundert Tausend Jahren draufgekommen. Emely, wie sooo bin ich so unglaublich AMAZING?“

Supi, dann sag’s bitte. Ich möchte jetzt schlafen gehen.“

Emely. Wir müssen die Tabletten austauschen. Dann tun wir nur so, als ob wir die Truth Drug eingenommen haben, also peinliche Sachen erzählen, alles rausplappern, was 12-jährige Mädchen im Kopf haben, auch noch ein paar Kleinverbrechen zugeben, im Klassentest abschreiben, das Stundenlimit am Handy aushebeln, Geheimkonto bei TikTok, die Nachbarkatze mit dem Gartenschlauch nassspritzen, Sekundenkleber auf den……“

Lana Klappe, hab’s gecheckt. Wäre ich sicher auch in 10 Jahren draufgekommen. Nicht so wirklich geniereif.“

Emely, warte mal ab. Du wirst staunen.“

Ist doch klar. Er glaubt, dass wir die wahre Wahrheit sagen, verdächtigt uns nicht mehr und lässt uns in Ruhe zur Demo fahren.“

Ja, da haben wir schon was davon. Und was machen wir mit den echten Truth Drug Tabletten?“

Keine Ahnung, im Klo runterspülen?“

Emely. Lade bitte deine Genie-App. Was passiert mit jedem Menschen, der den Truth Drug kriegt? Wirklich jedem Menschen. Er, sie erzählt die peinlichsten Dinge. Keiner ist da sicher. Ganz besonders nicht Menschen, wo wirklich schlimme Sachen im Kopf rumschwirren.“

Ehm, noch nicht ganz da, noch einen Clou bitte.“

Emely, WARUM SIND WIR NACH BERLIN GEKOMMEN?“

Ach so….. Jetzt bin ich auch Genie, ich weiß es. Der Blump. Der soll die Truth Drug schlucken. Dann braucht Ella gar nichts mehr machen. Einfach The Truth. Blump pur.“

Unglaublich, oder? Die Amerikaner demontieren sich selbst, lol.“

Also, Der Blump hält eine lange Rede. Er wird ein Glass Wasser dabeihaben, das gibt es immer am Rednerpult.“

Und wir werfen ein paar Tabletten rein. Er wiegt mindestens 130 Kilo, also besser zwei. Wir wollen die ganze Wahrheit.“

Ja, aber nicht wir werfen die Tabletten ein, natürlich, sondern vielleicht am besten das Ufo. Ich habe immer Angst, dass jemand Hubschi für eine Mücke hält und ihm eine Klatsche gibt.“

Einzige Problem ist, die Tabletten sind bei uns und nicht bei Ella.“

Und noch, dass du gar nicht gesagt hast, wie wir die Tabletten austauschen sollen.“

OK, zwei Probleme. Gut, dass wir nun zwei Genies sind.“

Er wird die Tabletten zum Frühstuck mitnehmen müssen, in seiner Jackentasche oder Hosentasche. Er hat gesagt, dass er noch nicht weiß, wie die Tabletten aussehen, nur das Paket. Also wir müssen das Packet aus seiner Tasche klauen, die Tabletten drinnen austauschen, und das Packet wieder in seine Tasche reinwerfen.“

Dafür brauchen wir Tabletten.“

Das hat mein Vater, er nimmt immer Vitamintabletten mit auf die Reise.“

Ja, dein Vater. Was wird er denken, wenn wir plötzliche anfangen, alle Wahrheiten auszuplappern. Er weiß doch gar nichts von unserem Geheimkrieg.“

Wir sagen ihm vorher, dass wir eine Wette machen, wer den Santiago die peinlichsten Dinge erzählen kann.“

Das wird hier langsam ziemlich kompliziert. Und was ist mit Ella?“

Ja, wir müssen irgendwie zu Ella. Ich will nicht riskieren, dass wir irgendwelche Aktionen mit Emojis starten.“

Haben wir aber schon.“

Aber nur mit Santiago, und er hat uns in dem Moment nicht beobachtet. Das sind Profis, wenn sie uns mit allen Mitteln durchleuchten wollen, dann geht gar nichts.“

Vielleicht nachdem wir die Truth Drug genommen haben (angeblich) und nur noch dumme Mädchensachen erzählt haben, werden sie uns ganz in Ruhe lassen.“

Das glaube ich nicht. Die wissen, dass immer, wenn wir da sind, peinliche Sachen mit dem Blump passieren. Die werden uns bis zum bitteren Ende zuglotzen. Die haben schon alles vorbereitet, eine ganze Abteilung dreht sich nur um uns.“

