Die Alten sollen jetzt ja alle noch mal ran. Es könne nicht sein, dass der Mensch nur zwei Drittel seines Erwachsenenlebens arbeite und ein ganzes Drittel Rente beziehe, sagte neulich eine Politikerin, ich hab vergessen, wie sie heißt.
Daraufhin habe ich lange nachgedacht, was ich denn an Fähigkeiten noch anbieten könnte. Und kam sehr schnell zu dem Ergebnis, dass fast alles, was ich mal gelernt habe, heute nicht mehr gebraucht wird.
Steno? Ein Witz! Ich vermute, die meisten jungen Leute wissen heute gar nicht mehr, was das ist.
Maschineschreiben? Heute kann jeder mehr oder weniger schnell auf irgendeiner Tastatur herumtackern. Auf Form oder gar korrekte Rechtschreibung kommt es sowieso nicht mehr an.
Übersetzungen? Wozu hat man die KI erfunden?
Marketing-Kenntnisse? Saugt heute doch schon jeder mit der Muttermilch ein und weiß vor allem, wie man sich selbst am besten verkauft.
Von so profanem Sekretärinnen-Gedöns wie Reiseplanung anhand eines Kursbuches, telefonische Hotelbuchung mit Hilfe eines gedruckten Hotelführers oder Reisekostenabrechnungen will ich gar nicht reden. Das macht heute doch jeder mittelmäßig begabte Chef selbst online oder unterwegs am Tablet.
Somit fällt das gesamte Kaufmännische schon mal flach. Für körperliche Arbeit bin nur noch bedingt einsetzbar. Vielleicht ginge eine Arbeit, bei der vorwiegend Kontrolltätigkeiten ausgeübt werden und vor allem die Anwesenheit zählt? Concierge, Rezeptionistin, Pförtnerin? Hm, andererseits will man Besucher ja nicht gleich bei der Ankunft erschrecken. Telefondienst ginge vielleicht gerade noch, aber da ich nicht sehr redselig bin, könnte ich mir für diesen Job wesentlich Bessere vorstellen.
Und so komme ich zu dem Schluss: Ich bin nur noch sehr bedingt einsatzfähig, sprich quasi nicht mehr recycelbar. Also, Frau Reiche (so heißt sie, jetzt ist es mir wieder eingefallen): Bitte keine diesbezüglichen Vorschläge mehr. Ich werde sie nicht lesen. Denn auch mein Augenlicht ist momentan altersbedingt etwas eingeschränkt.