Und du willst Taschendieb spielen, bei einem Geheimagenten. Der kennt doch allen Tricks, da fällt er in tausend Jahren nicht darauf ein.“

Du willst ihn lieber überfallen, oder was?“

Das auch nicht, er ist Geheimagent, Selbstverteidigungsprofi.“

OK, Lana, du willst es kompliziert haben, dann bleibt nur eins übrig. Wir spielen kleine Mädchen. Springen auf den Santiago, wollen zum Frühstuck getragen werden. Das kriegen wir hin, ist nicht so lange her.“

Bei dir nicht.“

Süßes, kleines Lana-Mädchen, machst du es immer noch, wenn du was von deinem Papa willst.“

Santiago soll uns beide tragen?“.“

Ja. Santiago ist jung und er ist austrainiert. Wir kichern nur so rum, reißen ihn ein bisschen hin und her, und filzen seine Taschen durch. Wer die Tabletten findet springt gleich ab und rennt ums Eck.“

Aber sind das normale Vitamintabletten, was du hast?“

Ja.“

Dann lösen sie sich im Wasser aber nicht auf, oder? Nur Brausetabletten machen das, und die sehen ganz anders aus.“

Nein, das sind die normalen, die man schlucken muss.“

Santiago hat ‚soluble‘ gesagt, das sind doch wasserlösliche Tabletten, logisch oder, wenn niemand was davon merken sollte.“

Scheiße.“

Dann müssen wir halt ein ganzes Theaterstuck daraus machen. Wir klauen die Tabletten, holen sie erst am Frühstückstisch raus (schon getauscht natürlich), und machen uns lustig darüber, dass wir ihn beklaut haben. Dann schlucken wir vor seinen Augen beide einen ‚gestohlenen‘ Tablette runter, mit einem großen Schluck Wasser dazu. So eine Tablette wird sich auch im Bauch auflösen, wird er wohl denken.“

Und dann warten wir 5 Minuten, und fangen denn an, die ungefilterte Wahrheit zu erzählen. Das wird LUSTIG.“

Und jetzt bitte schön erstmal schlafen gehen. Ich bin MÜDE.“

Ja, ein sehr anstrengender Tag haben unsere zucker-süßen Supergirls hinter sich, Trains, Tränen, Wut, Gähnen. Alles ständig umplanen müssen, nervt.

Es wurde fest und tief geschlafen und selbstverständlich von Riesenemojis geträumt, sogar Lana kann sich davor nicht mehr retten. Zu viel Zeit mit dem verrückten Emelymädchen verbracht.

Treffen zum Frühstuck um 8 wurde verabredet, schon um 10 vor standen Lana und Emely sprungbereit im Flur. Santiago, Spitzenagent, Amerikas feinster, austrainiertester Geheimdienstmitarbeiter trat ahnungslos und seinem Schicksal unvorbereitet aus seinem Zimmer.

Jetzt haben wir dich!“

Trag uns zum Frühstuck!“

Du bist so stark, wir sind so leicht.“

Jetzt brauchen wir keine Papas mehr, wir haben Fahrer Santiago, er rettet uns vor dem Laufen“ kichern die Mädchen lautstark vor sich hin.

Und hier helfen tatsächlich keine Selbstverteidigungskünste mehr. Die Mädchen klammern sich auf seinem Rücken fest und kitzeln ihn.

Hilfe… Überfall….“ ruft Santiago, leise genug, dass es sicher sonst niemand hören werden können. Diese Mädchen, die sich mit der führenden Weltmacht anlegen, müssen wirklich fetzige Mädchen sein. Das gefällt ihm heimlich. Wenn er irgendwann eine Tochter bekommen sollte, dann gerne so eine wie Emely oder Lana.

Guck mal was ich hab!“ Lana springt ab und sprintet die Flur entlang, zum Treppenhaus rein und weg.

Emely lässt aber nicht los. „Auf geht’s Santiago, wir sind schneller als Lena, hol sie wieder ein!“

Santiago rennt los, Emely um seinem Hals geklammert, aber da ist natürlich nichts zu holen. Lana saß schon am Frühstückstisch als sich Beauty and the Beast aus dem Aufzug rausquetschten.

Emely, guck mal was ich gefunden habe. Santiagos Vitamintabletten. Das brauchen wir auch. Wir wollen so stark und schnell sein wie er. Supermädchen, das wollen wir sein. Eins für dich, eins für mich, bisschen Wasser und runterschlucken. Heut ist so ein schönen Tag, la la la la laaaa….“

Mädchen! Was macht ihr, das ist doch nichts für Ki….“

Zu Spät. Jetzt wird uns niemand stoppen können, ich hab schon neue Muskeln, Emelys Haare wachsen noch länger. Hier, du kannst noch die Reste wieder haben, das reicht uns für heute.“

Erm, OK, dann bin ich gespannt, was jetzt passiert. Ich wollte schon immer wissen, was Mädchen wirklich denken.“

Alle drei hatten jetzt wirklich Hunger und bedienten sich reichlich am Buffet. Rühreier, Bacon, Würstchen, Joghurt, Kiwis, mit Frischkäse gefühlten mini Paprikas, Brötchen mit Nutella, alles muss drauf. Zu Hause fällt das Frühstück viel mickriger aus, Zeit dafür fehlt in der Regel auch. Also, Urlaub richtig genießen. Getränke muss man auch holen, Auswahl an Säften, Tees, Frischmolke, Sprudelvarianten usw..

Bis sie alle wieder am Tisch saßen war schon gute fünf Minuten rum. Das ist hier relevant. Nach 5 Minuten darf nämlich der Spaß beginnen.

Weist du was Emely, ich glaube, irgendwie, ich muss, erm, plötzlich ALLES erzählen, was du mir über deinem Traum, mit Santiago, gesagt hast… dar warst du mitten…..“

NEIN, ich habe was viel Lustigeres. Ich habe meinem Papa alle Unterhosen geklaut und hinter den Fernseher gesteckt, er wird jetzt ohne zum Frühstück kommen müssen.“

Santiago, weißt du, Emely ist verliebt. Sie hat‘s mir ganz heimlich verraten, aber das ist mir egal, ich muss es jetzt sagen. Er heißt Emelio, passt irgendwie, ich glaube, sie steht auf Latino Typen, wer weiß, wer als nächstes dran wird. Hauptsache sportlich, hübsch, ein Hauch Mystery, 007, sie mag Action.“

Erm, Lana und Emely, bitte ganz ehrlich sein, gibt es was Wichtiges, was ihr mir über euren Besuch in Berlin erzählen sollten?“

Ja, natürlich. Wir wollen Karten für BTS kaufen, die kommen nächstes Jahr nach Berlin. Die Karten im Internet sind meistens gefaked, da kann man nur sicher sein, wenn man sie direkt beim Olympiastadion gegen Bargeld abholt. Aber bitte meinem Papa nichts davon erzählen, er glaubt, wir sind hier, um gegen die globale Erwärmung zu protestieren. Scheiße, jetzt kommt er, bitte nichts sagen.“

Das kann Lana aber nicht stehen lassen. “Doch, Emely, dein Papa muss alles wissen. Wir sind heute zwei superehrliche Mädchen. Wir können nicht lügen. Alles muss raus. Warum sollte er nicht wissen, dass seine Tochter einen Freundschaftsband von BTS in ihrer Unterhose versteckt hat. Und die sind natürlich lila, die Unterhose….. welche Überraschung!“

Also wenigstens kann jetzt Santiago die Wirksamkeit der neuen Truth Drug Tablette bestätigen. Aber was labern die Zwei für ein Mist zusammen. Gar nichts Verwertbares. Gar keinen Hinweis auf irgendeiner Geheimtätigkeit. Das ganze Ding hier könnte zur Totalblamage werden. Daran ist er gar nicht gewöhnt, Top-Agent ist er, nicht irgendein Agent.

Es tut mir leid, Mr er… Emelys Papa. Die Mädchen haben irgendwie zu viel Kaffein eingenommen, die spinnen ein bisschen rum, bitte nicht zu ernst nehmen, was sie hier für Sachen rumkichern.“

Bin ich schon gewohnt. Leicht überdreht, zu wenig Schlaf, wird sich erfahrungsgemäß nach einem guten Frühstück wieder beruhigen.“

Die Mädchen fingen an zu essen, Ruhe verbreitet sich durch das Restaurant. Da wussten die nicht so richtig, wie lang die Truth Drug noch wirken sollte, also am besten eine kurze Weile gar nichts sagen, zu essen gab’s schließlich genug für die nächsten 10 Minuten.

Dannach mussten alle ihre Sachen kurz packen auf dem Weg zum Zimmer die letzte Chance ohne Überwachung miteinander zu reden. Lana hat die zwei echten Tabletten noch in ihrer Tasche, die müssen dann irgendwie zur Ella.

Lana, das ist jetzt alles ein bisschen scheiße. Der Santiago, der ist eigentlich ganz nett zu uns und wir verarschen ihn von vorn bis hintern. Er ist ein freundlicher Mann, der nur versucht, seine Arbeit zu machen.“

Emely, du very kaputt im Kopf. Denk mal kurz mit. Er heißt nicht mal Santiago. Und was ist denn sein Job? Uns von vorn nach hintern zu verarschen. Und dafür wird er auch sehr gut bezahlt werden, sicher 10-mal so viel wie ein echter Diplomatenfahrer kriegen würde. Nur weil wir unseren Job besser machen, brauchst du nicht plötzlich in Mitleid versinken. Er glaubt jetzt sicher auch, dass wir freundliche, nette Mädchen sind. Und wenn wir nicht gerade die Welt retten wollen, sind wir tatsächlich nett und freundlich, oder?“

Ja. OK, Lana weiß besser. Aber vielleicht irgendwo auf der Welt gibt es einen echten, netten Santiago, der…..“

Hör auf mit dem Scheiß, Emely, wir haben noch eine Menge Arbeit hier. Santiago hat noch nicht verloren, er steht nur momentan ziemlich schlecht da. Schreib jetzt bitte Ella, wir haben nicht viel Zeit.“

Du schreibst Ella, war alles deine Idee!“

Klar, Emely hat Schiss.“

Mach’s einfach!“

Keine Zeit zum Schreiben, ich rufe an, im Treppenhaus, schau mal du, dass niemand kommt!“

Yes Miss. Whatever you say, Miss.“

Lana verschanzte sich im Treppenhaus.

Ella, schnell denken, wir müssen dich treffen. Zwei Tabletten haben wir, die müssen in Blumps Wasser. Ufo macht das, schicken wir rüber. Wir fahren Diplomatenauto, wo bist du?“

Warte schon bei Security, Fridays for Future sind hier. Große Banner, Fight for Climate Justice Now, mit einer Waage in Regenbogenfarben. Ich steh dahinter, such das Ding einfach.“

Wie denn? Die überwachen uns.“

Lass Ufo die Tabletten rüberfliegen.“

Wir sind 20km weg!“

Später, wenn ihr beim Demo seid. Ufo findet das Banner.“

Wenn wir irgendwas mit dem Handy machen, werden sie es sehen.“

Dann Ufo muss jetzt schon aus dem Handy raus. Tabletten draufladen und Ufo in die Tasche stecken.“

Aber wir fahren gleich mit im Auto, ist sicher volle Spy-technik.“

Aber nicht für Emojis, das sind keine Tiere und keine Technology, die sieht man nur mit den Augen. Steck mal einfach in die Tasche, beim Demo dann heimlich losfliegen lassen.“

Das ist Hochrisiko, Ella.“

Was sind das denn für Tabletten?“

Große Geheimnis, du wirst deinen Ohren nicht glauben.“

Ich will es wissen.“

Warte mal ab….. Die ganze Welt wird es sehen!“

OK, ich vertraue euch einfach. Wir machen es. Check.“

Check.“

Lana schüttelte Ufo schnell raus, die runden Tabletten passen perfekt in den Rumpf. Dann gleich in die innerste Hosentasche reinstecken, nicht mal Zeit Emely Bescheid zu sagen, Sachen schnell in den Koffer schmeißen und raus zum Auto, alle warten schon. Emely würde eh die Krise kriegen, sie glaubt noch, die Amerikaner können alles.

Das Auto

Santiago hält die Autotür auf wie bei der Filmpremiere, die Mädchen fühlen sich zum ersten Mal im Leben wie echte Promis. Emelys Papa sitzt schon vorne, erkennen kann man ihn aber durch die dunklen Fensterscheiben nicht. Drinnen ist alles schwarzes Leder und Platz wie im Wohnzimmer.

Kein Hotel mehr, kein vollgestopfter Zug, jetzt schließt die Tür und Santiago steigt vorne ein. Er wirkt seit dem Frühstück irgendwie nicht so gut gelaunt, vielleicht bad day at the office? Er handelt aber nicht allein. Emely glaubt noch fest daran, dass die Amerikaner sich an wenigstens minimale Grundsätze halten werden und keine Mädchen einfach verschwinden lassen würden. Papa ist auch noch da aber bringt das noch was? Unklar. Männer verschwinden lassen, da ist die Hemmschwelle sicher niedriger.

Das Auto fährt los, drinnen hört man aber nichts. Absolute Stille. Umgekehrt heißt das, rumschreien wie man will, nichts dringt nach außen durch. Da kriegt man schon Angst, besser irgendwas reden, als nur in der Stille zittern.

Wo ist denn der Botschafter?“ fragte Lena.

Den hole ich später ab, die Botschaft ist innerhalb dersSicherheitskordon. Euch lasse ich erst beim Protest raus.“

Schade, wir hätten ihn gerne kennengelernt.“

Liebe Mädchen, sobald es wieder ruhig wird in Berlin, besorge ich für euch eine Einladung zum Mittagsessen mit dem Botschafter. Wir sind geehrt, dass zwei kleine Mädchen mit so viel Herz für die Interessen unseres kleinen Landes kämpfen.“

Und du holst uns aber wieder ab mit deinem schicken Limosiner, Santiago. Versprochen?!“ ergänzte die Emely.

Das kommt ein bisschen drauf an, wie ihr euch heute noch verhaltet.“

Wir sind zwei goody, goody girls. Du kannst dich auf uns verlassen. Wir machen GAR NICHTS.“

Passt aber bloß auf. Ich kenne viele Leute in Berlin, wenn ihr irgendwas veranstaltet, werde ich früher oder später ALLES erfahren. So please be very good girls.“

Das Auto hält kurz am Security Point an, summt aber gleich weiter los auf nun autofreien Straßen.

Manchmal ist es aber langweilig nur good zu sein.“

Wie gesagt, ich habe euch gewarnt. Nein. Spaß. Da bei der Demo schaut euch niemand zu, ihr könnt eure fiesesten Tricks auspacken, Hauptsache ihr stoppt den Blump, und seine miese Klimapolitik. Ich wünsche euch viel Glück. Im Namen der Republic of Ecuador.“

Das werden wir machen, Mr Santiago. Du kannst auf uns zählen! Wir wollen, dass wenn du alt bist immer noch Gletscher hast.“

Das ist ganz, ganz nett von euch. Ich wünsche euch viel Glück. Jetzt biegen wir in die Stresemannstraße ein, bis zum Sportplatz kann ich noch fahren, dann ist es nur noch 800m zum Potsdamer Platz, das müsst ihr laufen. Vom Anhalterbahnhof könnt ihr nach der Demo problemlos zurück nach Potsdam. Beim Verlassen der Sicherheitszone wird natürlich nicht kontrolliert, das geht flott.“

Vielen, vielen Dank Onkel Santiago, wir werden dich nie vergessen.“

Von mir auch“ ergänzte Emelys Papa, „Diese Mädchen und ihre Aktionen können mich schon am Rande der Verzweiflung bringen, und heute haben Sie uns wirklich viel Stress und Aufwand gespart, und dafür bin ich Ihnen sehr, sehr dankbar.“



Die Demo

Und damit stiegen Mädchen und Papa raus und machten sich auf den Weg mit den vielen anderen tausenden Demonstranten, Tuesdays for Tundra Plakat schwenkend über den Kopf.

Den Blump selbst werden sie nur auf den Großbildschirmen sehen können, er spricht am Brandenburger Tor vor geladenen Gestern weitere 800m nördlich. Auf dem Potsdamer Platz mischen sich bunte Demonstrantenchöre mit normalen Zuschauern in friedlicher Atmosphäre. Bekannte Linksradikale, Anarchisten, Randalierer, Umweltkleber usw. kamen erst gar nicht durch die Checkpoints.

Alle Agentenaugen werden sich sicher auf nur diese zwei Mädchen richten, mit dem einen, in US-Sicherheitskreisen berühmten, Plakat. Secret Services sind natürlich auf dem Brandenburger Tor im Einsatz, für die steht nun die körperliche Sicherheit des Präsidenten im Vordergrund. Der CIA denkt aber anders. Und hat andere Ziele. Die Mädchen werden aus unmittelbarer Nähe überwacht, von Kinderwagenüberwachungsstation bis zum Oma-Agenten steht alles bereit. Es sollte NICHTS schieflaufen können.

Auf dem Weg zur Potsdamer Platz hat Lana schon das kleine Ufo aus der Hosentasche geholt und heimlich über die Menschenmenge losgeschickt, und das hat wirklich niemand mitgekriegt, nicht mal die Emely.

Jetzt durften die Mädchen mit den vielen anderen jugendlichen Umweltaktivisten ganz nach vorne an die Barrieren vor dem Riesenbildschirm. Reporter mit ihren Fernsehkameras waren schon im Einsatz aber wer weiß? Wäre schließlich eine super Tarnung für die Geheimagenten.

Emely und Lana scheinen jetzt beinah berühmt geworden zu sein, viele Leute begrüßen sie auf freundlichste Weise. Aber wer weiß? Die jungen Leute unterhalten sich mit Singen, Klatschen, in die Kameras winken und natürlich laute Buh-Rufe, sobald irgendwelche Nachrichtenbilder von dem Blump auf dem Großbildschirm flackerten. Nur noch 30 Minuten bis zum offiziellen Beginn der Feierlichkeiten.

Lana, ist alles gut?“ wollte Emely wissen. „Hascht was gemacht?“

Ja, alles geklärt, ich freue mich auf den Hauptredner, er ist ein so ehrlicher Mann (geworden).“

Top Work Lana. Tuesdays for Tundra 4 Ever.”

Schließlich tritt der Berliner Bürgermeister zur Begrüßung ans Rednerpult, bedankte sich ausführlich bei allen möglichen Leuten, Ländern, Sponsoren und Institutionen. Langweilig. Wäre mit Hilfe von einen paar Tabletten sicher viel lustiger gewesen, aber darum geht es heute nicht. OK, doch ein bisschen. Lana und Emely werden sich vor dem kichernden Umkippen kaum retten können, wenn alle anderen Leute in Schockstarre verstummen werden, befürchteten die Zwei. Und das werden die Agentenscharen wohl mitkriegen müssen, aber was soll’s. Emely und Lana haben nachweislich GAR NICHTS gemacht.

Es folgen NATO-Generalsekretär, russischer Außenminister, britischer Prime Minister, französischer Präsident, European Commission President, Ehrengast Mikhail Gorbachev, Deutscher Präsident UND Bundeskanzler. Gefühlte 5 Stunden Rumgelaber, gar nicht lustig, alles Erwachsene und es geht gar nicht um die Zukunft. Gar nicht um wie wir alle zusammen die Welt (gerade) noch retten könnten, wenn wir uns JETZT zusammenraffen würden und harte Entscheidungen treffen, nicht irgendwann erst in 40 Jahren, wenn diese alte Männer eh alle tot sind (OK, sorry, da war auch noch eine mittelalte Frau dabei).

Meine lieben zwei Supergirls, das ist eine brutale Abrechnung mit der Welt der Erwachsenen. Ich verstehe, ihr seid noch recht jung und habe sicher nicht wirklich eine innere Verbundenheit mit Sachen, die lange vor eurer Geburt passiert sind. Deshalb würde ich hier gerne wenigstens den Mikhail Gorbachev in Schutz nehmen. Wisst ihr, dass ihr nur dank diesem Mann überhaupt noch eine Welt habt, die ihr noch retten könnt. Und noch zu bedenken geben, dass alle andere Redner sich irgendwann wieder zur Wahl stellen müssen. Und was würden dann mit denen passieren, wenn sie versuchen würden, sogar nur ein Drittel von Emelys Forderungen durchzusetzen. Dann wären sie weg. Abgewählt. Helfen würde hier nur ein grüner Diktator.

Ja. Traurig, aber wahr. Aber wundert euch nicht, wenn die Kinder sich irgendwann erheben. Es macht uns was aus, was in 40 Jahren passiert, und das ist unsere Recht, für unsere Zukunft zu kämpfen. Und jetzt bitte schön Klappe halten, es kommt jetzt der größte Moment unseres Lebens.

The Speech

Präsident Blump tritt an das Rednerpult. Von ihm wird sowieso Spannenderes erwartet als von allen anderen Rednern. Vielleicht auch was Lustiges, seine Patzer in Europa sind inzwischen fast zur Gewohnheit geworden.

Aber auch Blump muss, zu so einem bedeutenden Anlass, sich wenigstens am Anfang an sein von Beratern vorgefertigtes Manuskript halten. Und das ist natürlich langweilig. Er betont die enge Beziehung zwischen Europa und den USA, die historische Partnerschaft in Sachen Verteidigung, Wirtschaftswachstum und kulturellem Austausch. Auch die gemeinsamen Interessen mit Russland werden erwähnt, in der Hoffnung, dass die Zusammenarbeit im UN-Sicherheitsrat wieder in Schwung kommen wird.

Eine neugestaltete Weltordnung mit erweiterter Rolle für China und die anderen Bric-Staaten muss noch ausgehandelt werden. Der Flüchtlingsstrom nach Europa stellt große Herausforderungen an den……

Blump gähnt. Und greift nach dem Glass Wasser an seiner Seite. Noch 20 Minuten Redezeit hat er. Hoffentlich noch Zeit am Ende für ein paar persönliche Bemerkungen, er hat viel zu sagen. Und die Europäer lieben ihn, sind in hunderttausenden nach Berlin gereist, nur um ihn reden zu hören.

Nach dem Flüchtlingsstrom geht es weiter mit Energiesicherheit, Rohstoffvorkommen, Entwicklungen im Bereich KI. Also ziemlich alles unter der Sonne außer natürlich Klimaänderung, Umweltverschmutzung und Naturschutz. Das interessiert ihn alles nicht.

Emely und Lana warten. Und warten. Bei diesem Körpergewicht könnte die Wirkungszeit hinausgezögert werden.

Oder es hat alles nicht geklappt?

Aber Ella hat andere Emojis, da wurden schon eine Reihe von Tricks durchgeprobt. Da muss jetzt was kommen. Noch 10 Minuten Zeit. Emely wird nervöser. Wenn nicht gleich was kommt, ist Ende. Aus. Nur noch BTS-Fanartikel in ihre lila Unterhose stecken wie jedes normales 11-jähriges Mädchen. Aus mit Politik und Weltrettung. Gute Schulnoten, das ist was wirklich zählt. Und viele Freunde haben, und es soll alles Spaß machen. Kinder sollen einfach glücklich sein und sich um nichts Großes kümmern müssen. Und wenn das alles nichts wird, dann wenigstens schöne Träume haben.

Blump nimmt nun einen großen Schluck Wasser. Er hat noch viel zu sagen. Emelys Handy summt. Grüße von Ella. Mit Ufo Emoji. Ufo grinst Emely an. Reden kann man hier nicht. Aber das reicht. Emely dreht sich zu Lana. Und grinst.

Blump redet weiter…..

German Reunification was of course a historic moment for the continent of Europe, the final chapter in a century of conflict. Not just a symbolic act of reconciliation, but a resounding victory over the ideological and physical divide among the peoples of Europe.”

Blump schaut kurz hinter sich. Kratzt sich ein bisschen orientierungslos am Kopf und öffnet wieder seinen Mund, ohne erst auf seinen Redemanuskript zu gucken…..

But I feel, well, somehow I just have to be honest with you all here. As a true American patriot, I don’t give a damn about Europe. In fact, I couldn’t even find it on a map.“

Emely und Lana drehen sich blitzschnell zueinander, Mund auf, Augen weit. Es hat begonnen.

Yesss“ schnurrt Lana.

No!“ antwortet Emely abrupt. “Das ist Scheiße. Das hilft gar nicht. So wird er nur noch mehr Stimmen in den USA bekommen.“

Blump ist aber noch längst nicht fertig….

The truth is, I want to be President again, so I can keep taxes for Billionaires, (like ME), low, low, LOW. Luckily all these redneck morons who vote for me are too stupid to work this out. They think I’m doing it for them. Idiots. Who cares about America? I want to Make ME Great Again!“

Das gefällt Emely mehr…. “Jetzt läuft’s in die richtige Richtung. Aber wir wollen mehr. Tuesdays for Tundra will mehr.“

And yes, my hair really is fake, it was transplanted from a Tibetan yak.“

Lana, du bist ein Genie!“

So, I hope you’ve all brought something to eat, cos I’m gonna be telling you all how wonderful I am for at least the next 5 hours. And that’s not long enough for everything wonderful about me, but I’ve got better things to do here in Berlin than talk to you stiffs. I’ve heard you have very, very nice Fräuleins here in Germany. Just don’t tell my wife Melonia…. er… Milanoa…um, well, whatever she’s called.“

Bei Emely fließen endlich nun die Lachtränen… „Und das Wunderbare ist…. Es ist alles wahr. Blump demontiert sich selbst. Tuesdays for Tundra 4 Ever!”

Der Mann, der sich Santiago nennt, guckt das alles mit dem Fernglass von der anderen Seite der Potsdamer Platz an. Jetzt quellen die Schweißperlen bei ihm. Er ahnt, dass was Furchtbares schief gegangen sein muss. Er fummelt mit seinem Handy, versucht seinen Chef im CIA Headquarters, Virginia USA zu erreichen. Der Chef guckt natürlich auch die Liveübertragung und ist beunruhigt.

What’s going on? What’s wrong with the president?”

How the hell should I know. No one has got near him.”

Well, THINK what might have happened, work it out. That’s your job!”

The truth drug! The tablets. But I don’t know how. I gave them to the girls. And I haven’t let them out of my sight since.”

What, the girls, or the tablets?”

Neither…..both, you dumbass.”

Don’t call me a dumbass!”

Then do something! Call Secret Services. Tell them to get Blump off that stage. Now! Before it’s too late.”

Are you insane? What you wanna tell ‘em. ‘He just took some of the CIAs Truth Tablets?’ ‘Well, how did he do that then?’ ‘O, we don’t really know, but we’re terribly sorry for causing you all this trouble.’ Look, we’re big time up shit creek here and there’s only one thing that matters now. SAVE OUR BUTTS! Keep our heads down, don’t do nothin, don’t say nothin. Fuck Blump. He’s not our man. Let him roast.”

But we can’t just let….”

We can do what the hell we want, we’re the CIA. I can make you disappear. I can make ME disappear. No one gets to snoop around our patch. We were not in Berlin. Period.”

But what about the girls?”

Oh yes, Santiago’s sweet little girls. Now what do we do with them? I knew it was a mistake sending a pretty-face boy like you to tackle our meanest adversary since the Soviet Union. I bet they just wound you round their little fingers. ‘Oh please Uncle Santiago, let’s have some fun with those funny tablets of yours, why not give some to the president, and see what funny things he says.’ Bonehead. Amateur. We gotta be looking at a serious pay cut for such incompetence. I bet the real Ecuadorian Ambassador’s chauffeur could’ve done a better job than you! I bet my 3-year-o….”

Here they come! Looks like press secretary and bodyguards. They’re going to have a word with him. This is not going to look good; he won’t go quietly.”

Das Ende vom Blump

Ja, Präsident Blump ist noch längst nicht fertig. Seine Haare stehen aber sehr seltsam schräg links nach oben, irgendwie elektrostatisch aufgeladen. Immer wieder klatscht er sich aufs rechte Ohr, als ob ihn eine Mücke in den Wahnsinn treibt. Seine Berater halten ihn an den Armen fest, einer gestikuliert frenetisch zu den Veranstaltern, die das Mikrofon sofort ausschalten sollten.

Rund um Emely und Lana brach Jubel unter den Klimaprotestlern aus. Diese Scenen liefen abends in Endlosschleife durch die Nachrichtensender quer durch Europa und natürlich auch in den USA. Mittendrin hielten Lana und Emely ihr berühmtes Plakat mit breitem Grinsen hoch.

Tuesdays for Tundra hat das Weltgeschehen bewegt, die Zukunft mitgestaltet, auch wenn die Welt und die Zukunft dies nicht so richtig wissen durften.

Ella umarmt ihre neuen Kolleginnen aus der internationaler Umweltbewegung und winkt in die Kameras. Ella 2.0 für sie gibt es nun auch kein Zurück mehr. Jetzt weiß sie sogar, dass im Juli die Sonne 24 Stunden am Tag auf die Tundra scheint, und es sogar dort angenehm warm sein sollte. Da geht’s hin im nächsten Sommerurlaub zu ihrer Freundin aus Lappland. Im Englischunterricht wird sie nun aufpassen wie noch nie zuvor. Geografie auch.

Lana drehte sich zu Emely, Freuden- Lach- und Ich-Muss-Pipi-tränen noch im Gesicht geschmiert. „Wär’s bei dir aber anders, wenn du die richtigen Dinger nehmen würdest?“

Erm….well, besser nicht. Ich mag meine Freunde und meine Familie. Und ich will, dass sie mich auch noch mögen. Und du?“ „

Nie im Leben. Bin jetzt crazy Mädchen. Viel Müll im Kopf. Und da bist allein du Schuld.“

Oh nein, das wollte ich aber nicht. Lana, das tut mir WIRKLICH leid.“

Emelyyy, du lügst!“







THE END…….



(Well, at least we thought it was, back then in November 2020…..)





© 2024 Simon Waddicor




Anmerkung von SimonWaddicor:

Zu wild? Oder einfach zu dumm? Wer kann Emely auf Dauer aushalten?

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